Mittwoch, 28. September 2022

Unsere Großbritannien Reise: kleine Auszeit in Gweek

Was man nicht so alles findet, wenn man bei youtube interessante Dokus anschaut und sich über die angegebenen Links weiterklickt. In unserem Fall führte eine mehrteilige Doku über das Restaurieren von alten Booten in den USA zum Team von Clean Ocean Sailing in Gweek, Cornwall. Tommy stellte den Kontakt her und seitdem tauschten wir regelmäßig alle paar Wochen Emails aus. Es wurde verabredet, dass wir sie auf alle Fälle besuchen kommen, wenn wir in England unterwegs sind. 

Und so standen wir eines schönen Tages einfach vor deren Toren der Anlegestelle in Gweek und fragten, ob sie noch Hilfe benötigten für das heutige, über Instagram angekündigte, Müllsortieren. Die Freude und Überraschung über unser plötzliches Erscheinen waren groß, obwohl wir uns vorher angekündigt hatten. Leider war dies aufgrund immer mal wieder aussetzenden Handyempfangs untergegangen. Aber egal, Hilfe ist immer gern gesehen und so gab es neben unzähligen Gesprächsthemen auch jede Menge zu tun: nämlich das angekündigte Müllsortieren. 

In der Garage hatte sich der Müll der letzten Wochen angesammelt, weil Steve erstens noch einem richtigen Job zum Geldverdienen nachgeht, zweitens der Sommerurlaub in Festland Europa verbracht wurde und man drittens verständlicherweise den Müll lieber sammelt als darin rumzuwühlen und ihn zu sortieren. Steve, Monika, ihr Sohn Simon (4), Hund Rosi und manchmal auch freiwillige Helfer segeln auf dem Schiff „Annette“ (genannt Annie) die Küste Cornwalls entlang, paddeln mit Kajaks zu diversen Stränden und sammeln dort den Müll auf, den achtlose Zeitgenossen einfach entsorgt haben. Manchmal werden auch weiter entfernte Strände gesäubert und so gab es u.a. eine große Aktion um die Scilly Inseln herum. Der gesammelte Müll wird einzeln eingepackt und Fundort sowie Datum notiert, um dann später genau darüber Buch zu führen.

Die Gemeinde und zuständige Behörden in Cornwall finden regelmäßig Worte des Lobs und der Dankbarkeit aber für finanzielle Unterstützung sind die öffentlichen Kassen leider spärlich ausgestattet. Oder die Anforderungen für eine öffentliche Förderung sind so hoch, dass man sich zweimal überlegt, ob man diese tatsächlich in Anspruch nehmen möchte. So erzählte uns Steve, dass sie das Angebot bekamen, von einem recht großen Fördertopf unterstützt zu werden (dem der neue König Englands Charles III als Schirmherr vorsteht) und er viele schlaflose Nächte damit zubrachte, seine Möglichkeiten abzuwägen. Letzten Endes lehnte er den großen Geldbetrag dankend ab, weil er extra eine Person hätte einstellen müssen, die nur Papierkram erledigt, um das Geld zu verwalten und Buch über alles mögliche hätte führen müssen. Mal ganz abgesehen von diversen Lizenzen, die er zusätzlich für sein Segelboot hätte erwerben müssen. Da darf man sich dann wirklich fragen, warum man es denjenigen, die einfach nur Gutes tun wollen, so schwer machen muss. Woanders schmeißt man Fördergelder mit offenen Armen zum Fenster heraus und fordert Null Nachweise und die millionenfache Verschwendung von Steuergeldern interessiert niemanden.

Für das Sortieren des Mülls wird jeweils ein Sack Müll in der Garage ausgekippt und in diverse Haufen aufgeteilt: Hartplaste, Nylon/ Fischernetze, Leichtplaste (vor allem Plasteflaschen), Stoffreste, Styropor, Metall; alles bekommt seinen eigenen Haufen. Jeder Haufen wird anschließend gewogen und die ungefähre Anzahl der Einzelteile (!) für jeden Fundort notiert. Besonders spaßig ist das Zählen der Einzelteile für die Leichtplaste, weil man eben oft nicht nur vollständig erhaltene Flaschen, Plastikbehälter etc. findet, sondern viele Einzelstücke. Für einige Fundorte notierten wir Einzelteile von bis zu 1000 Stück Leichtplaste. Leider sind die Gewässer und Strände besonders auffällig mit Plaste überhäuft, weil dieser Rohstoff so günstig hergestellt und extrem vielfältig eingesetzt wird. Was es für unsere Umwelt, Tierwelt aber auch uns selbst bedeutet (Stichwort Mikroplastik) haben viele Zeitgenossen überhaupt nicht auf dem Schirm.

