Donnerstag, 23. Dezember 2021

Willst Du die 741.953-ste Schneeflocke sein?

 "Wie viel wiegt eine Schneeflocke?" fragt ein Eichhörnchen eine Taube.

"Etwas mehr als nichts", erwidert diese.
"Wenn das so ist", so das Eichhörnchen "muss ich Dir eine Geschichte erzählen...

Neulich saß ich ganz nah am Stamm auf dem Ast einer Fichte und zählte die Schneeflocken, die sich rund um mich auf Zweigen und Nadeln niederließen. Es waren genau 741.952. Als die 741.953-te Flocke den Ast berührte, diese kleine Flocke, mit einem Gewicht von etwas mehr als nichts, brach der Ast."

Die Taube dachte eine Weile nach und sagte: "Vielleicht fehlt nur noch das Herz EINES Menschen und es wird Frieden in der Welt sein."


Ralf Marohn

 

Mit dieser rührenden Geschichte möchten wir uns für dieses Jahr verabschieden. Es gab nicht so vieles zu berichten obwohl wir nicht nur zu Hause gesessen haben. Aber in diesen Zeiten besinnt man sich auf das wirklich wichtige im Leben und dazu zählt nicht unbedingt das Schreiben von Reise- oder Erfahrungsberichten. Jamie entdeckt die Welt und seine eigenen Fähigkeiten jeden Tag neu und wir schauen ihm gern dabei zu. So wie er über die Welt staunt, staunen wir darüber wie schnell und einfach er lernt und alles in sich aufsaugt.

Wir wünschen Euch ein besinnliches Weihnachtsfest im kleinen oder großen Kreis mit Euren Liebsten. Lasst das C. Thema einfach mal in der Kälte vor der Tür stehen und widmet Euch angenehmeren Gedanken. Hier ein paar Fragen, über die man gerne mal sprechen kann und mit deren Hilfe Ihr sehr viel positive Energie und Schaffenskraft ins Feld geben könnt:

  • Wie wird unsere Welt nach dieser Krise aussehen?  
  • Worauf freue ich mich am meisten, was mache ich als erstes, wenn das alles vorbei ist?
  • Was habe ich in den letzten Monaten über mich gelernt, wie hat mich die Krise verändert?
  • Was hat sich im positiven für mich /uns verändert, wofür können wir dankbar sein?

Gerade die letzte Frage wird vielen schwer fallen aber wir laden Euch dazu ein, mal ehrlich darüber nachzudenken. Im Großen und Ganzen hat uns als Familie die Krise bisher nur Gutes gebracht. Wir haben eine Entscheidung recht schnell treffen müssen, für die wir uns unter normalen Umständen ewig Zeit gelassen hätten. Wir hatten als Familie mehr Zeit füreinander und sind uns durch all die äußeren Umstände noch stärker darüber im Klaren, was wir wollen und was wir für uns nicht möchten. Die Krise hat uns in unserer Überzeugung bestärkt, wie wir unser Leben leben möchten. Dies gilt es nun, in den nächsten Monaten oder Jahren umzusetzen.

 

Für das neue Jahr wünschen wir nicht nur Glück, Zufriedenheit, Gesundheit und Erfolg. Es wird auch viel Kraft, Hoffnung, Mut und Heilung benötigen und zwar auf vielen Ebenen. Soviel wurde zerstört im letzten Jahr, was erst mühseelig wieder aufgebaut werden muß: Vertrauen, Gesundheit und vor allem auch Beziehungen. Jahrelange Freundschaften sind zerbrochen, Familien sind zerstritten, die Gesellschaft ist gespalten. Jeder darf sich zu gegebener Zeit mit seinem eigenen Anteil an dieser Entwicklung auseinandersetzen und wird sich den damit verbundenen Gefühlen stellen müssen. Dieser Prozess ist wichtig und Voraussetzung dafür, dass wir irgendwann als Individuen wieder zu einer Gemeinschaft heranwachsen und Vertrauen in uns und andere haben.

Wir glauben fest daran, dass am Ende alles gut werden wird. Und wenn es noch nicht gut ist, dann müssen wir noch ein wenig durchhalten denn es ist noch nicht das Ende.

In diesem Sinne, kommt gut ins neue Jahr und paßt auf Euch auf!

