Es mag der Eindruck
entstehen daß wir beide unendlich viel Urlaub im Jahr genießen weil
wir ständig unterwegs sind, aber dem ist leider nicht so. Unnötig
zu erwähnen, daß wir selbstverständlich nichts dagegen hätten,
aber da fehlen uns noch die nötigen Punkte in der
Argumentationskette gegenüber unseren Arbeitgebern.
Während im August
unsere Arbeitskollegen auf 2 oder 3 Wochen Urlaub entschwanden, hieß
es für uns durchhalten und auf die Woche Urlaub im September
hinarbeiten. Diese entpuppte sich dann als eine gute Mischung aus
vorher ausgemachten Besuchen bei diversen Bekannten, schönen
Spaziergängen entlang ewig langer Sandstrände, spontan gewählter
Reiserouten und dem obligatorischen Pech mit dem Wetter – zumindest
zum Ende der Reise hin.
Das 1. Wochenende
verbringen wir abwechselnd in Kummerfeld (Landkreis Pinneberg bei
Hamburg) und St. Peter Ording (SPO) in Eiderstedt. SPO hat es Tommy
angetan und ich befürchte, daß er mich damit angesteckt hat. Wir
sind nun schon das zweite Mal gemeinsam hier und ich glaube zu
verstehen, warum er es hier so mag. Ein ewig langer Sandstrand, so
breit daß man bei Ebbe das Gefühl hat, nie am Wasser anzukommen.
Breit und fest genug für Autos, Camper und LKWs, die hier manchmal
(nicht so ganz legal) sogar übernachten. Breit genug, um für das
stattfindende Drachenfest zahlreiche Fressbuden, Verkaufsstände und
Kinderspielecken aufzubauen und immer noch genug Platz für alles
andere zu haben. Lang genug, daß man (etwas abseits von den Piers
und Parkreihen der Autos) das Gefühl haben könnte, der einzige
Mensch auf der Welt zu sein, der sich den Strand nur mit den Möwen
und den angeschwemmten Krebsen teilt. Ja ich glaube, wir werden noch
viele Male hierher zurückkehren um dieses einzigartige Gefühl von
Freiheit, Meeresluft und -rauschen zu genießen.
Das Drachenfest
verlief für die zahlreichen Teilnehmer leider nicht optimal, denn
erst machte der nächtliche Regen einen Strich durch die Rechnung,
weil der Sand zu nass war und sich die Drachen beim Ausbreiten auf
dem Boden mit zu viel Feuchtigkeit vollsogen. Später löste zwar die
Sonne dieses Problem buchstäblich auf aber der Wind war nicht stark
genug, um die teilweise sehr großen Figuren mit genug Luft zu füllen
und diese auch am Himmel zu halten. Zahlreiche kleinere Drachen
hatten es in die Luft geschafft und hielten sich dort recht wacker,
aber die größeren verendeten auf dem Sandboden.
Natürlich waren wir
mit dem Dachzelt unterwegs, welches Tommys Auto den Spitznamen
„dicker Schlumpf“ eingebracht hat (blau, weiße Haube, Ihr
versteht schon). Von Freitag auf Sonntag standen und schliefen wir in
einer großen Lagerhalle in Kummerfeld bei Tommys Bekanntschaft. Das
klingt nicht nach Lagerfeuerromantik und Campingabenteuer und ja, die
Aussicht beim Aufwachen war sicher nicht die beste bisher, aber in
der Halle war es gefühlte 5-7 Grad wärmer als draußen und das
machte einen gewaltigen Unterschied, schließlich befinden wir uns
nicht mehr im Hochsommer und das merkt man an den nächtlichen
Temperaturen. Das sollten wir in den kommenden Nächten noch zu
spüren bekommen.
Am Sonntag
verabschiedeten wir uns von Kummerfeld und setzten unsere kleine
Reise durch den Norden fort. Es ging wieder Richtung SPO, aber wir
stoppten in Tönning, ein Bade- und Luftkurort gelegen an der Eider.
Tönning hat einen wunderschönen historischen Hafen, der bis vor ein
paar Jahrzehnten von großer Bedeutung war. So erging es wohl vielen
Gemeinden in der Region, wo die Bedeutung der Seefahrt Stück für
Stück nachgelassen hat. Resultat sind viele leerstehende alte
Lagerhallen, Schiffswerkstätten (Werften) und natürlich auch die
alten Boote die teilweise noch heute in Form von Museumsschiffen zu
bewundern sind. So wurde die alte Werft zu einem Bistro / Café /
Biergarten umgewandelt welches wir aufgrund des Flairs gern besucht
hätten aber wir waren auf Kaffee und Kuchen aus und irgendwie gab es
dort keinen Kuchen. Glücklicherweise gibt es für dieses Bedürfnis
noch viele andere Restaurants und Cafés im Ort und nach einem
riesigen Windbeutel, ostfriesischem Tee (für mich zu stark dosiert,
bitte unbedingt auf die Anweisung achten und den Teebeutel nur kurze
Zeit im Wasser ziehen lassen!) und gedecktem Apfelkuchen (der
Klassiker, das geht immer!) gings gestärkt weiter nach Westerhever,
einem Ort auf einer kleinen Halbinsel etwas oberhalb von SPO gelegen.
Ziel dieses Abstechers war der Leuchtturm Westerheversand der nur
über einen längeren Spaziergang durch ausgedehnte Salzwiesen zu
erreichen ist. Diese Salzwiesen befinden sich hinter dem eigentlichen
Watt und werden nur hin und wieder bei extremen Wettervorkommnissen
vom Meer geflutet. Trotzdem gedeihen Gras und Blumen hervorragend und
so wundert es nicht, auch dort grasende Schafe vorzufinden. Der
Leuchtturm wurde 1907 erbaut, ist 41,5 m hoch und die
angrenzenden
beiden Häuser wurden bis 1979 noch von Leuchtturmwärtern bewohnt.
Heute funktioniert er ferngesteuert von Tönning und so beherbergen
die Häuser Freiwillige, die sich für den Schutz des Wattenmeeres
einsetzen (es handelt sich ja auch um ein UNESCO Weltkulturerbe).
Für die Wanderung
vom Leuchtturm zurück zum Deich und Parkplatz kann man den
historischen Stockenstieg benutzen, der allerdings nur in diese
Richtung und nur im Gänsemarsch absolviert werden darf um den
Zustand des Stockenstieges nicht zu gefährden.
Die Nacht
verbrachten wir wieder in St. Peter Ording, diesmal aber nicht am
Strand (ähm ja, das haben wir bei unserem ersten Aufenthalt auch
getan und das Aufwachen mit Meeresrauschen kann man durch fast nichts
toppen) sondern auf einem Parkplatz etwas entfernt vom Deich. Während
das Übernachen am Strand eigentlich verboten ist, handelt es sich
hier um eine Art „Duldungs“Parkplatz und man macht hier auch mal
ein Auge zu. Den Sonnenuntergang hingegen verbrachten wir natürlich
am Strand und genossen das Farbschauspiel. Diese Nacht war definitiv
kühler und trotz Thermo Inlay fürs Zelt war das Einschlafen
aufgrund der Kälte etwas ungemütlich.
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