Samstag, 23. Dezember 2017

Frohe Weihnachten!

Weihnachtszeit


Wieder ist mal soweit, es naht die schöne Weihnachtszeit.
Alle eilen, alle laufen, müssen noch so vieles kaufen,
und die schönsten Schnäppchen kriegen - so die Konkurrenz besiegen -
Wenn die Kassen tüchtig klingen - Chöre ihre Lieder singen -
ja, dann ist es wohl soweit, für Ruhe und Besinnlichkeit.

Lasst uns an die Menschen denken, die nichts haben zu verschenken.
Ihnen helfen, nicht zu fragen, ihre Sorgen mit zu tragen.
Helfen wir mit guten Taten denen, die in Not geraten.
Ihnen eine Freude machen, Dank von ihnen ist ihr Lachen,
wenn sie nur für ein paar Stunden Frieden für ihr Herz gefunden.
Auch für sie ist’s dann soweit, für friedvolle Weihnachtszeit.

Lasst uns an die Werte denken, die nichts kosten zu verschenken,
sei’s nur etwas unsrer Zeit und auch etwas Freundlichkeit.
Mut zu machen, vorwärts schauen, Selbstvertrauen aufzubauen.
Schau nach vorne, nicht zurück, in deinen Händen liegt das Glück!
Aber sagen wir mal ehrlich: manchmal ist es schon beschwerlich;
aber auf der Lebensleiter geht es immer wieder weiter!

Viele könnten anderen helfen hier auf dieser schönen Welt,
jeder macht es an den Plätzchen, wohin Gott ihn hingestellt.
Wenn wir anderen Freude geben, strahlt´s zurück ins eigne Leben.
Dann ist’s auch für uns soweit:
GESEGNET SEI DIE WEIHNACHTSZEIT!

© Erika Osmanloglou

(gefunden hier

Mit diesem kleinen Gedicht möchten wir allen Lesern ein besinnliches und ruhiges Weihnachtsfest inmitten Eurer Lieben wünschen. Macht Euch keinen Streß über Geschenke oder darüber, was Ihr an den Feiertagen kochen sollt denn letztenendes sind all diese Dinge unwichtig. Ich habe selbst viele Jahre Weihnachten fern von der Heimat verbracht und weiß, daß es auf all diese Dinge nicht ankommt. Klar, Weihnachten im Sommer zu feiern war aufregend weil ungewohnt aber eigentlich hat es mich nur von dem unangenehmen Gefühl abgelenkt, daß ich diese Zeit lieber im kalten Deutschland mit meiner Familie verbringen möchte.

Wie ergeht es nur all den Menschen, die Weihnachten nicht feiern können weil sie entweder ein zerstörtes Zuhause haben oder weil sie es sich nicht leisten können? Ich habe vor ein paar Tagen ein Video auf Facebook gesehen, daß mich zu Tränen gerührt hat. Eine Frau erzählt, wie sie verärgert darüber war, an diesem Tag nicht püntklich aus dem Geschäft gekommen zu sein, weil sich ihre Kollegin verspätet hat. Nur deshalb hat sie mit angesehen, wie ein Mann den Laden verlies ohne für die eingepackten Waren zu bezahlen. Sie verfolgt ihn und stellt ihn in einer Seitenstraße, wo er Spielzeug, Deko und ein paar Lebensmittel in sein Auto packt. Sie fordert ihn auf, diese zurückzubringen und ihm steigen die Tränen in die Augen. Er fleht sie an, bloß nicht die Polizei zu rufen sondern alles vertraulich zu behandeln, er würde die Sachen sofort zurückbringen aber sie solle bitte kein großes Aufheben darum machen. Plötzlich versteht sie die Situation und fragt ihn, ob er kein Geld hätte, dies zu bezahlen. Er verneint und meint, er hätte doch seiner Familie wenigstens ein kleines Gefühl von Weihnachten vermitteln wollen, auch wenn sie sich das nicht leisten könnten. Sie nimmt ihn mit in den Laden und bittet ihn, all das einzupacken was er noch zusätzlich für ein schönes Fest benötigen würde und bezahlt anschließend für ihn. Nach dieser Geschichte setzt sie sich in ihr Auto und nimmt das Video auf und ist so fertig daß sie kaum sprechen kann.
Mit der Dankbarkeit des Mannes kann sie kaum umgehen weil wir dieser Art von Gefühlen heutzutage kaum noch ausgesetzt sind. 

Laufen wir nicht alle manchmal wie fremdgesteuert durch unser Leben und fragen uns am Ende der Woche, was wir eigentlich die vergangenen Tagen wirklich gemacht oder erreicht haben? Führen wir wirklich ein bewußtes Leben, wo wir jeden Moment in uns anwesend und auf die Handlung konzentriert erleben? Oder sind wir nicht oft Roboter die einfach irgendwas machen weil es von uns verlangt wird? Wie oft sitze ich morgens im Auto während der Fahrt auf die Arbeit und frage mich, warum ich das eigentlich tue, wenn es doch soviele andere Dinge gibt, die ich viel lieber täte. Ja ich tue es fürs Geld, man muß ja schließlich von was leben aber geht es nicht auch anders? Hätten wir mehr Zeit für ein bewußtes Hinterfragen unseres Lebens und dem Erforschen unserer Ziele und dem Finden unseres Selbst, hätten wir dann nicht vielleicht schon einen anderen Weg gefunden? Hätten wir dann nicht vielleicht auch den Mut gefunden, etwas anderes zu wagen weil wir doch eigentlich selbstbewußt genug wären, etwas anderes zu tun und zwar aus vollem Herzen heraus und mit einer Leidenschaft, die wir in unseren normalen Jobs niemals an den Tag legen könnten, weil es eben nur ein Job ist aber eben nicht unsere Berufung.  

Dies ist also unser Wunsch für Euch alle fürs kommende Jahr: Die Ruhe und Zeit zu finden, Euch mit Euch selbst zu beschäftigen und Eure Berufung zu finden. Eine Sache für die Ihr gern jeden Morgen aufsteht, die sich nicht wie (lästige) Arbeit anfühlt sondern Euch mit Stolz und Liebe und Dankbarkeit erfüllt. Wir glauben fest daran daß unsere Welt ein besserer Ort wäre, wenn jeder seine Berufung gefunden hätte und seiner Herzensaufgabe nachgehen würde. Ohne Zwang, ohne Angst oder Unterwerfung an einen Vorgesetzten oder eine Firma. Und wenn dies im heutigen System nicht möglich ist, dann müssen wir eben dieses System ändern. Und wer weiß, vielleicht tun wir das schon allein deswegen weil wir alle unserer Berufung nachgehen.....

In diesem Sinne, 
Ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest Euch allen und ein friedliches 2018.

Tommy & Katja



 

Mittwoch, 22. November 2017

Urlaubsphantasien

Wer mich kennt, weiß daß ich eine spezielle Beziehung zu Neuseeland habe. Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke, war für fast 6 Jahre mein Lebensmittelpunkt und seitdem bezeichne ich es als meine zweite Heimat. Die ich vermisse und an die ich schweren Herzens zurückdenke, die ich aber aus den richtigen Gründen verlasse habe, was ich auch bis heute nicht bereut habe. Bei solch einer intensiven Beziehung mit diesem Land bleibt es nicht aus, daß man Freunde und Bekannte zurückgelassen hat, über deren Wiedersehen man sich unheimlich freuen würde.

Und dieses Wiedersehen ist aus unendlicher Ferne in greifbare Nähe gerückt, weil sich Tommy und ich entschieden haben, nächstes Jahr Urlaub in Neuseeland zu machen. Für Tommy ist dies der erste und hoffentlich nicht der letzte Besuch in Neuseeland und für mich wird es eine Reise zurück in die Vergangenheit.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, schließlich werden wir bereits Mitte Februar den Flieger nach Auckland besteigen. Den Flug mit Emirates haben wir bereits vor einiger Zeit gebucht und so nach und nach kamen die Reservierungen für den Mietwagen, den Inlandsflug Christchurch nach Auckland und die erste Übernachtung in Auckland hinzu.

Jetzt bleibt uns nur noch abwarten und die Tage rückwärts zählen. Dabei hilft uns der hier eingeblendete countdown, den wir gern mit Euch teilen. Vielleicht möchte ja der ein oder andere mit uns mitfiebern.

Danke und bis zum nächsten Mal

P.S: Sorry für die Werbung, aber die kann man bei dem kostenlosen countdown leider nicht abschalten.