Weihnachtliche Grüße von Tommy, Jamie und Katja




Donnerstag, 30. September 2021

Unser Sommerurlaub 2021

Sommer kann man das ja dieses Jahr eigentlich gar nicht nennen. Wir hatten 2 oder 3 Wochen viel zu heißes Wetter und seitdem dümpeln die Temperaturen so vor sich hin. Wir können das so genau sagen, weil wir im Dachgeschoss wohnen und sonst im Sommer dahinschmelzen. Die aufgestellten Ventilatoren liefen vielleicht 2x in diesem Jahr. Dazu kommen noch der viele Regen und die extremen Überschwemmungen im Westen des Landes, von denen wir dankenswerterweise verschont geblieben sind.

Die letzten Monate war ich immer der Meinung, dass wir nur geduldig sein müssen und sich der Sommer schon noch blicken lassen wird. Aber nun fallen hier auch schon die ersten Blätter von den Bäumen, sodass wir das Warten sein lassen können. Das wars dann halt dieses Jahr. Schwamm drüber und nach vorne blicken.

Unseren Urlaub haben wir an der Ostsee verbracht und zwar auf Usedom. Ich war schon ewig nicht mehr dort aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir immer am Strand gespielt haben. Es gibt auch zahlreiche Fotos davon. Da saß niemand dick eingemummelt herum, um sich vor der Kälte zu schützen. Auch diesmal waren wir einige Male am Strand und obwohl die Sonne schien, war es aufgrund des Windes so extrem kalt, dass ich an manchen Tagen sogar einen Pullover trug. Jamie ließen wir nie lange ins Wasser oder am Wasser spielen, weil er sowieso ständig ne Rotznase hat und wir ihm nicht den letzten Rest geben wollten.

Ich kann ehrlich gesagt die vielen Sonnenbadenden in ihren Strandkörben nicht verstehen, haben die nicht gefroren? Oder bin ich ein Weichei? Und es ging ja nicht nur mir so, selbst Tommy, dem es grundsätzlich immer zu warm ist, packte sich in seinen Badeponcho ein.

Kann mir eigentlich mal jemand den Reiz eines Strandkorbes erklären? Die Dinger sind für zwei Personen schon fast zu klein, wahlweise liegt oder sitzt man schwitzend eng beieinander und nach ein paar Stunden schmerzen wahrscheinlich die Lendenwirbel. Bräunen kann man nur die Vorderseite seines Luxuskörpers denn bäuchlings im Strandkorb sieht schon arg komisch aus. Ich habe das Gefühl, dass der Strandkorb besonders bei den territorialorientieren Urlaubern sehr beliebt ist, schließlich hat sich die Mehrzahl der Sonnenden ihr kleines Reich abgesteckt mittels mitgebrachter Stoffbahnen. Typisch Deutsch eben. Entweder es ist das Handtuch auf der Sonnenliege oder eben das exakt abgegrenzte Staatsgebiet um jedermanns Strandkorb. Dem sollte man dann auch bitte nicht zu nahe kommen.

Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass die Ostsee schon seit Jahren immer beliebter bei den deutschen Urlaubern wird und dieser Trend dürfte seit Corona und ungewisser Reiseziele im Ausland noch stark zugenommen haben. Wir wollen nicht meckern, schließlich hat jeder ein Anrecht auf seinen Urlaub. Aber es ist verdammt voll da oben. Unsere Ferienwohnung lag in Zinnowitz, ca. 11km entfernt von Wolgast. Wolgast gehört gar nicht zu Usedom, ist aber meiner Meinung nach die wichtigste Stadt für die Insel, weil sie die einzige Brücke zwischen deutschem Festland und Insel Usedom beheimatet. Das bedeutet zwangsläufig aber auch, dass jeder Urlauber durch dieses Nadelöhr durch muss und das wiederrum bedeutet an jedem ganz normalen Tag, dass man für eine Strecke, die sonst bequem in 15 Minuten zurückzulegen ist, mindestens 45 Minuten benötigt. Als Urlauber ist das zwar nervig aber machbar, schließlich hat man Zeit. Aber was ist mit der lokalen Bevölkerung, die unter diesen Umständen versucht, ihr ganz normales Leben zu führen? Es gibt keine anderen Brücken also kann man das Problem nicht umfahren.

