Montag, 9. April 2018

Tag 14: zurück in die zweite Heimat


Ein wenig nervös war ich aufgrund unseres anstehenden Besuchs in Milford Sound schon und daher lies ich uns nicht wirklich viel Zeit fürs Fertigmachen am Morgen, schließlich hatte ich ständig im Hinterkopf, nicht zu spät kommen zu wollen. Wir hatten noch zu tanken und man sollte für die Fahrt nach Milford mindestens 1,5 Stunden ohne Fotostops einplanen. Wir verließen Te Anau gegen 20 Minuten nach 7 Uhr und nachdem ich ein paar trödelnde Wohnwagen überholt hatte, konnte ich mich endlich entspannen und auf meine Rückkehr freuen. Da ich die Straße nach Milford Sound schon gefühlte tausendmal gefahren bin, saß ich natürlich auch heute am Steuer und plapperte ununterbrochen Tommy kam in den Genuß meines gebündelten Wissens welches ich in 4,5 Jahren angesammelt hatte. 

Kurz vor Knobs Flat war dann allerdings erstmal Schluß, wir standen im Stau! Die Straße war komplett gesperrt, vor und hinter uns Unmengen von Autos und der Verkehr war komplett zum Erliegen gekommen. Wir standen ca. 20 Minuten und beim Weiterfahren war mir klar, daß wir die erste Cruise nicht mehr schaffen würden, weswegen ich den Fuß vom Gas nahm und gemütlich weiterfuhr. Andere hingegen hatten ganz offensichtlich die Hoffnung noch nicht aufgegeben und versuchten durch riskante Überholmanöver Zeit gutzumachen, blieben aber erfolglos. Die Milford Road ist nun mal keine Straße fürs Überholen schon gar nicht wenn man schon tief im Nationalpark drin steckt. Später in Milford erfuhren wir, daß es einen schlimmen Unfall mit Todesfolge gegeben hatte und diesmal hatte es einen der in Milford ansässigen Arbeiter getroffen. Die Milford Road ist tückisch und selbst wenn man die Straße schon tausendmal gefahren ist, kann es einen jederzeit erwischen.

Es war ein regnerischer Tag wie er für Milford eigentlich typisch ist und wie man den Fjord auch erleben sollte. Die Nebelschwaden hingen tief und die Wasserfälle fielen zu hunderten von den Felshängen. Ich kann nur immer wieder die Einzigartigkeit dieses Bildes betonen, denn normalerweise gibt es nur zwei permanente Wasserfälle in Milford; die meisten Wasserfälle verziehen sich sofort mit dem weiterziehenden Regen und andere hält es je nach Intensität des vorangegangenen Regens noch ein bis zwei Tage bis auch sie austrocknen. Wir hatten ja noch Zeit, da unser Boot erst kurz vor 11 ablegen würde und so liefen wir im Hafen umher und machten Fotos und ich fand ein paar Bekannte, mit denen ich plaudern konnte. 

Zur Cruise selbst kann ich gar nicht so viel sagen, da ich diese bereits unzählige Male miterlebt habe. Hier wäre es eigentlich an Tommy, seine Eindrücke zu schildern. Wir hatten unheimlich Glück denn wir sahen tatsächlich Delphine (sie waren allerdings nicht sehr aktiv, ich vermute daß sie schliefen), Robben (es kommt nur ganz selten vor, daß mal keiner von denen zu Hause ist) und sogar Fiordland Crested Penguins (zu Deutsch Fiordlandpinguin oder Dickschnabelpinguin). Diesen Dreier erlebt man nicht oft und so kann sich Tommy glücklich schätzen, dieses Tierspektakel miterlebt zu haben. Je weiter wir uns der Öffnung des Fjords näherten umso heller wurde es und die dicken Wolken hatten sich auf der Tasmansee komplett verzogen. Auf der Rückfahrt hellte es auch im Fjord auf und so waren wir fast in der Lage, Mitre Peak in seiner ganzen Herrlichkeit zu betrachten. Allerdings nur fast, denn ein kleines Zipfelchen Wolke verdeckte ihn bis zu unserer Abreise. 

Zumindest hatte sich der Regen verzogen und so liefen wir noch am Ufer entlang, gingen zum Lookout hoch und schauten natürlich nochmal im Café vorbei um uns ein wenig zu stärken. Inzwischen war es Mittagszeit und Tommy bekam ein Einblick in den Wahnsinn, den es bedeutet, sich an einer der beliebtesten Touristenattraktionen Neuseelands aufzuhalten; die Parkplätze waren alle am Überlaufen, kein Platz mehr für Busse oder Autos. An einigen Tagen soll es sogar so schlimm sein, daß die Autos an der Straße entlang bis zum Flugplatz oder sogar bis zur Milford Sound Lodge parken. Eigentlich viel zu viel für die Infrastruktur dieses kleinen Ortes. Der Hafen wurde bereits zu meiner Zeit vergrößert (das muß so 2012 gewesen sein) und inzwischen reicht er schon wieder nicht mehr aus. Nicht genügend Parkplätze, keine Tankstelle, nur ein kleines Café und von den Toiletten und der Kanalisation, die überhaupt nicht für diese Massen ausgelegt ist, wollen wir gar nicht erst reden. Irgendwann ist einfach Schluß und ich frage mich, wann dieser Punkt für Milford Sound erreicht ist und ob jemand die Charakterstärke besitzt, dies nicht nur zu erkennen sondern eine Änderung herbeizuführen (wie auch immer die aussehen wird).

Egal, wir waren auf dem Weg zurück nach Te Anau und machten all die Stops, die wir am Morgen ausgelassen hatten. Cleddau Valley, Homer Tunnel (von den Kea Räuberbanden (=Bergpapagai), die hier gern ihr Unwesen treiben, war leider nichts zu sehen), Cascade Creek (Wasserfall direkt an der Straße) und Mirror Lakes waren nur einige. Eigentlich wäre ich gern zum Key Summit gewandert, allerdings waren wir aufgrund des Unfalls am Morgen viel zu spät dran und gesehen hätten wir wegen des hier immer noch tiefhängenden Nebels sowieso nichts, deswegen mußte diese Wanderung leider ausfallen. 

Den Abend verbrachten wir wieder mit Unmengen von leckerem Essen bei Max und diesmal kamen noch einige Kollegen aus Milford dazu, die allerdings eher aus therapeutischen Gründen gekommen waren, weil man mit dem Ableben des Freundes und Arbeitskollegen klarzukommen versuchte. 







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