Montag, 5. Juli 2021

Juli 2021 Ausflug zum Kyffhäuser

Nach einem arbeitsreichen Freitag packen wir schnell ein paar Klamotten, Lebensmittel und sonstige Notwendigkeiten zusammen und starten mit dem Abklingen heftiger Regenschauer in ein Kurzwochenende auf Rädern. Das Ziel ist klar und auch gar nicht so weit weg aber wir machen trotzdem einen Zwischenstopp in Erfurt, weil wir es ruhig angehen lassen wollen. Dort parken wir auf dem P+R Parkplatz neben Stadion und Thüringen Halle und genießen einen warmen sonnigen Abend. Während Katja das Abendessen vorbereitet, erkunden Tommy und Jamie die Umgebung und die umstehenden Wohnmobile und Kastenwagen und außerdem fliegt auch regelmäßig der Zeppelin recht geräuschvoll über uns hinweg, den wir bereits von der Autobahn aus erspäht haben. Anfänglich meint Jamie ganz begeistert, dies sei ein Hubschrauber aber dieses Missverständnis klären wir schnell auf, wobei ihm das Wort Zeppelin noch nicht über die Lippen kommt.

Samstagmorgen lassen wir es sehr ruhig und gemütlich angehen und bekommen sogar frische Brötchen geliefert (Danke liebe Tanja!). Jamie schaut begeistert dem Training der Eisschnellläufer auf Rädern zu, die draußen ihre Runden drehen und als dies nicht mehr interessant genug ist, widmet er sich wieder seinen Steinen. Wir haben immer ein Eimerchen im Ludwig so dass wir für das Sammeln von Steinen in größeren Mengen vorbereitet sind.

Gegen 11 Uhr brechen wir auf in Richtung Bad Frankenhausen in den Natur- und Geopark Kyffhäuser, wo wir zum Kyffhäuser Denkmal wollen. Katja war vor ca. 15 Jahren das letzte Mal dort, Tommy und Jamie noch nie. Die letzten Meter bergauf gehen aufgrund der Kurven und der Steigung nur schleppend voran aber wir haben es nicht eilig. Im Gegensatz zu den Hundertschaften von Motorrädern, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben als im Affentempo die B85 hinauf- und dann wieder herunter zu donnern. Auf der Kelbra Seite des Berges gibt es einen kleinen Parkplatz kurz vorm Ortseingang und dort stapeln sich die Biker während ihrer kurzen Pausen.

2 Euro Parkgebühren (für 24 Stunden, wir hätten also dort nächtigen können) sind vollkommen okay und wir machen uns fürs Mittag erstmal über eine Thüringer Bratwurst her bevor wir den kurzen Aufstieg zum Denkmal wagen. Jamie kann zwar wunderbar laufen hat aber gerade eine „Tragen“ Phase und so trug meist Tommy den nicht mehr so leichten Jamie den Berg hinauf. Eintritt kostet für Erwachsene 8,50 Euro und man füllt einen Zettel für die Kontaktverfolgung aus. Nur in Innenräumen ist die Maske vorgeschrieben also im Museum, Shop, Café etc. Wer den Denkmalturm des Kaiser-Wilhelm-Denkmals über immerhin 250 Stufen erklimmen möchte, soll die Maske auch tragen und ich frage mich, wer die kollabierten Kletterer aus dem Turm entfernt.

Bereits im 12. Jahrhundert entstand hier die dreigeteilte Reichsburg Kyffhausen, deren Bau während der Regierungszeit Friedrich I. Barbarossa vollendet wurde. Mit dem Zusammenbruch des Stauferreiches um 1250 verfiel leider auch die Anlage, sie ist aber bis heute noch erkennbar. Auf dem Areal befindet sich der mit 176 m Tiefe der tiefste Burgbrunnen der Welt, der 1936/37 wieder freigelegt wurde.

An der Ostseite des 81 m hohen Denkmals ist Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Sagenkaiser in Stein gemeißelt (6,5 m hoch), darüber reitet Kaiser Wilhelm I. (10,5 m hoch). Laut Wikipedia war mit dieser Anordnung die Botschaft des Denkmals eindeutig: Barbarossa war nicht wieder zurückgekehrt, sondern durch einen besseren Nachfolger ersetzt worden. Hier wird wahrscheinlich auf die Barbarossasage Bezug genommen, deswegen soll sie hier ganz kurz wiedergegeben werden:

In einer Höhle des Kyffhäuserberges schläft Barbarossa mitsamt seinen Getreuen, um eines Tages zu erwachen, das Reich zu retten und es wieder zu neuer Herrlichkeit zu führen. Während er schläft, wächst sein Bart um einen Steintisch. Bis jetzt reicht er bereits zweimal herum und wenn die dritte Runde beendet ist, beginnt das Ende der Welt. Alle hundert Jahre wacht der Kaiser auf und horcht, ob die Raben noch immer um den Berg kreisen. Tun sie dies noch immer, schläft er für ein weiteres Jahrhundert.

Nach einer kurzen Kaffee-, Spielplatz- und Pinkelpause machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Ludwig und beschließen, die Nacht auf einem etwas weniger großen Parkplatz zu verbringen und fahren daher die B85 wieder runter. Dort haben wir auf dem Hinweg einen kleinen Wanderparkplatz entdeckt, der Platz für ca. 6 Autos bietet und wo wir uns für den Abend und die Nacht einrichten. Jamie kann dort wunderbar draußen in der Sonne spielen, während drinnen das Essen vor sich in köchelt. Wir beobachten ganz aufgeregt ein Rotkehlchen, Ameisen und lauschen den vielen Vögeln in den benachbarten Bäumen. Bis ca. 21 Uhr donnern noch immer vereinzelt Motorräder in einem halsbrecherischem Tempo die Straße rauf und runter und wir möchten nicht wissen, wie viele hier bereits ihr Leben gelassen haben.

Auch in den Sonntagmorgen starten wir wieder ruhig und ohne Eile aber nach und nach gesellen sich immer mehr Autos zu uns auf den Parkplatz der bald keinen Platz mehr für die Wanderer und Gassigeher bietet und so packen wir langsam zusammen und brechen auf in Richtung Heimat.