Falls es jemanden interessiert, wie man in Mecklenburg Vorpommern Urlaub gemäß der Corona Verordnungen umsetzt, hier nur ein ganz kurzer, sicherlich nicht repräsentativer Erfahrungsbericht. Die Corona Verordnung sah vor, dass man mindestens getestet sein muß, um in MacPom Urlaub machen zu können. Wie sinnvoll das für eine Ferienwohnung ist, sei mal dahingestellt, aber über Sinn und Unsinn denkt man bei den Verordnungen schon längst nicht mehr nach. Wir haben uns also zu Hause testen lassen um die Ergebnisse bei Schlüsselübergabe zu präsentieren. Die Schlüssel lagen allerdings unter der Fußmatte und die hat sich nicht sonderlich für unsere Testergebnisse interessiert. Später fanden wir noch einen Aushang, dass es nicht Aufgabe des Hausmeisters sei, Impfpässe oder Testergebnisse zu kontrollieren und dass Gäste dies doch bitte mit den jeweiligen Eigentümern der Ferienwohnungen klären sollten. Einen Eigentümer der Fußmatte haben wir nie zu Gesicht bekommen und so blieben die Testergebnisse unkontrolliert.

Nun zu Usedom. Der feine Sandstrand der Ostseeküste erstreckt sich mit 42km Länge von Peenemünde im Nordwesten bis nach Swinemünde im Osten der Insel, wo man sich schon in Polen befindet. Wer Zeit und Lust dazu hat kann die gesamte Ostseeküste ablaufen und dabei den verschiedenen Seebädern und Kaiserbädern einen Besuch abstatten oder sich fernab von Touristen ein ruhiges Plätzchen zum Sonnenbaden suchen. So wie wahrscheinlich die Mehrzahl der Besucher haben auch wir jeder Seebrücke einen Besuch abgestattet und mit unseren Nasen die frische Seeluft geschnuppert. Das Bild ähnelte sich in allen besuchten Seebädern: eine überlaufene Seebrücke; die Uferpromenade voll von Spaziergängern und Fahrradfahrern; einige wenige mutige Badende, die den hohen Wellen trotzten und die Bänke der Uferpromenaden waren alle belegt von sonnenbadenden dösenden Rentnern. Restaurants, Cafés und Eisdielen waren auch alle gut besucht, meist draußen voller als innen was wohl der 3G Regel geschuldet sein dürfte. Wir machten auch einen kleinen Abstecher auf die polnische Seite. Wir können gar nicht mit Sicherheit sagen woran es lag, aber alles wirkte viel entspannter. Dort ist alles weniger dogmatisch, wer eine Maske tragen will, tut es und die anderen tun es eben nicht. Niemand wird dafür blöd von der Seite angeschaut. Swinemünde ist deutsche Urlauber gewohnt und man kann überall mit Euro zahlen. Allerdings sind die Preise meist trotzdem nur in Zloty ausgewiesen und so muss man entweder nachfragen oder selbst rechnen. Für Jamie war dieser Ausflug auch etwas ganz Besonderes da wir im Waldstück, auf dem Weg zur Strandpromenade, einen Maulwurf dabei beobachten konnten, wie er sein Heimatloch wiederzufinden versuchte. Ich finde es immer schön, wenn wir den gemalten Bildern aus den Büchern ein reales Bild entgegensetzen können damit Kinder ihre Umwelt besser verstehen lernen. Peenemünde ist einen Ausflug besonders dann wert, wenn man sich für ehemalige Kriegsschiffe (zu besichtigen sind das U-Boot U-461 der baltischen Flotte sowie ein ehemaliges Raketenschnellboot der Volksmarine) interessiert und generell etwas über die Geschichte der Region erfahren möchte. Von 1936 bis 1945 befand sich dort die Heeresversuchsanstalt Peenemünde und die Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West, wo V2 Flugkörper getestet und ausgereift wurden. Bis 1952 wurde das Gelände von den Truppen der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland genutzt, danach von der Nationen Volksarmee der DDR. Bis zur Wiedervereinigung war das gesamte nördliche Gebiet der Insel Usedom Sperrgebiet der Nationalen Volksarmee, die dort einen wichtigen militärischen Flugplatz betrieb. Das Kraftwerk der Heeresversuchsanstalt war noch bis 1990 in Betrieb und dient inzwischen als Historisch- Technisches Museum. Die Hafen Bar „Zum Dünnen Hering“ können wir wärmstens für den guten Service und das gute Essen an Board empfehlen. Die Bedienung scherzt mit ihren Gästen, Kaltgetränke holt man sich selbst aus dem Kühlschrank und auf das bestellte Essen wartet man nicht lang. Auch ein Campingplatz befindet sich im Hafengebiet und wir haben uns bereits vorgenommen, nochmal mit unserem Ludwig vorbeizukommen, um mindestens eine Nacht hier zu verbringen. Während unserer 2 Wochen Urlaub haben wir es recht ruhig angehen lassen, wir wollten gar nicht jeden Tag unterwegs sein. Eine Bootstour war dennoch Pflicht und so schipperten wir in einer 2-stündigen Tour über das Achterwasser. Das ist eine vom Peenestrom gespeiste große Lagune, die dem Festland zugewandt ist und zahlreiche Inseln, Halbinseln und Buchten aufweist. Eine Bootsfahrt auf der Ostseeseite hätten wir natürlich auch machen können aber durch den Wind wäre diese nicht so gemächlich verlaufen wie im geschützten Achterwasser.

