Freitag, 6. Mai 2022

Ein weiterer kleiner Ausflug im Mai

 

Anfang Mai brachen wir erneut auf einen Kurztrip auf. Dieser dauerte lediglich 4 Tage und wir hielten uns nicht unweit der Heimat auf. Wir lieben das Gefühl der Freiheit in unserem Ludwig und die Möglichkeit, kleinere Exkursionen etwas entspannter angehen zu können. Die Ziele hätten wir auch als Tagesausflüge von zu Hause besuchen können aber wer mit Kleinkind reist, weiß dass dies nur in der Theorie so schön einfach klingt. Bis das Kind dann endlich mal angezogen ist und im Auto sitzt, ist eigentlich schon wieder Zeit für den Mittagsschlaf und obwohl die Autofahrt nun die perfekte Zeit für ein Nickerchen wäre, finden die Kleinen meist erst 5 Minuten vor Ankunft in den Schlaf. An einen entspannten Besuch im Tierpark / Spaziergang oder Entdeckungstour am Ziel ist dann nicht mehr zu denken.  Das bedeutet nun leider nicht, dass Jamie während dieser Tage immer schön ausgeschlafen und fit war denn der Schlafrhythmus ist trotzdem gestört. Aber im Wohnmobil kann man sich glücklicherweise einfach mal hinlegen und versuchen, ob man sein Kind vom Schlafen überzeugen kann.

Die erste Etappe führte uns in die Kurstadt Bad Salzungen in den Wartburgkreis. Die Stadt ist überschaubar und bietet erstaunlich viele schön angelegte Themenspielplätze (Piratenschiff, Burg etc), die alle fußläufig zu erreichen sind. Während wir vor einigen Jahren noch kilometerweit durch die Stadt gelaufen wären um Fotos von Sehenswürdigkeiten, kleinen versteckten Gassen und liebevollen Details zu schießen, sitzen wir heute auf einem Spielplatz und schauen unserem Kind dabei zu, wie es glücklich zum 53. Mal allein die große Rutsche hinunter saust. Bilder entstehen on-the-go wenn man mal was interessantes sieht. So verschieben sich die Prioritäten! 

Etappe zwei führte uns in das Biosphärenreservat Rhön zur Besucherplattform „Noahs Segel“. Die Plattform bietet einen Panoramablick über die gesamte Rhön von Thüringen bis nach Bayern und Hessen. Die Plattform ist 21 Meter hoch und über eine Treppe zugänglich. Hier befindet man sich in 830 Meter über dem Meeresspiegel. Den Weg hinunter kann man abkürzen über die Abenteuerrutsche. Für dessen Nutzung stört es Kinder auch nicht, die Treppen 10-, 20- oder 30-mal zu nehmen wo man doch vorher eigentlich total müde und zu keinem weiteren Schritt in der Lage war. Für Jamie war die Rutsche noch ein wenig zu steil und schnell, er traute sich nicht und so rutschte der Papa eben alleine. Für ältere Kinder ist der Aussichtsturm, vor allem durch die Abenteuerrutsche sicherlich ein tolles Ausflugsziel, aber für Kleinkinder eher ungeeignet.

Nicht weit entfernt von Noahs Segel befindet sich die Erlebniswelt Rhönwald mit der „Arche Rhön“. Wir nutzten nur den Spielplatz aber für den Eintrittspreis von 3 Euro bekommt man noch mehr geboten. Verschiedene Themen – Hütten mit Ausstellungen über die Rhön, einen Barfußpfad, Fledermaushöhle, Waldschule, Besucherzentrum Arche Rhön und diverse Lehrpfade. Für Kleinkinder eher ungeeignet aber für größere Kinder und Erwachsene sicherlich sehr informativ und interessant. Auch hier befand sich eine Röhrenrutsche. Sie war wesentlich kleiner als die beim Segel aber Jamie war von ihrer Nutzung nicht zu überzeugen. Erst ganz zum Schluß entdeckte er, wieviel Spaß man auf dieser Rutsche haben konnte und wollte sie dann – wie sollte es anders sein- nicht mehr verlassen.

