Montag, 8. Juli 2019

Urlaub in Irland 28.04.-12.05.2019: Teil 4 Der Süden

Bevor wir ins Landesinnere Irlands eintauchten, hielten wir uns noch eine ganze Weile auf Küstenstraßen auf, um einsame Leuchttürme in der tosenden Brandung aufzusuchen und zu genießen. Die Fahrten dorthin sind oft zeitintensiv und auch die Nerven werden manchmal über Gebühr strapaziert, wenn andere Fahrer mit den engen Straßen nicht zurecht kommen. Aber wie heißt es so schön, man befindet sich schließlich im Urlaub, nicht auf der Flucht, mit der nötigen Gelassenheit verkraftet man also auch dieses kleine Übel. Logischerweise verändert sich die Szenerie wenn man sich in Richtung Landesinnere bewegt, denn dort waren Schlösser und Burgen einfach praktischer als Leuchttürme. So hat man eigentlich nur noch die Qual der Wahl beim Aussuchen der Sehenswürdigkeiten. Da wir in nur ganz seltenen Fällen Eintritt in Schlösser begehren und uns eher auf das Fotografieren beschränken, ist für uns ein wichtiges Auswahlkriterium die Optik und die Frage, ob man ein gutes Foto von der Ruine ergattern kann.
Hier die Liste der Sehenswürdigkeiten auf unserer Reise durch den Süden /das Innere des Landes:
1. Mizen Head Irlands südwestlichster Zipfel, gelegen auf der Mizen Peninsula, zwischen Roaringwater Bay und Dunmanus Bay im Atlantischen Ozean. Aufgrund der gefährlichen, oft unterhalb der Wasseroberfläche befindlichen Felsen sind hier in der Vergangenheit mehr als 200 Wracks auf Grund gegangen. Dieser Landzipfel hat somit eine beträchtliche Anzahl an Leid und Elend miterlebt und wäre dieser Teil besiedelt, so hätten die Bewohner einen ganzen Sack voll Geschichten zu erzählen. Die Mizen Head Fog Signal Station (also der Leuchtturm) wurde erst im Jahre 1909 in Betrieb genommen und erst seitdem ist die Passage auch bei Sturm und Nebel sicher zu durchqueren.
Einen kleinen Vorgeschmack auf die rauen Kräfte der Natur erhielten wir trotz des sonnigen Wetters, da es selbst auf dem Parkplatz so windig war, daß man sich ohne Jacke (besser noch dicker Pullover drunter) überhaupt nicht vom Auto fortbewegen wollte. Kaum auszumalen, wie es sich dort bei einem richtigen Sturm anfühlt. Aufgrund des Zeitmangels begingen wir die Bogenbrücke nicht, über die man vom Besucherzentrum auf den allerletzten Zipfel der Halbinsel und zum Leuchtturm gelangt.
2. Cobh
Cobh hat uns positiv überrascht, denn von Städten halten wir normalerweise nicht so viel. Das Flair der überschaubaren Stadt ist geschäftig aber nicht zu hektisch und selbst die vielen Passagiere des vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffes vermochten nicht die entspannte Atmosphäre zu stören. Sie hielten sich vermutlich sowieso alle in der Kathedrale auf und kreuzten unseren Weg somit nicht. Erkundigt hatten wir uns überhaupt nicht, wollten wir doch eigentlich nur das bekannte Bild der Kathedrale mit den schnuckeligen bunten Häusern im Vordergrund. Ja, sonst kritisieren wir das immer bei den anderen, aber eigentlich war dies das einzige Foto in diesem Urlaub, was aus diesem Grund heraus entstanden ist. Es handelt sich um die Kathedrale St. Colman und das Foto hat wahrscheinlich auch jeder schonmal gesehen, der sich mit Irland beschäftigt hat. Die Stelle zu finden, wo das Foto entstanden ist, war gar nicht so einfach, da man sich etwas erhöht befinden mußte und sich dort eigentlich nur Mauern und Privatgrundstücke befanden. Tommy fand die Stelle dann irgendwann und mußte das Fotografieren für Katja übernehmen, da sie überhaupt nicht über die Mauer schauen konnte. Wie haben das nur all die anderen Fotografen hinbekommen? 

Das Parken ist in Cobh total einfach und fair geregelt: direkt hinter der Kathedrale befindet sich ein kostenfreier Parkplatz, dieser ist sogar ausgeschrieben. 