Dienstag, 7. November 2017

Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land (Fortsetzung folgt)

Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, haben wir uns getraut – mit Sack und Pack auf den Rennsteig. Wir haben eine Runst in Angriff genommen und werden diese irgendwann nächstes Jahr vollenden. Eine Runst ist eine Rennsteigwanderung und laut dem Rennsteigverein gelten für die traditionelle Runst folgende Regeln: Eine normale Runst (zu Fuß) führt in sechs Tagen über den gesamten Rennsteig und zwar in geraden Jahren von Blankenstein nach Hörschel und in ungeraden Jahren von Hörschel nach Blankenstein. Es gibt wohl noch zahlreiche andere Möglichkeiten, den Rennsteig zu absolvieren, wobei ich einige davon gar nicht verstehe: Skirunst, Quadratrunst, Hainich-Runst, 3-R-Runst und die Kinderrunst, um nur einige zu nennen.

Nun gut, seit seiner „Erstbegehung“ in Jahre 1830 durch Julius von Plänckner haben sich auf dem Rennsteig einige Dinge geändert und so gibt es eben mehrere Möglichkeiten, die knapp 170km zurückzulegen. Jedem das seine, wir möchten da niemandem etwas vorschreiben oder madig machen.

Unbewußt haben wir bisher alles richtig gemacht denn wir befinden uns 2017 in einem ungeraden Jahr und haben den Rennsteig somit in der richtigen Richtung in Angriff genommen; und zwar von Hörschel in Richtung Blankenstein. Transporttechnisch befanden wir uns in einer komfortablen Ausgangslage: mit dem Zug fuhren wir über zwei Zwischenstops in Wernshausen und Eisenach nach Hörschel und konnten dort sofort mit unserer Wanderung loslegen. Auf dem Weg nach Hörschel verschlechterte sich das Wetter zunehmend und bei sinkenden Temperaturen und fallenden Niederschlägen waren wir wenig motiviert. Allerdings verbesserte sich das Wetter nach unserer Ankunft stündlich und nachdem wir traditionsgemäß einen Stein an der Werra aufnahmen (um diesen über den Rennsteig zu tragen und irgendwann nächstes Jahr in Blankenstein in die Selbitz zu werfen) machten wir uns bei noch schüchternem Sonnenschein auf den Weg. Das Werra-Ufer ist der tiefste Punkt der Wanderung und so geht es stetig aber meist nicht zu steil bergauf. In regelmäßigen Abständen erkennt man in der Ferne die Wartburg, wie sie majestätisch über Eisenach thront.

Was die Etappen auf dem Rennsteig anbelangt, bekommt man je nach verwendeter Literatur verschiedene Vorschläge, die sich natürlich in erster Linie daran orientieren, in wie vielen Tagen man den Rennsteig absolvieren möchte. So wird zum Beispiel oft der von öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichende Wanderparkplatz „Hohe Sonne“ als Endziel für die erste Etappe angegeben, was aber aus unserer Sicht keinen großen Sinn macht, weil es dort keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Das erfordert, einen Bus nach Eisenach oder in die umliegenden Ortschaften zu nehmen, dort zu nächtigen und am nächsten Morgen wieder zur Hohen Sonne zu fahren, um dort seine Wanderung fortzusetzen. Wir liefen ca. 4,6km weiter und übernachteten im Hubertushaus (Ascherbrück 1, 99842 Ruhla), welches sich direkt am Rennsteig befindet. Für 66,00 Euro im geräumigen Doppelzimmer (es gibt auch preiswertere Zimmer) und einer gutbürgerlichen Küche kann man den Abend wunderbar ausklingen lassen. Das Bett knarzte zwar ein wenig aber sonst gab es an dieser Unterkunft nichts auszusetzen.

Unsere Leistung für den 1. Tag
Strecke: Hörschel nach Ruhla (Hubertushaus)
Schritte: 32.000
knapp 26km
(bemessen nach Tommys Activity Tracker)
unterwegs (mit einigen kleineren Pausen): 6 Stunden

Für den nächsten Tag hatten wir uns mit dieser Übernachtung bereits einen kleinen Vorteil verschafft, weil wir diese Strecke sonst an diesem Tag hätten zurücklegen müssen. Psychologisch gesehen war das Wissen um die Tatsache, daß dies der kürzeste Tag der Runst werden sollte, ein großer Fehler, denn wir hatten das ungute Gefühl, einfach nicht ankommen zu können. Die Kilometer auf den Wanderschildern wollten einfach nicht schwinden und dazu kam das vernebelte Wetter und die fehlende Sonne, die einem auch ein wenig die Motivation raubten. Aber zumindest blieb es trocken, auch wenn die Temperaturen im Vergleich zum Vortag gewaltig abgestürzt waren. 

Unser Ziel war der Große Inselsberg, der zwar nicht der höchste Berg Thüringens ist (diese Ehre geht an den Großen Beerberg mit seinen 983 Metern) aber aufgrund der guten Verkehrsanbindung, Gastronomie und Wintersportmöglichkeiten einer der meistbesuchtesten Berge Thüringens ist. Als wir den 916 Meter hohen Berg pünktlich zur späten Mittagszeit erreicht hatten, pfiffen wir auf dem letzten Loch und es sehnte uns nach einem Bier. Am Reformationstag war die Gaststätte bis unters Dach vollgestopft mit Tagesausflüglern aber wir konnten noch zwei Sitzplätze bei einem älteren Ehepaar ergattern und uns aufwärmen und stärken. Für den weiteren Weg spielte dies allerdings keine große Rolle mehr, denn wir mußten es nur noch heil den steilen Abstieg hinunterschaffen und in unserer Pension „Haus am Reitstein“ einkehren, wo ein heiße Dusche auf uns wartete. 

Für 50,00 Euro fanden wir ein Doppelzimmer im Stilmix vor; massiver hölzener Einbauschrank aus DDR Zeiten versus neumodischer Möbel und Flachbildschirm aus der Neuzeit. Auf dem Gang begrüßt den Gast ein Wohnheimfeeling und jedes Zimmer wirkt gleich. Tommy, der sich unsere Zimmernummer nicht gemerkt hatte, stand bei seiner Rückkehr plötzlich im Zimmer unserer Nachbarn. Das Frühstück war reichhaltig aber völlig unverzeihlich wies das Geschirr angetrocknete Speisereste der Vorgänger auf. Das geht gar nicht! Auch war dies die letzte Nacht denn ab dem 1. November befindet sich die Pension (wie die meisten anderen Einrichtungen auf dem Rennsteig auch) in einer Saisonpause und öffnet erst wieder im Dezember. Dementsprechend demotiviert erschien die Belegschaft und ich fühlte mich teilweise etwas unerwünscht. Trotzdem ist die Unterkunft vollkommen okay, denn sie erfüllt ihren Zweck: nach einer langen Wanderung eine Dusche und ein Bett zu haben, um sich für den nächsten Tag ausruhen zu können.

Unsere Leistung für den 2. Tag
Strecke: Ruhla (Hubertushaus) zum Fuße des Großen Inselsbergs
Schritte: 23.760
knapp 17km
unterwegs (mit einigen kleineren und einer großen Restaurantpause): 6 Stunden

Der letzte Tag sollte die große Herausforderung werden denn er endete in Oberhof und es war ausgemacht, daß wir von einem Kumpel abgeholt werden. Wir hatten also nicht nur die Strecke im Rücken sondern auch die Zeit denn aufgrund fehlenden Empfangs im Wald kann man nicht mal schnell anrufen und die Abholung auf später verschieben. Das Wetter war nicht wirklich besser denn der Nebel vom Vortag hielt sich hartnäckig, aber es war ein paar Grad wärmer und somit angenehmer zu laufen. Gleich zu Beginn gab es einige steile Anstiege zu bewältigen aber im Laufe der Wanderung normalisierten sich die Höhenverhältnisse und es gab nur leichte Auf- und Abs.

Was uns auch heute wieder extrem auffiel, waren die unterschiedlichen Entfernungsangaben auf den Wanderschildern. Obwohl man bereits ein Stück Strecke zurück gelegt hatte, nahm die Entfernung zu und ein Bild für die Götter sind die beiden (fast) identischen Schilder direkt nebeneinander, die das gleiche Ziel und die gleiche Richtung aber unterschiedliche Entfernungen anzeigen. Was haben sie sich dabei nur gedacht? Über diesen Tag gibt es rückblickend nicht viel zu sagen, da wir wirklich die meiste Zeit die Zähne zusammen bissen um voranzukommen. Außer einer kleinen Verschnaufpause von vielleicht 20 Minuten liefen wir 7 Stunden komplett durch, nur um eine Stunde vor verabredeter Abholung am Grenzadler anzukommen und dort für eine Stärkung einzukehren. Tommy war der Meinung, die noch verbleibenden 7 km zu seiner Wohnung laufen zu können und daß wir die Abholung vielleicht gar nicht bräuchten, aber ich konnte definitiv keine 7 km mehr laufen! Wir hatten 32km in 7 Stunden runtergeschruppt und das reichte vollkommen aus. Ich spürte es bereits in meinen Beinen und wollte einfach nur aufs Sofa oder noch besser, in eine heiße Badewanne.

