Die
Fahrt dorthin ist nicht wirklich spektakulär und wer unsere deutschen
Autobahnen kennt, wird mit dem Grund dafür vertraut sein:
Geschwindigkeitsbegrenzungen aufgrund von beschädigten aber noch nicht für die
Sanierung terminierten Streckenabschnitten, ausgewiesene Baustellen auf denen
man selten jemanden arbeiten sieht, zähfließender Verkehr ohne jeden
ersichtlichen Grund und eckelige Toiletten wo man nicht mal die Tür anfassen
mag. Ich hege ja den Verdacht, daß man diese freien Toiletten, die nicht an
eine große Raststätte angebunden sind, bewußt verkommen läßt damit der Reisende
automatisch zu den Rasthöfen und somit auf Sanifair Toiletten ausweicht,
einfach nur um denen ein besseres Geschäft zu generieren. Es kann doch wirklich
nicht so schwer sein, diese Toiletten so halbwegs sauber zu halten. In
Österreich geht’s doch auch (ja mir ist bewußt, daß dort ein Teil der Maut in
die Reinigung der Toiletten investiert wird und ich bin mir fast sicher, daß
die Deutschen nichts dagegen hätten, wenn dies auch mit unserem Geld passieren
sollte, wenn denn die Maut irgendwann kommt).
Aufgrund unseres camping setups sind wir momentan etwas
langsamer unterwegs als sonst (hierfür wird es einen getrennten Artikel geben
deswegen hier keine Details) und dürfen nicht schneller als 100km/h fahren
(nagut, ab und zu vielleicht auch mal 120km/h max) und deshalb benötigten wir
für die knapp 600km eben auch gute 7,5 Stunden. Dummerweise müssen wir jedesmal
durch Hamburg durch und hierfür gibt es nur zwei Optionen: entweder Brücke und
durch die ganze Stadt gurken oder der Elbtunnel mit den dazugehörigen
obligatorischen Verzögerungen. Die hielten sich allerdings dergestalt in
Grenzen, daß wir keinen stundenlangen Stau zu ertragen hatten und waren recht
schnell durch den Tunnel durch. Danach wechselten wir auf die A23 und dort geht
es immer recht gemütlich zu.
Kurz nach 20 Uhr erreichten wir Sankt Peter Ording und
wußten bereits, daß die Camping Plätze wegen des Drachenfestes komplett
ausgebucht waren, versuchten es also gar nicht erst, dort einen Platz zu
finden. Wir fuhren direkt auf den 12km und stellenweise bis zu 2km breiten Strand
und fanden recht bald eine Stelle, die uns zusagte. Wir parkten neben einer
Berlinerin und ihrem Bus und wurden etwas forsch „gebeten“ doch etwas mehr
Platz zu lassen, schließlich wollte sie hier in Ruhe schlafen. Nun ja, gaben
wir ihr netterweise ein paar Meter mehr Platz und machten es uns gemütlich
beziehungsweise erkundeten die Nachbarschaft und das „Eventgelände“ des
Drachenfestes. Wie am Meer nicht unüblich, war es windig aber von den
Temperaturen her immer noch sehr angenehm.
Irgendwann begaben wir uns ins Bett
und unser Einschlafen war begleitet von der Musik, die vom Eventgelände zu uns
herüberschwappte. Mit zunehmender Stunde und steigendem Alkoholpegel der
Anwesenden sank das Niveau der Musik und der DJ rasselte seine auswendig
gelernten Einlagen zwischen und teilweise auch während der Schlager runter. Ja
das Einschlafen fiel schwer, auch weil wir immer im Hinterkopf hatten, daß wir
hier eigentlich nicht stehen dürfen, weil das Parken auf dem Strand von 22:30
bis 07:30 Uhr untersagt ist. Aber andere waren auch hier und vor zwei Jahren
hatten wir beim Strandschlafen Glück gehabt und sind ohne Knöllchen davongekommen.
Vielleicht sollte uns das Glück auch diesmal hold sein.