Wer mal keine Lust auf Strand hat und seine Kinder trotzdem beschäftigen will, hat das Erdbeerland Koserow gleich vor der Haustür. Das Erlebnis Dorf ist eine Mischung aus Freizeitpark, Hofladen, gläserner Manufaktur und Restaurantbetrieb; der Eintritt ist kostenlos aber für einige Attraktionen zahlt man eine kleine Gebühr. Zu kaufen gibt es alles ums Thema Erdbeere, natürlich auch selbstgemachte Erdbeermarmelade, Seifen, selbstgerösteten Kaffee, selbstgemachte Bonbons, Eiscreme und Schokolade. Ein eigener Bäcker ist auch vor Ort. Unserer Meinung nach ist das Konzept gut durchdacht. Vielerorts kann man sich als Familie schon den Eintritt zu bestimmten Attraktionen kaum leisten, was hier komplett entfällt. Reinkommen kann jeder. Und selbst wenn man als Geringverdiener kein Geld für die zahlungspflichtigen Attraktionen hat, so bleiben den kids immer noch genügend andere Dinge zum Ausprobieren und Spielen. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass es hier immer voll ist aber die Kinder stört das kaum.

Empfehlen können wir Usedom auf alle Fälle, aber wer es irgendwie einrichten kann, sollte seinen Urlaub in die Nebensaison verlegen. Das hilft auch den Einheimischen über umsatzschwache Zeiten hinweg.

Montag, 5. Juli 2021

Juli 2021 Ausflug zum Kyffhäuser

Nach einem arbeitsreichen Freitag packen wir schnell ein paar Klamotten, Lebensmittel und sonstige Notwendigkeiten zusammen und starten mit dem Abklingen heftiger Regenschauer in ein Kurzwochenende auf Rädern. Das Ziel ist klar und auch gar nicht so weit weg aber wir machen trotzdem einen Zwischenstopp in Erfurt, weil wir es ruhig angehen lassen wollen. Dort parken wir auf dem P+R Parkplatz neben Stadion und Thüringen Halle und genießen einen warmen sonnigen Abend. Während Katja das Abendessen vorbereitet, erkunden Tommy und Jamie die Umgebung und die umstehenden Wohnmobile und Kastenwagen und außerdem fliegt auch regelmäßig der Zeppelin recht geräuschvoll über uns hinweg, den wir bereits von der Autobahn aus erspäht haben. Anfänglich meint Jamie ganz begeistert, dies sei ein Hubschrauber aber dieses Missverständnis klären wir schnell auf, wobei ihm das Wort Zeppelin noch nicht über die Lippen kommt.

Samstagmorgen lassen wir es sehr ruhig und gemütlich angehen und bekommen sogar frische Brötchen geliefert (Danke liebe Tanja!). Jamie schaut begeistert dem Training der Eisschnellläufer auf Rädern zu, die draußen ihre Runden drehen und als dies nicht mehr interessant genug ist, widmet er sich wieder seinen Steinen. Wir haben immer ein Eimerchen im Ludwig so dass wir für das Sammeln von Steinen in größeren Mengen vorbereitet sind.

Gegen 11 Uhr brechen wir auf in Richtung Bad Frankenhausen in den Natur- und Geopark Kyffhäuser, wo wir zum Kyffhäuser Denkmal wollen. Katja war vor ca. 15 Jahren das letzte Mal dort, Tommy und Jamie noch nie. Die letzten Meter bergauf gehen aufgrund der Kurven und der Steigung nur schleppend voran aber wir haben es nicht eilig. Im Gegensatz zu den Hundertschaften von Motorrädern, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben als im Affentempo die B85 hinauf- und dann wieder herunter zu donnern. Auf der Kelbra Seite des Berges gibt es einen kleinen Parkplatz kurz vorm Ortseingang und dort stapeln sich die Biker während ihrer kurzen Pausen.

