Freitag, 27. Juli 2018

Ein langes Wochenende in Rom (Mai) Teil 2

Mit dem Kauf eines Colosseo Tickets ist in den meisten Fällen auch der Eintritt für das nebenan liegende Forum Romanum mit inbegriffen und so war dies am 2. Tag unsere erste Anlaufstelle. Ein Forum war im römischen Reich ein Platz, der das politische, wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Zentrum des Ortes bildete. Das Forum Romano ist das älteste römische Forum und Mittelpunkt der oben genannten Gesellschaftsbereiche (Politik, Wirtschaft, Kultur, Religion). Umgeben ist das Forum von den drei Stadthügeln Kapitol, Palatin und Esquilin. Das Kapitol entwickelte sich mit der Zeit zu einem wichtigen Hügel auf dem viele der Kaiser residierten und dort immer größere Prachtbauten errichteten. Auch befand sich dort der wichtigste Tempel des antiken Roms, das Capitolium. Als das sakrale Zentrum Roms und damit des gesamten Römischen Reiches gewann das Kapitol auch an politischer Bedeutung. Das englische Wort capital für Hauptstadt spiegelt diese Bedeutung noch heute wieder.

Die schiere Größe der Ausgrabungsstätte Forum Romanum ist überwältigend und dabei sind sicherlich noch nicht alle ursprünglichen Gebäude und Anlagen freigelegt. Viele andere wurden im Laufe der Jahrhunderte entweder mutwillig oder durch den Einfluß des Wetters zerstört. Wer an römischer oder bautechnischer Geschichte interessiert ist, kann sich hier tagelang recht gut beschäftigen und sich der Historie jedes einzelnen Hauses, Tempels oder Platzes widmen.  Die meisten allerdings, und da schließen wir uns mit ein, überqueren das riesige Gelände und versuchen so viel wie möglich von seiner Imposanz und Gewaltigkeit aufzunehmen. Es bietet sich ein atemberaubender Ausblick auf die Ausgrabungsstätte, die einen beeindruckenden Einblick erlaubt in eine längst vergessene Epoche unserer Zeitgeschichte, die uns als Menschen der Neuzeit deutlich machen kann, wie winzig und unbedeutend wir doch eigentlich sind und wie fortschrittlich die Menschen bereits damals waren. Zumindest haben viele dieser Gebäude dem Lauf der Zeit besser Stand gehalten als manche Bauten der Neuzeit.

Für diesen Nachmittag hatte ich wieder skip-the-line tickets gebucht und zwar für den Petersdom im Vatikan. Eigentlich zahlt man als Besucher keinen Eintritt für den Petersdom, allerdings ist die Warteschlange oft so lang, daß sie sich einmal komplett um den Petersplatz schlängelt. Mit den Tickets waren wir innerhalb von 5 Minuten drin und bekamen außerdem noch einen audio guide mit interessanten Fakten und Geschichten. Wie bereits erwähnt, war dies mein dritter Besuch in Rom, allerdings hatte ich es bisher noch nicht weiter als bis auf den Petersplatz geschafft. Und wenn ich nun schon mal im Petersdom war (es muß wohl nicht erwähnt werden, daß es dort sehr voll war) wollte ich auch hoch hinaus. Und zwar in die Kuppel des Petersdoms. 
Für die Besteigung der Kuppel gibt es zwei Möglichkeiten und ja, es handelt sich um eine Besteigung. Es gibt zwar einen Fahrstuhl, der allerdings aufgrund der Enge nicht bis ganz nach oben fahren kann. So zahlt man entweder 8 Euro für den kompletten Aufstieg oder 10 Euro um die ersten paar Meter mit dem Aufzug zurückzulegen. Tritt man aus dem Fahrstuhl heraus, befindet man sich noch im inneren der Kuppel und kann direkt in den Dom und auf die Menschenmassen schauen. Danach heißt es nur noch, Stufen, Stufen und nochmal Stufen erklimmen. Es ist eng und je weiter man noch oben kommt, desto weniger Platz hat man im Kopfbereich, da sich eine Kuppel nach oben hin verengt. Da man leider nicht der einzige Besucher ist, quält sich eine lange Schlange an Besuchern die Kuppel hinauf, was es schwierig mit dem Anhalten macht. Für meine asthmastrapazierte Lunge, gepaart mit Platzangst eine super Kombination. Oben angekommen war ich dankbar für das frische Lüftchen, das meine naßgeschwitzten Klamotten trocknete und genoß die Aussicht für die sich die Quälerei definitiv gelohnt hatte.

