Dienstag, 27. Dezember 2022

Unsere Großbritannien Reise: Die Highlights in Nordirland Teil 1

 

Nordirland, und hier speziell die Causeway Coastal Route, sind ein ganz spezielles Stück Erde gespickt mit zerklüfteten Küsten, sanften Höhenzügen, tiefblauer See und sattgrünen Wiesen sowie Meeresküste, Berggipfeln, geschäftigen Städten, malerischen Dörfchen und ehemals verkehrsreichen Häfen. Die Coastal Route beginnt kurz nach Belfast und endet nach 190 km in Derry (Londonderry). Dies ist allerdings nur die Hauptroute, von der sich zusätzliche Scenic Routes (was in Deutsch etwas umständlich mit malerischer Fahrstrecke umschrieben wird) abzweigen und weitere 410 km zum Fahrvergnügen beisteuern. Es gibt zahlreiche Touranbieter, die Touristen im Bus (von Klein- bis Reisebus) von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten fahren und besonders beliebt sind seit ein paar Jahren die Touren, die die Drehorte der Fernsehserie Game of Thrones abfahren und die zahlende Kundschaft fürs Erinnerungsfoto in angebliche Originalkostüme steckt und aus dem Nähkästchen plaudert (falls der Guide in irgendeiner Weise in die Dreharbeiten der Kultserie involviert gewesen ist).

Da wir 2019 bereits in Nordirland und Irland herumgetingelt sind, haben wir einige Sehenswürdigkeiten bewusst ausgelassen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: 1) einmal anschauen hat gereicht 2) mit Kind vielleicht etwas gefährlich oder aus anderen Gründen nicht machbar 3) die Strecke wollen wir unserem Wohnmobil nicht zumuten.

Seit unserem Urlaub sind etwas mehr als 3 Jahre vergangen und damals waren wir mit dem Mietwagen unterwegs. Wenn man mit dem Womo, und hier speziell mit einer größeren Ausführung, unterwegs ist, nimmt man die Dinge ganz anders wahr und schaut auch ganz anders auf Straßen, Parkplätze oder die lokalen Gegebenheiten im Allgemeinen. Wir haben Nordirland als sehr unfreundlich gegenüber Wohnmobilreisenden empfunden. Am Besuch vieler Attraktionen wird man von vorneherein ausgeschlossen, weil der Parkplatz mit einer Höhenbarriere versehen ist. Wir können verstehen, dass die Vanlife Bewegung in den letzten Jahren Überhand genommen hat und man versucht, der wachsenden Zahl von Übernachtungen auf solchen Parkplätzen zu begegnen. Aber kann man die Höhenbarriere nicht tagsüber öffnen und abends schließen, so wie es viele Shoppingcenter in den Städten machen? Fakt ist, wenn ein Wohnmobil nicht auf den Parkplatz raufkommt und in der Nähe nicht parken kann, dann fährt man eben weiter. Dann geben diese Touristen dort eben kein Geld aus; kein Eintrittsgeld, keine Souvenirs, kein Kaffee und Kuchen im Café. Gerade dies wirft man den Touristen im Wohnmobil oft vor, dass sie nur in ihrer „Bude“ hocken und dort Kaffee trinken, anstatt ihr Geld irgendwo im Ort auszugeben. Aber wie es in den Wald hineinschallt….

Seit Covid hat sich das System des Vorbuchens weitestgehend etabliert. Was damals durchaus Sinn machte, um die Besucherströme zu organisieren und Massenansammlungen zu vermeiden, wird inzwischen unserer Meinung nach ad absurdum geführt. Beim Giants Causeway zahlt man keinen Eintritt für den Besuch des Causeways. Man verdient an den Parkgebühren. Hier zahlt man inzwischen nicht mehr per Auto, sondern per Insassen (pro Erwachsender 13,50 Pfund, pro Kind 6,50 Pfund). Da wir dieses System bereits aus 2019 von den Cliffs of Moher kennen, stellte sich nur Tommy mit unserem Womo in der Schlange für den Parkplatz an, nur um wieder davongeschickt zu werden. Wir hatten keine Buchung. Für den Parkplatz! Und das an einem Montag im Oktober, also in der Nebensaison. Ein paar Meter weiter gibt es einen Ausweichparkplatz für all diejenigen, die ohne Buchung anreisen und der war natürlich gerammelte voll. Wir quetschten uns trotzdem noch mit unserem Womo dazwischen und zahlten sogar nur 10 Pfund für das Fahrzeug, unabhängig von der Anzahl der Insassen.