2 Euro Parkgebühren (für 24 Stunden, wir hätten also dort nächtigen können) sind vollkommen okay und wir machen uns fürs Mittag erstmal über eine Thüringer Bratwurst her bevor wir den kurzen Aufstieg zum Denkmal wagen. Jamie kann zwar wunderbar laufen hat aber gerade eine „Tragen“ Phase und so trug meist Tommy den nicht mehr so leichten Jamie den Berg hinauf. Eintritt kostet für Erwachsene 8,50 Euro und man füllt einen Zettel für die Kontaktverfolgung aus. Nur in Innenräumen ist die Maske vorgeschrieben also im Museum, Shop, Café etc. Wer den Denkmalturm des Kaiser-Wilhelm-Denkmals über immerhin 250 Stufen erklimmen möchte, soll die Maske auch tragen und ich frage mich, wer die kollabierten Kletterer aus dem Turm entfernt.

Bereits im 12. Jahrhundert entstand hier die dreigeteilte Reichsburg Kyffhausen, deren Bau während der Regierungszeit Friedrich I. Barbarossa vollendet wurde. Mit dem Zusammenbruch des Stauferreiches um 1250 verfiel leider auch die Anlage, sie ist aber bis heute noch erkennbar. Auf dem Areal befindet sich der mit 176 m Tiefe der tiefste Burgbrunnen der Welt, der 1936/37 wieder freigelegt wurde.

An der Ostseite des 81 m hohen Denkmals ist Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Sagenkaiser in Stein gemeißelt (6,5 m hoch), darüber reitet Kaiser Wilhelm I. (10,5 m hoch). Laut Wikipedia war mit dieser Anordnung die Botschaft des Denkmals eindeutig: Barbarossa war nicht wieder zurückgekehrt, sondern durch einen besseren Nachfolger ersetzt worden. Hier wird wahrscheinlich auf die Barbarossasage Bezug genommen, deswegen soll sie hier ganz kurz wiedergegeben werden:

In einer Höhle des Kyffhäuserberges schläft Barbarossa mitsamt seinen Getreuen, um eines Tages zu erwachen, das Reich zu retten und es wieder zu neuer Herrlichkeit zu führen. Während er schläft, wächst sein Bart um einen Steintisch. Bis jetzt reicht er bereits zweimal herum und wenn die dritte Runde beendet ist, beginnt das Ende der Welt. Alle hundert Jahre wacht der Kaiser auf und horcht, ob die Raben noch immer um den Berg kreisen. Tun sie dies noch immer, schläft er für ein weiteres Jahrhundert.

Nach einer kurzen Kaffee-, Spielplatz- und Pinkelpause machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Ludwig und beschließen, die Nacht auf einem etwas weniger großen Parkplatz zu verbringen und fahren daher die B85 wieder runter. Dort haben wir auf dem Hinweg einen kleinen Wanderparkplatz entdeckt, der Platz für ca. 6 Autos bietet und wo wir uns für den Abend und die Nacht einrichten. Jamie kann dort wunderbar draußen in der Sonne spielen, während drinnen das Essen vor sich in köchelt. Wir beobachten ganz aufgeregt ein Rotkehlchen, Ameisen und lauschen den vielen Vögeln in den benachbarten Bäumen. Bis ca. 21 Uhr donnern noch immer vereinzelt Motorräder in einem halsbrecherischem Tempo die Straße rauf und runter und wir möchten nicht wissen, wie viele hier bereits ihr Leben gelassen haben.

Auch in den Sonntagmorgen starten wir wieder ruhig und ohne Eile aber nach und nach gesellen sich immer mehr Autos zu uns auf den Parkplatz der bald keinen Platz mehr für die Wanderer und Gassigeher bietet und so packen wir langsam zusammen und brechen auf in Richtung Heimat. 










Samstag, 24. April 2021

Kurzurlaub vor der zurückgenommenen Osterruhe

 

Deutschland, ein paar Tage vor Ostern. Das Land teilt sich zum wiederholten Male in zwei Lager und diskutiert hitzig darüber, ob es nun eine gute Idee sei, am Donnerstag vor Karfreitag alles dicht zu machen damit dann alle Einkaufswütigen geballt am Samstag in Rewe, Aldi und Co. die Regale leerkaufen können oder ob die Wirtschaft nicht gern noch ein paar Tage länger gebraucht hätte, um sich auf die sogenannte Osterruhe einzustellen. Genervt von einem Jahr chaotischer Corona-Politik wollen wir nur noch raus und erwecken unseren Ludwig aus seinem Winterschlaf. Er wird geputzt, betankt und voll beladen und sicherheitshalber packen wir ein paar dicke Decken mehr ein. Unsere Devise war schon immer: lieber zu warm als zu kalt.