Unsere Leistung für den 3. Tag
Strecke: Großer Inselsberg nach Oberhof (Grenzadler)
Schritte: 39.100
knapp 32km
unterwegs (mit nur einer Pause): 7 Stunden
Gesamt: fast 77km


Fazit:
Es war schön, mal wieder unterwegs zu sein und davon die meiste Zeit im Wald sein zu können. Dabei ist man sehr oft mit sich selbst beschäftigt und in Gedanken versunken und läuft schweigend nebenher, was vollkommen okay ist. Nebenbei habe ich das Rennsteiglied gelernt und bin nun textsicher und hoffe natürlich, daß dies bis zur Fortsetzung nächstes Jahr anhält. Darüber haben wir uns allerdings noch keine Gedanken gemacht. In welche Richtung laufen wir den Rest? In wie vielen Tagen? Es wird eine Zeit geben, wo man sich darüber Gedanken machen kann, aber jetzt nicht. Es gilt, die Erlebnisse und Eindrücke zu verarbeiten. Bis zur Fortsetzung sagen wir Gut Runst und wünschen Euch ebenfalls tolle Wandererlebnisse, falls diese bei Euch anstehen sollten!

Sonntag, 29. Oktober 2017

Gedanken zum Wandern und Pilgern

Letztes Jahr bin ich für 2 Wochen (Ende April / Anfang Mai) ein Stück des Jakobsweges in Spanien gelaufen und zwar bin ich in León eingestiegen und knapp 300 km bis nach Santiago de Compostela, dem Ziel von Millionen Pilgern, gelaufen. Meine Beweggründe waren weder religiöser Natur noch wußte ich überhaupt, was Pilgern eigentlich bedeutete. Für mich war lediglich wichtig, eine gewisse Zeit lang unbekümmert wandern zu können und dabei ein gut organisiertes und ausgebautes System von Unterkünften und sonstigen notwendigen Einrichtungen vorzufinden. Wie bekannt gerade der Jakobsweg weltweit ist, war mir nicht bewußt auch wenn ich davon gehört hatte, daß er seit Hape Kerkelins Buch und Film „Ich bin dann mal weg“ deutlich an Bekanntheit gewonnen hatte. Daß es auch einen amerikanischen Film „The Way“ über das Pilgern in Spanien gibt, war mir ebenso wenig bewußt, ist aber genau der Grund, warum es auch zahlreiche Wanderer aus nichteuropäischen Staaten nach Spanien zum Wandern treibt. Hape´s (Hör-)Buch hatte ich übrigens bewußt erst nach meinem eigenen Erlebnis gehört um mich in meinen Eindrücken nicht beeinflussen zu lassen.

Wie gesagt, der religiöse Aspekt spielte bei mir nie eine Rolle und für die meisten Wanderer, denen ich begegnete, tat es dies ebenso wenig. Wer vor der Entscheidung steht, den Pilgerweg zu laufen und diesbezüglich Zweifel hegt, kann beruhigt sein. Die religiösen Wanderer (also Pilger) gibt es natürlich auch aber niemand schreit es einem ins Gesicht oder macht den normalen Wanderern Vorwürfe, wenn er nicht in jeder Kirche fürs Gebet Einkehr hält. Die Menschen sind eher an Deiner Geschichte und Deinen Gründen interessiert, warum man sich auf den Weg gemacht hat und was man sich davon erhofft. Und wenn diese Gründe zu persönlich sind und man diese nicht teilen möchte, dann ist es auch okay. Niemand wird zu irgendetwas gezwungen, alles zu seiner Zeit im eigenen Tempo. Ich habe in diesen zwei Wochen viele interessante Menschen kennengelernt und zahlreiche tiefgründige Gespräche geführt, wie ich sie schon lange nicht mehr genießen durfte. Und das mit wildfremden Menschen! Manchmal fühlte es sich an wie eine Therapie; Dinge die man sonst nicht mal der Familie oder engen Freunden anvertraut, teilt man mit fremden Leuten und gibt auf deren ehrliche Meinung manchmal mehr als auf gutgemeinten Rat von Freunden und Bekannten.

Nur die Hälfte dieses Weges gelaufen zu sein, wurmt mich noch immer, war aber leider aufgrund zeitlicher Hindernisse nicht anders zu bewerkstelligen. Geplant ist die noch fehlende Strecke auf jeden Fall auch noch auch wenn es mich reizt, nicht nur 2 Wochen zu laufen, sondern mal für länger unterwegs zu sein.

Warum erzähle ich Euch das alles? Weil der Rennsteig genau vor unserer Tür liegt und ich auch diesen knapp 170km langen Weg laufen möchte. Angeblich schaffen ganz motivierte Wanderer dies an 6 Tagen aber diesem Streß möchten wir uns nicht ausliefern. Zumal gerade letzte Nacht die Uhren auf Winterzeit zurückgestellt wurden und es (im Wald) bereits gegen 16 Uhr dunkel sein könnte. Deswegen haben Tommy und ich uns für 3 Tage Etappenwandern auf dem Rennsteig entschieden und werden das noch fehlende Stück (sicher auch in Etappen) in Zukunft absolvieren. Der interessierte Leser darf sich an dieser Stelle natürlich über einen Bericht über den Rennsteig freuen.

Und wer weiß, vielleicht sind wir ja bis dahin textsicher mit dem Rennsteiglied, der heimlichen Thüringer Hymne. Tommy weigert sich ja standhaft zu singen, aber ich habe mein Interesse zur musikalischen Untermalung unseres Wandererlebnisses bereits bekundet.


Sonntag, 22. Oktober 2017

Ein Wochenende in Halle / Saale (14./15.10.17)

Momentan geht es Schlag auf Schlag, gefühlt sind wir ständig unterwegs und scheinen uns keine Ruhe zu gönnen. Nun, ganz so schlimm ist es sicher nicht, schließlich haben wir das Wochenende davor absolut faul auf dem Sofa verbracht und uns nur einmal für einen kurzen Waldspaziergang aus dem Haus getraut. Aber gut, wir waren also schon wieder unterwegs und diesmal ging es für einen Karate Lehrgang nach Sachsen- Anhalt. Da ich nicht mehr aktiv bin nutze ich diese Wochenende als Möglichkeit, eine mir bisher unbekannte Stadt zu erkunden während Tommy bekannte Gesichter wiedertrifft und ein paar neue Techniken lernt.

Ich muß zugeben daß sich mein Wissen über Halle auf sehr wenige Dinge beschränkt und deshalb weihe ich Euch in meine Rechercheergebnisse mit ein. Vielleicht kann der ein oder andere Leser von meinem Wissenszuwachs profitieren. Der Einfachheit halber beschränke ich mich bei meiner Suche nach Informationen auf Wikipedia.
Sachsen- Anhalt liegt in Mitteldeutschland und bildet mit dem benachbarten Leipzig den Ballungsraum Leipzig- Halle sowie mit einigen weiteren Städten Sachsens und Thüringens die Metropolregion Mitteldeutschland. Interessanterweise ist Halle größer als die Landeshauptstadt Magdeburg und die fünftgrößte Stadt der neuen Bundesländer. Laut dem Wikipedia Autor überstand Halle als einzige Großstadt mit mehr als 200.000 Einwohnern den zweiten Weltkrieg fast ohne Schäden. Die Wiedervereinigung hat Halle meiner Meinung nach wesentlich schlechter überstanden, zeichnet sich doch die Stadt durch erheblichen Leerstand in baulich fragwürdigen Gebäuden aus, die graffitiüberzogen und durch Absperrungen geschützt das Stadtbild prägen. Bei einigen war ich mir nicht so sicher, ob hier vielleicht Eigentumsverhältnisse nicht geklärt seien, denn um eine Sanierung kann man sich bei ihrem Zustand wohl kaum bemühen. Vielleicht fehlt auch einfach nur das Geld (oder Interessenten?) für den Abriss. Es ist nicht so, daß diese Bauruinen ganze Straßenzüge prägen. In den Stadtteilen, in denen ich unterwegs war, findet man sie hin und wieder inmitten der gewöhnlichen Wohnstruktur. Aber gerade deswegen wundert mich das punktuelle Auftreten dieser baufälligen Wohnhäuser. Gerade in einer Studentenstadt ist Wohnraum immer knapp und eine optimale Nutzung allen verfügbaren Wohnraums sollte in jedermanns Interesse sein.

Eine der ältesten Universitäten Deutschlands hat ihren Sitz in Halle, die Martin- Luther- Universität Halle- Wittenberg (MLU), die 1817 aus zwei Vorgängereinrichtungen hervorgangen ist. Leucorea wurde in Wittenberg 1502 gegründet; die jüngere Friedrichs-Universität entstand 1694 in Halle. Somit feierte Halle im Jahre 2002 das 500 jährige Jubiläum der Universitätsgründung in der Lutherstadt Wittenberg.