In den Städten sieht es genauso schlecht mit dem Parken aus, aber das ist nicht auf Nordirland beschränkt. Es gibt gefühlt hunderte Parkplätze für Rollstuhlfahrer, ausgewiesene größere Parkbuchten für Reisebusse aber nichts für Wohnmobile. Schafft man es, zwei hintereinander liegende Parkplätze zu finden, zahlt man auch für beide. Manchmal ist man allerdings nur durch die Dummheit der Mitmenschen gestraft. Die parken nämlich auch ganz gern auf den wenigen vorhandenen Womo Stellplätzen, weil die halt so schön groß sind.

Hier also unsere Highlights für Nordirland, wobei die Reihenfolge keine Wertigkeit darstellen soll. Wer die Punkte auf der Karte mitverfolgt, wird erkennen, dass sie, von Belfast beginnend, aufgezählt sind.

1)     Blackhead Lighthouse in Whitehead

     Whitehead hat uns so gut gefallen, dass wir dort sogar zwei Nächte verbracht haben. Der Parkplatz ist weiträumig, wir hatten unsere Ruhe und blickten direkt aufs Meer und auf den Blackhead Leuchtturm. Die kleine Wanderung zum Leuchtturm ist ebenerdig und Jamie konnte sogar mit seinem Laufrad fahren. Unterhalb des Leuchtturms gibt es einige Höhlen und eine dieser Höhlen war Anfang der 1800 Jahre sogar bewohnt.  Thomas McCartney kam damals in die Gegend und begann als Lehrer zu arbeiten. Das war damals nicht unüblich, denn ein etabliertes Schulsystem gab es noch nicht und die Kinder wurden von erfahrenden Erwachsenen in Grundfächern wie Lesen, Schreiben und Mathematik unterrichtet, ohne dass diese als Lehrer ausgebildet waren. Er lebte einige Jahre in der später nach ihm benannten „McCartney´s Cave“ bevor er in ein kleines Geschäftshaus in Fairview umziehen konnte. Die Wanderung führt an mehreren Höhlen vorbei, um das Festland herum, auf dem der Leuchtturm steht und an einer Stelle sogar durch den Berg hindurch. Auf der anderen Seite angelangt, winden sich einige Stufen den Berg zum Leuchtturm hinauf. Dort kann man seinen Spaziergang mit herrlichem Ausblick auf den Blackhead Path und Whitehead fortsetzen, bevor man von den Stufen wieder nach unten zum Küstenweg geleitet wird.

 

Der Blackhead Leuchtturm wude am 1. April 1902 in Betrieb genommen, ist 16 Meter hoch und wurde damals mit einem Nebelschallsignal betrieben. Bis 1965 ertönte in der Dunkelheit eine Explosion, die von einem hellen Blitz begleitet wurde, der bis zu 18 Seemeilen wahrgenommen werden konnte. Ab September 1965 konnte dieser Blitz elektrisch erzeugt werden, was die Sichtbarkeit auf 27 Meilen erhöhte. 1972 wurde der Betrieb der Nebelschallsignale eingestellt. Dort, wo früher der Sprengstoff für die Signale aufbewahrt wurde, findet sich heute die Elektronik für das ferngesteuerte Radarsystem, mit welchem die Mitarbeiter des Hafens in Belfast alle Schiffsbewegungen beobachten und kontrollieren können. Die früheren Unterkünfte der Leuchtturmwärter werden heute als Feriendomizile vermietet.

 


      2)  9 Glens of Antrim

Die Glens of Antrim befinden sich im gleichnamigen Verwaltungsbezirk Antrim im Nordosten und bestehen aus neun von der Küste landeinwärts reichenden Tälern (=glens). Diese sind von Süden zum Norden folgende Täler: Glenarm, Glencoy, Glenariff, Glenballyeamon, Glenaan, Glencorp, Glendun, Glenshesk, Glentaisie. Wie unschwer zu erkennen ist, steckt das Wort glen (Tal) in jedem der Namen. Glendun zum Beispiel bedeutet Tal des (Flusses) Dun.

