Freitag, 19. Mai 2023

Unsere Irland Reise: Die Highlights Teil 5 _ Ruinen

 

Bisheriges Inhaltsverzeichnis

1.      Strände, Leuchttürme und Klippen

·        Fanad Head und Fanad Lighthouse

·        Downpatrick Head und Pul Na Sean Tinne (Loch des alten Feuers)

·        Slieve League

·        Kilkee Cliffs

·        Silver Strand

·        Kilmore Beach

2.      Wasserfälle

·        Assaranca Waterfall

·        Glencar Waterfall & Devil´s Chimney

·        Aasleagh Falls

3.      Friedhöfe

·        Corcomroe Abbey

·        Timoleague Abbey

·        Hill of Slane

4.      Klöster

·        Kells Priory in Callan

·        Clonmacnoise

·        Monasterboice

·        Mellifont Abbey

 

    5. Ruinen

·        Three Castle Head – Dunlough Castle

·        Ballysaggartmore in Lismore

·        Castle Saunderson

 

 

Zugegeben, dies ist eine sehr schwierige Kategorie und die sprichwörtliche Qual der Wahl erfasste auch uns. Aber wir haben die schier unendlich anmutenden Ruinenbesuche auf drei Favoriten reduziert und können Euch nun unsere Highlights präsentieren. 

Three Castle Head – Dunlough Castle (Dunlough, Co. Cork, Irland)

 

 

 

 

 

 

 

Wir sind so dankbar, von diesem Ort erfahren und ihn gesehen zu haben, denn der Ort hat was ganz besonderes. In 2019 waren wir bereits beim Mizen Head Leuchttum und waren uns ziemlich schnell einig, nicht nochmal mit Wohnmobil dorthin zu fahren, weil wir die Straße als sehr eng und kurvig in Erinnerung hatten. Die Halbinsel wollten wir aber trotzdem nicht komplett auslassen, deswegen haben wir ein wenig im Internet recherchiert und Dunlough Castle entdeckt. 

Die Anfahrt klang bereits in der Beschreibung sehr abenteuerlich und das war sie letzten Endes auch, weil wir das Ziel nicht im Navi eingeben konnten und nach meinen Notizen sowie mit Google Maps fahren mussten. Mit Wohnmobil darf man sich nicht immer auf Google Maps verlassen, weil die immer davon ausgehen, dass man in einem normalen Auto unterwegs ist. Aber gut, so besonders viele verschiedene Möglichkeiten hat man in Irland sowieso nicht; entweder man nimmt die enge Straße und hofft auf das Beste oder man kommt eben nicht ans Ziel.

Unsere einfache Anfahrtsbeschreibung ist die folgende: von der R591 kommend Richtung Ballyvoge fahren. Dort hat man irgendwann rechterhand den Ballyvoge Friedhof und linkerhand ein sandiges Stück Land, über das eine große Brücke führt. Diese Brücke nimmt man nicht sondern bleibt auf der selben Straße und fährt einfach weiter bis man sich irgendwann an einem Schild entscheiden muß, ob man geradeaus zum Mizen Head weiterfährt oder rechts abbiegt zur Dunlough Bay (kann auch sein, dass Dunlough Castle oder Three Castle Head ausgeschildert ist, da sind wir uns nicht mehr so sicher). Rechts abbiegen und beten, dass einem bei den engen Straßen und bei dem auf und ab niemand entgegenkommt, bis man rechterhand den Parkplatz zum Three Castle Head vorfindet. Man kann ihn nicht verfehlen, da er relativ groß ist und sich am Ende der Straße befindet. Der Parkplatz ist nicht befestigt und aufgrund des vielen Regens war bei unserem Besuch der Parkplatz recht matschig und wir taten gut daran, eine halbwegs feste Stelle zu suchen, um uns beim Wegfahren nicht festzufahren.

