Donnerstag, 18. Juli 2019

Der Verkehr in Irland

In Irland herrscht Linksverkehr. Zusammen mit den teils sehr engen Straßen stellt dies für viele Erst-Linksfahrer eine enorme Herausforderung dar. Laßt Euch aber deshalb nicht entmutigen, mit ein wenig Übung und Konzentration bekommt man den Linksverkehr innerhalb ein paar Tage in den Griff. Nur an Kreuzungen, beim Herausfahren aus Ausfahrten oder Tankstellen oder generell bei gehäuft auftretenden Ablenkungen sollte man sich ganz gezielt nochmal vor Augen halten, auf welcher Spur man sich aufzuhalten hat, da man ganz schnell in die gewohnte Routine verfällt und sich rechts hält. Besonders problematisch ist das beim Ausweichen auf engen Straßen, wenn plötzlich beide Autos in die gleiche Richtung ausscheren.
Kuriose Stromversorgung
Was wir viel komplizierter fanden waren die verschiedenen Geschwindigkeitsangaben. Seit ein paar Jahren schon stellt Irland vom angloamerikanischen Maßsystem auf das metrische System um und seit dem werden Geschwindigkeiten wie auf dem europäischen Festland nicht mehr in mph (miles per hour) sondern in km/h angegeben. Dumm nur, daß unser Mietwagen noch nicht auf das neue System umgestellt wurde und das obwohl unser Renault Clio mit knapp 3200 km auf der Uhr nicht so alt gewesen sein kann.
Und so fuhren wir also vom Dubliner Flughafen in Richtung Stadtzentrum, freuten uns über die Verkehrsschilder in km/h und wunderten uns anschließend über die Anzeige im Auto, die diesen Angaben leider nicht entsprach. Netterweise wurden wir vom vorhandenen Navigationssystem vor Geschwindigkeitsüberschreitungen gewarnt, was anfänglich mehr als nervig war, schließlich hatten wir die Umrechnung von mph zu km/h nicht im Kopf und waren ständig zu schnell.
Hier die gängigsten Geschwindigkeiten:
120km/h entspricht 75 mph (zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den Motorways, ähnlich deutsche Autobahnen)
100km/h entspricht 62 mph (zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den National Roads, ähnlich deutsche Bundesstraßen)
80km/h entspricht 50 mph (auf Regional Roads, ländliche Fahrbahnen, teilweise ohne Fahrbahnmarkierung und oft von Bauern und ihren Tieren frequentiert)
Auch auf local Roads, Verbindungsstraßen zwischen Ortschaften, ohne Markierung und ohne Seitenstreifen, dafür nur begrenzt durch Hecken oder Mauern und teilweise einspurig, dürfen 80km/h gefahren werden, was schon recht sportlich erscheint. Besteht der Gegenverkehr aus einem Bus oder einem LKW, sollte man als der Klügere nachgeben und einfach warten. Gerade wenn man einen Mietwagen fährt und u.U. für die Schäden aufzukommen hat. 
In geschlossenen Ortschaften gilt wie bei uns auch 50km/h (=31 mph), manchmal ist reduziert auf 30 km/h (=18 mph) und Beschränkungen auf 60 km/h sind ebenfalls nicht selten anzutreffen (=37 mph).
Gerade als wir uns so einigermaßen an die Umrechnung gewöhnt hatten, verließen wir Irland und begaben uns nach Nordirland, welches zu Großbritannien gehört. Dort erfolgt die Beschilderung nach wie vor in mph und machte uns das Leben etwas leichter.
Eine kleine Warnung an Urlauber, die in Irland ein Auto mieten möchten. Wie gleich am Anfang angeklungen ist, sollte man sich genau überlegen, wie sicher man sich im Linksverkehr fühlt. Daß man sich in den ersten Tagen ein wenig deppert anstellt, ist ganz normal und legt sich recht schnell. Überlegt aber, ob es wirklich ein SUV sein muß, den Ihr dann durch die schmalen und teils recht kurvigen ländlichen Straßen bugsieren müßt oder ob man nicht einfach mal das Ego zurückstellt und was Handlicheres fährt. Bedenkt, daß auch die Parklplätze oftmals noch nicht auf größere Modelle umgestellt sind und es recht eng werden kann.
Tankstellen gibt es übrigens ausreichend in Irland, aber man sollte sich natürlich schon Gedanken darüber machen, ob der Sprit für die Fahrt zum entlegenen Leuchtturm reicht, denn dort wird es wohl keine Tankstelle geben. Große Einkaufsmärkte oder Supermärkte wie in Deutschland sind in Irland übrigens nicht üblich, mal ganz abgesehen vielleicht von den größeren Städten. Die Lebensmittelversorgung läuft hier komplett über die Tankstellen, die immer auch einen kleinen Einkaufsmarkt integriert haben, oftmals sogar noch ein Bistro, wo man Kaffee, Gebäck und warme Snacks erhalten kann.
Für Interessierte noch ein paar Worte zum Erwerb eines irischenFührerscheins.
Möchte eine Person einen Führerschein erwerben, läuft der Prozess ein wenig anders als in Deutschland. Bereits mit 15 Jahren kann man einen Theorie Test absolvieren, in welchem 35 von 40 Fragen richtig beantwortet werden müssen. Nach Bestehen dieses Tests kann man einen „learner permit“ (Anfängerzulassung) beantragen und darf dann unter gewissen Auflagen Auto fahren. Diese Auflagen beinhalten u.a.: Fahren nur in Begleitung eines erfahrenen Fahrers (hat Führerschein seit mindestens 2 Jahren), keine Fahrten auf der Autobahn, striktere Anforderungen an Fahren unter Alkohol, ein L (für Learner) muß am Auto sichtbar angebracht sein und der Praxis Fahrtest darf erst nach 6 Monaten und mindestens 12 offiziellen Fahrstunden absolviert werden.
Nach dem Bestehen des Fahrtests erhält der Fahrer eine full driving licence (eine vollständige Fahrerlaubnis), die allerdings einigen Restriktionen unterliegt: Das Auto muß 2 Jahre lang mit einem N gekennzeichnet sein (N= Novice = Anfänger), striktere Anforderungen an das Fahren unter Alkohol und darf weniger Strafpunkte für Verkehrsverstöße ansammeln (z.B. Rasen, Benutzen eines Handys am Steuer, gefährliches Überholen, Fahren ohne Sitzgurt; wer 7 Punkte angesammelt hat, wird für 6 Monate vom Fahren ausgeschlossen).

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