Montag, 12. Dezember 2022

Unsere Großbritannien (+Irland) Reise: fast alles ums Thema Gas: Beschaffung, Probleme und mögliche Alternativen

 

Dieses Thema zeigt so wunderbar, dass man sich vor einer Reise noch so fleißig im Internet belesen und Erfahrungsberichte studieren kann. Am Ende kommt es meist doch ganz anders. Erstmal vorneweg: Gas (genauer ein Butangemisch) braucht man im Wohnmobil für vielerlei Dinge: zum Kochen, zum Kühlen des Kühlschranks und zum Heizen (a) Warmwasser und b) Innenraumheizung). Wir haben Platz für zweimal 11kg Gasflaschen und in Deutschland werden diese im Baumarkt meistens nur noch getauscht (voll gegen leer) und in wenigen Verkaufsstellen sogar noch aufgefüllt. Die Stahlflaschen sind nicht gerade leicht und daher bevorzugen viele Gasflaschen aus Aluminium, die circa die Hälfte wiegen. Wie einfach es ist, für diese Anlaufstellen zu finden, wo man Aluflaschen tauscht, wissen wir nicht. Und ob es in Deutschland einfacher oder schwieriger als im restlichen Europa ist, wissen wir auch (noch) nicht.

Die folgenden Ausführungen werden etwas umfangreicher sein. Vielleicht verirrt sich mal jemand zu unserem Blog, dem diese Informationen nützlich sind, weil er selbst im Wohnmobil durch Großbritannien reist, deswegen gibt es neben den Ausführungen auch ein paar Links zum Nachlesen dazu. Stand der Dinge ist Sommer/Herbst 2022. Wer wissen möchte, wie wir es geschafft haben, die Anzahl unserer ursprünglich 2 Gasflaschen auf 5 zu erhöhen und das, wo man momentan überhaupt keine neuen Flaschen mehr kaufen kann, der lese bitte weiter und staune. 

Vor unserer Reise hat sich meist Tommy zu diesem Thema belesen. Fazit:         

Man braucht einen Adapter, um die englischen Flaschen an das deutsche System anzuschließen. Es gibt ein Adapterset mit verschiedenen Anschlüssen, passend auch für andere Länder und dieses haben wir uns besorgt. Einige wenige Stellen füllen deutsche Flaschen auf. So habe ich in einigen Foren gelesen. Supi, dann kann man ja dort anfragen. 

 

Mit diesem Wissensstand fuhren wir also los. Nachdem sich unsere 1. Flasche aus der Heimat dem Ende neigte und wir begannen, uns in England nach Gasflaschen umzusehen (der Anbieter dort ist CALOR Gas), kam dann das böse Erwachen. Es gab keine Flaschen zu kaufen. Sie standen zwar dort in ausreichender Menge herum, aber der Verkauf von Flaschen war nicht möglich. Als Begründungen bekamen wir mehrere Varianten zu hören; der Leser darf sich gern seine eigene Meinung bilden. 1) Gasmangel aufgrund des Ukrainekrieges 2) Gasmangel wegen Covid 3) genereller Mangel wegen Covid. Ein CALOR Lieferant erzählte uns, dass es nicht am fehlenden Gas läge, sondern am Mangel an Gasflaschen; sie bekommen einfach nicht genug Stahlflaschen und deswegen müssen die genutzt werden, die im Umlauf sind. Man bekommt nur dann Gas, wenn man eine leere Flasche gegen eine volle Flasche tauscht. Schön zu hören, dass es also keinen Gasmangel gibt, aber was sollen wir denn zum Tausch anbieten? Unsere deutschen Flaschen wollen sie jedenfalls nicht.

Dazu kommt, dass man in England mehrere Sorten Gas kaufen kann, was man an den verschiedenen Farben der Gasflaschen erkennt. Die blauen Flaschen beinhalten Butan, die roten Propan und dann gibt’s noch grüne Flaschen für den Gasgrill. Butan hat einen sehr viel höheren Siedepunkt (-2°C) als Propan (-45°C) woraus sich auch die unterschiedlichen Einsatzgebiete (Außenbereich oder eher drinnen) ableiten. Wer mehr über die verschiedenen Gastypen erfahren möchte, folge bitte dem Link zu CALOR

Jede Sorte Gas gibt’s dann noch in verschiedenen Größen. Auf der Webseite von CALOR ist das System der verschiedenen Kategorien beschrieben, die sich aus verschiedenen Gastypen und Flaschengrößen zusammensetzen (siehe hier). Theoretisch kann man zwischen den verschiedenen Größen und Gastypen innerhalb einer Kategorie hin und her tauschen. Aber eben nur in der Theorie. Dazu aber später mehr.  

