Mittwoch, 20. September 2017

Auszeit an der Nordsee Teil 2

Geweckt wurden wir von unterschiedlichen Tiergeräuschen und nicht alle von ihnen waren einwandfrei zu identifizieren (Schafe und Kühe sind unstrittig, das andere Geräusch wurde eventuell von vorbeiziehenden krähenden Vögeln verursacht; wissen werden wir es nie). Trotz der recht frischen Temperaturen während der Nacht erwärmte die Morgensonne unsere Glieder recht schnell und versüßte uns das Frühstück – daran könnte ich mich wirklich gewöhnen! Wir verbrachten noch ein wenig Zeit in St. Peter Ording und fuhren anschließend nach Husum und dort noch ein Stück weiter auf die Halbinsel Nordstrand wo sich Tommy nach dem aufregenden Vormittag erstmal auf einem Badesteg in der Sonne ausruhte und ich samt Kamera durchs Watt spazierte und fasziniert die Lahnungen betrachtete (wie man diese Zäune aus Holzpfählen und Reisig nennt, wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, lernte dies aber später im Museum). Diese Zäune beruhigen die Strömung bei Flut so daß sich Schwebeteilchen im Wasser absetzen und somit langsam aber Stück für Stück zur Verlandung beitragen und das vom Meer „geraubte“ Land zurückholen.

Anschließend fuhren wir auf unserer Suche nach einem Campingplatz noch ein bißchen auf „Nordstrand“ umher und landeten nach einigen Umwegen schließlich im Ort „Oben“. Dort nächtigten wir auf einem recht überschaubaren Campingplatz direkt unter dem Deich. Das erste Mal schmunzelten wir über den trockenen Humor des Besitzers als er uns beim Einweisen in unsere „Parklücke“ aufforderte, „Nicht rumeiern hier, das ist Wembley Rasen“. Das zweite Mal mußten wir lachen als er uns am Morgen einen Tipp für die Weiterreise gab und uns Rømø in Dänemark empfahl (ca. 100km entfernt). Er meinte, daß er dort alle jungen Leute hinschicke weil dort mehr los sei als auf seinem Campingplatz, den er aufgrund der Altersstruktur seiner Gäste als „betreutes Wohnen“ bezeichnete („betreutes camping“ würde auch ganz gut passen…). Eigentlich wollten wir nach Pellworm und von dort eine Fähre auf die Halligen nehmen aber wir waren ja flexibel.

In Lakolk (auf Rømø) steppte nun auch nicht gerade der Bär und man hatte das Gefühl, daß sich dort die Saison bereits dem Ende neigt. Trotzdem bietet der Campingplatz alles was das Abenteuerherz begehrt und das allerbeste ist der Strand, der SPO aufgrund seiner Breite ernsthaft Konkurrenz macht. Auch dort parkten viele Autos und einige am Himmel fliegende Drachen kamen uns bekannt vor. Wir vermuten, daß die Drachenflieger nach dem Zusammenpacken in SPO nach Dänemark weiterreisten um hier ihr Glück zu versuchen – und es auch zu finden, denn der Wind war ausreichend, wovon die Drachendichte in der Luft eindeutig zeugte. Tommy traute sich auch mal kurz ins Wasser, hielt es aber aufgrund der einstelligen Wassertemperaturen nicht lange aus. In Rømø spricht man übrigens auch Deutsch und hat sich damit wunderbar auf die hohe Urlauberdichte aus Deutschland angepaßt (deutsche Urlauber waren auf dem Campingplatz zahlenmässig haushoch in der Überzahl). Ausgeschrieben sind dort zwar die Preise logischerweise in Dänischen Kronen, man akzeptiert aber auch den EURO, so daß man nicht mal Geld tauschen muß.

In dieser Nacht wurden wir das erste Mal von starkem Regen heimgesucht aber dieser lies in der zweiten Nachthälfte nach. Außerdem war es generell nicht mehr so kalt wie die Nächte zuvor. Am Morgen (es war schon Mittwoch) wurden wir dann zur Abwechslung mal von schnatternden Enten auf dem nahegelegenen Teich geweckt, die das sanfte Meeresrauschen in der Ferne um einiges übertönten. Den ganzen Morgen überlegten wir unsicher unsere nächsten Schritte und wogen unsere Möglichkeiten ab. 

