Dienstag, 16. Juni 2020

Der erste Ausflug mit Ludwig – Pfingsten 2020

Unser Maskottchen Mauli in Büsum
Nach all der Schrauberei, Putzerei und Bastelei sowie den Ausgangsbeschränkungen der vergangenen Wochen war es nach dem Männertag endlich soweit. Wir schleppten Bettzeug, Küchenequipment, Lebensmittel, Klamotten, Spielzeug und ein wenig Werkzeug in unser Wohnmobil und machten uns auf die Reise. Es ging mal wieder Richtung Norden, weil wir es dort so schön finden. Nur diesmal eben nicht im Auto und nicht nur zu zweit, sondern mit Jamie an Board mit angepaßter Reisegeschwindigkeit. Erstens darf und kann Ludwig nicht so schnell und mit Kleinkind reist es sich definitiv anders. Auf jeden Fall langsamer, aber nicht unbedingt entspannter. 

Büsum
Beim Thema Autofahren ist Jamie bereits Profi, das hat er schon unzählige Male erlebt, aber im Wohnmobil ist das anders. Leider muß er vorne auf dem Beifahrersitz sitzen, weil hinten momentan nur eine Person sitzen kann und wir möchten ihn dort nicht alleine haben. Deswegen sitzt er vorne beim Fahrer, der ihn aber leider auch beruhigen muß, wenn Bedarf hierfür besteht. Was natürlich eine Ablenkung bedeutet und nicht optimal ist. Deshalb müssen wir uns noch was einfallen lassen, damit man hinten zu zweit sitzen kann. 
Sehr praktisch ist auf der anderen Seite allerdings, daß man einfach rechts ranfahren, die Gasflasche aufdrehen und den Mittagsbrei aufwärmen kann. Man hat alles dabei und ist unabhängig und kann sogar mal fix aufs Klo, ohne die verschmutzten öffentlichen Toiletten nutzen zu müssen. Dafür gibts definitiv schonmal einen Daumen hoch!

Die längsten Strecken legten wir bei An- und Abreise zurück und diese verteilten wir sogar auf zwei Tage. Hierfür übernachteten wir in Hameln und in Osterode im Harz. Die übrigen Tage fuhren wir wenig und legten oft nur 30-50km zurück. Für die Übernachtungen nutzen wir verschiedene Varianten: in Hameln und Osterode lediglich ein Stellplatz mit Strom und Entsorgungsmöglichkeiten für Schmutzwasser /Toilette (die SaniStation war in Osterode allerdings defekt), ein wilder Stellplatz in Wischhafen ohne alles, Wohnmobilparks in Büsum, Sankt- Peter- Ording und Friedrichstadt, schön gelegen am Wasser im Speicherkoog (wieder ohne alles, trotzdem gegen Gebühr) sowie die Auffahrt bei Freunden in der Nähe von Bremerhaven und bei Hamburg. Das ist das Schöne am Reisen mit Wohnmobil, man ist
auf den Dünen im Speicherkoog
relativ unabhängig und kann zwischen diversen Stellplatztypen variieren. Alle paar Tage müssen Toilette und Grauwassertank geleert sowie Frischwasser aufgetankt werden, das gilt es zu berücksichtigen. Sind wir nicht an 230V Strom angeschlossen, übernimmt die Gasflasche das Kühlen unseres Kühlschrankes, sodaß wir nicht von Strom abhängig sind. Akkus, Handys usw. kann man über 12V während der Fahrt laden oder auch im Stehen von der 2. Batterie für den Wohnraum. Für diese haben wir Solar auf dem Dach, damit diese auch bei längeren Stehzeiten geladen werden kann, was natürlich wetterabhängig ist.


Reisen mit Kleinkind ist, wie das Leben allgemein, nicht ohne Stolpersteine und das kann man sogar wörtlich nehmen. Nicht nur sollte man darauf achten, die Touren nicht zu lang werden zu lassen und genügend Stopps einzulegen, damit das Kind gelegentlich aus dem Kindersitz rauskommt und seinem Bewegungsdrang nachkommen kann. Die Zeiten fürs Essen sowie für den
ruhiger Stellplatz im Speicherkoog
Windelwechsel müssen ebenfalls im Auge behalten werden. Und hat man dann gestoppt, wird es ja erst richtig anstrengend, denn nun sitzt das Kind nicht mehr angeschnallt im Kindersitz sondern entweder im Hochstuhl, wo man es nicht alleine lassen sollte (wir fuhren den Hochstuhl in der Wohnmobilgarage mit durch halb Deutschland, was aber recht praktisch war), oder man schleppt es im beengten Raume umher oder man tollt auf dem Bett herum. Zu Hause legt man das Kind einfach auf den Boden wenn man mal kurz aus dem Raum geht, aber im Wohnmobil geht das nicht. Dort bieten sich beide Betten, Sitzecke oder Fahr- und Beifahrersitze an und überall kann man herunterfallen. Jamie ist inzwischen 10 Monate alt und hat Hummeln im Hintern, still sitzenbleiben ist in diesem Alter nicht möglich. Dementsprechend wird der Haushalt immer nur von einer Person geschmissen während die andere das Kind bespaßt. Zu zweit wären Abwasch und Aufräumen allerdings sowieso nicht zu bewältigen, weil man sich ständig im Weg stünde.

Reiterinnen in Sankt Peter Ording
Für Jamie war die Woche sehr anstrengend und komplett ungewohnt. Normalerweise liegt er zu Hause in seinem gewohnten Umfeld spielend auf dem Boden rum oder wird im Kinderwagen durchs bekannte Wohngebiet gefahren. Die vielen Eindrücke haben ihn sichtlich überfordert und die meiste Zeit rumquängeln lassen was für uns weniger schön war aber eben auch dazugehört. Auf jeden Fall hat es uns gezeigt, daß wir noch mehr auf Jamie´s Bedürfnisse eingehen müssen und wir aufgrund der fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten selbst auf die Suche nach eben jenigen gehen müssen. Zwar haben wir die meisten Tage schon extra kurz gestaltet aber dennoch stellten auch die vielen Spaziergänge im fremder Umgebung eine gewisse Reizüberflutung dar. Für uns zwei bedeutet dies auch eine extrem steile Lernkurve, schließlich sind wir normalerweise immer extrem viel und lang unterwegs und gönnen uns selbst kaum eine Ruhe. Das können wir mit Nachwuchs natürlich so nicht fortführen und müssen mehr als nur einen Gang zurückschalten. Wovon wir aber sicher auch profitieren können, denn wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht, wie ein Spruch so schön sagt.

Friedrichstadt
Noch ein paar Sätze zur aktuellen Situation. Während der Corona Ausgangsbeschränkungen war Urlaub tabu und auch die Campingplätze blieben geschlossen. Pünktlich zu Pfingsten lockerten die meisten Bundesländer die Beschränkungen dahingehend, daß man auch ohne triftigen Grund unterwegs sein und andere Bundesländer besuchen durfte. Das war dann auch auf den Straßen gut sichtbar, denn Ludwig war nicht das einzige Wohnmobil on the road. Wir brauchten trotzdem nirgendwo vorzubuchen außer in Friedrichstadt, wo wir glücklicherweise vorher anriefen und den letzten Platz ergatterten. Der Platz war fürs Pfingstwochenende bereits komplett ausgebucht und wir schafften es noch, uns mit der Buchung für 1 Nacht irgendwo reinzuquetschen. So zumindest die Aussage der Betreiber; es blieben einige Plätze frei aber wahrscheinlich bleiben die meisten Besucher eben länger als nur 1 Nacht und für länger wäre eben nichts mehr frei gewesen.

Daß es immer noch Beschränkungen auf den Campingplätzen gibt, ist zwar ärgerlich und nicht immer nachzuvollziehen, aber sie sind nunmal von oben angeordnet und bei Zuwiderhandlung muß der Campingplatz geschlossen werden; was man den Betreibern nach solch einer langen Auszeit nicht wünscht. Warum aber die Sanitäranlagen auf Campingplätzen geschlossen bleiben müssen während die öffentlichen Toiletten in den Städten geöffnet sind, erschließt sich uns nicht. Es ist ja nicht so, daß sich in den Toiletten oder in den Duschen Trauben von Menschen ansammeln, die sich dann gegenseitig anhusten und anniesen. Meist hält man doch schon aus Höflichkeit Abstand. Besonders ärgerlich ist es, wenn die Nutzung der Anlagen im Übernachtungspreis inbegriffen ist und dieser nicht reduziert wurde.

Friedrichstadt
Noch viel ärgerlicher ist allerdings die Tatsache, daß Leute mit kleinem Budget von den erfreulichen Lockerungen der Coronabeschränkungen und den Öffnungen der Campingplätze nicht sonderlich profitieren. Übernachtungen im Wohnwagen ohne sanitäre Einrichtungen oder im Zelt sind momentan fast noch überall untersagt, weil eben die Duschen und Toiletten auf den Plätzen nicht genutzt werden dürfen.

Eigentlich wollten wir Jamie den Strand zeigen aber die meiste Zeit war es so windig und unangenehm kalt am Strand, daß wir es selbst dort kaum ausgehalten haben. Somit haben wir das Sandspielzeug umsonst durch die Gegend gefahren. Aber die Einführung in Sonne, Strand und Meer ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben und wird beim nächsten Ausflug nachgeholt.