 

Wir wussten, dass uns eine Wanderung von knapp 45 Minuten bevorstand und obwohl es Proteste gab, nahmen wir das Laufrad nicht mit. Um Jamie bei Laune zu halten, machten wir uns einen Spaß daraus, der Schafkacka auszuweichen oder über Pfützen zu springen. Festes Schuhwerk ist definitiv zu empfehlen! Und windig ist es auch, deswegen auch im Sommer lieber mal was zum Überziehen mitnehmen, was aber eine generelle Empfehlung für Irland ist.

 

Bei Google hat sich jemand geweigert, dem Ort 5 Sterne zu geben einfach aus dem Grund, weil man dort nur bergauf laufen muss. Das ist natürlich tragisch. Aber wir geben zu bedenken, dass die Wanderung durchaus machbar ist, wenn es sogar unser Dreijähriger geschafft hat. Hat man den Berg erstmal erklommen, sieht man auf der anderen Seite bereits die Ruine vor dem kleinen See und kann deren Anblick beim Herunterlaufen ins benachbarte Tal genießen.  Vor dem Betreten des Geländes wird der Besucher darum gebeten, nicht in oder auf der Ruine herum zu klettern, um deren Zerfall nicht noch zu beschleunigen. Hoffentlich halten sich die meisten Besucher an diese Bitte, denn es wäre schade, wenn sie irgendwann zu ihrem eigenen Bestandsschutz nicht mehr zugänglich wäre. Mit dem Wetter hatten wir wahnsinnig viel Glück, der Himmel war zwar bedeckt, aber es regnete nicht und hin und wieder kam auch mal die Sonne raus. Das sorgte für sich ständig ändernde Lichtverhältnisse auf der Oberfläche des Sees und für gut gefüllte Speicherkarten in unseren Kameras. Ein kleines Picknick rundete diesen Tagesausflug ab und machte diese Wanderung zu einem besonders erinnerungswürdigen Ausflug auf unserer Reise.

 

 

 

 

 

 

Die Burg wurde 1207 durch Donagh O`Mahony erbaut und ist eine der ältesten normannischen Burgen im Süden Irlands. Am Ostufer des Sees dient eine Mauer als Damm, der die Wasser des Sees (Dun Lough) am Auslaufen über die Klippen in die etwa 100 Meter tiefer liegende See hindert. Aufgrund der drei Türme wird die Burg alternativ auch Three Castle Head genannt. Ein besonders beindruckendes Bild von der Burg und ihrer Umgebung habe ich auf Wikipedia gefunden.




 

 

 

 

 

 

 

Ballysaggartmore Towers und Lodges (42WP+VP, Southpark, Ballynoe Upper, Co. Waterford, Irland)

Auch eher zufällig fand ich diese Ruinen beim Stöbern im Internet und habe mich sofort in sie verliebt; die musste ich einfach sehen! Wenn man bedenkt, wie einfach sie zu finden sind und wie kurz der Fußweg dorthin ist, kann man wirklich nur jedem Ruinenfan ans Herz legen, nach Lismore zu fahren und Ballysaggartmore zu erkunden. Die Geschichte um Ballysaggartmore ist spannend und kann gleichwohl Mahnung sein gegen Gier und übermäßigen Ehrgeiz. Sie soll hier stark gekürzt wiedergegeben werden. 

 

Die Ballysaggartmore Towers waren die Idee von Arthur Keily-Ussher, der mehr als achttausend Hektar Land in der Grafschaft Waterford erbte. Nach dem er in den Napoleonischen Kriegen gekämpft hatte, baute er nach seiner Rückkehr ein relativ bescheidenes Haus auf seinem Anwesen Ballysaggartmore. Irgendwann in den 1830er Jahren beschloss er, beziehungsweise seine Frau Elisabeth, dass das Anwesen nicht mehr standesgemäß sei und vergrößert werden müsste. Sie orientieren sich dabei am beeindruckenden Anwesen von Arthurs Bruder John Keily-Ussher, Strancally Castle und solch einen prächtigen Wohnsitz strebten sie nun auch für sich an. Ein extrem großes prunkvolles Herrenhaus sollte gebaut werden. 