Nicht grundlos werden die Glens als area of outstanding natural beauty bezeichnet, also als landschaftlich besonders schönes Gebiet. Keines der Täler gleicht dem anderen, sie sind alle einzigartig, haben eine besondere Geschichte und sind durch ihre geographische Nähe zum Meer landschaftlich besonders reizvoll. Wir werden hier nicht alle aufführen, aber näher auf die eingehen, denen wir einen Besuch abgestattet haben.  

 

 Glenarm: bedeutet valley of the army, Tal der Armee. Im dazugehörigen Ort gibt es das bedeutsame Glenarm Castle mit seinem schön angelegten Garten. Wir verbrachten die Nacht am Yachthafen von Glenarm und erkundeten den Ort durch einen kleinen Spaziergang. Hervorzuheben ist der liebevoll angelegte und sehr geräumige Spielplatz, den wir natürlich genauer unter die Lupe nahmen. Die Ortschaft wirkte sehr verschlafen, schon fast verlassen, da wir kaum Einheimische zu Gesicht bekamen. Wir liefen zur Toreinfahrt des Schlosses, die erwartungsgemäß verschlossen war und schafften es später dennoch, einen Blick auf Glenarm Castle zu erhaschen, als wir durch den Wald und am Glenarm River entlang spazierten. Dort fanden wir haufenweise Kastanien, die Jamie dann immer gern in unseren Hosentaschen verstaut, weil da einfach mehr rein passt. 

 

 

 

Glencoy: bekannt als valley of the sword (Tal des Schwertes) oder als valley of the hedges (Tal der Hecken). Glencoy ist eines der größten der Glens, durchdrungen von Geschichte und gesegnet mit reichlich Ressourcen. Als solches war es sehr wahrscheinlich ein wichtiger Standort für die Produktion von Feuersteinen und in der jüngeren Geschichte bildeten die Kalksteinfelsen der Umgebung die Grundlage einer geschäftigen Mineralindustrie. Diese ging vom Dorf Carnlough aus, wo sich noch heute ein stillgelegter Steinbruch befindet. Auf diesen stießen wir eher zufällig nach unserem Besuch der Cranny Falls. In Erinnerung bleiben wird uns Carnlough aber eher aus kulinarischen Gründen, denn bei unserer Wanderung zu den Cranny Falls kamen wir aufgrund der üppig gefüllten Brombeerbüsche kaum vom Fleck. Auf dem Nachhauseweg füllten wir dann die leere Brotbüchse und holten sogar noch eine weitere Schüssel aus dem Womo, weil wir die zahlreichen vernachlässigten Brombeeren nicht sich selbst überlassen wollten. Daraus wurde ein leckerer Brombeerstreuselkuchen, der leider nicht lange unter uns weilte.  
 
Glencorp: bekannt als valley of the body oder glen of the dead (Tal des Körpers / Tal der Toten). Keine Sorge, Tote haben wir dort nicht gesehen. Einen Stopp haben wir dort nicht eingelegt, aber die coastal route führt durch die gesamte Länge dieses Tals und bietet herrliche Ausblicke auf Berge auf der einen und sanfte Hügeln auf der anderen Seite der Straße.  
 
Glendun: bekannt als das Tal des braunen Flusses oder das Tal des Flusses Dun und landschaftlich sehr abwechslungsreich. Steile Berge umgeben das Tal und eine enge Straße schlängelt sich von den tundraartigen Hängen des Berges Slieveanorra durch üppigen Wald bis zum Dorf Cushendun. Game of Thrones Fans kennen diesen Ort natürlich, denn in den Höhlen von Cushendun haben Dreharbeiten zur erfolgreichen Serie stattgefunden. Dementsprechend beliebt ist der Ort bei den Game of Thrones Touren, aber wir hatten Glück und beobachteten nach unserem Besuch, wie 3 Tourbusse ihre Insassen ausspuckten und sich diese über den sehr kleinen Ort ergossen. Wir hatten die Höhlen vorher noch fast für uns allein gehabt.

 
 
Das Erstaunliche an den Cushendun-Höhlen ist, dass sie sich vermutlich vor über 400 Millionen Jahren gebildet haben. Die unglaublichen Felshöhlen in den Klippen wurden im Laufe der Zeit auf natürliche Weise durch Wind und Wasser erodiert. Wir übernachteten in dem kleinen geschäftigen Hafen und genossen das Aufwachen zu Meeresrauschen sowie die Nähe zum Wasser, was Jamie natürlich wieder zum ausgiebigen Steineversenken veranlasste. 
 