Und was passiert mit all dem sortierten Müll? Der steht erstmal ne ganze Weil dort in der Garage und auf dem Pier herum bis es Zeit ist, woanders herumstehen zu dürfen. Und das ist abhängig vom Material. Hartplaste (zum Beispiel die Außenhaut von Bojen, Schraubverschlüsse von Trinkflaschen) geht in eine Verwertungsanlage in Exeter und bringt 150 Pfund pro Tonne. Daraus werden dann u.a. Kajaks gemacht, in denen das Team von Clean Ocean Sailing zu den Stränden paddelt, um dort nach Müll zu suchen und aufzusammeln.Für Nylon und Fischernetze gibt’s ein wenig Geld, wenn sie ohne Verschmutzung abgegeben werden, weil sie für den 3D Druck verwendet werden. Klingt gut, gleicht allerdings einer Sisyphusarbeit, da das Herausziehen von materialfremden Gegenständen so umfangreich und kompliziert ist, dass man Tage nur allein damit verbringen könnte.

Die anderen Materialen sind zwar fein säuberlich getrennt und Fundort, Schwere und Menge dokumentiert, aber Geld gibt’s dafür keins. Wie es mit der Entsorgung aussieht, hat uns Steve gar nicht erzählt. Hoffentlich kann er sie ohne großen Aufwand und Kosten irgendwo abgeben.

Wir hätten Steve und sein Team gern bei einer Segeltour entlang der Cornwall Küste unterstützt, aber leider war dies aufgrund des Wetters nicht möglich. Gweek liegt am Helford River, der in den Ärmelkanal mündet und starken Tiden ausgesetzt ist. Bei Ebbe gleicht der Fluss einem riesigen Schlammbett, das sich bei einsetzender Flut recht schnell mit Wasser füllt. Leider reicht der Wasserstand in den meisten Fällen nicht zum Rausfahren aus, nur ca. alle 14 Tage ist der Wasserpegel hoch genug, damit die meisten Schiffe überhaupt ihren Anlegeplatz verlassen können. Wenn dann die Wettervorhersage ungünstig ist, macht das Segeln keinen Sinn. 

Und so blieb die Annette eben im Hafen und wir verbrachten ein paar schöne Tage in Gweek. Wir besuchten die Seal Sanctuary (eine Art Tierheim oder Krankenhaus für verletzte Wasserbewohner wie Pinguine, Robben und Seelöwen), nutzen einen Standbesuch für eine weitere Strandsäuberung und lernen einige interessante Einwohner Gweeks kennen. 

Zum einen gehört Cecil dazu, Steve´s geliebter T2, den er vor vielen Jahre aus Australien nach England verschifft hat und der inzwischen 50 Jahre alt ist und mehr als 1,3 Millionen Kilometer gefahren ist. Cecil sieht man ihr Alter an, der Rost und die Gebrauchsspuren lassen sich nicht verbergen, aber sie wird auch nicht geschont. Sie hilft kräftig auf dem Kai und in der Garage mit und Steve kann stundenlang darüber erzählen, wen oder was er bereits mit Cecil irgendwo rausgezogen und abgeschleppt hat.

Steve und seine Familie leben in einer kleinen Gemeinschaft am Constantine Quay, die man schon irgendwie als alternativ bezeichnen kann. Zumindest ist es nicht zu vergleichen mit dem typischen Alltagsleben, das man aus Deutschland kennt. Zuerst einmal lebt jeder auf einem Boot, das einzige Haus dort ist die Garage / Werkstatt / Abstellkammer / Spielparadies, das von allen Mitgliedern der Gemeinschaft genutzt wird. Dort türmen sich die ausrangierten Spielsachen in abgegrenzten Spielecken und für Jamie war dies natürlich ein wahres Fundbüro.  Abgegrenzt deswegen, weil dort natürlich auch gearbeitet wird. In der hinteren Ecke wurde gerade ein Boot renoviert und der Staub flog dank der Schleifmaschine meterweit umher. Am Kai rennen überall Kinder umher oder sausen den kleinen Pfad mit ihren Fahrrädern auf und ab, gefolgt von den Hunden Rosi und Bo. Jamie gesellte sich mit seinem Laufrad dazu. Alles, was an Board des eigenen Schiffes kein Platz hat, steht in kleinen Schuppen und Verschlägen an Land: meistens Waschmaschinen, andere Gerätschaften und oftmals ganz viel Müll. Regelrecht verliebt habe ich mich in den Waldspielplatz am Ufer des Flusses, wo sich die Kinder nach Herzenslust austoben können. Baumhäuser, Hängematten, Schaukeln, Rutschen, Matschküchen und jede Menge Möglichkeiten zum Verstecken und kreativ sein. Alles im Dreck und an der frischen Luft. Und etwas ab vom Spielplatz ein gemütlicher Platz für Lagerfeuer und ein Gartenbereich mit angelegten Beeten, wo aber leider aufgrund der spärlichen Sonneneinstrahlung nicht so sonderlich viel wächst.