Cobh hat eine interessante Geschichte als Flottenstützpunkt und Auswandererhafen; von hier verließen ca. 2,5 Millionen der insgesamt 6 Millionen irischen Auswanderer ihre Heimat (lt. Wikipedia). Besonders bekannt ist Cobh durch seine enge Verbindung zur RMS Titanic, die während ihrer Jungfernfahrt mit Cobh (damals noch Queenstown) am 11. April 1912 ihren letzten Hafen vor ihrem Untergang anlief. Um diesem tragischen Unglück und den hier an Board gegangenen Passagieren zu huldigen, findet jedes Jahr eine Gedenkfeier im Hafen statt. 

3. Rock of Cashel und Hore Abbey (irisch: Carraigh Phádraig) Das beeindruckende Monument wurde auf einem 65m hohen Berg errichtet, der bereits im Altertum als Sitz von Feen und Geistern verehrt wurde. Grund für die Errichtung der Burg dürfte aber die wichtige strategische Bedeutung gewesen sein, da man sich einen guten Überblick über das umliegende Land verschaffen konnte. Die Geschichte dieses Ortes ist geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Clans, dem Einwirken der Kirche (der heilige Patrick machte die Festung im 5. Jahrhundert zum Bischofssitz) und sicherlich auch der ein oder anderen Machtintrige. Wer sich näher dafür interessiert, wird sicherlich im Internet fündig.
Die sich in direkter Nachbarschaft befindliche Hore Abbey wurde ursprünglich von Benediktinern gegründet und bewohnt. Als 1272 der Erzbischof von Cashel von seinem gewaltsamen Tod träumte, herbeigerufen durch die Benediktiner, lies er den Orden aus der Abtei vertreiben und siedelte stattdessen Zisterziensermönche an. Die Auflösung des Klosters erfolgte um 1540. Die Ruine ist frei zugänglich sofern man sich an den grasenden Kühen vorbeitraut, die Touristen gleichgültig beäugen. 
 
4. Hook Peninsula / Hook Lighthouse
Wieder ein Leuchtturm, diesmal mit dem Prädikat „ältester funktionstüchtiger Leuchtturm der Welt“, was in der Informationsbroschüre des Tourismusverbandes mit der Beschreibung „man glaubt, daß er einer der…… ist“ relativiert wird. Eigentlich ist es auch vollkommen egal, allein die Tatsache, daß der Turm im frühen 13. Jahrhundert gebaut wurde und noch immer im Einsatz ist und wir dies heutzutage mit unserer auf Gewinnmaximierung und Kostensenkung fixierten Pfuscherei-Bauwirtschaft nicht mehr hinkriegen, spricht schon Bände. Heute stehen die Gebäude keine 100 Jahre mehr oder wir schaffen es erst gar nicht, Bauvorhaben zu beenden. 
 
Auf dem Weg zur Hook Halbinsel passiert man neu errichtete Trailer Parks wo man, so vermuten wir zumindest, ohne ein Grundstück erwerben zu müssen, in einem mobilen Heim Unterkunft findet, nur um ein paar Kilometer weiter durch komplett verwaiste Ortschaften zu fahren, wo die Häuser zerfallen und den Kräften der Natur anheim fallen. Wir haben nicht viel entdecken können, wovon man in dieser Region leben kann und die Fischerei wird es wohl nicht mehr sein. Da kommt der Tourismus um den Hook Leuchtturm ganz gelegen, bietet es doch einigen wenigen Personen aus dem Umland eine Arbeit und Einkommen. Das dort befindliche Café, Souvenirshop und angebotenen Führungen sind gut organisiert und die Fish&Chips haben uns wohl gemundet. Was wir eigentlich viel häufiger hatten tun wollen und doch wieder aufgrund der Fülle der Sehenswürdigkeiten nicht getan hatten, war einfach mal auszuspannen und Lokalität und Wetter auf uns wirken zu lassen. So saßen wir eine ganze Weile im Auto, lauschten der Brandung und machten ein kleines Nickerchen; dort am ruhigen Ende der Welt – oder zumindest am Ende der Hook Halbinsel. 
 