Die Nacht verbrachten wir ganz idyllisch an einem der zahlreichen kleinen Seen in der Gegend.

Tag 3 brachte uns auf die Wasserkuppe im hessischen Landkreis Fulda. Mit 950m ü. NHN ist die Wasserkuppe der höchste Berg der Rhön und die höchste Erhebung in Hessen. Auf der „Wiege des Segelflugs“ konnten wir zahlreiche Segelflieger beim Starten, Segeln und Landen beobachten und erfuhren später bei einem Small Talk mit einem der Fluglehrer, dass es sich hierbei größtenteils um Offiziers Anwärter der Bundeswehr (Luftwaffe) handelte, die hier eine Teambuilding Maßnahme absolvierten. Die Wasserkuppe hat, was den Tourismus anbelangt, in den letzten Jahren wahnsinnig aufmunitioniert und so hat sich zu Besucherzentrum und Verkaufsstraße ein Kletterwald, Sommerrodelbahn, Abenteuerspielplatz, Holzkugelbahn und ein Feriendorf gesellt. Hier hätten wir sogar die Nacht auf dem Stellplatz verbringen können aber die Preisgestaltung ist etwas unglücklich geraten. 5 Euro für Wohnmobile für 24 Stunden, wobei das Ticket bis genau 23:59 Uhr gilt. Rein theoretisch müßte man sich um Mitternacht nochmal zum Parkautomaten begeben, um nochmal ein Ticket zu lösen. Warum man die 24 Stunden nicht nach Kauf des Tickets zählt, verstehen wir nicht so recht.

Eigentlich wollten wir ja an diesem Tag noch in den Wildpark bei Gersfeld, aber die Zeit war schon stark vorangeschritten. Somit planten wir diesen Ausflug für unseren letzten Tag ein und parkten direkt beim Wildpark auf dem Wohnmobilstellplatz, wo das Parken über Nacht nicht verboten ist. Wir waren also am nächsten Tag verhältnismäßig früh im Park (also wir sprechen hier von unseren Verhältnissen: Öffnung 9 Uhr schafften wir natürlich nicht) und hatten genügend Zeit, die Tiere im Park zu suchen und, wo erlaubt, zu füttern. Wir befürworten solche Parks nicht und bevorzugen immer Tiere in der freien Wildbahn, aber wo oder wann hat man schon mal die Gelegenheit, einem Kind so viele unterschiedliche Tiere zu zeigen und hat dann noch Zeit, sie zu betrachten, ohne dass sie gleich im nächsten Gebüsch verschwinden?

Ein paar Stunden später waren wir schon wieder zu Hause und entluden unseren Ludwig. Gerade als sich Jamie an die Routine im Wohnmobil gewöhnt hatte, rissen wir ihn schon wieder heraus. Wir sagten ihm lieber noch nicht, dass er am nächsten Tag wieder in den Kindergarten gehen würde….

 








 

Die ersten Kurztrips in 2022

Eingeleitet haben wir unsere Wohnmobilsaison dieses Jahr extrem früh und nach reichlicher Überlegung. Schließlich kann man sich gemütlicheres vorstellen als Mitte Januar draußen in der Kälte zu schlafen. Aber wir wollten Familie in Bayern besuchen und gemeinsam Geburtstag feiern und da wir nicht die einzigen Gäste waren, gestaltete sich die Vergabe der Schlafplätze schwierig. Und so brachten wir unsere Schlafplätze einfach mit und sorgten im Vorfeld dafür, dass die Gasflaschen ausreichend gefüllt waren damit sie unsere Heizung ordentlich befeuern konnten. Geschlafen haben wir zu dritt in einem Bett, was wir normalerweise im Ludwig nicht mehr tun, da der Kleinste den meisten Platz in Anspruch nimmt und für uns nicht mehr viel Platz übrigbleibt. Aber um nicht auszukühlen haben wir es für eine Nacht gewagt und ja, es war kuschlig warm. Für Frühstück im Wohnmobil war es eindeutig nicht kuschlig genug und außerdem gab es ja Frühstück mit den anderen im Haus.

