Samstag, 16. September 2017

Auszeit an der Nordsee (1. Septemberwoche 2017) Teil 1


Es mag der Eindruck entstehen daß wir beide unendlich viel Urlaub im Jahr genießen weil wir ständig unterwegs sind, aber dem ist leider nicht so. Unnötig zu erwähnen, daß wir selbstverständlich nichts dagegen hätten, aber da fehlen uns noch die nötigen Punkte in der Argumentationskette gegenüber unseren Arbeitgebern.

Während im August unsere Arbeitskollegen auf 2 oder 3 Wochen Urlaub entschwanden, hieß es für uns durchhalten und auf die Woche Urlaub im September hinarbeiten. Diese entpuppte sich dann als eine gute Mischung aus vorher ausgemachten Besuchen bei diversen Bekannten, schönen Spaziergängen entlang ewig langer Sandstrände, spontan gewählter Reiserouten und dem obligatorischen Pech mit dem Wetter – zumindest zum Ende der Reise hin.

Das 1. Wochenende verbringen wir abwechselnd in Kummerfeld (Landkreis Pinneberg bei Hamburg) und St. Peter Ording (SPO) in Eiderstedt. SPO hat es Tommy angetan und ich befürchte, daß er mich damit angesteckt hat. Wir sind nun schon das zweite Mal gemeinsam hier und ich glaube zu verstehen, warum er es hier so mag. Ein ewig langer Sandstrand, so breit daß man bei Ebbe das Gefühl hat, nie am Wasser anzukommen. Breit und fest genug für Autos, Camper und LKWs, die hier manchmal (nicht so ganz legal) sogar übernachten. Breit genug, um für das stattfindende Drachenfest zahlreiche Fressbuden, Verkaufsstände und Kinderspielecken aufzubauen und immer noch genug Platz für alles andere zu haben. Lang genug, daß man (etwas abseits von den Piers und Parkreihen der Autos) das Gefühl haben könnte, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der sich den Strand nur mit den Möwen und den angeschwemmten Krebsen teilt. Ja ich glaube, wir werden noch viele Male hierher zurückkehren um dieses einzigartige Gefühl von Freiheit, Meeresluft und -rauschen zu genießen.

Das Drachenfest verlief für die zahlreichen Teilnehmer leider nicht optimal, denn erst machte der nächtliche Regen einen Strich durch die Rechnung, weil der Sand zu nass war und sich die Drachen beim Ausbreiten auf dem Boden mit zu viel Feuchtigkeit vollsogen. Später löste zwar die Sonne dieses Problem buchstäblich auf aber der Wind war nicht stark genug, um die teilweise sehr großen Figuren mit genug Luft zu füllen und diese auch am Himmel zu halten. Zahlreiche kleinere Drachen hatten es in die Luft geschafft und hielten sich dort recht wacker, aber die größeren verendeten auf dem Sandboden.

Natürlich waren wir mit dem Dachzelt unterwegs, welches Tommys Auto den Spitznamen „dicker Schlumpf“ eingebracht hat (blau, weiße Haube, Ihr versteht schon). Von Freitag auf Sonntag standen und schliefen wir in einer großen Lagerhalle in Kummerfeld bei Tommys Bekanntschaft. Das klingt nicht nach Lagerfeuerromantik und Campingabenteuer und ja, die Aussicht beim Aufwachen war sicher nicht die beste bisher, aber in der Halle war es gefühlte 5-7 Grad wärmer als draußen und das machte einen gewaltigen Unterschied, schließlich befinden wir uns nicht mehr im Hochsommer und das merkt man an den nächtlichen Temperaturen. Das sollten wir in den kommenden Nächten noch zu spüren bekommen.

Am Sonntag verabschiedeten wir uns von Kummerfeld und setzten unsere kleine Reise durch den Norden fort. Es ging wieder Richtung SPO, aber wir stoppten in Tönning, ein Bade- und Luftkurort gelegen an der Eider. Tönning hat einen wunderschönen historischen Hafen, der bis vor ein paar Jahrzehnten von großer Bedeutung war. So erging es wohl vielen Gemeinden in der Region, wo die Bedeutung der Seefahrt Stück für Stück nachgelassen hat. Resultat sind viele leerstehende alte Lagerhallen, Schiffswerkstätten (Werften) und natürlich auch die alten Boote die teilweise noch heute in Form von Museumsschiffen zu bewundern sind. So wurde die alte Werft zu einem Bistro / Café / Biergarten umgewandelt welches wir aufgrund des Flairs gern besucht hätten aber wir waren auf Kaffee und Kuchen aus und irgendwie gab es dort keinen Kuchen. Glücklicherweise gibt es für dieses Bedürfnis noch viele andere Restaurants und Cafés im Ort und nach einem riesigen Windbeutel, ostfriesischem Tee (für mich zu stark dosiert, bitte unbedingt auf die Anweisung achten und den Teebeutel nur kurze Zeit im Wasser ziehen lassen!) und gedecktem Apfelkuchen (der Klassiker, das geht immer!) gings gestärkt weiter nach Westerhever, einem Ort auf einer kleinen Halbinsel etwas oberhalb von SPO gelegen. Ziel dieses Abstechers war der Leuchtturm Westerheversand der nur über einen längeren Spaziergang durch ausgedehnte Salzwiesen zu erreichen ist. Diese Salzwiesen befinden sich hinter dem eigentlichen Watt und werden nur hin und wieder bei extremen Wettervorkommnissen vom Meer geflutet. Trotzdem gedeihen Gras und Blumen hervorragend und so wundert es nicht, auch dort grasende Schafe vorzufinden. Der Leuchtturm wurde 1907 erbaut, ist 41,5 m hoch und die
angrenzenden beiden Häuser wurden bis 1979 noch von Leuchtturmwärtern bewohnt. Heute funktioniert er ferngesteuert von Tönning und so beherbergen die Häuser Freiwillige, die sich für den Schutz des Wattenmeeres einsetzen (es handelt sich ja auch um ein UNESCO Weltkulturerbe).
Für die Wanderung vom Leuchtturm zurück zum Deich und Parkplatz kann man den historischen Stockenstieg benutzen, der allerdings nur in diese Richtung und nur im Gänsemarsch absolviert werden darf um den Zustand des Stockenstieges nicht zu gefährden.

Die Nacht verbrachten wir wieder in St. Peter Ording, diesmal aber nicht am Strand (ähm ja, das haben wir bei unserem ersten Aufenthalt auch getan und das Aufwachen mit Meeresrauschen kann man durch fast nichts toppen) sondern auf einem Parkplatz etwas entfernt vom Deich. Während das Übernachen am Strand eigentlich verboten ist, handelt es sich hier um eine Art „Duldungs“Parkplatz und man macht hier auch mal ein Auge zu. Den Sonnenuntergang hingegen verbrachten wir natürlich am Strand und genossen das Farbschauspiel. Diese Nacht war definitiv kühler und trotz Thermo Inlay fürs Zelt war das Einschlafen aufgrund der Kälte etwas ungemütlich.

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