Mittwoch, 22. November 2017

Urlaubsphantasien

Wer mich kennt, weiß daß ich eine spezielle Beziehung zu Neuseeland habe. Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke, war für fast 6 Jahre mein Lebensmittelpunkt und seitdem bezeichne ich es als meine zweite Heimat. Die ich vermisse und an die ich schweren Herzens zurückdenke, die ich aber aus den richtigen Gründen verlasse habe, was ich auch bis heute nicht bereut habe. Bei solch einer intensiven Beziehung mit diesem Land bleibt es nicht aus, daß man Freunde und Bekannte zurückgelassen hat, über deren Wiedersehen man sich unheimlich freuen würde.

Und dieses Wiedersehen ist aus unendlicher Ferne in greifbare Nähe gerückt, weil sich Tommy und ich entschieden haben, nächstes Jahr Urlaub in Neuseeland zu machen. Für Tommy ist dies der erste und hoffentlich nicht der letzte Besuch in Neuseeland und für mich wird es eine Reise zurück in die Vergangenheit.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, schließlich werden wir bereits Mitte Februar den Flieger nach Auckland besteigen. Den Flug mit Emirates haben wir bereits vor einiger Zeit gebucht und so nach und nach kamen die Reservierungen für den Mietwagen, den Inlandsflug Christchurch nach Auckland und die erste Übernachtung in Auckland hinzu.

Jetzt bleibt uns nur noch abwarten und die Tage rückwärts zählen. Dabei hilft uns der hier eingeblendete countdown, den wir gern mit Euch teilen. Vielleicht möchte ja der ein oder andere mit uns mitfiebern.

Danke und bis zum nächsten Mal

P.S: Sorry für die Werbung, aber die kann man bei dem kostenlosen countdown leider nicht abschalten.


Dienstag, 7. November 2017

Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land (Fortsetzung folgt)

Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, haben wir uns getraut – mit Sack und Pack auf den Rennsteig. Wir haben eine Runst in Angriff genommen und werden diese irgendwann nächstes Jahr vollenden. Eine Runst ist eine Rennsteigwanderung und laut dem Rennsteigverein gelten für die traditionelle Runst folgende Regeln: Eine normale Runst (zu Fuß) führt in sechs Tagen über den gesamten Rennsteig und zwar in geraden Jahren von Blankenstein nach Hörschel und in ungeraden Jahren von Hörschel nach Blankenstein. Es gibt wohl noch zahlreiche andere Möglichkeiten, den Rennsteig zu absolvieren, wobei ich einige davon gar nicht verstehe: Skirunst, Quadratrunst, Hainich-Runst, 3-R-Runst und die Kinderrunst, um nur einige zu nennen.

Nun gut, seit seiner „Erstbegehung“ in Jahre 1830 durch Julius von Plänckner haben sich auf dem Rennsteig einige Dinge geändert und so gibt es eben mehrere Möglichkeiten, die knapp 170km zurückzulegen. Jedem das seine, wir möchten da niemandem etwas vorschreiben oder madig machen.

Unbewußt haben wir bisher alles richtig gemacht denn wir befinden uns 2017 in einem ungeraden Jahr und haben den Rennsteig somit in der richtigen Richtung in Angriff genommen; und zwar von Hörschel in Richtung Blankenstein. Transporttechnisch befanden wir uns in einer komfortablen Ausgangslage: mit dem Zug fuhren wir über zwei Zwischenstops in Wernshausen und Eisenach nach Hörschel und konnten dort sofort mit unserer Wanderung loslegen. Auf dem Weg nach Hörschel verschlechterte sich das Wetter zunehmend und bei sinkenden Temperaturen und fallenden Niederschlägen waren wir wenig motiviert. Allerdings verbesserte sich das Wetter nach unserer Ankunft stündlich und nachdem wir traditionsgemäß einen Stein an der Werra aufnahmen (um diesen über den Rennsteig zu tragen und irgendwann nächstes Jahr in Blankenstein in die Selbitz zu werfen) machten wir uns bei noch schüchternem Sonnenschein auf den Weg. Das Werra-Ufer ist der tiefste Punkt der Wanderung und so geht es stetig aber meist nicht zu steil bergauf. In regelmäßigen Abständen erkennt man in der Ferne die Wartburg, wie sie majestätisch über Eisenach thront.