Die eine Nacht hatte uns vollkommen gereicht. Im Winter kann man im Ludwig nicht schlafen – zumindest nicht in Deutschland und nicht ohne extrem hohen Gasverbrauch für die Heizung. Winterfest ist unser Ludwig mit seinem doppelten Boden, aber das heißt nun nicht automatisch, dass man die Kälte vor der Türe stehen läßt. Das Auto kühlt recht schnell aus, da nützt ein doppelter Boden nur bedingt etwas. 

Seine zweite Ausfahrt bekam unser Ludwig dann kurz nach Ostern, allerdings war sie ebenfalls nicht besonders lang. Das hatte aber eher etwas mit den hohen Spritpreisen zu tun und der Tatsache, dass sich unsere Freunde aus Bayern, die wir eigentlich besuchen wollten, aus einigen organisatorischen Gründen nach Thüringen begeben hatten und so mussten wir glücklicherweise nicht so viele Kilometer zurücklegen, um sie zu sehen. Wir waren insgesamt nur 3 Tage unterwegs und verbrachten diese in und um Erfurt herum sowie im Nationalpark Hainich. 

In Erfurt hatten wir ein Wiedersehen mit dem P+R Parkplatz am Stadion, auf dem wir bereits letztes Jahr im Juli gestanden hatten, als wir dem Kyffhäuser einen Besuch abstatteten (den Bericht dazu gibt es hier). Mit unseren Freunden nahmen wir die Straßenbahn Linie Nr. 1 und Jamie war hellauf begeistert. Seine erste Straßenbahnfahrt! Für viele mag das total banal klingen, aber in Suhl gibt es nun mal keine Straßenbahn und wir fahren ja nicht mal Bus. Leider fuhren wir nur eine handvoll Stationen bevor wir unser Ziel Am Anger erreichten und Jamie war total enttäuscht, schon wieder aussteigen zu müssen. Besonders viel erkundeten wir an diesem Tag nicht, aber das war mit unseren beiden Mäusen (mit dabei war auch die kleine Hannah, noch ein paar Monate jünger als Jamie) auch nicht zu erwarten.

Obwohl Jamie das Sandmännchen fast jeden Abend vor dem Zubettgehen schaut, zeigte er an der Sandmann Figur bei der Krämerbrücke null Interesse und rannte lieber die Rasenflächen auf und ab. Wir wollen nicht wissen, wie oft entzückte Eltern nostalgisch vor dem Sandmännchen stehen und Fotos von ihren Kindern machen wollen und diese die ganze Aufregung überhaupt nicht verstehen können. Wir fühlen uns an ein Stück unserer Kindheit erinnert und für die Kinder sitzt da halt nur das Sandmännchen. Punkt aus. Der Spielplatz ein paar Meter weiter fand bei unserem Sprößling weitaus mehr Beachtung und wir benötigten viel Überredungskunst, irgendwann mal weitergehen zu können, um uns der längst überfälligen Nahrungsaufnahme zu widmen. 

Am nächsten Morgen, während wir gemütlich frühstückten, ereilte uns das nächste Highlight in Form eines Probealarms im Erfurter Stadion, dessen Lautsprecheransagen über den ganzen Parkplatz schallten. So wie wahrscheinlich alle Jungs in seinem Alter, liebt Jamie alles was Tatü-Tata macht und obwohl die Feuerwehr nicht anrückte, reichten ihm bereits unsere Erklärungen darüber, was da gerade geübt wird. Als dann kurz darauf trotzdem Polizei mit Blaulicht am Parkplatz vorüberfuhr, war die Aufregung perfekt. Ach es ist toll, wenn sie noch so einfach zu begeistern sind. Wo können wir bitte unseren Wunsch aufgeben, dass dies ewig so weitergehen mag? 