Wir haben keinen festen Plan, sondern haben uns nur ein paar lose Ziele rausgesucht, wo es auch Stellmöglichkeiten für Wohnmobile gibt und die wir irgendwie miteinander verknüpfen wollen.

Gerade als wir alles verladen haben und Jamie in seine warmen Klamotten stecken wollen, bricht ein Schneegestöber über Suhl herein, der dem Winter alle Ehren macht. Da kann einem schon fast die Lust aufs Verreisen vergehen. Wir stecken den übermüdeten Jamie erstmal ins Bett und nach seinem Mittagsschlaf und einer kleinen Mahlzeit brechen wir ein paar Stunden später auf.

Es soll eine kleine Thüringenrundfahrt werden, die wir zu gegebener Zeit gern wiederholen beziehungsweise erweitern möchten. Vor der eigenen Haustür gibt es wunderschöne Gebirgslandschaften, Täler und verträumte kleine Ortschaften mit interessanter Geschichte. Wegen den Corona Beschränkungen sind viele der Angebote nicht nutzbar, touristische Ziele und Sehenswürdigkeiten geschlossen und Campingplätze, die wir sowieso nur im äußersten Notfall angefahren wären, saisonbedingt noch nicht geöffnet. Wir möchten einfach unsere Ruhe und mit unserem Ludwig sind wir so autark, dass wir uns überall hinstellen können – dabei aber natürlich Verbotsschilder und dergleichen berücksichtigen.

Wir übernachten an der Talsperre Heyda wo wir nochmal von Schneeschauern überrascht werden und eine ziemlich kalte Nacht unter unseren zusätzlichen Fleecedecken verbringen. Zwei Nächte stehen wir an der Bleichlochtalsperre, wo unter normalen Umständen das Sonne, Mond & Sterne Festival stattfindet. Dort wird es auch endlich etwas wärmer, sodass wir Jamie mit Steine-ins-Wasser-schmeißen und Staudämme-im-Sand-bauen beschäftigen können. Weiter geht’s ins Thüringische Schiefergebirge nach Lehesten in den sehenswerten Schieferpark mit seinem technischen Denkmal, wo man Einblick in die Förderung und den Abbau des Schiefers bekommt. Bei Goldisthal finden wir einen abgeschiedenen Stellplatz, wo wir die untergehende Sonne genießen, nach dem unser favorisierter Stellplatz im Glasbläserstädtchen Lauscha leider nicht verfügbar ist. Es geht weiter Richtung Meiningen, wo wir in Seeba ganz offiziell (sogar mit Stromanschluss) an einem kleinen Dorfteich stehen, der sich über verstärkten Steinezuwachs freuen darf. Der Spielplatz wird ebenfalls sehr ausführlich inspiziert und die Rutsche für außerordentlich gut befunden.  Da der Wetterbericht für die kommenden Tage wieder sinkende Temperaturen und generell unbeständiges Wetter ankündigt, beschließen wir, unseren Ausflug abzubrechen und nach Hause zurückzukehren.

Nicht nur das kommende Wetter verhagelt uns das Gemüt. Für Jamie scheint der Ausflug diesmal keine Freude zu sein, denn er meckert den ganzen Tag. Wahrscheinlich ist es ein Wachstumsschub gepaart mit Überfordertsein, denn das Meckern kennen wir bereits seit ein paar Wochen. Klar, einfach ist es nicht. Man freut sich seit Wochen auf eine kleine Auszeit, möchte nach all dem Wahnsinn mal etwas ausspannen, aber Kinder sind nun mal keine Maschinen, die immer genau so funktionieren, wie es uns gerade in den Kram passt. In dieser Situation geht es weniger um Erziehung des Kindes, sondern eher für die Eltern darum, zu lernen, wie man mit seinen eigenen, dann leider unerfüllten, Erwartungen umgeht, die Ansprüche der gesamten Familie neu bewertet und flexibel darauf reagiert.

Die täglich zurückgelegten Strecken sind eher kurz und unser Tagesprogramm nicht sehr füllig. Trotzdem ist Jamie irgendwie immer müde, läßt sich aber nur sehr schwer zum Schlafen überreden und der Mittagsschlaf fällt weitaus kürzer aus als wir das von zu Hause gewohnt sind. Allerdings wird er jeden Tag ein bißchen länger und es keimt Hoffnung auf, dass ein gewisser Gewöhnungseffekt einsetzen könnte.