Die wichtigste Bedeutung für die Entwicklung der Stadt hatte eine geologische Eigenart, die man Hallesche Störung oder Hallesche Marktplatzverwertung nennt (bitte googeln) und der Halle zahlreiche Solequellen im Stadtgebiet zu verdanken hat. Salz wurde im Mittelart als weißes Gold gehandelt und war verantwortlich für den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt.

Sehr sympathisch empfinde ich die Bescheidenheit der Stadt, wie mit einem der berühmten Stadtväter umgegangen wird. Der berühmte Komponist Georg Friedrich Händel erblickte im Jahr 1685 das Licht der Welt und sein Geburtshaus, das Händel Haus, ist noch heute zu besichtigen. Man wird aber nicht überall mit dem Erbe Händels regelrecht erschlagen, wie es in Salzburg mit Mozart der Fall ist. Vielleicht hätte man Händels Konterfei auf die bekannte Halloren Schokolade pressen sollen… Die Halloren Schokoladenfabrik ist eine der ältesten Schokoladenfabriken Deutschlands. Die Confiserie, die in München die Mozartkugeln herstellt, gehört übrigens seit 2002 ebenfalls zur Halloren Schokoladenfabrik.

Mit ein wenig mehr Zeit hätte ich mir gern im Landesmuseum für Vorgeschichte die Himmelsscheibe von Nebra angeschaut, die dort ausgestellt ist. Sie wurde am 4. Juli 1999 auf dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra in Sachsen- Anhalt gefunden und ihr Alter wird auf bis zu 4000 Jahre geschätzt. Sie stellt die zweitälteste bekannte Himmelsdarstellung dar und ist daher ein ganz bedeutsamer archäologischer Fund. Wer sich mehr über dieses Thema informieren möchte, kann ich diesesVideo sehr empfehlen.

Stirnrunzeln verursacht vielleicht die Existenz eines Beatles Museums in Halle. Warum gerade hier und nicht in England? Seit 1975 gab es eine Beatles Wanderausstellung und irgendwann bemühte man sich darum, der Ausstellung eine dauerhafte Bleibe zu beschaffen. Die Wahl fiel erstmal auf Halle, wo die Ausstellung für eine gewissen Zeit verbleiben sollte. Inzwischen gibt es Abmachungen für das dauerhafte Verbleiben der Ausstellung in der Stadt. Auf einer Ausstellungsfläche von 600 qm gibt es nur einen kleinen Ausschnitt aus dem umfangreichen Sammelbestand zu bestaunen. Und natürlich gibt es auch in Liverpool ein Beatles Museum, sowie in einigen anderen Städten auch, hinter denen sich Halle allerdings in Sachen Größe oder Ausstellungsstücken nicht zu verstecken braucht.

Genächtigt haben wir mit all den Trainingskollegen in der Jugendherberge in Halle (Große Steinstr. 60, 06108 Halle/ Saale). Dies ist eine neu sanierte Schule und ein Klassenzimmer wurde in jeweils 2 Zimmer aufgeteilt. Jedes Zimmer besitzt sein eigenes kleines Bad und es war eine Freude, solch eine moderne und gut erhaltene Jugendherberge vorzufinden. Ich wünsche dem Jugendherbergsverband, daß der Zustand in 5 Jahren noch genauso exellent vorzufinden sein wird, denn leider habe ich bei meinen Reisen gesehen, wie so eine Jugendherberge auch aussehen kann, wenn die Bewohner wenig Rücksicht nehmen. Das Frühstück ist im Zimmerpreis von 23 Euro inbegriffen und vortrefflich sowie ausreichend.





Freitag, 13. Oktober 2017

Mal kurz in London (30.09. - 03.10.2017)

Das verlängerte Wochenende anläßlich des Tages der deutschen Einheit bot uns die Möglichkeit einer erneuten kleinen Entdeckungsreise – und diesmal gings über den Teich nach London. Gebucht hatten wir diesen Ausflug bereits vor einigen Monaten und dem ging eine recht umfangreiche Recherche bezüglich Flug- und Unterkunftspreise in London voraus. Über Expedia buchten wir letzten Endes ein Flug- und Hotelpaket da ich diese separat nicht günstiger finden konnte. Wir flogen nicht mit Ryanair sondern mit der Lufthansa, was den großen Vorteil des Abflughafens hatte, da wir nicht von Frankfurt Hahn starten mußten.
Wir wagten es außerdem diesmal, den Service der Deutschen Bahn in Anspruch zu nehmen und fuhren entspannt mit dem Zug. Was auf der Heimreise ein paar Probleme verursachte denn aufgrund der Stürme in einigen Landesteilen wurde unser Zug (der sowieso schon recht spät um 22 Uhr fahren sollte) mit 70 Minuten Verspätung angekündigt, worauf wir verständlicherweise keinen Bock hatten. Über Frankfurt Hauptbahnhof bekamen wir einen anderen, aber etwas langsameren Zug nach Würzburg und schlossen dann endlich um 1:30 Uhr nachts die Haustüre auf. Was für eine Heimreise!

Über London selbst gibts soviel zu sagen aber wir möchten Euch natürlich nicht mit einer Abfolge unserer Sightseeing Stops langweilen. Wir haben viel gesehen und waren jeden Tag von früh bis spät (inklusive Nachtfotografie) auf den Beinen. Alles gesehen haben wir natürlich trotzdem nicht und werden wohl oder übel (Grins) nochmal wieder kommen müssen. Wir waren beide schon mehrmals in London aber in den letzten Jahren hat sich trotzdem einiges getan und einen Besuch ist diese Stadt sowieso immer Wert. Hier ein paar unserer Eindrücke und Impressionen:

  • Die Stadt ist unheimlich laut. Mal abgesehen von Bau- und Straßenlärm hält man es selbst in Cafés kaum aus, weil man sein eigenes Wort nicht versteht. Das strengt an.
  • Natürlich ist die Stadt auch hektisch, nicht nur im Straßenverkehr sondern generell. Und da vermieden wir es schon, zu den Stoßzeiten die tube zu nutzen um dort nicht vom Pendlerstrom mitgerissen zu werden.
  • Was mir überall und generell auffällt, trifft natürlich auch auf London zu. Sind wir nicht alle irgendwie Zombies? Die Mehrheit der Menschen starrt in ihre Handys und manchmal auch einfach nur aus Reflex. Kaum hat man Platz genommen in Bus oder Bahn, wird auch schon das Ding gezückt, weil man sonst gar nichts mit sich anzufangen weiß. Nur ganz wenige Leute lesen noch während ihrer Fahrt mit der U-bahn. Und ja, auch hier ist man als Fußgänger ständig auf der Hut, nicht von Handy-Guckern überrannt zu werden, weil sie total vertieft und abgelenkt sind.
  • Von Mode verstehen die Engländer genauso wenig wie die Deutschen, auch hier sieht man viele der fürchterlichen Modetrends, die auch bei uns Einzug gehalten haben. Aber Modegeschmack habe ich den Engländern schon immer abgesprochen, vorallem den Damen der Schöpfung, die ohne schlechtes Gewissen 2 Nummern kleiner tragen obwohl 3 Nummern größer angebracht gewesen wäre.
  • London ist Weltstadt und natürlich sehr beliebt bei Touristen und deshalb wundert der hohe Anteil an „Ausländern“ (das sind für mich jetzt der Einfachheit halber mal alle, die kein Englisch sprechen) nicht. Allerdings waren auch sehr viele „nicht Touristen“ darunter, was darauf schließen läßt, daß auch viele hier leben (studieren und arbeiten). Schauen wir mal, wie sich das mit dem Brexit ändern wird.
  • der Verkehr auf der Themse macht dem auf der Straße alle Ehre. Wahnsinn was da an Schiffen an- und ablegt und Touristen oder Waren von einem Teil der Stadt zum anderen schippert
  • London´s U-bahn- System gilt verdienterweise als eines der einfachsten der Welt; sich zurechtzufinden fällt nicht schwer. Den richtigen Bus zu finden ist auch kein Hexenwerk, hat doch jede Haltestelle oder Sehenswürdigkeit eine Übersicht zu bieten, die mögliche Stationen und die dazugehörigen Buslinien anzeigt. Soweit ich das beurteilen kann,wird in den Bussen überhaupt kein Bargeld mehr angenommen und man ist zum Erwerb einer Oystercard verpflichtet, die man gegen einen Pfand von 5 Pfund bekommt. Die Karte kann leicht aufgeladen werden und auch die Auszahlung von noch bestehendem Guthaben klappt problemlos.
  • obwohl das Fahren mit der U-bahn ungleich schneller geht als mit dem Bus, verpaßt man da unten in der Röhre natürlich so einiges. Möchte man sich wirklich einen Überblick über die Stadt verschaffen, bleibt nur der Bus und das gelegentliche Fahren Stoßstange an Stoßstange. Der Beruf des Busfahrers ist aus verschiedenen Gründen schon kein leichter, aber in London muß man dafür zusätzlich noch eine Engelsgeduld haben. Respekt!
  • als Naturliebhaber erfreute mich vorallem der Spaziergang durch diverse Parks, in denen sich die Eichhörnchen sehr wohl fühlen. Nüsse gibts genug und von den Zweibeinern kann man auch das ein oder andere Leckerli erhaschen. Süß die Kleinen!
  • obwohl wir eindeutig als Touristen zu erkennen waren wurden wir von Engländern (sicher nur Besucher) nach dem Weg gefragt; da ergeben sich ganz interessante Gespräche wenn man eigentlich selbst nicht sicher sagen kann, wo man sich gerade befindet
  • mein größter Kritikpunkt ist der Müll, der in dieser Stadt produziert wird. Man macht es sich definitiv zu einfach! Selbst beim „eat-in“ also beim essen in einem Café (meist die, die einer Kette angehören) bekommt man oft nur komplett eingepackte Sandwiches, Muffins, Wraps oder ähnliches und essen kann man es nur mit Plastebesteck. Tassen aus Porzellan scheinen sowieso furchtbar altmodisch und deshalb out zu sein. Und wenn man mal nach einem Teller fragt, wird man angeschaut als käme man vom Mond. Kann man doch auch ganz einfach in eine take-away-box packen – auch wenn man es gar nicht mitnimmt sondern im Laden verzehrt. In Kanada hat man mir mal erklärt, daß es doch viel einfacher und umweltbewußter (!) sei, biologisch abbaubare take-away-Becher und dergleichen zu benutzen, schließlich würde man den Strom und das Wasser für die Spülmaschine sparen. Wenn man sich dann aber die Müllsäcke anschaut, die sich allabendlich vor Starbucks & Co. für die Abholung stapeln kann ich wirklich keine guten Argumente dafür finden. Umweltbewußt ist in meinen Augen anders!