06:30 Uhr schien die Sonne ins Zelt und küßte uns wach: Mit
dem Rauschen des Meeres aufzuwachen ist ein tolles Gefühl und dafür nimmt man
auch das Knöllchen in Kauf, das an der Windschutzscheibe klebte. Eigentlich
handelt es sich noch gar nicht um ein Knöllchen sondern nur um eine nette
Ankündigung, doch bitte bald in seinem Briefkasten nachzuschauen. Nun ja, wir
waren das Risiko eingegangen und es war schiefgegangen; kein Grund sich den Tag
deswegen vermiesen zu lassen. Wir gingen erstmal baden und nutzen auch gleich
die Dusche am Strand und danach genossen wir unser Frühstück. In der
Zwischenzeit war auch die Berlinerin wieder neben uns erschienen, die sich zwar
gestern zum Schlafen niedergelegt hatte, aber irgendwann in den Morgenstunden
mit ihrem Bus verschwunden war, um dem Ordnungsamt ein Schnippchen zu schlagen.
Diesmal war sie diejenige, die uns etwas zu nahe auf die Pelle rückte, aber das
fand sie diesmal gar nicht so schlimm – schon klar, schließlich war sie ja
diejenige, die den Platz in der ersten Reihe unbedingt haben wollte. Sie
erklärte uns dann auch, daß wir schon irgendwie auskommen würden. Tommy war ja
immer noch sauer wegen der Begrüßung des Vortages aber ich verstrickte sie in
ein kleines Gespräch; sie erklärte uns dann auch, daß das Knöllchen 30 Euro
kosten würde und bei „Wiederholungstätern“ freuen sich wohl auch die
Flensburger. Für die kommende Nacht mußten wir also eine andere Lösung finden.
Den Tag verbrachten wir mit langen Spaziergängen am Strand,
Eis und Kuchen und dem Bestaunen der vielen Drachen und kits, die den Himmel
bevölkerten. Einige der Figuren sind bis zu 15 Meter hoch und bei der
Motivauswahl sind den Bastlern keine Grenzen gesetzt: Teddys, Kugelfische,
Delfine, Rochen, Schimmel, Wäscheklammern, Star Wars Figuren, Autos,
feuerspeiende Drachen, Spermien (!), Schlümpfe, Aladin und seine Wunderlampe,
Dinosaurier, Seepferdchen, Pinguine, die Titanic, Echsen und vieles mehr.
Einige tümmelten sich stundenlang am Himmel, andere hatten Probleme dabei, sich
mit Luft zu füllen und sackten ab und zu mal auf den Boden oder standen erst
gar nicht richtig auf. Hier wird der Bastler wohl noch einige Veränderungen
vornehmen müssen um das Befüllen der Figur mit ausreichend Luft sicherstellen
zu können.
Die Aussicht darauf, in irgendwelchen Akten als „Wiederholungstäter“
registriert zu sein gefiel uns nicht sonderlich und deswegen verließen wir
gegen 21 Uhr den Strand um auf einen Parkplatz ganz in der Nähe zu fahren. Auf
diesem hatten wir bereits letztes Jahr geparkt und hatten uns diesen mit nur
zwei oder drei anderen Autos geteilt. Schon aus der Ferne war ersichtlich, daß
es diesmal anders sein würde, denn der Parkplatz war gut gefüllt; viele der
Camper die wir am Strand gesehen hatten, standen nun hier, um die Nacht ohne
Ordnungswidrigkeiten zu verbringen und frühs wieder auf den Strand zu fahren.
So hielten wir es auch; gleich nach dem Aufstehen fuhren wir wieder auf den Strand
und dort genossen wir unser Frühstück.
Ganz allgemein gesprochen verstehe ich natürlich, warum das
Übernachten am Strand nicht so gern gesehen wird, denn leider vermüllen diese
Plätze recht schnell aufgrund der Unachtsamkeit der Parkenden. Allerdings muß
ich sagen, daß die Parkplätze am Strand in der Regel sauber sind und ich den Strand
selbst viel problematischer finde, wo man im Sand häufig mal Zigarettenstummel,
Bierdeckel und anderen Müll findet. Einigen der sonnenhungrigen Tagesgäste ist
der Weg zum Mülleimer wohl schlichtweg zu weit. Am Strand gibt es auch genügend
Toiletten, die 24 Stunden am Tag zugänglich sind, weshalb ich diesen Ort
definitiv bevorzuge. Der Parkplatz fernab vom Strand hatte letztes Jahr noch
ein unzumutbar dreckiges Dixieklo, dieses existierte nun aber auch nicht mehr.