Die Straßenbahn Haltestelle war von unserem Stellplatz aus wunderbar einzusehen und die Linie fährt in hoher Frequenz. Wenn immer Jamie sie erblickte, kommentiere er dies begeistert. Wir wussten also was zu tun war und kauften ein Tagesticket und fuhren zum Erfurter Hauptbahnhof und begaben uns zu den Bahnsteigen. Die Eisenbahn sieht Jamie regelmäßig von unserem Wohnzimmer aus, da sie dort im Halbstundentakt vorbeifährt, aber einen Bahnhof hat Jamie noch nie zu Gesicht bekommen. Nach einigen Erläuterungen fuhr dann auch endlich mal ein Zug ein und wir beobachten das Ein- und Aussteigen der Passagiere. Irgendwann hat man alles gesehen, was es auf einem Bahnsteig so zu sehen gibt und so erkundeten wir noch ein bisschen Erfurt und gönnten uns sogar ein kleines Eis (aber eigentlich war es doch noch ein wenig zu kalt dafür trotz der Sonne). Straßenbahn fuhren wir natürlich auch noch einige Male und am frühen Nachmittag kamen wir zurück zu unserem Ludwig, um uns in Richtung Nationalpark Hainich zu begeben. Dort wollten wir uns mit unseren Freunden treffen. 

Der Nationalpark Hainich zählt mit seinem Ökosystem Baumkronen zum UNESCO -Weltnaturerbe, dank einer der vielfältigsten Lebensräume der Erde. Der Baumkronenpfad wurde als zweiter Pfad dieser Art in Deutschland 2005 eröffnet und um eine zweite Schleife in 2009 erweitert und aufgewertet. Der Pfad ist insgesamt 540 Meter lang und besteht aus zwei Schleifen. Der erste 300 Meter lange Abschnitt ist der Fauna im Nationalpark gewidmet; die zweite 240 Meter lange Schleife gilt dem Urwald selbst. Der Pfad startet in einer Höhe von 10 Metern und steigt stetig auf 24 Meter an. Der Baumturm mit Aussichtsplattform im Zentrum des Pfades ist 44 Meter hoch und bietet eine atemberaubende Panoramasicht auf den gesamten Hainich und das Thüringer Becken. 

Der Baumkronenpfad ist übrigens barrierefrei und mit Kinderwagen und Co zu benutzen. Den Lift dazu haben wir zwar nicht gesehen aber wir waren auch mit zwei kleinen Kindern beschäftigt, die sich lieber einen Teil der Stufen haben tragen lassen. Der Aussichtsturm ist definitiv nur über Stufen zu erreichen. Für lauffreudige Besucher bietet der Nationalpark ein großzügiges Netz an zusätzlichen kleinen Wanderungen durch den schönen Buchenwald des Hainich und dort kann man einen natürlich belassenen Wald beobachten, Schau- und Informationstafeln studieren und das Vogelgezwitscher auf sich wirken lassen. Wenn man es einrichten kann, sollte man für diesen Besuch viel Zeit mitbringen um das weitläufige Areal um den Baumkronenpfad herum kennenlernen zu können und um diverse Erlebniswelten, interaktive Präsentationen, Filmvorführungen und vieles mehr erkunden zu können. Erst dann lohnt sich der Eintrittspreis von 11 Euro für Erwachsene zumal das Parken für Wohnmobile auch 10 Euro kostet (und man dann trotzdem nicht mal über Nacht dort stehen bleiben darf). Für PKW betragen die Parkgebühren 3 Euro. 

Den schönen Tag ließen wir mit unseren Freunden in der urigen Hainich Baude am Wanderparkplatz Craulaer Kreuz mit deftiger Brotzeit und Linsensuppe ausklingen und hier drehten beide eigentlich total übermüdeten Kinder nochmal komplett auf. Glücklicherweise durften wir unseren Ludwig in der Nähe der Baude parken und fielen somit aus der Hütte gleich in unser Bett. Das hätten sich einige der Gäste wahrscheinlich auch gewünscht, die zahlreiche Schnäpse und Biere intus hatten. 

Der nächste Morgen war sehr windig aber das hielt die Leute nicht vom Wandern ab. Wir parkten ja auf einem Wanderparkplatz und beim Frühstück spazierten oder radelten bereits einige Wanderlustige an unserem Fenster vorbei. Wir machten uns heute wieder auf den Heimweg und gleichzeitig eine mentale Notiz, der Hainich Baude irgendwann nochmal einen Besuch abzustatten.