Abschließend kann ich sagen, daß ich London schon immer mochte und es natürlich noch immer tue. Ich komme immer wieder gerne hier her um das Flair zu geniessen und vorallem um aus Herzenslust zu fotografieren. Die Motive gehen mir in London nie aus. Dennoch ist die Stadt anstrengend, nicht nur wegen der Lautstärke. Bei all den Eindrücken, die in so kurzer Zeit sehr heftig auf den Besucher niederprasseln braucht es Zeit, diese zu verarbeiten. Vielleicht kann ich ein wenig über den Besuch beim Bearbeiten meiner Fotos reflektieren, wenn ich anhand der Bibliothek nachvollziehen kann, was wir alles in so kurzer Zeit gesehen haben.

Ein paar Worte noch zu unserem Hotel.
Gewohnt haben wir in der Nähe der Paddington Station und nur ein paar Schritte entfernt vom Hyde Park im Admiral Hotel at Park Avenue, 143 Sussex Gardens, London, England, W2 2RY. Der Service ist gut, das Personal äußerst freundlich und das Frühstück ausreichend. Wenn man möchte, bekommt man cooked breakfast und kann sich schon am Morgen mit Bohnen vollstopfen. Gewohnt haben wir unterm Dach und im Zimmer war es wie in einer Sauna. Schlafen konnten wir eigentlich nur mit geöffnetem Fenster, dann allerdings nicht ohne dazugehörige Lärmbelästigung. Eine Heizung lief nicht deswegen vermute ich, daß sich die Wärme des ganzen Hauses bei uns staute. Außerdem war es recht mild in London und selbst am späten Abend genossen wir noch Temperaturen um die 16 Grad. Die Wärme störte mich nicht sonderlich, lieber ist es mir zu warm als zu kalt. Wesentlich störender war die Enge im Raum. Er war zugestellt mit einem Doppelbett, Einzelbett, zwei Nachtschränken, einem massiven Kleiderschrank und einem Schreibtisch an dem man aber aufgrund der Enge nicht sitzen konnte. Außerdem stand ein Kühlschrank direkt darunter sodaß man sowieso nicht dort hätte sitzen können. Das Bad war sauber benötigt aber ein wenig Aufmerksamkeit; ein paar der Bodenfliesen waren locker, der Toilettensitz mußte beim Hinsetzen festgehalten werden damit er sich nicht aus dem Staub machte und die Dusche durfte man am besten nicht berühren, sonst änderte sich augenblicklich der Wasserdruck. Da wir den ganzen Tag unterwegs waren und das Zimmer nur zum Schlafen benötigten, war es ausreichend und vollkommen okay. Während meiner vielen Reisen habe ich schon wesentlich schlechtere Unterkünfte gesehen und deswegen kann ich auch nichts wirklich schlechtes über das Admiral Hotel sagen. 

P.S. Die hier gezeigten Bilder sind alle mit einer gopro session aufgenommen.









 

Samstag, 23. September 2017

Auszeit an der Nordsee Teil 3

Den nächsten Vormittag verbrachten wir in Tönning im Multimar Wattforum, (umgeben von einer Schulklasse mit hoch interessierten Schülern, zumindest was das Betätigen der zahlreichen Knöpfe oder das Erzeugen einer künstlichen Ebbe/Flut Umgebung anbelangte), dem Informationszentrum für den Nationalpark Wattenmeer in Schleswig-Holstein.
Komischerweise interessierte ich mich vorallem für den Wattwurm weil ich mit einem meiner Kollegen beim Kaffee schon mehrere Gespräche über den Sinn des Bestehens der Wattwürmer geführt habe (es bleibt unser Geheimnis, wie wir zu solchen Themen kommen….) und ich konnte ihm inzwischen Rede und Antwort stehen. Außerdem erfuhren wir hier nicht nur den Namen der bereits erwähnten Lahnungen sondern auch den Sinn und Zweck dieser Einrichtungen.

Einige Stunden später hieß unser Ziel Brunsbüttel, wo die Autofähre nach Cuxhaven ablegt und uns somit einen großen Umweg ersparte. Den Tipp erhielten wir in Kummerfeld und wir nahmen ihn dankend an. Die Überfahrt mit der Elb-Link Fährgesellschaft dauert ca. 1 Stunde und kostete 33 EURO. 

Den unspektakulärsten Übernachtungsplatz fanden wir dann in Cuxhaven in Gestalt eines einfachen Wohnmobil Parkplatzes, wo wir einige Nachbarn antreffen würden. Für den Abend hatten wir noch Glück, konnten wir doch ungestört unser Abendessen zu uns nehmen und einen ausgedehnten Verdauungsspaziergang nehmen aber nach dem Schlafengehen setzte der Dauerregen ein und blieb die ganze Nacht bei uns. Das Aufstehen ging daher auch viel schneller von statten als normalerweise und das übliche Frühstück fiel auch buchstäblich ins Wasser. Kurz bevor um 9 Uhr die Kurtaxe eingesammelt wurde, machten wir uns vom Acker, um nur wenige Meter später vor einem Bäcker zu parken und dort (zusammen mit einigen anderen Campern) ausgiebig zu frühstücken. Das Sightseeing durch Cuxhaven verlief auch eher sporadisch weil wir immer wieder von Regenschauern überrascht wurden. Was wir beide sehr bedauerten, denn wir hätten gern mehr Bilder am Strand gemacht, von den verlassenen Strandkörben und natürlich auch vom Wahrzeichen Cuxhavens, der Kugelbake.

Dieser Freitag sollte ein Tag der Leuchttürme werden. Erst besuchten wir die „dickeBerta“ etwas außerhalb von Cuxhaven und danach den Leuchtturm Obereversand, beides Denkmähler da die Seezeichen heutzutage ferngesteuert werden. Tommy war bereits Teil einer Leuchtturmführung und hätte mir das Innere von Obereversand auch gern mal gezeigt aber das war aufgrund des Wetters mehr als fraglich. Obereversand befindet sich übrigens an der Wurster Nordseeküste und wir sind nun schon in Niedersachsen, nicht mehr in Schleswig Holstein. Schon beim Eintreffen stellen wir fest, daß heute tote Hose herrscht und wir uns nicht mit anderen Gästen um Parkplätze streiten müssen. Der naheliegende Campingplatz ist ziemlich leer und ausschließlich von Wohnwagen besetzt, in die man sich bei schlechtem Wetter mal zurückziehen kann. Bis zum Beginn der Führung (15 Uhr) ist noch ein wenig Zeit, zum Herumlaufen und Fotografieren ist es eindeutig zu windig und naß und so gönnen wir uns mal wieder ein Fischbrötchen (das entwickelt sich langsam zur Sucht). Es schüttet wie aus Eimern doch Tommy ist noch immer zuversichtlich wegen der Turmführung. Ich beginne zu zweifeln. Spätestens als sich die Dame von der Fischbude aus dem Staub macht ohne auf die Rückgabe von dem von uns genutzten Geschirr zu warten wissen wir, daß wir es mit Schietwetter zu tun haben. Und so findet dann eben auch keine Turmführung statt. Dies erfahren wir allerdings erst von dem Schild an der Eingangstür des Leuchtturmes nach Erklimmen der nassen und rutschigen Stufen. Auf dem Weg nach unten stürmt es so stark, daß ich mich teilweise am Geländer festhalten muß. So sehen Abenteuer aus!