Hier gehts weiter mit Teil 2












 

Montag, 12. Dezember 2022

Unsere Großbritannien (+Irland) Reise: fast alles ums Thema Gas: Beschaffung, Probleme und mögliche Alternativen

 

Dieses Thema zeigt so wunderbar, dass man sich vor einer Reise noch so fleißig im Internet belesen und Erfahrungsberichte studieren kann. Am Ende kommt es meist doch ganz anders. Erstmal vorneweg: Gas (genauer ein Butangemisch) braucht man im Wohnmobil für vielerlei Dinge: zum Kochen, zum Kühlen des Kühlschranks und zum Heizen (a) Warmwasser und b) Innenraumheizung). Wir haben Platz für zweimal 11kg Gasflaschen und in Deutschland werden diese im Baumarkt meistens nur noch getauscht (voll gegen leer) und in wenigen Verkaufsstellen sogar noch aufgefüllt. Die Stahlflaschen sind nicht gerade leicht und daher bevorzugen viele Gasflaschen aus Aluminium, die circa die Hälfte wiegen. Wie einfach es ist, für diese Anlaufstellen zu finden, wo man Aluflaschen tauscht, wissen wir nicht. Und ob es in Deutschland einfacher oder schwieriger als im restlichen Europa ist, wissen wir auch (noch) nicht.

Die folgenden Ausführungen werden etwas umfangreicher sein. Vielleicht verirrt sich mal jemand zu unserem Blog, dem diese Informationen nützlich sind, weil er selbst im Wohnmobil durch Großbritannien reist, deswegen gibt es neben den Ausführungen auch ein paar Links zum Nachlesen dazu. Stand der Dinge ist Sommer/Herbst 2022. Wer wissen möchte, wie wir es geschafft haben, die Anzahl unserer ursprünglich 2 Gasflaschen auf 5 zu erhöhen und das, wo man momentan überhaupt keine neuen Flaschen mehr kaufen kann, der lese bitte weiter und staune. 

Vor unserer Reise hat sich meist Tommy zu diesem Thema belesen. Fazit:         

Man braucht einen Adapter, um die englischen Flaschen an das deutsche System anzuschließen. Es gibt ein Adapterset mit verschiedenen Anschlüssen, passend auch für andere Länder und dieses haben wir uns besorgt. Einige wenige Stellen füllen deutsche Flaschen auf. So habe ich in einigen Foren gelesen. Supi, dann kann man ja dort anfragen. 

 

Mit diesem Wissensstand fuhren wir also los. Nachdem sich unsere 1. Flasche aus der Heimat dem Ende neigte und wir begannen, uns in England nach Gasflaschen umzusehen (der Anbieter dort ist CALOR Gas), kam dann das böse Erwachen. Es gab keine Flaschen zu kaufen. Sie standen zwar dort in ausreichender Menge herum, aber der Verkauf von Flaschen war nicht möglich. Als Begründungen bekamen wir mehrere Varianten zu hören; der Leser darf sich gern seine eigene Meinung bilden. 1) Gasmangel aufgrund des Ukrainekrieges 2) Gasmangel wegen Covid 3) genereller Mangel wegen Covid. Ein CALOR Lieferant erzählte uns, dass es nicht am fehlenden Gas läge, sondern am Mangel an Gasflaschen; sie bekommen einfach nicht genug Stahlflaschen und deswegen müssen die genutzt werden, die im Umlauf sind. Man bekommt nur dann Gas, wenn man eine leere Flasche gegen eine volle Flasche tauscht. Schön zu hören, dass es also keinen Gasmangel gibt, aber was sollen wir denn zum Tausch anbieten? Unsere deutschen Flaschen wollen sie jedenfalls nicht.