Man begann 1834 mit dem Bau einer Fahrbahn und einer prächtigen Torhalle mit ihren riesigen Toren und Türmen. Um sich das erträumte Herrenhaus bauen zu können, musste das Land von den ansässigen Pächtern und ihren Hütten geräumt werden. In diese Zeit fielen die Währungskrise und die große Hungersnot Irlands. Zwischen 1841 und 1851 ging die Bevölkerung in Waterford mehr als die Hälfte zurück; die Bevölkerung hungerte und war nicht in der Lage, ihre Miete zu zahlen. Während viele Vermieter Mitgefühl zeigten und Mietzahlungen aussetzten oder reduzierten, zeigte Arthur Keily-Ussher kein Mitgefühl und nutzte die Nichtzahlung als Rechtfertigung für die Zwangsräumung der Bewohner und den Abriss ihrer Häuser. Das freiwerdende Land nutzte er für die Viehzucht, was ihm mehr Rendite einbrachte.

Das Land kam irgendwann auf die Beine, was man von den Kiely-Usshers nicht behaupten kann. Sie hatten keine Pächter mehr und somit auch kein nennenswertes Einkommen. Somit konnten sie ihre ehrgeizigen Pläne nicht mehr finanzieren und mussten sich damit abfinden, dass ihr prächtiges Herrenhaus niemals gebaut werden würde. Alles, was von ihren ehrgeizigen Plänen übrig geblieben ist, sind das Torhaus und die Türme. 1854 war das Anwesen auf dem Markt, doch ein neuer Besitzer konnte lange nicht gefunden werden.

Die Ruinen können über eine kurze einfache Wanderung durch den Wald angeschaut werden. Vom Parkplatz aus handelt es sich um einen Rundweg von 2km / ca. 40 Minuten und wir empfehlen, nach links, also zu den Ballysaggartmore Towers zu starten, weil hier der Anstieg nicht so steil ist wie zu den Lodges. Von den Türmen gelangt man automatisch zum Torhaus und hier ist der Abstieg nicht so beschwerlich wie der Aufstieg.  Diese kleine Wanderung ist nicht sehr bekannt und so muss man dort eher nicht mit Horden von Touristen rechnen. Eher noch mit Einheimischen, die spazieren gehen und / oder ihren Hund Gassi führen. Empfehlenswert ist die Wanderung vor allem für Fotografen, da die Türme und das Torhaus (und der kleine Wasserfall etwas oberhalb der Türme) geduldige Motive darstellen, die man von allen Seiten gut in Szene setzen kann.

 

Castle Saunderson (4JHP+7P, Castlesaunderson Demesne, Castlesaunderson, Co. Cavan, Irland)

Das Castle Saunderson befindet sich in Irland sehr nahe zur nordirischen Grenze und hat Grundstückseinfahrten aus beiden Ländern. Wir hatten uns dieses Schloss als Regenalternative ausgesucht, weil man vom Parkplatz nicht so weit laufen musste und Jamie nach mehreren Tagen Regen irgendwie beschäftigt werden musste. Unser Navi fand das Schloß nicht und so bemühten wir Google Maps, welches uns nicht als Womo sondern als normales Auto behandelt und somit auch keine Probleme damit hat, uns in die engsten Straßen zu schicken. Tommy war gerade beim Abbiegen in einen engen Waldpfad, als ein Ire hinter uns hielt und riet, diesen Weg nicht zu fahren, weil er für uns gänzlich ungeeignet war. 