In Gweek (Cornwall) bekamen wir vom Kiwi John eine volle blaue 4,5kg Butanflasche geschenkt; das ist die kleinste Größe. Propan wäre uns zwar lieber gewesen weil es weniger kälteempfindlich ist als Butan, aber einem geschenkten Gaul …..  Um Probleme wegen geringer Temperaturen zu vermeiden, haben wir die Gasflasche seit unserem Aufenthalt in Schottland ganz liebevoll in eine Rettungsdecke eingepackt, damit sie es im Gaskasten schön warm hat. Kurz flammte Hoffnung auf, als wir lasen, dass man innerhalb der Kategorien auch in andere Größen tauschen kann, aber das entpuppte sich als veralterte Information. In der Zwischenzeit hatten wir nämlich erfahren, dass das Tauschen in einer Kategorie auch nicht mehr möglich ist, sondern nur noch gleiche Farbe und gleiche Größe. 



 

 

 

 

 

 

 

 

An unserem zweiten Tag in Schottland kam Katja auf unserem Stellplatz mit einem netten Pärchen ins Gespräch und nachdem eins zum anderen führte, schenkten sie uns eine 6kg Propan light Flasche mit noch etwas Gas drin. Wir waren total baff. Eigentlich hätte damit unser komplettes Gasproblem gelöst sein können. Wir hatten Propan und wir hatten eine größere Flasche, die auch länger halten würde. Was will man mehr? Tja einen passenden Anschluss zum Beispiel. Aus irgendeinem Grund sind die Anschlüsse der Gasflaschen für Butan und Propan unterschiedlich und das Adapterset bietet nichts Brauchbares. Schlimmer noch, überall wo wir nachfragen und wo sich die Händler unser Problem genauer ansehen (also auch mit rauskommen, um sich die Verbindungen, Anschlüsse usw. im Womo anszusehen) bekommen wir zu hören, dass es solch einen Anschluss standardmässig nicht gibt oder dass sie sowas noch nie gesehen hätten. Einer meinte, ihm hätte mal jemand sowas spezialangefertigt und er gab uns sogar die Adresse, aber auch dort konnte man uns nicht weiterhelfen. Wunderbar. Jetzt fuhren wir also eine Flasche rum, die zwar all unsere vorherigen Wünsche erfüllte (richtiges Gas, richtige Größe), die wir aber wegen eines fehlenden Anschlusses nicht benutzen können.

Als es in Schottland darum ging, unsere leere 4,5kg Flasche zu tauschen, kam dann der nächste Schock. Die hatten alle nichts kleines, teilweise angeblich schon seit Monaten nichts mehr reinbekommen. Wir klapperten mehrere Tankstellen ab und bekamen überall Absagen. Irgendwann kam Katja auf die Idee, bei der CALOR Hotline anzurufen und die stellten dann eine Verbindung zu einem Händler in der Gegend her. Dem stellten wir beide Flaschen auf den Hof (4,5 Butan blau und 6kg Propan light rot) und warteten einfach mal, was er uns anzubieten hatte. Erstmal hatte auch er kein Verbindungsstück für die rote Propanflasche, wollte sie uns aber nicht abnehmen, weil ja noch was drin war und wir ja vielleicht woanders Glück haben könnten mit dem Schlauch. Also verkaufte er uns für 1x4,5kg leer gleich 2x4,5kg volle Butanflaschen. Es ging also doch, eine Flasche einfach so zu kaufen. Zumindest in Schottland. Oder vielleicht hatte er Mitleid mit uns.