5. Kilkenny: irgendwo haben wir gelesen, daß Kilkenny das irische Rothenburg o.d.Tauber sei. Nun gut, mit Rothenburg kann es sicherlich nicht ganz mithalten, aber wir verstehen wo der Vergleich herkommt. Die Innenstadt ist ganz schnuckelig und hat mit Schloß, Brauerei und Kirchen einiges zu bieten. Bei der Zahl der Souvenir- und Geschenkeläden hat Rothenburg aber definitiv die Nase vorn. Neben dem Schloß statteten wir der St. Canice´s Cathedral einen Besuch ab und liefen ein wenig zwischen den Grabsteinen umher. Die den Toten gebürtige Ruhe konnten wir leider nicht genießen weil es eine Gruppe deutscher Schüler vorzog, zwischen den Grabsteinen Fangen zu spielen. Überhaupt sind wir während unserer zwei Wochen sehr vielen Schulklassen verschiedener Nationalitäten begegnet, dies war uns in anderen Urlauben nicht so stark aufgefallen.

Kilkenny ist vorallem auch für sein gleichnamiges Bier bekannt, obwohl es in Irland ursprünglich unter dem Namen Smithwick´s vertrieben wurde. Kilkenny war damals eine stärkere, für den Export produzierte Variante des Smithwick´s, inzwischen erhält man aber beide Marken in Irland. Es muß wohl nicht erwähnt werden, daß man neben Touren durch die Brauerei auch einen eigenen Souvenirladen finden kann, der sich voll und ganz dem lieben Bier widmet. 
 
6. Rock of Dunamase
Nahe der Stadt Port Laoise liegt auf einer Anhöhe ein sehr historischer Ort, dessen Ruinen teilweise über tausend Jahre alt sind. Der Rock of Dunamase ist relativ schlecht ausgeschildert und zu finden, was vielleicht daran liegt, daß man dort keinen Eintritt zahlt und sich deshalb das Interesse daran, viele Touristen dort herumtrampeln zu sehen, in Grenzen hält. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung unsererseits. Laut Wikipedia war dieser Ort bereits dem Gelehrten Ptolemäus bekannt, der ihn in seiner berühmten Karte aus der Zeit um 150 n.Chr. als Dunnum bezeichnete. 
 
Dieser Ort könnte Geschichten über Geschichten erzählen über die Dinge, die sich dort zugetragen haben. Angefangen bei den ersten vorkeltischen Siedlern aus der Bronzezeit, die Kelten und die plündernden Wikinger. Irgendwann errichtete jemand eine Burg und diese ging durch die Hände vieler bekannter irischer Familien, sicherlich nicht immer friedlich. Oliver Cromwell soll die Burg 1650 erobert und Schützengräben für seine Truppen errichtet haben, die noch heute zu erkennen sind. Lange Jahre war die Anhöhe Militärzone, da sie eine ideale Verteidigungsposition darstellte.

Von diesem kriegerischen Hintergrund ist heute zum Glück nicht mehr viel zu erkennen. Die Ruinen ruhen recht friedlich auf der Anhöhe, Schaulustige kommen und gehen und niemand scheint sich so wirklich für diesen Ort zu interessieren. Nur das Wetter nagt an der Substanz und trägt seinen Anteil am weiteren Zerfall bei. Soll man um diesen Ort trauern, der schon so lange das Leben der Menschen in der einen oder anderen Art beeinflußt hat, dessen Geschichte so weit zurückgeht, wie sich Menschen auf anderen Kontinenten nicht mal vorstellen können, weil ihre eigene Geschichte höchstens 2-300 Jahre zurück reicht? Auch wenn durchaus beim Anblick von Ruinen ein wenig Wehmut aufkommt, weil hier früheres Leben ein Ende gefunden hat, so hatten wir doch das Gefühl, daß man hier seinen Frieden damit schließen kann. Im Grunde ist der Mensch so klein und unbedeutend; wer weiß was in ein paar hundert Jahren an diesem Ort vorzufinden sein wird. 
 