Wir sagten ihm, wo wir hinwollten, er meinte, das ginge auch viel einfacher und so fuhren wir ihm hinterher. Und ja, es ging wirklich einfacher und da kann ich die blöden Navis einfach nicht verstehen. Anstatt das Fahrzeug einfach mal wenden zu lassen, schicken sie einen lieber in eine Sackgasse. Nach der Durchfahrt durch ein altes Tor fährt man noch ein gutes Stück durch den Wald und hat irgendwann linkerhand das Scout Centre (die Pfadfinder) oder hält sich rechts und gelangt auf den Parkplatz des Castle Saunderson. Irgendwann lies der Regen tatsächlich mal etwas nach und so gingen wir im Familien Look (alle mit gelben Regenjacken) auf Erkundungstour.

 

Das Schloss brannte während seiner langen Geschichte insgesamt dreimal, das letzte Mal 1990 und seitdem ist es eine Ruine. Leider ist sie komplett abgesperrt, sonst wären wir als lost places fans natürlich auch gern mal reingegangen, obwohl wir das mit Jamie sowieso nur abwechselnd tun würden, weil wir ihn bei sowas nicht mitnehmen können und wollen.

 

Castle Saunderson kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, die eng mit der Geschichte Irlands verknüpft ist. Hier ein paar Fakten, die wir auf den Infotafeln rund um das Schloss gefunden haben.

Im 16. Jahrhundert gehörte dieses Land dem mächtigen O`Reilly-Clan, den Herrschern von Breifne, das einen Großteil der heutigen Grafschaft Cavan umfasste. Zu dieser Zeit versuchten mehrere britische Monarchen Irland zu befrieden, indem sie loyale Siedler aus Großbritannien (also England, Schottland oder Wales) auf irischem Land ansiedelten, was man auch als Plantation (=Pflanzung, Ansiedlung) bezeichnet.

Der schottische Söldner Alexander Sanderson (das "u" wurde später hinzugefügt) erhielt 1618 erstmals Land in Cavan und Tyrone. Die Ländereien wurden den einheimischen irischen Familien entrissen und britischen Siedlern für Ihre Loyalität anvertraut. Der Besitz ging 1633 auf seinen Sohn Robert über, den ersten Sanderson, der sich hier niederließ.

Die Burg wurde 1641 während einer Rebellion der Iren niedergebrannt. Trotz dieses Unglücks blühte Robert auf und half dem geschmähten englischen General Oliver Cromwell bei der Rückeroberung Irlands. Er wurde mit noch mehr Land belohnt.

Im späten 19. Jahrhundert war Edward Saunderson mit seinen politischen Reden sowohl dem britischen Premierminister Gladstone als auch dem ungekrönten König von Irland, Charles Steward Parnell, ein ständiger Dorn im Auge. Als geborener Redner war er der Begründer des irischen Unionismus, einer Bewegung zur Erhaltung der britischen Herrschaft in Irland. Er bekämpfte Parnell mit religiösem Eifer.

Im 20. Jahrhundert mussten die Saundersons, wie viele ihrer Zeitgenossen, feststellen, dass die Zeit sie überholt hatte. Sie kämpften darum, ihren Platz im neuen, unabhängigen Irland zu finden.

Edwards Enkel Alexander oder "Sandy", der letzte Saunderson, dem das Anwesen gehörte, führte ein außergewöhnliches Leben. Er war Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg und studierte im Gefängnis Jura. Er arbeitete später bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen mit und war einer der letzten Personen, die Hitlers Stellvertreter Hermann Göring verhörten. Nach dem Krieg träumte Sandy davon, das Schloss zu restaurieren, was sich jedoch als zu kostspielig erwies. Die 400-jährige Verbindung der Saundersons mit Cavan endete, als er das Anwesen 1977 an einen Geschäftsmann verkaufte. Dieser nutzte es als Hotel aber das heutige Schloss aus dem Jahr 1840 wurde 1990 durch ein Feuer zerstört.

Auf dem Gelände findet sich eine Kirche und ein Friedhof der ursprünglichen Eignerfamilie sowie ein kleiner See, den einer der Saundersons seiner Frau Sarah widmete.