Monika zeigte uns eines schönen Nachmittags das Gemeinschafts-Garten-Projekt von ca. 10 Familien in Gweek, das auf dem Gweek Campingplatz entstanden ist. Dort wird in Gemeinschaft gegärtnert, nach einem festgelegten Einsatzplan gewässert und jeder darf ernten, worauf er gerade Lust hat. Die Besitzer des Campingplatzes haben vor einigen Jahren ein riesiges Gelände gekauft, auf dem sich früher eine Gärtnerei befand. Glücklicherweise standen noch die Gewächshäuser und zahlreiches Material (tausende von Übertöpfen, Pflanzmaterial etc) war ebenfalls auf dem Gelände zurückgeblieben. Monika erzählte mir, dass man noch immer mit Aufräumen, Freimachen, Wegschaffen von Müll etc beschäftigt ist. Aber als Ziel für die Zukunft wird Selbstversorgung angestrebt, was in den heutigen ungewissen Zeiten keine schlechte Sache ist.  

Gweek an sich ist recht überschaubar mit ca. 667 Einwohner (laut Zensus von 2011) und liegt 5km östlich von Helston. Es gibt einen Pub, eine Village Hall, die Cornish Seal Sanctuary (Touristenmagnet) und einen Dorfladen der als Postamt fungiert sowie als Café und Eisdiele. Wenn man sich dort nicht über den Weg läuft, trifft man sich spätestens jeden Mittwoch, wenn der Fish ´n Chips Van vor dem Laden steht oder donnerstags beim Pizza Van. Die Einwohner kommen dann teilweise sogar mit Klappstühlen zur Grünfläche vor dem Dorfladen, genießen ihren take away, quatschen mit den anderen Dorfbewohnern und lauschen der Livemusik, die im Sommer oft an einem dieser beiden Tage gespielt wird. Was will man mehr?  


Nach knapp einer Woche verabschiedeten wir uns von Gweek, Steve, Monika, Simon und manch anderem Bewohner von Constantive Quay. Jamie hat ein neues Bewusstsein für Müll entwickelt und seitdem kommt es häufiger mal vor, dass wir an einem Strand oder anderswo einfach mal ein bisschen Müll aufheben und entsorgen. Auf Jamies empörte Frage, warum sich die Leute so blöd anstellen und ihren Müll nicht einfach selbst in den Mülleimer schmeißen können, der manchmal nur ein paar Meter entfernt steht, haben wir leider keine passende Antwort.

Freitag, 16. September 2022

Unsere Großbritannien Reise: Das Finden eines Stellplatzes in UK

Wir hatten es bereits angekündigt, dass wir dem Thema Stellplätze, overnight parking oder wild camping, wie es einige nennen, einen separaten Beitrag widmen. Also was sagt das Gesetz, was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt? 

Auf oder neben öffentlichen Straßen darf über Nacht nicht geparkt werden. Grund hierfür ist, dass der Straßenverkehr in keiner Weise blockiert, behindert oder gefährdet werden darf. Und in der Realität? Steht man auf einem Parkplatz etwas abseits der Straße, wo man nichts blockiert und wo es kein Schild gibt, das overnight parking verbietet, wird man höchstwahrscheinlich nicht gebeten, sich etwas anderes zu suchen. Das kommt aber auch auf den jeweiligen Bezirk an, die zuständigen Behörden etc.

Was nicht in öffentlicher Hand verwaltet wird, gehört jemandem privat und da wird es schon schwieriger. Auf privatem Grundbesitz darf man mit Genehmigung des Eigentümers parken, campen und auch über Nacht stehen aber das Finden des Eigentümers ist nicht immer leicht. Oder woher weiß ich, wem das Feld gehört, an dessen Rand ich gerne stehen möchte? Viele Kommunen haben das overnight parking auf ihren städtischen Parkplätzen komplett untersagt und machen es Wohnmobilen generell sehr schwer, überhaupt einen Parkplatz auch tagsüber zu finden, weil Höhenbeschränkungen vor den Einfahrten angebracht sind. Bei Parkplätzen ist es relativ einfach, herauszufinden was man darf und was nicht, denn es ist klar und deutlich ausgeschrieben. Und wenn da steht, no overnight parking oder „no motorhomes from 11pm to 6am“ (also keine Womos von 23:00 – 06:00 Uhr) dann sollte man sich daran halten weil für den Fall eines Verstoßes bereits Art und Höhe der Strafe mit angeschrieben ist.