Dazu kommt, dass man in England mehrere Sorten Gas kaufen kann, was man an den verschiedenen Farben der Gasflaschen erkennt. Die blauen Flaschen beinhalten Butan, die roten Propan und dann gibt’s noch grüne Flaschen für den Gasgrill. Butan hat einen sehr viel höheren Siedepunkt (-2°C) als Propan (-45°C) woraus sich auch die unterschiedlichen Einsatzgebiete (Außenbereich oder eher drinnen) ableiten. Wer mehr über die verschiedenen Gastypen erfahren möchte, folge bitte dem Link zu CALOR

Jede Sorte Gas gibt’s dann noch in verschiedenen Größen. Auf der Webseite von CALOR ist das System der verschiedenen Kategorien beschrieben, die sich aus verschiedenen Gastypen und Flaschengrößen zusammensetzen (siehe hier). Theoretisch kann man zwischen den verschiedenen Größen und Gastypen innerhalb einer Kategorie hin und her tauschen. Aber eben nur in der Theorie. Dazu aber später mehr.  

In Gweek (Cornwall) bekamen wir vom Kiwi John eine volle blaue 4,5kg Butanflasche geschenkt; das ist die kleinste Größe. Propan wäre uns zwar lieber gewesen weil es weniger kälteempfindlich ist als Butan, aber einem geschenkten Gaul …..  Um Probleme wegen geringer Temperaturen zu vermeiden, haben wir die Gasflasche seit unserem Aufenthalt in Schottland ganz liebevoll in eine Rettungsdecke eingepackt, damit sie es im Gaskasten schön warm hat. Kurz flammte Hoffnung auf, als wir lasen, dass man innerhalb der Kategorien auch in andere Größen tauschen kann, aber das entpuppte sich als veralterte Information. In der Zwischenzeit hatten wir nämlich erfahren, dass das Tauschen in einer Kategorie auch nicht mehr möglich ist, sondern nur noch gleiche Farbe und gleiche Größe. 



 

 

 

 

 

 

 

 

An unserem zweiten Tag in Schottland kam Katja auf unserem Stellplatz mit einem netten Pärchen ins Gespräch und nachdem eins zum anderen führte, schenkten sie uns eine 6kg Propan light Flasche mit noch etwas Gas drin. Wir waren total baff. Eigentlich hätte damit unser komplettes Gasproblem gelöst sein können. Wir hatten Propan und wir hatten eine größere Flasche, die auch länger halten würde. Was will man mehr? Tja einen passenden Anschluss zum Beispiel. Aus irgendeinem Grund sind die Anschlüsse der Gasflaschen für Butan und Propan unterschiedlich und das Adapterset bietet nichts Brauchbares. Schlimmer noch, überall wo wir nachfragen und wo sich die Händler unser Problem genauer ansehen (also auch mit rauskommen, um sich die Verbindungen, Anschlüsse usw. im Womo anszusehen) bekommen wir zu hören, dass es solch einen Anschluss standardmässig nicht gibt oder dass sie sowas noch nie gesehen hätten. Einer meinte, ihm hätte mal jemand sowas spezialangefertigt und er gab uns sogar die Adresse, aber auch dort konnte man uns nicht weiterhelfen. Wunderbar. Jetzt fuhren wir also eine Flasche rum, die zwar all unsere vorherigen Wünsche erfüllte (richtiges Gas, richtige Größe), die wir aber wegen eines fehlenden Anschlusses nicht benutzen können.

Als es in Schottland darum ging, unsere leere 4,5kg Flasche zu tauschen, kam dann der nächste Schock. Die hatten alle nichts kleines, teilweise angeblich schon seit Monaten nichts mehr reinbekommen. Wir klapperten mehrere Tankstellen ab und bekamen überall Absagen. Irgendwann kam Katja auf die Idee, bei der CALOR Hotline anzurufen und die stellten dann eine Verbindung zu einem Händler in der Gegend her. Dem stellten wir beide Flaschen auf den Hof (4,5 Butan blau und 6kg Propan light rot) und warteten einfach mal, was er uns anzubieten hatte. Erstmal hatte auch er kein Verbindungsstück für die rote Propanflasche, wollte sie uns aber nicht abnehmen, weil ja noch was drin war und wir ja vielleicht woanders Glück haben könnten mit dem Schlauch. Also verkaufte er uns für 1x4,5kg leer gleich 2x4,5kg volle Butanflaschen. Es ging also doch, eine Flasche einfach so zu kaufen. Zumindest in Schottland. Oder vielleicht hatte er Mitleid mit uns.