Und wozu führt das ganze? Na klar, die Leute pinkeln in die Hecken und in die
Grünflächen (wir haben sie selbst dort herauslaufen sehen) und ob es wirklich
das ist, was das Ordnungsamt bevorzugt? Hier handelt es sich sicherlich um eine
schwierige Frage und ich könnte mir gut vorstellen, daß diese Problematik in
der Gemeindeversammlung öfter zur Sprache kommt, ganz einfach weil es keine Lösung
gibt, die alle zufriedenstellen kann.
Sankt Peter Ording lebt vom Tourismus und den Kurgästen, die
jedes Jahr wegen der gesunden frischen Meeresluft und der Schwefelquellen in
das Nordseeheil- und Schwefelbad kommen. Andere florierende Einnahmequellen
herrschen unseren Beobachtungen nach nicht. Erschreckend ist, daß alle
leerstehenden Häuser zu Ferienwohnungen umgebaut werden und daß die meisten
(wie gesagt, das sind unsere Beobachtungen) der beindruckenden Reetdachhäuser wohl
eher von Maklern gehändelt werden oder sich gar nicht mehr in Privatbesitz befinden.
Der Tourismus ist ein großes Geschäft aber die Frage drängt sich auf, wer an
diesem Geschäft verdient.
Irgendwann am späten Sonntagnachmittag packten wir unser Hab
und Gut zusammen und verließen den Strand um ein paar der morgen zu fahrenden
Kilometer schon heute zu erledigen und somit die Reisezeit zu verkürzen. Sehr
weit kamen wir allerdings nicht, denn bereits im 40km entfernten Büsum machten
wir Stop. Dort fanden wir einen Parkplatz, auf dem das Übernachten nicht
explizit verboten ist und dort gibt es sogar eine öffentliche Toilette. Was will
man mehr?
An der Strandpromenade befand sich eine Festivität in ihren letzten
Zügen; einige Schausteller und Budenbesitzer packten bereits zusammen, wohl
auch um dem herannahendem Regen ein Schnippchen zu schlagen. Wir hatten uns
einen Strandkorb gesucht und genossen noch ein Radler / Bier und lauschten
dabei der von der Bühne aus betriebenen Kinderbespaßung, die in vollem Gange
war. Leider fällt den Animateuren heutzutage auch nichts anderes mehr ein als
Kinder mit Süßigkeiten zu locken („Wollt Ihr Naschi?“) und auf und ab hüpfen zu
lassen und ab und zu mal einen Luftballon in die Menge zu schmeißen. Den Kids
scheints dennoch gefallen zu haben und die Eltern hofften wahrscheinlich darauf,
daß die Kinder verausgabt früher als gewöhnlich ins Bett fallen würden.
Wir jedenfalls blieben nicht mehr lange auf und gingen nach
ein paar Runden Uno ins Bett. Am Morgen stellten wir fest, daß wir unser
Frühstück mit zahlreichen Mücken teilen bzw. unsere Unversehrtheit verteidigen
müßten, deshalb packten wir zusammen, fuhren zu einem Bäcker, kauften
Heißgetränke und ein paar Leckereien und fuhren auf einen ruhigen Parkplatz an
einem Deich, wo wir mückenfrei und in aller Ruhe unser Frühstück genossen, das
Chaos im Zelt und im Auto aufräumten und dann schweren Herzens aufbrachen um den
Nachhauseweg anzutreten. Die kurze Auszeit war schön und auch notwendig,
schließlich liegt unser Neuseelandurlaub schon viel zu lange zurück (Februar /März)
und seitdem hatten wir höchstens mal ein verlängertes Wochenende. Jetzt wo alle
in den Urlaub fahren, ist das natürlich hart und schmerzt schon ein wenig. Dies
ist auch der Grund, warum wir jede sich bietende Gelegenheit fürs Wegfahren
nutzen, damit uns zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen