Donnerstag, 30. September 2021

Unser Sommerurlaub 2021

Sommer kann man das ja dieses Jahr eigentlich gar nicht nennen. Wir hatten 2 oder 3 Wochen viel zu heißes Wetter und seitdem dümpeln die Temperaturen so vor sich hin. Wir können das so genau sagen, weil wir im Dachgeschoss wohnen und sonst im Sommer dahinschmelzen. Die aufgestellten Ventilatoren liefen vielleicht 2x in diesem Jahr. Dazu kommen noch der viele Regen und die extremen Überschwemmungen im Westen des Landes, von denen wir dankenswerterweise verschont geblieben sind.

Die letzten Monate war ich immer der Meinung, dass wir nur geduldig sein müssen und sich der Sommer schon noch blicken lassen wird. Aber nun fallen hier auch schon die ersten Blätter von den Bäumen, sodass wir das Warten sein lassen können. Das wars dann halt dieses Jahr. Schwamm drüber und nach vorne blicken.

Unseren Urlaub haben wir an der Ostsee verbracht und zwar auf Usedom. Ich war schon ewig nicht mehr dort aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir immer am Strand gespielt haben. Es gibt auch zahlreiche Fotos davon. Da saß niemand dick eingemummelt herum, um sich vor der Kälte zu schützen. Auch diesmal waren wir einige Male am Strand und obwohl die Sonne schien, war es aufgrund des Windes so extrem kalt, dass ich an manchen Tagen sogar einen Pullover trug. Jamie ließen wir nie lange ins Wasser oder am Wasser spielen, weil er sowieso ständig ne Rotznase hat und wir ihm nicht den letzten Rest geben wollten.

Ich kann ehrlich gesagt die vielen Sonnenbadenden in ihren Strandkörben nicht verstehen, haben die nicht gefroren? Oder bin ich ein Weichei? Und es ging ja nicht nur mir so, selbst Tommy, dem es grundsätzlich immer zu warm ist, packte sich in seinen Badeponcho ein.

Kann mir eigentlich mal jemand den Reiz eines Strandkorbes erklären? Die Dinger sind für zwei Personen schon fast zu klein, wahlweise liegt oder sitzt man schwitzend eng beieinander und nach ein paar Stunden schmerzen wahrscheinlich die Lendenwirbel. Bräunen kann man nur die Vorderseite seines Luxuskörpers denn bäuchlings im Strandkorb sieht schon arg komisch aus. Ich habe das Gefühl, dass der Strandkorb besonders bei den territorialorientieren Urlaubern sehr beliebt ist, schließlich hat sich die Mehrzahl der Sonnenden ihr kleines Reich abgesteckt mittels mitgebrachter Stoffbahnen. Typisch Deutsch eben. Entweder es ist das Handtuch auf der Sonnenliege oder eben das exakt abgegrenzte Staatsgebiet um jedermanns Strandkorb. Dem sollte man dann auch bitte nicht zu nahe kommen.

Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass die Ostsee schon seit Jahren immer beliebter bei den deutschen Urlaubern wird und dieser Trend dürfte seit Corona und ungewisser Reiseziele im Ausland noch stark zugenommen haben. Wir wollen nicht meckern, schließlich hat jeder ein Anrecht auf seinen Urlaub. Aber es ist verdammt voll da oben. Unsere Ferienwohnung lag in Zinnowitz, ca. 11km entfernt von Wolgast. Wolgast gehört gar nicht zu Usedom, ist aber meiner Meinung nach die wichtigste Stadt für die Insel, weil sie die einzige Brücke zwischen deutschem Festland und Insel Usedom beheimatet. Das bedeutet zwangsläufig aber auch, dass jeder Urlauber durch dieses Nadelöhr durch muss und das wiederrum bedeutet an jedem ganz normalen Tag, dass man für eine Strecke, die sonst bequem in 15 Minuten zurückzulegen ist, mindestens 45 Minuten benötigt. Als Urlauber ist das zwar nervig aber machbar, schließlich hat man Zeit. Aber was ist mit der lokalen Bevölkerung, die unter diesen Umständen versucht, ihr ganz normales Leben zu führen? Es gibt keine anderen Brücken also kann man das Problem nicht umfahren.

Falls es jemanden interessiert, wie man in Mecklenburg Vorpommern Urlaub gemäß der Corona Verordnungen umsetzt, hier nur ein ganz kurzer, sicherlich nicht repräsentativer Erfahrungsbericht. Die Corona Verordnung sah vor, dass man mindestens getestet sein muß, um in MacPom Urlaub machen zu können. Wie sinnvoll das für eine Ferienwohnung ist, sei mal dahingestellt, aber über Sinn und Unsinn denkt man bei den Verordnungen schon längst nicht mehr nach. Wir haben uns also zu Hause testen lassen um die Ergebnisse bei Schlüsselübergabe zu präsentieren. Die Schlüssel lagen allerdings unter der Fußmatte und die hat sich nicht sonderlich für unsere Testergebnisse interessiert. Später fanden wir noch einen Aushang, dass es nicht Aufgabe des Hausmeisters sei, Impfpässe oder Testergebnisse zu kontrollieren und dass Gäste dies doch bitte mit den jeweiligen Eigentümern der Ferienwohnungen klären sollten. Einen Eigentümer der Fußmatte haben wir nie zu Gesicht bekommen und so blieben die Testergebnisse unkontrolliert.

