Dienstag, 20. März 2018

Tag 9: Ein Tag ohne Delphine ist machbar aber sinnlos


Kurz vor 5 Uhr klingelte der Wecker weil wir 5:30 Uhr für die Delphintour einchecken mußten. Es wäre schön gewesen, wenn man den Zuschauern eine realistischere Zeit genannt hätte, denn so früh müssen eigentlich nur die Schwimmer da sein, die sich komplett einkleiden müssen (Tauchanzug, Schnorkel, Flossen etc). Wir saßen eine ganze Weile rum bevor wir uns mit den anderen (die meisten waren Schwimmer, es gab nur eine handvoll andere Beobachter) in einen kleinen Saal begaben und dort ein Einführungsvideo über das Schwimmen mit Delphinen ansahen. Hier ging es vor allem um Verhaltensregeln, Sicherheitshinweise usw. 

Ich war ja 2006 schonmal mit Delphinen geschwommen und wollte das diesmal nicht. Tommy wäre ganz gern geschwommen aber erstens war kein Platz mehr für Schwimmer und zweitens kostest der Spaß 150 NZD (als Beobachter 95 NZD) und das hätten wir nicht ausgeben wollen. Übrigens hatte ich auch hierfür einen 10% Discount Voucher (Arrival Magazin!), den ich allerdings beim Buchen vergessen hatte. Ich habe dann bei den Mädels am Schalter angefragt, ob sie nachträglich noch was machen könnten und sie haben es an ihre Buchhaltung weitergegeben. Die Gutschrift ist inzwischen auf meiner Kreditkarte eingegangen.

Gegen 06:20 Uhr saßen wir im Bus und es ging nach South Bay, wo im Prinzip alle Touren starten (Whalewatch, Dolphin Encounter, Albatross Encounter usw). Hatten wir eine Stunde zuvor noch die Sterne am Himmel beobachten können, lies sich inzwischen der bald bevorstehende Sonnenaufgang erahnen. Die Gruppe wurde auf zwei Boote aufgeteilt und auf unserem Boot waren wir beiden die einzigen Beobachter. Wir legten ab und es sollte über eine Stunde dauern, bis wir endlich Delphine fanden. Diese hatten durch das Unwetter vor ein paar Tagen ihre Verhaltensmuster geändert und konnten deshalb nicht so ohne weiteres aufgespürt werden. Wahrscheinlich hat sich auch Unterwasser durch den Sturm einiges verändert und Nahrung war vielleicht nicht mehr so einfach zu finden. 

Die Schwimmer wurden alsbald ins Wasser gelassen und trugen durch ihre Geräusche und Bewegungen mehr zu unserer Belustigung bei als daß sie Aufmerksamkeit bei den Delphinen erzeugten. Das Prozedere wurde 3mal wiederholt, weil die Tiere recht schnell ihr Interesse verloren hatten und die Schwimmer ins Boot geholt werden mußten damit wir den Tieren folgen konnten. Währenddessen standen wir am Bug des Bootes und knipsten wie die Weltmeister, löschten allerdings später auch wieder weltmeisterlich Bilder von der Festplatte, da das Fotografieren von Delphinen unglaublich schwierig ist und mit einer hohen Ausschußquote verbunden ist. Wie hat man das nur damals in der analogen Fotografie gemacht.?

Inzwischen war Tommy gar nicht mehr so böse darum, daß er nicht mit ins Wasser durfte, denn dort hätte er kaum etwas von den Delphinen mitbekommen. Einer der Schwimmer bestätigte uns, daß die Sicht im Wasser schlecht war und das merkten wir auch beim Fotografieren, weil man sie schlecht und spät im Wasser sehen konnte. Vor allem wenn man keine Erfahrung im Umgang mit dem Schnorkel hat, ist man im Wasser eigentlich mehr mit sich selbst beschäftigt und bekommt Delphine meist nur zufällig beim Vorbeischwimmen bewußt mit.

Irgendwann mußten wir zurück nach South Bay und endlich gab es ein kleines Frühstück: heiße Schokolade und Ingwerkekse, da ja alle mit nüchternem Magen zu dieser Tour gestartet waren. Zurück an Land (inzwischen war es 10 Uhr) machten wir dann noch richtig Früchstück auf einer kleinen Parkbank, kauften noch ein paar Souvenire und nach einem Abstecher zum lookout mit herrlichem Ausblick auf Kaikoura verabschiedeten wir uns, um Richtung Christchurch zu fahren. State Highway 1 war aufgrund von Erdrutschen nach dem Unwetter übrigens in beide Richtungen gesperrt (nach Picton in den Norden und nach Christchurch in den Süden) uns so blieb nur die Inlandroute, die wir gestern bereits gekommen waren.

In Christchurch hatten wir eine Unterkunft in New Brighton gefunden, wo wir eincheckten und danach nochmal nach Lyttelton fuhren und die Corsair Bay fotografisch erkundeten. Da wir sowieso noch einkaufen und tanken mußten, fuhren wir anschließend noch in die Stadt weil ich neugierig war, wie sich die Innenstadt nach dem Erdbeben 2011 verändert hatte. 

Leider mußte ich feststellen, daß dort noch immer riesige Löcher klaffen und es macht den Anschein, daß dort nichts voran geht. Der Vermieter unserer Unterkunft meinte zwar, daß einiges erreicht wurde, aber es macht einen anderen Eindruck. Mein neuseeländischer Kollege hat mir inzwischen bestätigt, daß viele der früher ansässigen Firmen (Anwälte, Versicherungen usw) lieber in die Randgebiete ziehen und dort bereits gebaut haben und wahrscheinlich gar nicht mehr ins Stadtzentrum zurückkehren werden. Auch warten die Hotelbetreiber darauf, daß ein großes Convention Centre gebaut wird, bevor neue Hotels hochgezogen werden. Das Risiko, ein Convention Centre zu bauen ohne Hotels vor Ort zu haben, wollte aber auch niemand eingehen und so mußte die Regierung mit ins Boot geholt werden, damit dieses Zentrum überhaupt realisiert werden kann. Jeder wartet auf den anderen und keiner wagt den ersten Schritt. Die Kathedrale von Christchurch, als Wahrzeichen von vielen geliebt, hatte das Erdbeben leider nicht überlebt und statt dessen wurde eine vielgepriesene Kathedrale aus Karton erbaut. Diese soll, meinem Kollegen zu folge, inzwischen wieder abgerissen werden weil man eine neue Kathedrale errichten möchte. Es wird wohl noch viele Jahrzehnte dauern, bis das Stadtbild im Stadtzentrum Christchurchs wieder einen geschlossenen Eindruck macht. 









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