Wir machen uns also auf den Weg nach Bremerhaven wo wir erwartet werden. Tommy ist Patenonkel und wir werden in den nächsten Tagen seinen Pflichten als Patenonkel nachkommen. Aufgrund des miserablen Wetters und der eingeschränkten Möglichkeiten heißt das: Babysitten und Kinderbespaßung non stop. Was aber auch mal ganz schön ist. Am Samstag Abend bessert sich das Wetter unvorhergesehen und wir machen uns mit Kind und Kegel auf den Weg zum Bremerhavener Bierfest wo sich unsere Gruppe durch das (fast) komplette Nahrungsangebot futtert (Pommes, Bratwurst, Fischbrötchen, Eis), nicht zu vergessen natürlich all das unterschiedliche Bier. 

Am Sonntag, pünktlich zur Abreise, scheint dann auch wieder die Sonne so als wenn die letzten Tage nichts anderes gewesen wäre. Irgendwie treibt wohl das schöne Wetter auch viele andere Autofahrer auf die Straße, denn wir stehen einige Male im Stau, weil sich verengende Fahrspuren eben eine große Herausforderung für viele darstellt. Das frustrierendste am ganzen Urlaub ist zum Schluß das Auspacken, macht es einem doch endgültig klar, daß man angekommen und somit alles vorbei ist.

Unser Fazit: Wir lieben den Norden! Wir lieben das Klima, die Architektur, den Spirit, das Meer, den Strand, die ostfriesischen Pulloverschweine (in Fachkreisen auch Schaf genannt), die Fischbrötchen (in allen Varianten!), die Weite, die frische Luft, die Freiheit, die Deiche, die Sonnenuntergänge, die Strandkörbe, ab und zu ein Fischbrötchen, den Dialekt und so vieles mehr. Wir kommen definitiv wieder!




 

Mittwoch, 20. September 2017

Auszeit an der Nordsee Teil 2

Geweckt wurden wir von unterschiedlichen Tiergeräuschen und nicht alle von ihnen waren einwandfrei zu identifizieren (Schafe und Kühe sind unstrittig, das andere Geräusch wurde eventuell von vorbeiziehenden krähenden Vögeln verursacht; wissen werden wir es nie). Trotz der recht frischen Temperaturen während der Nacht erwärmte die Morgensonne unsere Glieder recht schnell und versüßte uns das Frühstück – daran könnte ich mich wirklich gewöhnen! Wir verbrachten noch ein wenig Zeit in St. Peter Ording und fuhren anschließend nach Husum und dort noch ein Stück weiter auf die Halbinsel Nordstrand wo sich Tommy nach dem aufregenden Vormittag erstmal auf einem Badesteg in der Sonne ausruhte und ich samt Kamera durchs Watt spazierte und fasziniert die Lahnungen betrachtete (wie man diese Zäune aus Holzpfählen und Reisig nennt, wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, lernte dies aber später im Museum). Diese Zäune beruhigen die Strömung bei Flut so daß sich Schwebeteilchen im Wasser absetzen und somit langsam aber Stück für Stück zur Verlandung beitragen und das vom Meer „geraubte“ Land zurückholen.

Anschließend fuhren wir auf unserer Suche nach einem Campingplatz noch ein bißchen auf „Nordstrand“ umher und landeten nach einigen Umwegen schließlich im Ort „Oben“. Dort nächtigten wir auf einem recht überschaubaren Campingplatz direkt unter dem Deich. Das erste Mal schmunzelten wir über den trockenen Humor des Besitzers als er uns beim Einweisen in unsere „Parklücke“ aufforderte, „Nicht rumeiern hier, das ist Wembley Rasen“. Das zweite Mal mußten wir lachen als er uns am Morgen einen Tipp für die Weiterreise gab und uns Rømø in Dänemark empfahl (ca. 100km entfernt). Er meinte, daß er dort alle jungen Leute hinschicke weil dort mehr los sei als auf seinem Campingplatz, den er aufgrund der Altersstruktur seiner Gäste als „betreutes Wohnen“ bezeichnete („betreutes camping“ würde auch ganz gut passen…). Eigentlich wollten wir nach Pellworm und von dort eine Fähre auf die Halligen nehmen aber wir waren ja flexibel.

In Lakolk (auf Rømø) steppte nun auch nicht gerade der Bär und man hatte das Gefühl, daß sich dort die Saison bereits dem Ende neigt. Trotzdem bietet der Campingplatz alles was das Abenteuerherz begehrt und das allerbeste ist der Strand, der SPO aufgrund seiner Breite ernsthaft Konkurrenz macht. Auch dort parkten viele Autos und einige am Himmel fliegende Drachen kamen uns bekannt vor. Wir vermuten, daß die Drachenflieger nach dem Zusammenpacken in SPO nach Dänemark weiterreisten um hier ihr Glück zu versuchen – und es auch zu finden, denn der Wind war ausreichend, wovon die Drachendichte in der Luft eindeutig zeugte. Tommy traute sich auch mal kurz ins Wasser, hielt es aber aufgrund der einstelligen Wassertemperaturen nicht lange aus. In Rømø spricht man übrigens auch Deutsch und hat sich damit wunderbar auf die hohe Urlauberdichte aus Deutschland angepaßt (deutsche Urlauber waren auf dem Campingplatz zahlenmässig haushoch in der Überzahl). Ausgeschrieben sind dort zwar die Preise logischerweise in Dänischen Kronen, man akzeptiert aber auch den EURO, so daß man nicht mal Geld tauschen muß.

In dieser Nacht wurden wir das erste Mal von starkem Regen heimgesucht aber dieser lies in der zweiten Nachthälfte nach. Außerdem war es generell nicht mehr so kalt wie die Nächte zuvor. Am Morgen (es war schon Mittwoch) wurden wir dann zur Abwechslung mal von schnatternden Enten auf dem nahegelegenen Teich geweckt, die das sanfte Meeresrauschen in der Ferne um einiges übertönten. Den ganzen Morgen überlegten wir unsicher unsere nächsten Schritte und wogen unsere Möglichkeiten ab. 

Schon ganz zu Beginn des Urlaubs hatten wir festgelegt, auch wieder nach Flensburg zu fahren, aber ist es gerechtfertigt, nur für das überaus leckere Fischbrötchen und den himmlisch guten Bananencremekuchen in der Danish Bakery diesen Umweg auf sich zu nehmen? Wir entschieden uns dann doch für Flensburg (ja, immer diese pulsiven Entscheidungen, furchtbar!) und der dicke Schlumpf kämpfte sich die ganze Fahrt über durch dichten Regen. Hatte uns das Glück der letzten Tage mit dem Wetter etwa verlassen? Pünktlich mit unserem Eintreffen in Flensburg stoppte der Regen sodaß wir auch gleich zur Fischbude im historischen Hafen gehen konnten um unser Mittag zu uns zu nehmen. Ein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt später landeten wir viel zu früh für Nachtisch in Migge´s Danish Bakery (Norderstr. 9, 24937 Flensburg) und mußten mit Erschrecken feststellen, daß es den leckersten Kuchen der Welt, den Bananencremekuchen, ausgerechnet heute nicht gab. War das überhaupt möglich?!?! Natürlich tat Tommy´s Einwand, daß wir doch extra nur für den Kuchen aus Thüringen herkommen seien, für den Moment nichts zur Sache, hätte man so schnell sowieso nichts backen können, aber Ihr seht, wie groß unsere Verzweiflung war. Schweren Herzens (aber doch recht schnell überzeugt vom auch sonst überaus großen und ansprechenden Angebot) entschieden wir uns für Alternativen und wurden nicht enttäuscht. 

Danach schafften wir es gerade noch rechtzeitig zurück zum Auto, bevor der nächste sinnflutartige Regen über uns hereinbrach. Das Glück hatte uns also noch nicht ganz verlassen. Wir wollten aufgrund von Verabredungen am Freitag in Bremerhaven sein, deswegen machten wir uns auf die Reise Richtung Süden. Wir landeten wieder in Husum, was ich mir nochmal genauer anschauen wollte aber auch hier schüttete es aus Kannen. Der Wetterbericht verhieß nichts gutes für die Nacht, im Gegenteil, er kündete Starkregen und Sturmböen an. Ein Wetter, bei dem man auf keinen Fall im Zelt schlafen möchte. Nach einer schier end- und erfolglosen Suche nach einem Hotelzimmer irgendwo im Umkreis (in Flensburg wäre was frei gewesen, aber da kamen wir doch gerade her!) fanden wir ein Zimmer in Tönning und so fuhren wir schon das zweite Mal in diesem Urlaub in diesen charmanten kleinen Ort.