4,5kg Gas sind nicht viel und so galt es, unseren Gasverbrauch zu minimieren. Unser Erfahrungswert nach einigen Monaten reisen sind 17 Tage, die wir mit der kleinen Flasche hinkommen. Allerdings nur unter Berücksichtigung einiger Sparmöglichkeiten. Soll heißen: kein Heizen (funktionierte aus irgendeinem Grund sowieso nicht), Kühlschrank nur auf kleinster Stufe (bei kühleren Temperaturen durchaus machbar) und während der Fahrt wird der Kühlschrank von der Innenraumbatterie gespeist, weil sie gleichzeitig auch geladen wird. Beim Kochen verbraucht man relativ wenig Gas, aber dennoch wollten wir auch hier einsparen und schauten uns nach einem Campingkocher um. Wir ergatterten einen in Glasgow, nachdem wir einige Male vorher Pech hatten; die Saison für Campingkocher war bereits zu Ende gegangen. Für den Campingkocher benötigt man Campinggas Kartuschen (CP250) mit 220g Inhalt, was leider nur 2-3 Tage hält, je nach Kochverhalten. Heißes Wasser machen wir auch über den Campingkocher und nicht über die Therme. Das spart Gas aus der CALOR Flasche und bei den kälteren Temperaturen müssen wir nicht befürchten, nachts unser Wasser aus der Therme zu verlieren. Die öffnet sich nämlich und entsorgt das Wasser damit bei Temperaturen um den Nullpunkt nichts gefriert.  

Inzwischen hat sich die Anzahl unserer mitgeführten Gasflaschen von 2x11kg erhöht auf insgesamt 5 Gasflaschen (zusätzlich noch 1x6kg Propan und 2x4,5 Butan). Wenn uns das jemand zu Beginn in England gesagt hätte, als wir verzweifelt versuchten, eine (!) Flasche zu finden. Mal schauen, was wir damit machen, wenn wir wieder nach Hause fahren.

In Irland ist CALOR nicht mehr so weit verbreitet, hier nennt sich das ganze FLO Gas. Die nehmen teilweise die CALOR Flaschen nicht an, weil es eine andere Firma ist. Bei unserem Tauschversuch hatten wir mal wieder Glück. Der Ladeninhaber wollte unsere CALOR Flasche auch nicht, erinnerte sich dann aber, dass er schon seit Ewigkeiten eine orangene 4,5kg Flasche (auch Butan, hier sind die Farben halt wieder anders) in der Ecke stehen hat, die er nicht los wird. Tommy probierte den Anschluss und da er bei uns passte, kamen wir ins Geschäft. Wir hatten eine neue volle Flasche (FLO Gas) und der Händler war sichtlich erleichtert, die rumstehende Flasche endlich losgeworden zu sein. Warum die Anschlüsse so unterschiedlich sind, konnte er uns übrigens nicht sagen, er hat von dem ganzen Kram keine Ahnung, er verkauft das nur. Herrlich, wie ehrlich die hier sind!

In Irland haben wir übrigens noch ein ganz anderes Problem. Die haben einen Mangel an Campinggas Kartuschen. Wir schätzen, dass sich die Iren mit dem Zeug eindecken, falls Energie teurer wird. Der Händler mit der orangenen Flasche erzählte Tommy, dass er sich letztens auch einen Campingkocher und Campinggas gekauft hat und gab auch den Laden preis. Wir fuhren sofort hin. So einfach sollte es natürlich nicht sein, Tommy wurde noch 3 Stationen weitergeschickt, bis er endlich für 50 Pfund Campinggas einkaufen konnte. Damit reichen wir auf alle Fälle bis zum Ende unseres Aufenthaltes in Irland. Wir sind zufrieden mit der gefundenen Lösung, auch wenn es bedeutet, dass wir mehr Müll produzieren (alle paar Tage eine leere Campinggasflasche). Wie wir die 4,5kg Gasflaschen vor unserer Abreise los werden, wissen wir noch nicht. Aber bisher hat sich immer eine Lösung aufgetan deswegen sind wir zuversichtlich.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Man kann sich vorher informieren wie man will. Letzten Endes kommt es anders als man denkt und man muss flexibel auf die Situation reagieren. Aufgrund der ganzen Rennerei haben wir überhaupt nicht versucht, jemanden zu finden, der nach Aussagen im Wohnmobilforum deutsche Gasflaschen auffüllt. Wofür man übrigens auch wieder ein spezielles Adapterset zum Füllen benötigt. Ein Gefühl sagt mir, dass das einfach keiner mehr macht. Es füllt ja generell keiner mehr Flaschen auf. Ich vermute, das hängt auch mit Sicherheitsfragen zusammen und weil man speziell ausgebildetes Personal dafür benötigt (irgendeinen Schein muss man dafür sicherlich gemacht haben). Das kostet Geld. Und beim ständigen Personalwechsel an Tankstellen, in Baumärkten etc kann sich das doch kein Betreiber mehr leisten. Da ist es einfacher (sicherlich nicht billiger, wenn man Transportkosten etc berücksichtigt und von der Umweltbelastung sprechen wir gar nicht erst) wenn man leere und volle Gasflaschen durchs ganze Land karrt und einfach auf den Hof gestellt bekommt, was man bestellt hat.

