Sonntag, 16. Juli 2023

Warum heißen eigentlich so viele Orte in Irland „Bally“?

 

Wer schon mal in Irland Urlaub gemacht hat, kann sich bestimmt noch an die vielfältigen Städtenamen erinnern, die man entweder gar nicht aussprechen kann, sich ständig zu wiederholen scheinen oder englischen Ursprungs sind. Irische Städtenamen können auf drei große Sprachfamilien zurückgehen. Gälisch, Englisch und Wikinger. 

Neue Städte, die gegründet wurden, nachdem das Englische das Gälische auf der irischen Insel als Hauptsprache abgelöst hatte, hatten natürlich englische Namen. Zum Beispiel Waterside (County Londonderry), Celbridge (County Kildare), Lucan (County Dublin) oder Newtonabbey (County Antrim).

Dublin heißt auf irisch Baile Átha Cliath und wurde vom Wikingernamen Dubh Linn anglisiert. Es war nicht ungewöhnlich, dass es verschiedene Namen für denselben Ort gab, von denen jedoch mit der Zeit immer nur einer überlebte. Obwohl der irische Name von Dublin im Zuge der landesweiten zweisprachigen Beschilderung überall zu lesen ist, wurde er nie verwendet, wenn man von Dublin sprach. Er konnte sich nicht durchsetzen. 

Anderes Beispiel für die Wikinger Sprache ist Donegal oder Dun na nGall, was „Festung der Fremden“ bedeutet. Die Fremden sind die Wikinger, die sich zwischen dem 8. Und 10. Jahrhundert in Irland niederließen.

Viele Städtenamen setzen sich aus Beschreibungen der Stadt in irischer Sprache zusammen.

Wiederkehrende irische Wortbestandteile sind u.a.:

a)      Drim/ Drom (Drumwood, Drumlane) was Bergrücken (englisch: ridge) bedeutet. Drumwood bedeutet demnach der „Wald des Bergrückens“

b)     Cloch/Cloich/Clough/Clogh (Ballyclogh, Dromclogh, Kilclogh) was Stein, Steingebäude (englisch: stone, stone building) bedeutet. Ballyclogh heißt „die Stadt des Steins“.

c)      Cloon/Clon (Clonmel, Clonmore, Clontarf) mit der Bedeutung Wiese, Weide (englisch: meadow, pasture). Clonmore bedeutet also nichts weiter als „eine große Wiese“.

d)     Loch/Lough (Loughinisland, Loughaunanillaun, Ballinlough) mit der bekannten Bedeutung See (englisch: lake). Ballinlough heißt damit „die Stadt am See“.

e)     Letter/Leitir (Letterkenny, Lettermore, Lettermacaward) bedeutet nicht Brief sondern Hang oder Hanglage (englisch: hillside) und Letterkenny bedeutet demnach „Cannon´s Hang“ (einfacher zu verstehen wenn man den irischen Namen „Leitir Ceannain“ sieht, wobei Ceannain für Cannon steht).

f)       Lis/Lios (Lismore, Liscasey) was Ringfort, Einfriedung (englisch: ring-fort, enclosure) bedeutet. Die Stadt Lismore bedeutet „Große Ringfestung“.

g)      Tempel (Templebar, Knockatemple, Ballintemple) bedeutet Kirche (englisch: church). Das gälische Wort „knock“ bedeutet Hügel (englisch: hill) und somit bedeutet Knockatemple „Kirchhügel“ oder vielleicht die Kirche auf dem Hügel.

h)     Bally (Ballyjamesduff, Ballydehob, Ballina, Ballinlough)
Bally kann im Irischen sowohl Gehöft oder Siedlung als auch Pass oder Durchgang bedeuten. Im Wesentlichen ist es von dem gälischen Ausdruck "baile na" abgeleitet, was "Ort von" bedeutet. So ist zum Beispiel Ballyjamesduff in Cavan wörtlich der Ort von James Duff.

 

Und nun sind wir beim eigentlichen Grund für diesen Beitrag angekommen (was lange währt, wird endlich gut). Auf Twitter hat ein in Kartografie bewanderter Donal Casey eine von ihm erstellte Karte geteilt, auf der jeder einzelne Ort in Irland mit „bally“ in seinem Namen verzeichnet ist. Zu seiner Motivation schrieb er „Ich habe diese Karte erstellt, weil ich wissen wollte, wie viele 'Bally'-Townlands es in Irland gibt. Die Antwort lautet 5.182.“

Auf Twitter selbst können wir das Bild leider nicht suchen, weil wir keinen Account dort besitzen und dem Zwitschern nichts abgewinnen können. Deswegen die Verlinkung zu Facebook. Wer dort ebenfalls keinen Account hat, sieht die Karte auch hier. 

 


Wer tiefer einsteigen möchte in die Bedeutung der irischen Ortsnamen, findet hier eine hilfreiche Aufstellung über irische Namensbestandteile.

 



 

 

 

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