Und auch diesmal war uns das Glück hold, denn trotz der mauen Lage auf dem Markt der verfügbaren Hotelzimmer ergatterten wir ein Goldstück im Hotel New Hampshire Nordfriesland (Westerstr. 24, 25832 Tönning) für 82 EURO die Nacht (ohne Frühstück). Das Zimmer war äußerst geräumig und bot neben dem Doppelbett eine Sitzecke mit Sesseln und Tisch, eine weitere (Fernseh) Ecke mit Sofa, ein Bad doppelt so groß wie das üblich ist und Möglichkeiten zum Kochen von Tee/Kaffee. Wir nahmen das komplette Zimmer in Beschlag um mal wieder unsere Taschen aus- und danach wieder organisiert einzupacken (eigentlich zwecklos aber egal), Akkus zu laden, ausgiebig zu duschen etc. Auch mal ganz schön, vorallem wenn man an die Alternative hinsichtlich der Wettervorhersage denkt. 
 
Den Sonnenuntergang verbrachten wir am Eidersperrwerk, etwas außerhalb von Tönning. Die Eider mündet in Tönning in den Purrenstrom an dessen Ende sich das Sperrwerk befindet. Dahinter befindet sich das Wattenmeer der Nordsee. Das Wetter war nun wieder erstklassig und wir fragten uns, ob wir das Hotel überhaupt brauchen würden. Die Mitarbeiter des Aussichtspavillon am Parkplatz des Sperrwerkes waren schon am Zusammenpacken aber Tommy erhaschte noch zwei leckere Fischbrötchen zum Abendbrot, die wir zum Glück nicht mit gierigen Möwen teilen mußten.

Gegen Mitternacht wurde ich aufgrund des gegen die Fenster prasselnden Regens wach und schlief friedlich in meine Bettdecke gekuschelt wieder ein – ja, das Hotel war die richtige Entscheidung gewesen! 

Samstag, 16. September 2017

Auszeit an der Nordsee (1. Septemberwoche 2017) Teil 1


Es mag der Eindruck entstehen daß wir beide unendlich viel Urlaub im Jahr genießen weil wir ständig unterwegs sind, aber dem ist leider nicht so. Unnötig zu erwähnen, daß wir selbstverständlich nichts dagegen hätten, aber da fehlen uns noch die nötigen Punkte in der Argumentationskette gegenüber unseren Arbeitgebern.

Während im August unsere Arbeitskollegen auf 2 oder 3 Wochen Urlaub entschwanden, hieß es für uns durchhalten und auf die Woche Urlaub im September hinarbeiten. Diese entpuppte sich dann als eine gute Mischung aus vorher ausgemachten Besuchen bei diversen Bekannten, schönen Spaziergängen entlang ewig langer Sandstrände, spontan gewählter Reiserouten und dem obligatorischen Pech mit dem Wetter – zumindest zum Ende der Reise hin.

Das 1. Wochenende verbringen wir abwechselnd in Kummerfeld (Landkreis Pinneberg bei Hamburg) und St. Peter Ording (SPO) in Eiderstedt. SPO hat es Tommy angetan und ich befürchte, daß er mich damit angesteckt hat. Wir sind nun schon das zweite Mal gemeinsam hier und ich glaube zu verstehen, warum er es hier so mag. Ein ewig langer Sandstrand, so breit daß man bei Ebbe das Gefühl hat, nie am Wasser anzukommen. Breit und fest genug für Autos, Camper und LKWs, die hier manchmal (nicht so ganz legal) sogar übernachten. Breit genug, um für das stattfindende Drachenfest zahlreiche Fressbuden, Verkaufsstände und Kinderspielecken aufzubauen und immer noch genug Platz für alles andere zu haben. Lang genug, daß man (etwas abseits von den Piers und Parkreihen der Autos) das Gefühl haben könnte, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der sich den Strand nur mit den Möwen und den angeschwemmten Krebsen teilt. Ja ich glaube, wir werden noch viele Male hierher zurückkehren um dieses einzigartige Gefühl von Freiheit, Meeresluft und -rauschen zu genießen.

Das Drachenfest verlief für die zahlreichen Teilnehmer leider nicht optimal, denn erst machte der nächtliche Regen einen Strich durch die Rechnung, weil der Sand zu nass war und sich die Drachen beim Ausbreiten auf dem Boden mit zu viel Feuchtigkeit vollsogen. Später löste zwar die Sonne dieses Problem buchstäblich auf aber der Wind war nicht stark genug, um die teilweise sehr großen Figuren mit genug Luft zu füllen und diese auch am Himmel zu halten. Zahlreiche kleinere Drachen hatten es in die Luft geschafft und hielten sich dort recht wacker, aber die größeren verendeten auf dem Sandboden.

Natürlich waren wir mit dem Dachzelt unterwegs, welches Tommys Auto den Spitznamen „dicker Schlumpf“ eingebracht hat (blau, weiße Haube, Ihr versteht schon). Von Freitag auf Sonntag standen und schliefen wir in einer großen Lagerhalle in Kummerfeld bei Tommys Bekanntschaft. Das klingt nicht nach Lagerfeuerromantik und Campingabenteuer und ja, die Aussicht beim Aufwachen war sicher nicht die beste bisher, aber in der Halle war es gefühlte 5-7 Grad wärmer als draußen und das machte einen gewaltigen Unterschied, schließlich befinden wir uns nicht mehr im Hochsommer und das merkt man an den nächtlichen Temperaturen. Das sollten wir in den kommenden Nächten noch zu spüren bekommen.

Am Sonntag verabschiedeten wir uns von Kummerfeld und setzten unsere kleine Reise durch den Norden fort. Es ging wieder Richtung SPO, aber wir stoppten in Tönning, ein Bade- und Luftkurort gelegen an der Eider. Tönning hat einen wunderschönen historischen Hafen, der bis vor ein paar Jahrzehnten von großer Bedeutung war. So erging es wohl vielen Gemeinden in der Region, wo die Bedeutung der Seefahrt Stück für Stück nachgelassen hat. Resultat sind viele leerstehende alte Lagerhallen, Schiffswerkstätten (Werften) und natürlich auch die alten Boote die teilweise noch heute in Form von Museumsschiffen zu bewundern sind. So wurde die alte Werft zu einem Bistro / Café / Biergarten umgewandelt welches wir aufgrund des Flairs gern besucht hätten aber wir waren auf Kaffee und Kuchen aus und irgendwie gab es dort keinen Kuchen. Glücklicherweise gibt es für dieses Bedürfnis noch viele andere Restaurants und Cafés im Ort und nach einem riesigen Windbeutel, ostfriesischem Tee (für mich zu stark dosiert, bitte unbedingt auf die Anweisung achten und den Teebeutel nur kurze Zeit im Wasser ziehen lassen!) und gedecktem Apfelkuchen (der Klassiker, das geht immer!) gings gestärkt weiter nach Westerhever, einem Ort auf einer kleinen Halbinsel etwas oberhalb von SPO gelegen. Ziel dieses Abstechers war der Leuchtturm Westerheversand der nur über einen längeren Spaziergang durch ausgedehnte Salzwiesen zu erreichen ist. Diese Salzwiesen befinden sich hinter dem eigentlichen Watt und werden nur hin und wieder bei extremen Wettervorkommnissen vom Meer geflutet. Trotzdem gedeihen Gras und Blumen hervorragend und so wundert es nicht, auch dort grasende Schafe vorzufinden. Der Leuchtturm wurde 1907 erbaut, ist 41,5 m hoch und die
angrenzenden beiden Häuser wurden bis 1979 noch von Leuchtturmwärtern bewohnt. Heute funktioniert er ferngesteuert von Tönning und so beherbergen die Häuser Freiwillige, die sich für den Schutz des Wattenmeeres einsetzen (es handelt sich ja auch um ein UNESCO Weltkulturerbe).
Für die Wanderung vom Leuchtturm zurück zum Deich und Parkplatz kann man den historischen Stockenstieg benutzen, der allerdings nur in diese Richtung und nur im Gänsemarsch absolviert werden darf um den Zustand des Stockenstieges nicht zu gefährden.