Was die Etappen auf dem Rennsteig anbelangt, bekommt man je nach verwendeter Literatur verschiedene Vorschläge, die sich natürlich in erster Linie daran orientieren, in wie vielen Tagen man den Rennsteig absolvieren möchte. So wird zum Beispiel oft der von öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichende Wanderparkplatz „Hohe Sonne“ als Endziel für die erste Etappe angegeben, was aber aus unserer Sicht keinen großen Sinn macht, weil es dort keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Das erfordert, einen Bus nach Eisenach oder in die umliegenden Ortschaften zu nehmen, dort zu nächtigen und am nächsten Morgen wieder zur Hohen Sonne zu fahren, um dort seine Wanderung fortzusetzen. Wir liefen ca. 4,6km weiter und übernachteten im Hubertushaus (Ascherbrück 1, 99842 Ruhla), welches sich direkt am Rennsteig befindet. Für 66,00 Euro im geräumigen Doppelzimmer (es gibt auch preiswertere Zimmer) und einer gutbürgerlichen Küche kann man den Abend wunderbar ausklingen lassen. Das Bett knarzte zwar ein wenig aber sonst gab es an dieser Unterkunft nichts auszusetzen.

Unsere Leistung für den 1. Tag
Strecke: Hörschel nach Ruhla (Hubertushaus)
Schritte: 32.000
knapp 26km
(bemessen nach Tommys Activity Tracker)
unterwegs (mit einigen kleineren Pausen): 6 Stunden

Für den nächsten Tag hatten wir uns mit dieser Übernachtung bereits einen kleinen Vorteil verschafft, weil wir diese Strecke sonst an diesem Tag hätten zurücklegen müssen. Psychologisch gesehen war das Wissen um die Tatsache, daß dies der kürzeste Tag der Runst werden sollte, ein großer Fehler, denn wir hatten das ungute Gefühl, einfach nicht ankommen zu können. Die Kilometer auf den Wanderschildern wollten einfach nicht schwinden und dazu kam das vernebelte Wetter und die fehlende Sonne, die einem auch ein wenig die Motivation raubten. Aber zumindest blieb es trocken, auch wenn die Temperaturen im Vergleich zum Vortag gewaltig abgestürzt waren. 

Unser Ziel war der Große Inselsberg, der zwar nicht der höchste Berg Thüringens ist (diese Ehre geht an den Großen Beerberg mit seinen 983 Metern) aber aufgrund der guten Verkehrsanbindung, Gastronomie und Wintersportmöglichkeiten einer der meistbesuchtesten Berge Thüringens ist. Als wir den 916 Meter hohen Berg pünktlich zur späten Mittagszeit erreicht hatten, pfiffen wir auf dem letzten Loch und es sehnte uns nach einem Bier. Am Reformationstag war die Gaststätte bis unters Dach vollgestopft mit Tagesausflüglern aber wir konnten noch zwei Sitzplätze bei einem älteren Ehepaar ergattern und uns aufwärmen und stärken. Für den weiteren Weg spielte dies allerdings keine große Rolle mehr, denn wir mußten es nur noch heil den steilen Abstieg hinunterschaffen und in unserer Pension „Haus am Reitstein“ einkehren, wo ein heiße Dusche auf uns wartete. 

