Teil 1 Ungarn und Slowakei
Sopron, Ungarn
Unsere Reise beginnt
in Ungarn in Sopron (zu Deutsch Ödenland) kurz nach der
Ungarisch-Österreichischen Grenze, da wir dort für Tommys Hobby ein
paar Tage im Rahmen der Karate Europameisterschaften verbracht haben.
Während sich seine Vereinskameraden nach einem sehr erfolgreichen
Wochenende wieder auf eine lange Heimreise Richtung Thüringen
machten, verabschiedeten wir uns in unseren Kurzurlaub, für den wir
mal wieder nicht wirklich etwas geplant hatten. Unser altbekanntes
Motto war auch diesmal wieder: Go with the flow.
Bevor ich über
unsere Reiseerlebnisse berichte, möchte ich noch einige Eindrücke
von Sopron schildern. Aufgrund fehlender persönlicher Betroffenheit
hatte ich mich vorher noch nie mit dem Thema beschäftigt und wußte
daher nicht, daß Ungarn ein beliebtes Ferienziel für solche
Deutsche ist, die für plastische Chirurgie und vorallem für
zahnärztliche Eingriffe die wohl horrenden Summen in Deutschland
nicht zahlen können oder wollen und deshalb ins günstigere Ausland
ausweichen. Wer sich kostengünstig die Zähne richten lassen möchte,
kann dies praktischerweise mit einem Wellness Urlaub verknüpfen und
auf die zahlreichen Angebote nicht nur in Sopron zurückgreifen. Bei
einem Spaziergang durch Sopron stolpert man ununterbrochen über
Zahnärzte und Werbung für Kliniken, spezialisiert auf Zahn-, Mund-
und Kiefererkrankungen. Es entwickelte sich bei uns der running gag
daß wir schon lange keinen Zahnarzt mehr gesehen hätten, wann auch
immer wir mal wieder an einer Kliniktür vorbeiliefen. Sopron an sich
ist ein kleines hübsch hergerichtetes Städtchen mit schicker
Architektur, einer alten teils gut erhaltenen Stadtmauer und dem
Wahrzeichen der Stadt, dem Feuerturm, den zu erklimmen es sich für
die herrliche Aussicht lohnt.
Zu erwähnen wäre
noch daß Ungarn zwar seit 2004 Mitglied der Europäischen Union ist,
aber seine Währung beibehalten hat und man daher wieder mit dem
Umrechnen beschäftigt ist. Ganz grob gerechnet entsprechen 300
Forint 1 Euro und in Sachen Kopfrechnen wurde ich endlich mal wieder
gut gefordert. Sicher kann man im Supermarkt oder auch im Restaurant
mit Kreditkarte bezahlen, aber an der Eisdiele oder auf dem
Wochenmarkt wird man damit nicht weit kommen.
Bratislava, Slowakei
Nach Sopron
entschlossen wir uns für einen Kurztrip in die Slowakei um die
Hauptstadt Bratislava zu besuchen (was zu Deutsch übrigens den
ungewöhnlichen Namen Pressburg trägt, den man hier recht häufig
liest und mit dem ich nichts anzufangen wußte). Bratislava liegt am
Dreiländerdreieck mit Ungarn und Österreich und ist laut Wikipedia
die einzige Hauptstadt der Welt, die an mehr als ein Nachbarland
grenzt. Außerdem haben Wien und Bratislava mit nichtmal 55 km die
kürzeste Entfernung zweier Hauptstädte in Europa.
Die Fahrt in die
Stadt ähnelt der jeder anderen Großstadt; IKEA, Decathlon,
McDonalds und die üblichen Verdächtigen reihen sich entlang der
Autobahn, dazu erinnern die zahlreichen riesigen Anzeigetafeln daran,
daß hier schon seit einigen Jahren ein ganz anderer Wind weht. Auch
hier fällt mir sofort wieder die Werbung für Schönheitsoperationen
auf, die hier wohl preislich weniger ins Gewicht fallen als anderswo.
Der Campingplatz erinnert an ein Ferienlager der sozialistischen
Zeit; schlicht eingerichtet mit Holzhütten, diese wiederum mit
Etagenbetten und ohne sanitäre Einrichtungen. Die
Gemeinschaftsduschen sind sanierungsbedürftig, auf den Toiletten
fehlt das Toilettenpapier und die restlichen Gebäude auf dem Gelände
waren sicherlich vor 30 Jahren gut ausgelastet, rotten aber
inzwischen vor sich hin. All das störte uns wenig, da wir nur einen
Platz auf dem Zeltplatz benötigten und dieser befand sich 100 Meter
vom See entfernt (Zlaté Piesky), der vorallem von der Bevölkerung
Bratislavas genutzt wird. Gäste auf dem Zeltplatz gab es nur wenig
und so hätte es eine ruhige Nacht werden können. Dummerweise
befand sich der Highway in unmittelbarer Nähe und irgendwo muß es
auch einen Flugplatz gegeben haben, denn der Verkehrslärm lies
einfach nicht nach. Und wie wir noch einige Male in den nächsten
Tagen feststellen mußten, mag man besonders auf solchen Camping- und
Zeltplätzen gleich 7 Uhr in der Früh mit dem Mähen des Rasens zu
beginnen oder zu anderen Ruhezeiten lärmintensive Arbeiten
durchführen, um den Gästen das Entspannen so unangenehm wie möglich
zu machen.
Für die Nutzung der
sanitären Anlagen muß man übrigens einen Schlüssel mit sich
führen und die Türe auf- und wieder zusperren, was aber aufgrund
der vielen Seebesucher durchaus Sinn macht, um die Sauberkeit
halbwegs gewährleisten zu können.
Gezahlt haben wir
für den Zeltplatz € 12,90 (ohne Strom, da wir keinen benötigen)
und das war vollkommen ok.
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