Die restlichen Unterkünfte dürfen natürlich auch nicht fehlen: 
Bijoux By The Lee, 20 North Main Street, Cork, Irland, 90 Euro für ein ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück
In Cork etwas halbwegs bezahlbares für eine Nacht zu finden, ist nicht einfach. Wir haben lange auf booking.com suchen müssen und letztenendes doch nur dieses B&B gefunden. Daß es nicht mit einem 4 Sterne Hotel mithalten wird, war uns klar, aber dennoch war die Unterkunft enttäuschend. Die meisten der angepriesenen Dienstleistungen und Ausstattungsmerkmale waren überhaupt nicht vorhanden. Obwohl wir ein Doppelzimmer gebucht hatten, war nur ein Duschhandtuch vorhanden und dieses auch noch dreckig. Das WLAN funktionierte überhaupt nicht, auch wenn man sich direkt neben den Router stellte. Die Wände sind extrem hellhörig. Das Frühstück ist self-service, man nutzt also alles, was sich im Kühlschrank befindet (oder auf der Anrichte steht) und versucht, sich daraus etwas eßbares zu zimmern. Wir aßen nur eine Kleinigkeit, um überhaupt was im Magen zu haben und frühstückten dann lieber unterwegs in einem kleinen süßen Café. Das Bijoux wird als B&B beworben, was es definitiv nicht ist, da schon das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt. Da hatten wir während unser Reise bessere und preiswerte B&Bs. Die Unterkunft sollte als Hostel ausgewiesen werden, dann weiß man ungefähr, was man zu erwarten hat. Allerdings ist auch dafür der Preis viel zu hoch und muß definitiv runter.

Unsere Schulnote für das Bijoux By the Lee: eine 3,0

Palm Grove B&B, Dualla Road, Cashel, Irland, 84 Euro für ein ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück


Die Unterkunft liegt zwar direkt an der Hauptstraße, man hört aber trotzdem keinen Verkehrslärm. Sie ist ein wenig abgelegen und für die meisten wird es daher zu weit sein, in die Stadt zu laufen. Abends macht das allerdings auch keinen Sinn, denn wir haben bereits 18 Uhr keinen Pub mehr finden können, der noch Abendessen anbietet und mußten uns mit dem Supermarkt begnügen. Wir wurden zuvorkommend empfangen und führten beim Frühstück eine nette Unterhaltung mit der Eigentümerin.

Wir empfanden das Badezimmer als sehr kalt und auch das Zimmer selbst wollte sich trotz laufender Heizung nicht aufwärmen.

Die Einrichtung ist schon etwas älter, aber trotzdem gepflegt. Merkwürdig ist, daß das Bad kein Waschbecken besitzt sondern sich im allgemeinem Schlaf-/Wohnraum befindet. Milch für Tee/Kaffee gabs frisch, konnte allerdings nicht gekühlt werden. 
 

Unsere Schulnote für das Palm Grove B&B: eine 2,5



Launard House, 2 Maidenhill, Kells Road, Kilkenny, Irland, 79 Euro für ein ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück


Wir wurden sehr nett empfangen. Die Informationsmappe auf dem Zimmer mit Sightseeing Tipps empfanden wir als sehr hilfreich, das sieht man bei den wenigsten B&Bs. Die Einrichtung von Zimmer und Bad wirkt vielleicht ein bißchen altbacken durch die vielen Holzelemente, aber uns hat es nicht gestört und es war sauber und stilvoll.

Wir hatten uns sehr auf die Pancakes am Morgen gefreut, da man sowas normalerweise nicht in Irland bekommt; sie waren allerdings ein wenig kalt aber trotzdem eine willkommene Abwechslung. 
 

Unsere Schulnote für das Launard House: eine 2,0



Killossy B&B, Mullacash North, Killashee, Naas, Irland, 90 Euro für ein ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück 
 

Die Lage war uns weniger wichtig, da wir am nächsten Tag zum Dubliner Flughafen mußten, der ca. 50km entfernt ist und in weniger als 1 Stunde erreichbar ist. Letztenendes wollten wir nur das Chaos in Dublin vermeiden und eine letzte ruhige Nacht verbringen.

Wir wurden sehr nett von der Gastgeberin sowie Hund und Katze empfangen. Das Zimmer ist sehr modern und sauber und wir hatten sogar einen Balkon, auf dem wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. Zu beanstanden gab es rein gar nichts, wir waren wunschlos glücklich. Beim Frühstück wird auf individuelle Wünsche eingegangen.

Ohne Navigation ist das Anwesen unter Umständen schwierig zu erreichen, hier hatten wir wieder das Phänomen, daß uns google maps in die richtige Richtung lotste, das Navi das Autos allerdings nicht.

Unsere Schulnote für das Killossy B&B: eine 1,0

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