Hier noch ein paar Zahlen: Insgesamt hat man 551 Stufen zu überwinden. Abschnitt 1 hat 231 Stufen und kann mit dem Aufzug genommen werden (kostet eben mehr). Man befindet sich bereits in 45 Meter Höhe auf der inneren Aussichtsplattform. Abschnitt 2 erfolgt nur mit eigener Muskelkraft; für diese 320 Stufen gibt es keinen Aufzug. Es geht hinauf zu 117 Metern! Hier gibt es einen interessanten Erfahrungsbericht und einige Bilder über die Enge in der Kuppel. 

Anschließend stand ich noch ca. 10 Minuten für die Toilette an - das geduldige Anstehen lernt man in Rom auf alle Fälle, denn hierfür gibt es keine skip the line tickets. Hinunter zur Engelsburg und über die Engelsbrücke ging es anschließend über den Tiber und in ein Restaurant wo es mal wieder Pizza gab.

Für den dritten Tag hatten wir keine Verpflichtungen in Form von vorgebuchten Tickets und so ließen wir uns einfach treiben und klapperten bei der Hitze einige der Sehenswürdigkeiten ab: die Spanische Treppe war bereits am Vormittag gut besucht und was die Leute dort eigentlich tun, entzieht sich meinem Verständnis, aber egal. Es scheint ein must-do zu sein, auf dieser Treppe zu sitzen und dusselig in seine Kamera zu schauen und so tut es eben auch jeder. Anschließend besuchten wir noch den Trevi Brunnen, von dem ich es das erste Mal schaffte, Bilder zu ergattern. Das lag aber nicht etwa daran, daß er von den Besuchermassen verschont geblieben wäre. Im Gegenteil. Aber ich drängelte mich einfach mal nach vorn und fand sogar einen Sitzplatz groß genug, um ein Familienfoto zu schießen. 

Das Pantheon, welches ich noch immer für eines der beeindruckendsten Bauwerke Roms halte und Piazza Navona waren die nächsten Stationen.  Das Pantheon galt lange Zeit als die größte Kuppel der Welt und ist eines der am besten erhaltenen Bauwerke der römischen Antike. Vielen Besuchern ist nicht bewußt, daß es sich um eine Kirche handelt und plappern munter drauf los, während im Inneren des Gebäudes Gottesdiente stattfinden. Ab und an gibt es mal ein offizielles „Schusch“ um die Besucher zur Ruhe zu ermahnen. Wie auch in allen anderen Gotteshäusern Roms achtet man darauf, keiner Dame freien Einlaß zu gewähren, die ihre Schultern entblößt. Warum man hingegen kurze Röcke und Hosen nicht anstößig findet, habe ich bis heute nicht verstanden.

Die Piazza Navona war früher ein Stadion für athlethische Wettkämpfe. Nach und nach kamen Häuser und Kirchen hinzu und oftmals wurden Fundamente und Mauern des Stadions mit verbaut, weshalb sich auch die Form des Stadions bis heute erhalten hat und sichtbar ist. Bekannt ist der Platz für seine herausragenden Brunnen, wobei der Vierströmebrunnen (Fontana die Quattro Fiumi) der bekannteste ist. Vier männliche Figuren symbolisieren die größten Ströme der damals bekannten vier Kontinente (erbaut 1649): Donau, Nil, Ganges und Rio de la Plata. Die zwei anderen Brunnen jeweils an den Enden des Platzes sind im Süden der Fontana del Moro und im Norden der Neptunbrunnen.

Bereits in der Vergangenheit war der Piazza Navona ein beliebter Platz für Märkte, Feste und Messen und das hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Der Markt wird stark von Touristen frequentiert und deshalb findet man hier unzählige Souvenirstände und vor allem Maler, die ihre Werke verkaufen, wobei ich in den meisten Fällen bezweifle, daß es sich hierbei um Eigenwerke handelt. Aufgrund der starken Ähnlichkeit vieler Gemälde gehe ich davon aus, daß es sich um Drucke handelt, die als Handarbeit verkauft werden. Schön sind sie trotzdem.

Anschließend machten wir noch einen Abstecher beim Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II, dem Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II. Gewidmet ist es dem ersten König des neugegründeten Königreichs Italien und beherbergt u.a. auch ein Grabmal des unbekannten Soldaten und den Altar des Vaterlandes, Tag und Nacht bewacht von zwei Soldaten. Dort befindet sich auch eine ewige Flamme, die die Erinnerung an besondere Personen oder Ereignisse wachhalten soll.

Es war zwar noch Zeit für unzählige weitere Entdeckungstouren aber nach drei Tagen Dauerhitze und ständigem auf-den-Beinen-sein waren wir kaputt. Wir machten uns auf den Nachhauseweg zu unserer Ferienwohnung und genossen noch ein abschließendes Abendessen bevor es am nächsten Tag erst wieder mit dem Bus von Termini zum Flughafen ging und von Rom Ciampino zurück nach Nürnberg.



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