Nun zu Usedom. Der feine Sandstrand der Ostseeküste erstreckt sich mit 42km Länge von Peenemünde im Nordwesten bis nach Swinemünde im Osten der Insel, wo man sich schon in Polen befindet. Wer Zeit und Lust dazu hat kann die gesamte Ostseeküste ablaufen und dabei den verschiedenen Seebädern und Kaiserbädern einen Besuch abstatten oder sich fernab von Touristen ein ruhiges Plätzchen zum Sonnenbaden suchen. So wie wahrscheinlich die Mehrzahl der Besucher haben auch wir jeder Seebrücke einen Besuch abgestattet und mit unseren Nasen die frische Seeluft geschnuppert. Das Bild ähnelte sich in allen besuchten Seebädern: eine überlaufene Seebrücke; die Uferpromenade voll von Spaziergängern und Fahrradfahrern; einige wenige mutige Badende, die den hohen Wellen trotzten und die Bänke der Uferpromenaden waren alle belegt von sonnenbadenden dösenden Rentnern. Restaurants, Cafés und Eisdielen waren auch alle gut besucht, meist draußen voller als innen was wohl der 3G Regel geschuldet sein dürfte. Wir machten auch einen kleinen Abstecher auf die polnische Seite. Wir können gar nicht mit Sicherheit sagen woran es lag, aber alles wirkte viel entspannter. Dort ist alles weniger dogmatisch, wer eine Maske tragen will, tut es und die anderen tun es eben nicht. Niemand wird dafür blöd von der Seite angeschaut. Swinemünde ist deutsche Urlauber gewohnt und man kann überall mit Euro zahlen. Allerdings sind die Preise meist trotzdem nur in Zloty ausgewiesen und so muss man entweder nachfragen oder selbst rechnen. Für Jamie war dieser Ausflug auch etwas ganz Besonderes da wir im Waldstück, auf dem Weg zur Strandpromenade, einen Maulwurf dabei beobachten konnten, wie er sein Heimatloch wiederzufinden versuchte. Ich finde es immer schön, wenn wir den gemalten Bildern aus den Büchern ein reales Bild entgegensetzen können damit Kinder ihre Umwelt besser verstehen lernen. Peenemünde ist einen Ausflug besonders dann wert, wenn man sich für ehemalige Kriegsschiffe (zu besichtigen sind das U-Boot U-461 der baltischen Flotte sowie ein ehemaliges Raketenschnellboot der Volksmarine) interessiert und generell etwas über die Geschichte der Region erfahren möchte. Von 1936 bis 1945 befand sich dort die Heeresversuchsanstalt Peenemünde und die Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West, wo V2 Flugkörper getestet und ausgereift wurden. Bis 1952 wurde das Gelände von den Truppen der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland genutzt, danach von der Nationen Volksarmee der DDR. Bis zur Wiedervereinigung war das gesamte nördliche Gebiet der Insel Usedom Sperrgebiet der Nationalen Volksarmee, die dort einen wichtigen militärischen Flugplatz betrieb. Das Kraftwerk der Heeresversuchsanstalt war noch bis 1990 in Betrieb und dient inzwischen als Historisch- Technisches Museum. Die Hafen Bar „Zum Dünnen Hering“ können wir wärmstens für den guten Service und das gute Essen an Board empfehlen. Die Bedienung scherzt mit ihren Gästen, Kaltgetränke holt man sich selbst aus dem Kühlschrank und auf das bestellte Essen wartet man nicht lang. Auch ein Campingplatz befindet sich im Hafengebiet und wir haben uns bereits vorgenommen, nochmal mit unserem Ludwig vorbeizukommen, um mindestens eine Nacht hier zu verbringen. Während unserer 2 Wochen Urlaub haben wir es recht ruhig angehen lassen, wir wollten gar nicht jeden Tag unterwegs sein. Eine Bootstour war dennoch Pflicht und so schipperten wir in einer 2-stündigen Tour über das Achterwasser. Das ist eine vom Peenestrom gespeiste große Lagune, die dem Festland zugewandt ist und zahlreiche Inseln, Halbinseln und Buchten aufweist. Eine Bootsfahrt auf der Ostseeseite hätten wir natürlich auch machen können aber durch den Wind wäre diese nicht so gemächlich verlaufen wie im geschützten Achterwasser.

Wer mal keine Lust auf Strand hat und seine Kinder trotzdem beschäftigen will, hat das Erdbeerland Koserow gleich vor der Haustür. Das Erlebnis Dorf ist eine Mischung aus Freizeitpark, Hofladen, gläserner Manufaktur und Restaurantbetrieb; der Eintritt ist kostenlos aber für einige Attraktionen zahlt man eine kleine Gebühr. Zu kaufen gibt es alles ums Thema Erdbeere, natürlich auch selbstgemachte Erdbeermarmelade, Seifen, selbstgerösteten Kaffee, selbstgemachte Bonbons, Eiscreme und Schokolade. Ein eigener Bäcker ist auch vor Ort. Unserer Meinung nach ist das Konzept gut durchdacht. Vielerorts kann man sich als Familie schon den Eintritt zu bestimmten Attraktionen kaum leisten, was hier komplett entfällt. Reinkommen kann jeder. Und selbst wenn man als Geringverdiener kein Geld für die zahlungspflichtigen Attraktionen hat, so bleiben den kids immer noch genügend andere Dinge zum Ausprobieren und Spielen. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass es hier immer voll ist aber die Kinder stört das kaum.

Empfehlen können wir Usedom auf alle Fälle, aber wer es irgendwie einrichten kann, sollte seinen Urlaub in die Nebensaison verlegen. Das hilft auch den Einheimischen über umsatzschwache Zeiten hinweg.