Für 50,00 Euro fanden wir ein Doppelzimmer im Stilmix vor; massiver hölzener Einbauschrank aus DDR Zeiten versus neumodischer Möbel und Flachbildschirm aus der Neuzeit. Auf dem Gang begrüßt den Gast ein Wohnheimfeeling und jedes Zimmer wirkt gleich. Tommy, der sich unsere Zimmernummer nicht gemerkt hatte, stand bei seiner Rückkehr plötzlich im Zimmer unserer Nachbarn. Das Frühstück war reichhaltig aber völlig unverzeihlich wies das Geschirr angetrocknete Speisereste der Vorgänger auf. Das geht gar nicht! Auch war dies die letzte Nacht denn ab dem 1. November befindet sich die Pension (wie die meisten anderen Einrichtungen auf dem Rennsteig auch) in einer Saisonpause und öffnet erst wieder im Dezember. Dementsprechend demotiviert erschien die Belegschaft und ich fühlte mich teilweise etwas unerwünscht. Trotzdem ist die Unterkunft vollkommen okay, denn sie erfüllt ihren Zweck: nach einer langen Wanderung eine Dusche und ein Bett zu haben, um sich für den nächsten Tag ausruhen zu können.

Unsere Leistung für den 2. Tag
Strecke: Ruhla (Hubertushaus) zum Fuße des Großen Inselsbergs
Schritte: 23.760
knapp 17km
unterwegs (mit einigen kleineren und einer großen Restaurantpause): 6 Stunden

Der letzte Tag sollte die große Herausforderung werden denn er endete in Oberhof und es war ausgemacht, daß wir von einem Kumpel abgeholt werden. Wir hatten also nicht nur die Strecke im Rücken sondern auch die Zeit denn aufgrund fehlenden Empfangs im Wald kann man nicht mal schnell anrufen und die Abholung auf später verschieben. Das Wetter war nicht wirklich besser denn der Nebel vom Vortag hielt sich hartnäckig, aber es war ein paar Grad wärmer und somit angenehmer zu laufen. Gleich zu Beginn gab es einige steile Anstiege zu bewältigen aber im Laufe der Wanderung normalisierten sich die Höhenverhältnisse und es gab nur leichte Auf- und Abs.

Was uns auch heute wieder extrem auffiel, waren die unterschiedlichen Entfernungsangaben auf den Wanderschildern. Obwohl man bereits ein Stück Strecke zurück gelegt hatte, nahm die Entfernung zu und ein Bild für die Götter sind die beiden (fast) identischen Schilder direkt nebeneinander, die das gleiche Ziel und die gleiche Richtung aber unterschiedliche Entfernungen anzeigen. Was haben sie sich dabei nur gedacht? Über diesen Tag gibt es rückblickend nicht viel zu sagen, da wir wirklich die meiste Zeit die Zähne zusammen bissen um voranzukommen. Außer einer kleinen Verschnaufpause von vielleicht 20 Minuten liefen wir 7 Stunden komplett durch, nur um eine Stunde vor verabredeter Abholung am Grenzadler anzukommen und dort für eine Stärkung einzukehren. Tommy war der Meinung, die noch verbleibenden 7 km zu seiner Wohnung laufen zu können und daß wir die Abholung vielleicht gar nicht bräuchten, aber ich konnte definitiv keine 7 km mehr laufen! Wir hatten 32km in 7 Stunden runtergeschruppt und das reichte vollkommen aus. Ich spürte es bereits in meinen Beinen und wollte einfach nur aufs Sofa oder noch besser, in eine heiße Badewanne.

Unsere Leistung für den 3. Tag
Strecke: Großer Inselsberg nach Oberhof (Grenzadler)
Schritte: 39.100
knapp 32km
unterwegs (mit nur einer Pause): 7 Stunden
Gesamt: fast 77km


Fazit:
Es war schön, mal wieder unterwegs zu sein und davon die meiste Zeit im Wald sein zu können. Dabei ist man sehr oft mit sich selbst beschäftigt und in Gedanken versunken und läuft schweigend nebenher, was vollkommen okay ist. Nebenbei habe ich das Rennsteiglied gelernt und bin nun textsicher und hoffe natürlich, daß dies bis zur Fortsetzung nächstes Jahr anhält. Darüber haben wir uns allerdings noch keine Gedanken gemacht. In welche Richtung laufen wir den Rest? In wie vielen Tagen? Es wird eine Zeit geben, wo man sich darüber Gedanken machen kann, aber jetzt nicht. Es gilt, die Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Bis zur Fortsetzung sagen wir Gut Runst und wünschen Euch ebenfalls tolle Wandererlebnisse, falls diese bei Euch anstehen sollten!