Leider haben solche Restriktionen meist eine Vorgeschichte. Erst neulich haben wir einen Zeitungsartikel über Wildcamper gelesen (hier waren Leute im Zelt gemeint), die es nicht für nötig hielten, ihren Müll mitzunehmen und ihre Notdurft einfach in der Natur verrichteten. Die Stadt denkt nun darüber nach, diese Stelle generell als Parkplatz zu sperren, worunter natürlich all die anständigen Leute leiden, für die solch ein Verhalten überhaupt nicht in Frage kommt. Darunter zu leiden haben dann auch die zahlreichen Reisenden in ihren Wohnmobilen. Was nicht heißen soll, dass diese Leute mit Heiligenschein unterwegs sind, denn leider gibt es auch unter den Wohnmobilisten Idioten, die Müll und andere Hinterlassenschaften zurücklassen. 

Problematisch dabei sind sicherlich auch einige, nicht alle(!) Reisenden in den umgebauten Lieferwagen, Handwerkerbussen, Sprintern etc die oftmals keine Toilette an Board haben und sich aber auch gern auf solchen Plätzen aufhalten. Ich frage mich sowieso immer, wie die das machen, schließlich ist nicht immer ein öffentliches Klo in der Nähe. Durch das Lesen in Foren kennen wir allerdings die Einstellung einiger Vertreter der Vanlife Szene, wo man nicht verstehen kann, warum sich jemand daran stört, dass man mit Spaten in den Wald geht und seine Notdurft vergräbt. Wenn das eine Person macht, stört das Mutter Natur sicherlich nicht sonderlich, wenn aber mehrere Dutzend am Tag an solch einem Parkplatz mit ihrem Spaten unterwegs sind (und viele oft gar nicht erst buddeln sondern alles recht oberflächlich geschieht, Toilettenpapier durch die Gegend fliegt und es meilenweit nach Klo stinkt) dann ist das einfach nicht mehr okay.

Fakt ist, dass viele Campingplätze in England sehr teuer sind und wir nicht bereit sind, soviel Geld auszugeben. Wir haben uns mit einem Betreiber eines solchen Campingplatzes unterhalten (wo wir 48,60 Pfund für die Nacht bezahlt haben!) und er meinte, es kostet alles Geld und da macht der Platz angeblich nicht mal Gewinn (bzw. wird alles reinvestiert). England ist eine Campingnation, das Zelten stellt einen typischen Sommerurlaub für Familien dar. Und da die Campingplätze auch viel Platz für Zelte bieten, müssen sie natürlich auch die Ausstattung für dieses Klientel zur Verfügung stellen. Duschen und Toiletten 24 Stunden am Tag, Spülküchen fürs Reinigen des Geschirrs, Waschmaschinen und Trockner (die zahlt man allerdings extra). Die Stromkosten solch eines Campingplatzes sind sicherlich enorm. Die Plätze sind wegen der Sicherheit alle beleuchtet, Wohnmobile brauchen Strom und beim Zelten geht’s heutzutage auch nicht mehr ohne. Der letzte Stellplatz hatte sogar TV Anschlüsse für die Zeltplätze, damit man sich auch im Urlaub mit dem ganzen Müll berieseln lassen kann. 

Wir haben aber inzwischen das Gefühl, dass es einen Unterschied macht, ob man einen Campingplatz erwischt, der mehr von den Einheimischen frequentiert wird oder ob es sich um Plätze handelt, die in Touristhochburgen mehr von den Ausländern gebucht werden. Auf dem letzten Campingplatz waren wir die einzigen Ausländer und dort zahlten wir wesentlich weniger Stellplatzgebühr als zum Beispiel in Folkestone. Dort übernachtet fast jeder, der von der Fähre kommt oder zur Fähre will und da sind die Preise dementsprechend höher.