Die Nacht verbrachten wir wieder in St. Peter Ording, diesmal aber nicht am Strand (ähm ja, das haben wir bei unserem ersten Aufenthalt auch getan und das Aufwachen mit Meeresrauschen kann man durch fast nichts toppen) sondern auf einem Parkplatz etwas entfernt vom Deich. Während das Übernachen am Strand eigentlich verboten ist, handelt es sich hier um eine Art „Duldungs“Parkplatz und man macht hier auch mal ein Auge zu. Den Sonnenuntergang hingegen verbrachten wir natürlich am Strand und genossen das Farbschauspiel. Diese Nacht war definitiv kühler und trotz Thermo Inlay fürs Zelt war das Einschlafen aufgrund der Kälte etwas ungemütlich.

Dienstag, 15. August 2017

Allgäu (Ende Juli)

Anläßlich meines Geburtstags stand ein verlängertes Wochenende mit einer Freundin im Allgäu auf dem Plan und wir machten uns Freitag Mittag nach getaner Arbeit auf den Weg. Das Timing hätte besser nicht sein können, denn an diesem Tag begannen in Bayern die Sommerferien und wir erwarteten die ein oder andere Verzögerung auf der Autobahn. Diese gab es auch definitiv hinter uns, hörten wir doch halbstündlich davon in den Verkehrsnachrichten. Wir allerdings blieben von Staus verschont und schafften es staufrei auf der A7 in unter 3 Stunden. Wenn Engel reisen!

Im Allgäu angekommen und ca. 30 Minuten vom Ziel entfernt, zogen Wolken am Himmel auf und leichter Regen prasselte auf die Fensterscheiben. Sollte dies etwa mein dritter verregneter Ausflug ins Allgäu / in die Bodenseeregion sein? Aber nein, als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk wurden wir mit herrlichem Wetter gesegnet und ich kann dankend und zufrieden Resümee ziehen: das Allgäu und ich haben uns (wieder) lieb. Ob meine allgemein ausgesprochene Drohung, ich würde nie wieder ins Allgäu kommen, sollte ich auch bei meinem dritten Ausflug von schlechtem Wetter verfolgt werden, Anlaß zu dem herrlichen Sommerwetter gegeben hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber geschadet hat es sicherlich nicht.

Ich möchte Euch verschonen von unseren Wandereskapaden und welche Berge wir herauf oder wieder herabgestiegen sind. Ein paar Eindrücke hingegen möchte ich mit Euch teilen. Wer die Berge mag um dort Bergsport jeglicher Art zu betreiben oder um einfach nur die Natur zu genießen, wird es im Allgäu lieben. Jetzt, wo ich die Berge tatsächlich sehen und die Weitsicht genießen konnte, habe mich ins Allgäu verliebt. Irgendwie schaut es dort überall aus wie auf einer Postkarte oder man fühlt sich versetzt ins Fernsehen in eine der viel zu kitschigen Sendungen über das Leben in der Bergidylle. Kleine Bauernhöfe mit wirklich noch glücklichen (weil wenigen) Kühen, mit bunten Blumenampeln geschmückte Bauern- und Ferienhäuser und unendliche Weiden die sich die Berghänge hinaufziehen. Obwohl ich aufgrund der fehlenden Fertigkeiten auf dem Ski kein Wintersportler bin, reizt mich diese Gegend auch im Winter, wenn die Berge und Berghänge schneebedeckt ein ganz anderes reizvolles Bild abgeben. Von Idylle wird dann sicher keine Rede sein, wenn es im Winter in den Bergen von Wintersportlern nur so wimmelt, werden sie doch problemlos von den zahlreichen Seilbahnen und Schleppliften auf die Höhe befördert. 

Während unseres Aufenthalts jedoch war es relativ ruhig, auch wenn sich zahllose Wanderer und Mountainbiker in den Bergen tummeln. Jeder tut dies jedoch in seiner eigenen Geschwindigkeit und so bekommt man von den anderen Wanderern nicht so sonderlich viel mit. Schon allein deswegen, weil es so viele verschiedene Wanderwege gibt, daß sich alles wunderbar verteilt. Als besonders nützlich stellte sich die Oberstaufen Plus Card heraus, die wir von unserem Gastgeber in Schindelberg bekommen hatten. Diese Karte ist zu einem gewissen Anteil im Übernachtungspreis inbegriffen und gibt dem Gast die Möglichkeit, zahlreiche kostenlose (oder vergünstigte) Leistungen in Anspruch zu nehmen. Darunter zählen zum Beispiel die kostenlose Nutzung vieler Seilbahnen, kostenloses / vergünstigtes Parken, die Nutzung der Therme, kostenlose Nutzung einiger öffentlicher Verkehrsmittel und viele andere Leistungen in der Urlaubsregion. Wir zahlten keinen Cent für die Nutzung der Seilbahn, was pro Person schon mal stolze 10 Euro aufwärts kosten kann.

Rumgekommen sind wir in diesen wenigen Tagen ein ganzes Stück:
  • mit der Imbergbahn den Imberg hinauf (schon allein dort könnte man wochenlang herumwandern)
  • zu Fuß hinauf zum Dreiländerblick mit einem fantastischen Ausblick nach Österreich und die Schweiz
  • mit der Hochgratbahn und viel zu kleinen Gondeln hinauf auf den Hochgrat mit einer Rundumwanderung , die es selbst auf der einfachen Strecke aufgrund der Steigung in sich hat
  • eine fiese 1stündige, viel zu steile Wanderung die Alpsee Bergwelt in Immenstadt hinauf um den Weg zurück auf der Sommerrodelbahn (AlpseeCoaster) zurückzulegen; mit fast 3000 Meter Länge und einer Höchstgeschwindigkeit von 40km/h ist der Coaster die längste Ganzjahres-Rodelbahn Deutschlands
  • nach Tiefenbach um die Breitachklamm zu begutachten: die Breitachklamm ist die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas und ein imposantes Naturschauspiel. Entstanden ist die Klamm vor ca. 10.000 Jahren, erschlossen wurde sie erst 1905 durch Pfarrer Johannes Schiebel. Wer sich für die Geschichte interessiert, kann sie hier nachlesen.

Eine kurze Beurteilung unserer Unterkunft in Schindelberg darf natürlich nicht fehlen.
Hotel Schindelberg, St.-Rochus-Weg 4, 87534 Oberstaufen (Schindelberg liegt ein wenig außerhalb). Wir zahlten für das Doppelzimmer 287,00 Euro für 3 Nächte. 1,80 Euro Tourismusabgabe pro Person und Nacht kommt nochmal oben drauf. Wie bereits erwähnt, war die Oberstaufen Plus Card im

Preis mit inbegriffen, auch wenn man nicht erfährt, zu welchem Anteil. Es handelt sich um ein recht großes Gasthaus, dessen obere Etage allerdings gerade renoviert wurde, weshalb sich der Andrang an Mitbewohnern am Frühstücksbuffett in Grenzen hielt. Wir wurden äußerst freundlich und zuvorkommend vom Gastgeber empfangen und fühlten uns sofort wie zu Hause. Das Zimmer selbst (wie auch der Rest der Unterkunft) war gemütlich eingerichtet und sauber und auf dem Balkon konnte man wunderbar das Klingeln der Kuhglocken verfolgen. Ein Geräusch, von welchem man im gesamten Allgäu verfolgt wird. Das Frühstück ist reichhaltig und läßt keine Wünsche offen. Das Haus beherbergt einen Gasthof mit traditioneller Küche und so kann man nach einem langen Tag auf dem Berg auch gern zu Hause essen, wenn man den Fußmarsch nach Steibis (der nächste Ort) scheuen sollte. Direkt neben dem Haus befindet sich die kleine Schindelberg Kapelle die leider während unseres gesamten Aufenthalts verschlossen blieb. Sicherlich ist sie zu bestimmten Anläßen begehbar, bei Interesse kann man dies bei den netten Gastgebern erfragen. WLAN ist über einen individuellen Code nutzbar und funktioniert auch auf dem Zimmer einwandfrei. Wir fühlten uns im Hotel Schindelberg rundum wohl und haben keine Bedenken, diese Unterkunft erstens weiterzuempfehlen und diese nochmals zu buchen, sollte es uns nochmal in die Gegend verschlagen.

Abschließend hervorheben möchte ich das Thalkirchdorfer Dorfhaus (Kirchdorfer Str. 5, 87534 Oberstaufen), in welchem wir hervorragend speisten. Der Grund für seine Erwähnung ist das reichhaltige Angebot an vegetarischen Speisen, das mir die Wahl sehr schwer gemacht hat. Normalerweise hat man es als Vegetarier beim Auswärtsessen eher einfach, schließlich beschränkt sich das Angebot für die Nicht-Fleisch-Esser meistens auf Salat oder Käsespätzle. Im Dorfhaus hingegen hing ich förmlich an der Speisekarte und hätte mich am liebsten durch das komplette Angebot gegessen, was wohl auch dem Umstand geschuldet ist, daß sich die Küche bei der Herstellung ihrer Gerichte aus der eigenen Käseproduktion bedient.