Mit jedem unserer Beiträge möchten wir unseren Lesern ein paar Informationen bieten, die sie höchstwahrscheinlich vorher noch nicht kannten, deshalb hier noch einige Fakten zu den besuchten Gegenden/ Sehenswürdigkeiten.

a)       Die Talsperre Heyda befindet sich in Südthüringen bei Ilmenau und staut die Wipfra, ein 40km langer Nebenfluss der Gera. 8 Jahre brauchte man für die Fertigstellung des homogenen Erddammes, welcher Bewässerungszwecken, dem Hochwasserschutz des Wipfratals und der Niedrigwasseraufhöhung dient. Die Talsperre ist ein beliebtes Ausflugsziel, Angel- und Fischzuchtgewässer. Am Fuß der Talsperre befindet sich das Thüringer Talsperrenarchiv welches beste Recherchevoraussetzungen für Behörden, Fachfirmen, Studenten etc bietet, die sich für Themen rund um den Talsperrenbau und Gewässerkunde in Thüringen interessieren.

b)      Die Bleichlochtalsperre bei Saalburg- Ebersdorf ist die größte Talsperre Deutschlands und wird auch als Thüringer Meer bezeichnet. Das Wasservolumen des Bleichlochstausees beträgt 215 Mio Kubikmeter. Zu normalen Zeiten kann man sich hier bei verschiedenen Aktivitäten wunderbar austoben und erholen: Schifffahrten auf dem See; Bootsverleih für diejenigen die ein Boot lieber selbst steuern; Angeln; Paddeln; Floß Vermietung; Sommerrodelbahn; Märchenwald; Kletterwald; Wandern und Radfahren und vieles mehr.

c)       Die Berg- und Schieferstadt Lehesten im Geopark „Schieferland“ befindet sich an der thüringisch- bayrischen Landesgrenze und wurde durch das „Blaue Gold“ international bekannt. Seit dem 13. Jahrhundert wurde hier der Schiefer abgebaut, der die gesamte Region noch heute prägt. Hier befindet sich die älteste Dachdeckerschule Deutschlands, in der die handwerkliche Perfektion der Schieferdecker weitergegeben wird, die seit Jahrhunderten europaweit anerkannt und mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten begehrt waren.

d)      Lauscha liegt ebenfalls im Schiefergebirge und gilt als „Wiege des gläsernen Christbaumschmucks“. Aber auch das künstliche Menschenauge aus Glas in seiner modernen Form wurde 1835 durch Ludwig Müller-Uri in Lauscha erfunden. In nicht Corona Zeiten kann man den Glasbläsern ganzjährig beim Herstellen kunstvoller Gebilde über die Schultern schauen; Werkstätten, Glasgeschäfte und Besucherglashütten sind ganzjährig geöffnet.

Damit solls auch genug sein. Vielen Dank für Euer Interesse und bis zum nächsten Mal. Liebe Grüße von Jamie, Tommy und Katja 


 

Montag, 8. März 2021

Muhr am See – Wohlfühlen im Fränkischen Seenland 2020


Die Wohnmobilsaison neigt sich schon fast wieder dem Ende und es ist an der Zeit, Revue passieren zu lassen. Wir waren nicht untätig in diesen für die Reisebranche schwierigen Zeiten und haben unseren Ludwig hinundwiederhierundda bewegt.

Gleich Anfang Juli gings los über ein verlängertes Wochenende ins Fränkische Seenland nach Muhr am See. Dort liegt der Altmühlsee und dort ist für jeden das Passende dabei, egal ob Badeliebhaber, Sportbegeisterte, Sonnenanbeter oder Vogelfreunde. Das Seezentrum Muhr am See beheimatet einen Segelhafen, eine Slipanlage, Gastronomie, Sand-, Bade- und FKK Strand, Verleih von Rädern/Stand-Up-Paddles/ Kanus sowie einen Zelt- und Wohnmobilstellplatz. Zur naheliegenden Vogelinsel gelangt man bei einem gemütlichen Spaziergang bei dem allerdings achtgegeben werden muss, nicht von den zahlreichen Fahrradfahrern überrollt zu werden. Wir müssen immer schmunzeln, wie viele Leute heutzutage mit den Rädern unterwegs sind selbst bei komplett flacher Strecke auf E-Bikes angewiesen sind aber auf der anderen Seite würden sie ohne diese Möglichkeit vielleicht nur faul zu Hause rumsitzen. Von daher ist alles gut.