Allerdings sind wir auf Campingplätze angewiesen, ab und zu müssen wir dort übernachten, weil Wäsche gewaschen werden möchte, wir Frischwasser benötigen und die Entsorgung eine Katastrophe in UK ist. Im Rest von Europa gibt es ein gutes Netz an Entsorgungsstellen wo man sein Schmutzwasser ablassen, die Toilette entsorgen und Frischwasser auftanken kann. Oftmals gegen Gebühr aber das ist ja okay. In England sind solche Stellen Mangelware. Wir haben eine Liste mit Entsorgungsstellen in Europa gefunden, die auch einige Plätze in England aufweist, aber diese haben bisher nicht in unsere Route gepasst. Oder wir hatten gerade anderweitig entleert und benötigten diese gerade nicht. Als wir in Tintagel auf einem Campingplatz nachfragten, ob wir unsere Toilette entleeren dürfen, verneinte der Mitarbeiter und meinte, vor Covid war das alles möglich aber jetzt möchte es der Manager nicht mehr. Muss man nicht verstehen aber eben akzeptieren.

Nach ein bisschen Online Recherche fanden wir das Pendent zum deutschen „Landvergnügen“: Britstops. Das Konzept ist leicht erklärt. Lokale Anbieter bieten kostenfreie Stellplätze auf ihren Grundstücken und im Gegenzug gibt man dort ein wenig Geld aus; im Hofladen, im Pub, in der Eismanufaktur etc. Somit soll den Reisenden die lokale Vielfalt nähergebracht und Verständnis und Wertschätzung der regionalen Produkte und Traditionen geweckt werden. Das Einkaufen dort ist keine Pflicht aber es wird als Gegenzug zum freien Stellplatz natürlich erwartet.

Wir haben die Mitgliedschaft bei Britstops erworben und bekamen ein Buch (später auch eine App) in dem die teilnehmenden Anbieter verzeichnet sind. Leider sind dies zu 90% Pubs. Die Pubkultur in England ist bemerkenswert, es scheint wirklich ganz normal zu sein, nach der Arbeit noch für ein Bier im Pub vorbeizuschauen. In den letzten Jahrzehnten sind die Pubs auch immer familienfreundlicher geworden so dass man inzwischen in den meisten Pubs auch mit Kindern gern gesehen ist. Nun sind die Pubs aber auch recht teuer, so dass wir bisher nur 2x dort gegessen haben. Das letzte Abendessen schlug mit 55 Pfund zu Buche, was immerhin 65 Euro ausmacht. Schon ne Menge Geld für 2,5 Personen. Meistens trinken wir nur ein Bier und Radler, wenn wir uns nicht damit rausreden können, dass unser quengeliges Kind ins Bett gebracht werden muss aber auch da kommt man unter 10 Pfund (12 Euro) nicht weg.

Und so nutzen wir Britstops, wo es nicht anders geht, bemühen aber auch andere Quellen zum Finden eines Stellplatzes. Wir nutzen inzwischen 5 verschiedene Apps, um overnight Stellplätze zu finden. Meist handelt es sich um kleine Parkplätze an wenig frequentierten Straßen oder Orte wo das Übernachten explizit erlaub ist (Raststätten, Parkplätze gegen Gebühr, Wanderparkplätze). Diese zu finden ist nicht immer leicht und in einigen Gegenden gibt es weniger davon als in anderen. Oberste Devise für uns ist immer, dass der Platz einen sicheren Eindruck macht. Wenn wir kein gutes Gefühl dabei haben, fahren wir weiter. Und so gab es bisher auch keine Zwischenfälle oder unschöne Situationen. Oft hat man Straßenlärm aber manchmal auch das Rauschen des Meeres.

Folgende Seite fanden wir zur Beurteilung der rechtlichen Situation in England bezüglich overnight parking, wild camping ganz hilfreich: https://www.startrescue.co.uk/breakdown-cover/motoring-advice/safety-and-security/can-i-park-overnight-what-the-law-says

In Wales ist die Situation nicht anders als in England. Jetzt sind wir in Schottland und dort ist vieles einfacher. Man findet kaum Verbotsschilder für das Übernachten und deswegen ist das Land auch so beliebt bei den Urlaubern. Gleich am ersten Tag sahen wir daher auch vermehrt Deutsche, die wir bisher auf unserer Reise selten gesehen haben. Auch bei den Engländern ist Schottland aufgrund der entspannteren Stellplatzsituation sehr beliebt und in Gesprächen mit einheimischen Reisenden bekamen wir öfter die Frage gestellt, warum wir denn gerade nach England gekommen sind, wo doch alles so kompliziert sei. Wir antworten dann immer wahrheitsgemäß, dass England auch sehr schöne Ecken zu bieten hat und das lässt den Gegenüber dann doch auch wieder strahlen. Man hört eben doch gern positives über sein Heimatland.  

.... Und eines gibt es über die Stellplätze abschließend zu sagen: Egal wie abgeschieden man glaubt zu stehen, am morgen steht immer mindestens ein anderes Auto auf dem Parkplatz und es steigt jemand mit seinen Hunden für die morgendliche Gassirunde aus….