Schon ganz zu Beginn des Urlaubs hatten wir festgelegt, auch wieder nach Flensburg zu fahren, aber ist es gerechtfertigt, nur für das überaus leckere Fischbrötchen und den himmlisch guten Bananencremekuchen in der Danish Bakery diesen Umweg auf sich zu nehmen? Wir entschieden uns dann doch für Flensburg (ja, immer diese pulsiven Entscheidungen, furchtbar!) und der dicke Schlumpf kämpfte sich die ganze Fahrt über durch dichten Regen. Hatte uns das Glück der letzten Tage mit dem Wetter etwa verlassen? Pünktlich mit unserem Eintreffen in Flensburg stoppte der Regen sodaß wir auch gleich zur Fischbude im historischen Hafen gehen konnten um unser Mittag zu uns zu nehmen. Ein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt später landeten wir viel zu früh für Nachtisch in Migge´s Danish Bakery (Norderstr. 9, 24937 Flensburg) und mußten mit Erschrecken feststellen, daß es den leckersten Kuchen der Welt, den Bananencremekuchen, ausgerechnet heute nicht gab. War das überhaupt möglich?!?! Natürlich tat Tommy´s Einwand, daß wir doch extra nur für den Kuchen aus Thüringen herkommen seien, für den Moment nichts zur Sache, hätte man so schnell sowieso nichts backen können, aber Ihr seht, wie groß unsere Verzweiflung war. Schweren Herzens (aber doch recht schnell überzeugt vom auch sonst überaus großen und ansprechenden Angebot) entschieden wir uns für Alternativen und wurden nicht enttäuscht. 

Danach schafften wir es gerade noch rechtzeitig zurück zum Auto, bevor der nächste sinnflutartige Regen über uns hereinbrach. Das Glück hatte uns also noch nicht ganz verlassen. Wir wollten aufgrund von Verabredungen am Freitag in Bremerhaven sein, deswegen machten wir uns auf die Reise Richtung Süden. Wir landeten wieder in Husum, was ich mir nochmal genauer anschauen wollte aber auch hier schüttete es aus Kannen. Der Wetterbericht verhieß nichts gutes für die Nacht, im Gegenteil, er kündete Starkregen und Sturmböen an. Ein Wetter, bei dem man auf keinen Fall im Zelt schlafen möchte. Nach einer schier end- und erfolglosen Suche nach einem Hotelzimmer irgendwo im Umkreis (in Flensburg wäre was frei gewesen, aber da kamen wir doch gerade her!) fanden wir ein Zimmer in Tönning und so fuhren wir schon das zweite Mal in diesem Urlaub in diesen charmanten kleinen Ort.

Und auch diesmal war uns das Glück hold, denn trotz der mauen Lage auf dem Markt der verfügbaren Hotelzimmer ergatterten wir ein Goldstück im Hotel New Hampshire Nordfriesland (Westerstr. 24, 25832 Tönning) für 82 EURO die Nacht (ohne Frühstück). Das Zimmer war äußerst geräumig und bot neben dem Doppelbett eine Sitzecke mit Sesseln und Tisch, eine weitere (Fernseh) Ecke mit Sofa, ein Bad doppelt so groß wie das üblich ist und Möglichkeiten zum Kochen von Tee/Kaffee. Wir nahmen das komplette Zimmer in Beschlag um mal wieder unsere Taschen aus- und danach wieder organisiert einzupacken (eigentlich zwecklos aber egal), Akkus zu laden, ausgiebig zu duschen etc. Auch mal ganz schön, vorallem wenn man an die Alternative hinsichtlich der Wettervorhersage denkt. 
 
Den Sonnenuntergang verbrachten wir am Eidersperrwerk, etwas außerhalb von Tönning. Die Eider mündet in Tönning in den Purrenstrom an dessen Ende sich das Sperrwerk befindet. Dahinter befindet sich das Wattenmeer der Nordsee. Das Wetter war nun wieder erstklassig und wir fragten uns, ob wir das Hotel überhaupt brauchen würden. Die Mitarbeiter des Aussichtspavillon am Parkplatz des Sperrwerkes waren schon am Zusammenpacken aber Tommy erhaschte noch zwei leckere Fischbrötchen zum Abendbrot, die wir zum Glück nicht mit gierigen Möwen teilen mußten.

Gegen Mitternacht wurde ich aufgrund des gegen die Fenster prasselnden Regens wach und schlief friedlich in meine Bettdecke gekuschelt wieder ein – ja, das Hotel war die richtige Entscheidung gewesen! 

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