Wir parkten auf dem Wiesenparkplatz für Wohnmobile (nur einer von mehreren Wohnmobilstellplätzen in der Gegend) und waren ehrlich gesagt schon etwas verwundert über die horrende Gebühr von 12 Euro pro 24 Stunden weil man dort nichts weiter in Anspruch nimmt. Man steht dort lediglich rum, hat nicht mal Strom. Auf anderen Stellplätzen dieser Art hat man wenigstens noch die Möglichkeit, sein Grauwasser oder seine Toilette zu leeren oder Frischwasser aufzunehmen. Der Wiesenparkplatz befindet sich direkt neben dem Familienzeltplatz, der übrigens zu dieser Zeit gut gefüllt war, und dort kann man wenigstens seinen Müll entsorgen und die Toilettenkassette ausspülen. Wir können es ja irgendwie auch verstehen, das Jahr war für den Tourismus wirklich bescheiden und nun, da die Touristen wieder kommen dürfen, versucht der ein oder andere den Verlust wieder wegzumachen. So hat der Stellplatzbetreiber gleich mal die Tagesgebühr von 9 Euro auf 12 Euro erhöht. 

Er kann sich seiner Einnahmen trotzdem sicher sein, weil es gefühlt von Jahr zu Jahr mehr Wohnmobile auf Deutschlands Straßen gibt und nach den Corona bedingten Einschränkungen und Grenzschließungen besinnen sich viele wieder auf den Urlaub im eigenen Land und kaufen sich lieber ein Wohnmobil, anstatt aufwendige Fernreisen auf sich zu nehmen. Das freut die Wohnmobilhersteller, die wie Pilze aus dem Boden zu schießen scheinen (wir staunen immer über die vielen unbekannten Herstellernamen) und sicherlich auch die Tourismusbranche, aber es wird immer schwerer, in der Saison einen Campingplatz zu finden. Und die sogenannten Geheimtipps bezüglich Freistehen sind schon selten genug geheim und oftmals überlaufen. Aber wir wollen nicht meckern, jeder hat das Recht auf seinen Urlaub, wie und wo er möchte und mit den anderen Wohnmobillisten haben wir noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Dabei handelt es sich meistens um pensionierte Herrschaften, die ihren Lebensabend verbringen möchten und mit Sack und Pack unterwegs sind. Familien, so wie unsere, treffen wir eher selten.

Den gleichen Platz steuerten wir übrigens nochmal in der zweiten Septemberwoche an. Diesmal war der Strand weniger überlaufen, denn die Ferien in Bayern waren vorbei. Schade eigentlich für diejenigen, die gern baden, denn diesmal war das Wetter sehr viel besser zum Baden geeignet – im Juli war es sehr windig gewesen. Leider hatte der Altmühlsee noch immer ein Algenproblem, zu erkennen an den grünen im Wasser schwimmenden Ablagerungen. Der Wohnmobilstellplatz war im September geringfügig voller als im Juli, aber in einigen Bundesländern waren ja auch noch Ferien.

Wir waren beim zweiten Mal damit beschäftigt, mehr als nur ein Auge auf Jamie zu werfen, da er das Laufen begonnen hat und die Welt erkunden möchte. Das schließt meistens die Wohnmobile in der näheren Umgebung ein. Vor allem die Reifen haben es ihm angetan, diese müssen genau untersucht und angefasst werden (der kostenlose Reifen TÜV sozusagen). Ansonsten läuft er schon mal die komplette Reihe der Wohnmobile ab und sucht bevorzugt mitgeführte Vierbeiner auf, die ihn besonders begeistern.

Jamie scheint sich wunderbar an das Campingleben gewöhnt zu haben. Er schläft genauso gut wie in seinem Bett zu Hause, betrachtet interessiert die Welt und beobachtet alles und jeden. Sicherlich ist es nicht immer einfach, ihn während der langen Fahrten bei Laune zu halten und das heruntergeschmissene Spielzeug um ihn herum wieder aufzusammeln. Auch kann ich ihm nicht ständig mein recht großes Kinderlieder Repertoire vortragen, weil das mit der Zeit auch sehr ermüdend ist. Aber bisher haben wir die Zeit immer rumgekriegt. Wir versuchen öfter mal Pausen einzulegen und ihn mit Klapperdosen, Fotoalben und dem Suchen von LKWs /Kränen/ anderen Großmaschinen bei Laune zu halten. Wir haben mittlerweile übrigens die beste Position für Jamies Kindersitz gefunden, und zwar sitzt er hinten und derjenige, der nicht gerade fährt, tut sein Bestes, ihn zu bespaßen. Bei den ersten Reisen hatten wir ihn ja vorne auf dem Beifahrersitz aber das waren erstens zu viele Eindrücke für ihn und zweitens eine zusätzliche Belastung für den Fahrer, der ihn im Zweifelsfalle auch noch ruhigstellen musste.