Laut Recherchen gibt es inzwischen nur noch zwei Anbieter hier auf der Insel, die deutsche Flaschen auffüllen. Einer soll in Belfast sein, den anderen (CALOR höchstpersönlich) haben wir selbst aufgesucht, und zwar in Whitegate, in der Nähe von Cobh. Falls das jemand mal suchen sollte, hier die Koordinaten (N 51.818382 W 8.254982), da es nicht einfach zu finden ist. Nicht in der Ölraffinerie nachfragen, denn dort ist man falsch – allerdings ist das Personal an der Pforte bereits auf Nachfragen eingestellt und beantwortet diese souverän und mit Humor. Aufgefüllt haben sie unsere Flasche übrigens auch nicht, aber sie tauschten die deutsche Flasche leer gegen voll. Das Problem ist hier nicht die Nationalität der Gasflasche sondern der Verschluss, deshalb ist sonst niemand an unseren Flaschen interessiert. Die 6kg Propan Flasche haben wir denen auch gleich überlassen, ohne monetäre Gegenleistung aber das war uns egal. Erstens hatten wir ja auch nichts dafür bezahlt und zweitens waren wir einfach nur froh, schonmal eine Flasche leichter zu sein. Wir sind also inzwischen bei 4 Gasflaschen von ursprünglich 2.

Mit dem Tausch der großen 11kg Flasche löste sich rein zufällig auch ein weiteres Problem, welches uns zunehmend zu schaffen machte. Unsere Heizung wollte einfach nicht funktionieren und wir fanden den Grund dafür nicht. Bei zunehmend geringer ausfallenden Temperaturen kein Zuckerschlecken! Nachdem wir zur Fehlerbehebung wirklich alles ausprobiert hatten, schlossen wir einfach mal die große Gasflasche an und testen die Heizung. Und Voila! Sie funktionierte. Eine Erklärung haben wir dafür nicht, haben aber den Adapter in Verdacht, der zwischen irische Flasche und deutschen Anschluss geschaltet ist. Vielleicht lässt der nicht genug Gas für die Heizung durch? Zum Kochen und für den Kühlschrank reicht es allerdings. Das soll noch einer verstehen...

Und falls sich jetzt noch jemand fragt, wie wir die ganze Gassituation bei unserer Abreise auflösen wollen, dem sei erklärt, dass natürlich unser Ziel darin besteht, eine oder beide irische Gasflaschen auf der Insel zu belassen. Deswegen ist tagsüber für den Kühlschrank die kleine 4,5kg Flasche angeschlossen (der Kühlschrank läuft jetzt meistens den ganzen Tag über Gas, weil wir aufgrund der kurzen Fahrtstrecken nicht genügend Strom auf die Innenraumbatterie bekommen und diese nicht ausreicht um den Kühlschrank zu betreiben) und abends schließt dann Tommy die große 11kg Flasche an, damit wir heizen können und morgens nicht bei einstelligen Temperaturen erwachen. Bevor wir aufbrechen, wird dann wieder die 4,5kg Flasche für den Tag angeschlossen und so geht das Spiel nun noch bis zu unserer Abreise Ende November. Das Gas in den großen Flaschen ist uns momentan heilig, weil wir nur damit heizen können! 

 

Anschluß deutsche Flasche:  


    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 so sieht der Anschluß einer englischen Flasche aus; der Adapter für unseren Schlauch steckt bereits        an der Flasche: