Montag, 12. November 2018

Unser Urlaub in Holland - der Bericht Teil 3

Tag 5: endlich mal gescheite Windmühlen
Nach 3 Nächten in unserer komfortablen Ferienwohnung hieß es heute Abschied nehmen. Fahrtechnisch gab es heute nicht viel zu bewältigen, weil wir eine Unterkunft in Zaanse Schans gebucht hatten, welches sich nur knappe 40km von Zandvoort entfernt, nördlich von Amsterdam befindet. Somit hatten wir keinen Zeitdruck und nahmen die Gelegenheit wahr, noch ein wenig in dem Nationalpark „Zuid- Kennemerland“ am Rande von Zandvoort herumzustreifen, in dem sich auch die bekannte Rennstrecke des Ortes befindet. Hierbei handelt es sich eigentlich nur um eine riesige Dünenlandschaft, in der es sich angenehm durch das hügelige Gelände spazieren läßt.
Generell läßt sich sagen, daß wir über die Anzahl der Nationalparks und die damit einhergehenden unterschiedlichen Landschaftstypen in den Niederlanden positiv überrascht waren, weil wir soviel Natur irgendwie nicht mit diesem Land in Verbindung gebracht hatten. 

Wie nicht unüblich waren wir irgendwie vom Weg abgekommen, weil wir durchs Fotografieren abgelenkt waren und versuchten den Weg zurück zum Parkplatz zu finden, als plötzlich ein großer Rottweiler vor uns stand und interessiert beäugte und beschnupperte. Er folgte uns eine Weile bzw. lief er vor uns her als wollte er uns den Weg zeigen, war dann aber wieder verschwunden. Wir vermuten, daß er den Weg zurück zu seinem Herrchen gefunden hatte.


Zurück im Auto gings dann also nach Zaanse Schans, was vielerorts als Freilichtmuseum bezeichnet wird, was wohl nicht ganz stimmt. Schließlich handelt es sich um noch im Betrieb befindliche Windmühlen, die in verschiedenen Bereichen tätig sind und nicht nur zur Schau laufen sondern tatsächlich noch Waren produzieren. Hier leben und arbeiten ganz normale Menschen in einem Wohn- und Handwerkerviertel von 1850. Sie leben und arbeiten in hübsch hergerichteten historischen Gebäuden und als Bewohner hat man sich wahrscheinlich irgendwann daran gewöhnt, daß tagein, tagaus fremde Menschen im Vorgarten stehen und Bilder von Haus und Hof machen.
Es gibt Mühlen zur Verarbeitung von Holz, Farben, Gewürzen, Ölen, Mehl u.v.m. was nur ein Bruchteil von dem darstellt, was hier im 17. und 18. Jahrhundert vorzufinden war; damals waren in diesem Gebiet bis zu 600 Mühlen angesiedelt und man kann durchaus von einem Industriegebiet sprechen. Neben den Mühlen und dem Zaans Museum gibt es eine Käserei, Zinngießerei, Holzschuhmacher, Bäckermuseum, Schokoladerie, Souvenirläden, verschiedene Gastronomie und einiges mehr.

Man kann gut und gerne den ganzen Tag im Viertel verbringen und da der Eintritt frei ist, kann man diesen Ausflug auch wunderbar für Familien empfehlen, auch wenn es dort natürlich extrem voll und zur Mittagszeit durch die vielen Tourbusse überlaufen ist. Zaanse Schans ist nur ein paar Kilometer von Amsterdam entfernt und somit für jeden durchreisenden Touristen einfach auf einer Tagestour zu erreichen und bezeichnet sich deshalb auf der eigenen website als die beste Tagestour in den Niederlanden. Wie bereits erwähnt, ist der Eintritt für das Dorf umsonst, nur für einige Mühlen zahlt man ein paar Euro Eintritt, wenn man sich das Innere genauer anschauen will. Der Parkplatz kostet übrigens 10 Euro, was wir für übertrieben halten aber dafür zahlt man ja keinen Eintritt. Wir haben trotzdem woanders geparkt und sind die paar Meter gelaufen. Mit gesunden Beinen durchaus machbar.

Wir checkten dann irgendwann am Nachmittag in unsere enge aber trotzdem schöne Unterkunft ein (siehe Bewertung der Unterkünfte) und nach einem kleinen Einkauf gleich um die Ecke gab es eine Kleinigkeit zum Abendessen. Wir hatten viel Käse und Wein gekauft, konnten den Großteil des Käses allerdings doch heil nach Hause bringen da er teilweise auch als Geschenk gedacht war. Untergebracht waren wir mitten in der Stadt und so machten wir uns abends nochmal zu Fuß auf den Weg ins Mühlendorf zum Fotografieren mit weniger Licht und weniger Menschen.



Tag 6 smells like chocoalate
Im Reiseführer hatten wir in Zaandam (so heißt der Ort eigentlich, Zaanse Schans ist ja nur das historische Handwerkerviertel) ein Gebäude mit sehr interessanter Architektur entdeckt und wollten diesem einen Besuch abstatten. Bekannt ist das Gebäude durch seine zahlreichen Giebel und man weiß überhaupt nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Für Fotografen ist das Inntel Hotel eine frustrierende Herausforderung da es sich einer kompletten Rundum-Bebauung erfreut. Irgendwas störendes befindet sich immer im Hintergrund.

Hinwärts fuhren wir mit dem Zug, rückwärts liefen wir dann die 4km zurück zum Auto (das stand noch vor der Unterkunft), was an der Straße nicht immer angenehm ist. Der Weg zurück zum Auto führte uns an der ortsansässigen Kakao Fabrik vorbei und dort duftete es ganz wunderbar. Da war es nur verständlich, daß wir am Café „smells like chocolate“ nicht einfach vorbeigehen konnten und so stärkten wir uns dort erstmal mit heißer Schokolade und einem rekordverdächtigen Brownie bevor wir uns wieder auf den Weg machten.

Ziel war Rheden, de Steeg in der Nähe von Giesbeek und dort hatte Tommy beim Stöbern bei booking.com das Landgut Landgoed Rhederoord gefunden. Zugegeben, das Bild hatte uns ein größeres Gebäude vorgetäuscht (Vorteil der Weitwinkelfotografie!) aber das schmälert nicht den Eindruck, den wir von dem Gebäude bekamen. Stilvoll aber nicht zu übertrieben eingerichtet und man fühlt sich irgenwie an Downton Abbey erinnert und würde sich nicht wundern, wenn plötzlich die gesamte Familie und die komplette Dienerschaft im Foyer zur Aufstellung erscheinen würde. Das Drama blieb uns allerdings erspart. Nach dem Abendessen machten wir uns äußerst verdächtig indem wir ums Gebäude herumschlichen und Bilder machten aber man schien im Allgemeinen zu sehr mit den Vorbereitungen für eine am nächsten Tag stattfindende Hochzeit beschäftigt zu sein, als daß man Anstoß daran hätte nehmen können.



Tag 7: Wir fahren wieder heim
Es ist erst Freitag und eigentlich könnten wir noch bis Sonntag unterwegs sein aber wir befinden uns in einem kleinen organisatorischen Dilemma. Am Samstag wollen wir zu Hause sein weil ein Freund von Tommy Geburtstag feiert. Wir studieren Karten und informieren uns parallel dazu im Internet, was wir auf der langen Strecke von Holland nach Thüringen noch unternehmen könnten und wo wir eine letzte Übernachtung einschieben können. Aber es will uns einfach nichts einfallen, keine der sich bietenden Möglichkeiten findet bei uns Gefallen. Auch der deutschen Ruhrpott sieht nicht besonders vielversprechend aus, obwohl es sicherlich auch dort sehenswerte Ziele gibt. Auf die Schnelle finden wir diese aber nicht und so entscheiden wir uns dafür, heute schon nach Hause zu fahren.

Noch in De Steeg befindet sich ganz in der Nähe zum Landgut das Kasteel Middachten, dem wir am morgen noch schnell einen kurzen Fotobesuch abstatten. Da sich das Wetter von seiner besten Seite zeigt, wollten wir den naheliegenden See aufsuchen um auch dort noch ein wenig spazieren zu gehen aber es ist wie verhext. Egal wie wir fahren, es scheint keinen direkten Zugang zum See zu geben. Dort wo man mal eine Möglichkeit findet, sein Auto abzustellen, wird man gleich zum Zahlen von Parkgebühren aufgefordert oder der Zugang zum See ist nur über einen Campingplatz möglich. Das ärgert uns und so fahren wir eben heim. Wie Ihr Euch erinnert, sind wir sowieso parkgebührengeschädigt und so trifft man uns hier eben an einem besonders wunden Punkt (diesen Satz bitte mit mehr als nur einem Augenzwinkern lesen).

An einem Freitag nach Hause zu fahren ist natürlich nie eine besonders gute Idee und so stehen wir einige Male in kleineren Staus und Verkehrsverzögerungen aber gegen 18:30 Uhr waren wir dann doch endlich zu Hause. Spätestens mit dem Herumdrehen des Schlüssels im Schloss wird einem bewußt, daß der Urlaub schon wieder viel zu schnell vorübergegangen ist und gedanklich ist man bereits beim Planen des nächsten Ausflug.

Freitag, 9. November 2018

Unser Urlaub in Holland - der Bericht Teil 2

da Tag 4 so lang geworden ist, wird es noch einen Teil 3 geben, damit der Beitrag nicht zu lang wird

Tag 4: fette Spatzen, Boote und Bunker aus dem 2. Weltkrieg

Das Wetter an diesem Morgen war zum Fürchten und wir verspürten überhaupt keine Lust, auch nur kurze Zeit draußen zu verbringen, weshalb wir uns mit dem Frühstück viel Zeit ließen. Irgendwann überkam uns sowas wie schlechtes Gewissen und da wir den weiten Weg nicht nur zum Faulenzen zurückgelegt hatten, machten wir uns trotz des Wetters gegen Mittag auf in Richtung Norden. Irgendetwas interessantes für unsere Kameras würde sich schon finden lassen. Der erste Stopp war die Ruine von Brederode, die ich im Internet als Empfehlung gefunden hatte und die dienstags (also an diesem Tage) geschlossen ist. Gut, dumm gelaufen, kann ja mal passieren. So liefen wir nur ein bißchen dort herum und fotografierten von außen so gut es eben ging. Selbst der Parkplatz war gesperrt und wir mußten uns am Straßenrand was suchen. Das Gefühl machte sich breit, an Dienstagen nicht willkommen zu sein.

Tommy wollte Fotos von Windmühlen, schließlich waren wir in den Niederlanden und fragt nicht wie das geht, aber sein Navi im Auto zeigte ihm tatsächlich eine Windmühle in der Nähe an und so fuhren wir dorthin. So ganz recht war es aber auch nicht, schließlich standen noch Wohnhäuser drum herum und das wirkt auf Fotos nie so besonders gut, also hielten wir uns nur sehr kurz dort auf und zogen weiter. Wenn man mit dem fotografischen Blick unterwegs ist, sieht man die Dinge eben etwas anders. Zum Glück sind wir in der Hinsicht beide ganz verrückt nach Fotografie, sonst wäre es für den anderen nicht immer einfach mit der Motivsuche, Warten aufs perfekte Bild, darauf warten daß keine Menschen im Bild stehen usw. Aber wir verstehen uns in der Hinsicht blind.

Das Wetter hatte sich inzwischen gebessert, nicht nur hatte es aufgehört zu regnen aber die Sonne lies sich auch immer öfter blicken. Immer noch planlos studierten wir wieder mit Hilfe des Navis die Topografie der Umgebung und Tommy steuerte uns zielstrebig nach Ijmuiden ans Meer. Wir fuhren an einem total grauen Industriegebiet vorbei und Katja befürchtete schon, daß dies ein kompletter Reinfall werden würde, weil es dort außer Industrieschornsteinen nichts zu sehen geben würde, aber wir wurden positiv überrascht.

Wir landeten in einem Naherholungsgebiet welches im Sommer wahrscheinlich total überlaufen ist und vor Leben nur so vibriert. Im Oktober hingegen ist hier nichts mehr los und so fuhren wir auf einen riesigen ausgestorbenen Parkplatz, der im Sommer sicherlich total überfüllt ist. Am Strand befanden sich lediglich eine Handvoll Leute und wir waren ganz erstaunt, ein offenes Café zu finden, welches wir natürlich auch aufsuchten. Im Eingangsbereich bot sich ein kurioses Bild - zum Schreien komisch. Wo sonst die Besucher ihren Kaffee genießen, lümmelten sich ein Haufen Spatzen auf einem der bequemen Sitzpolster und machten einen so vollgefressenen und rundum zufriedenen Eindruck, daß man fest neidisch werden konnte. Sie genossen ganz offensichtlich die angenehme Mittagssonne und bei dem ein oder anderen waren wir uns gar nicht sicher, ob er überhaupt noch unter uns weilte, da er sich nicht mehr bewegte. Aber keine Bange, sie waren halt einfach nur voll (möchte nur gern mal wissen wovon…) und genossen das Leben. Das taten wir auch mit einem Stück Kuchen und fotografierten danach die vielen Boote im Hafen (eine Leidenschaft von Katja, ihrer langen Tätigkeit auf Booten geschuldet).

Am Horizont hatten wir bei der Herfahrt einige Bunker in den Dünen entdeckt und diese galt es zu erkunden. In Ijmuiden befindet sich ein Bunkermuseum (da die Website nur auf niederländisch ist verzichten wir auf eine Verlinkung) welches heute aber auch nicht geöffnet hatte – tja man gewöhnt sich dran. In den Dünen stehen zahlreiche Bunker aus dem 2. Weltkrieg, graffitibeschmiert und größtenteils verschlossen und versperrt. Einige kann man aber noch betreten, allerdings gibt es im Inneren nicht wirklich viel zu sehen, schließlich wurde zur Sicherheit der Schaulustigen alles aus den Bunkern entfernt, teilweise nach dem Krieg gleich zerstört, geklaut oder „übernommen“. Interessant war es trotzdem, vorallem wenn man bedenkt, daß die Bunker sicherlich alle unterirdisch miteinander verbunden waren (wahrscheinlich noch immer sind).

Die vorhandene Informationstafel war leider nur auf niederländisch aber sie informiert darüber welche verschiedenen Geschütztypen damals in den Bunkern untergebracht waren und daß es u.a. auch große Geschütze gab, die herannahende Flugzeuge vom Himmel holen sollten. Selbst die anderen Geschütze müssen eine extreme Reichweite gehabt haben, weil sich das Wasser ein paar Kilometer entfernt befindet. Vielleicht sind aber auch die Dünen seit damals ein bißchen gewandert. Auf einer Museumstour hätte man dazu sicher mehr erfahren aber wer weiß, ob die Informationen nicht nur auf niederländisch zu erhalten sind? Das ist eine Sache, die wir in den Niederlanden definitiv bemängeln, wenigstens zweisprachig kann man solche Informationen doch anbringen.

Als wir uns wieder auf den Heimweg machten zahlten wir brav unsere Parkgebühren und uns traf der Schlag- und zwar gleich zweimal. Zum einen zahlten wir für etwas über 3 Stunden geschlagene 9 Euro Gebühren, was ich für die Nebensaison definitiv als Wucher betrachte und zum anderen fühlten wir uns komplett verarscht als wir beim Heranfahren an die Schranke bemerkten, daß wir die Parkgebühren gar nicht hätten zahlen müssen weil sich die Schranke auch ohne Einschieben des Tickets öffnete. Na vielen Dank auch!

Abends genossen wir exotische Flammkuchen Kreationen am Strand von Zandvoort und schauten der Sonne beim Untergehen zu, ein schöner Ausklang für einen gelungenen Tag. Tommy hatte Flammkuchen mit Trüffelsalami und Jalapeno und Katja aß Flammkuchen mit Blauschimmelkäse, Birne und Balsamico. Sehr lecker!