4,5kg Gas sind nicht viel und so galt es, unseren Gasverbrauch zu minimieren. Unser Erfahrungswert nach einigen Monaten reisen sind 17 Tage, die wir mit der kleinen Flasche hinkommen. Allerdings nur unter Berücksichtigung einiger Sparmöglichkeiten. Soll heißen: kein Heizen (funktionierte aus irgendeinem Grund sowieso nicht), Kühlschrank nur auf kleinster Stufe (bei kühleren Temperaturen durchaus machbar) und während der Fahrt wird der Kühlschrank von der Innenraumbatterie gespeist, weil sie gleichzeitig auch geladen wird. Beim Kochen verbraucht man relativ wenig Gas, aber dennoch wollten wir auch hier einsparen und schauten uns nach einem Campingkocher um. Wir ergatterten einen in Glasgow, nachdem wir einige Male vorher Pech hatten; die Saison für Campingkocher war bereits zu Ende gegangen. Für den Campingkocher benötigt man Campinggas Kartuschen (CP250) mit 220g Inhalt, was leider nur 2-3 Tage hält, je nach Kochverhalten. Heißes Wasser machen wir auch über den Campingkocher und nicht über die Therme. Das spart Gas aus der CALOR Flasche und bei den kälteren Temperaturen müssen wir nicht befürchten, nachts unser Wasser aus der Therme zu verlieren. Die öffnet sich nämlich und entsorgt das Wasser damit bei Temperaturen um den Nullpunkt nichts gefriert.  

Inzwischen hat sich die Anzahl unserer mitgeführten Gasflaschen von 2x11kg erhöht auf insgesamt 5 Gasflaschen (zusätzlich noch 1x6kg Propan und 2x4,5 Butan). Wenn uns das jemand zu Beginn in England gesagt hätte, als wir verzweifelt versuchten, eine (!) Flasche zu finden. Mal schauen, was wir damit machen, wenn wir wieder nach Hause fahren.

In Irland ist CALOR nicht mehr so weit verbreitet, hier nennt sich das ganze FLO Gas. Die nehmen teilweise die CALOR Flaschen nicht an, weil es eine andere Firma ist. Bei unserem Tauschversuch hatten wir mal wieder Glück. Der Ladeninhaber wollte unsere CALOR Flasche auch nicht, erinnerte sich dann aber, dass er schon seit Ewigkeiten eine orangene 4,5kg Flasche (auch Butan, hier sind die Farben halt wieder anders) in der Ecke stehen hat, die er nicht los wird. Tommy probierte den Anschluss und da er bei uns passte, kamen wir ins Geschäft. Wir hatten eine neue volle Flasche (FLO Gas) und der Händler war sichtlich erleichtert, die rumstehende Flasche endlich losgeworden zu sein. Warum die Anschlüsse so unterschiedlich sind, konnte er uns übrigens nicht sagen, er hat von dem ganzen Kram keine Ahnung, er verkauft das nur. Herrlich, wie ehrlich die hier sind!

In Irland haben wir übrigens noch ein ganz anderes Problem. Die haben einen Mangel an Campinggas Kartuschen. Wir schätzen, dass sich die Iren mit dem Zeug eindecken, falls Energie teurer wird. Der Händler mit der orangenen Flasche erzählte Tommy, dass er sich letztens auch einen Campingkocher und Campinggas gekauft hat und gab auch den Laden preis. Wir fuhren sofort hin. So einfach sollte es natürlich nicht sein, Tommy wurde noch 3 Stationen weitergeschickt, bis er endlich für 50 Pfund Campinggas einkaufen konnte. Damit reichen wir auf alle Fälle bis zum Ende unseres Aufenthaltes in Irland. Wir sind zufrieden mit der gefundenen Lösung, auch wenn es bedeutet, dass wir mehr Müll produzieren (alle paar Tage eine leere Campinggasflasche). Wie wir die 4,5kg Gasflaschen vor unserer Abreise los werden, wissen wir noch nicht. Aber bisher hat sich immer eine Lösung aufgetan deswegen sind wir zuversichtlich.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Man kann sich vorher informieren wie man will. Letzten Endes kommt es anders als man denkt und man muss flexibel auf die Situation reagieren. Aufgrund der ganzen Rennerei haben wir überhaupt nicht versucht, jemanden zu finden, der nach Aussagen im Wohnmobilforum deutsche Gasflaschen auffüllt. Wofür man übrigens auch wieder ein spezielles Adapterset zum Füllen benötigt. Ein Gefühl sagt mir, dass das einfach keiner mehr macht. Es füllt ja generell keiner mehr Flaschen auf. Ich vermute, das hängt auch mit Sicherheitsfragen zusammen und weil man speziell ausgebildetes Personal dafür benötigt (irgendeinen Schein muss man dafür sicherlich gemacht haben). Das kostet Geld. Und beim ständigen Personalwechsel an Tankstellen, in Baumärkten etc kann sich das doch kein Betreiber mehr leisten. Da ist es einfacher (sicherlich nicht billiger, wenn man Transportkosten etc berücksichtigt und von der Umweltbelastung sprechen wir gar nicht erst) wenn man leere und volle Gasflaschen durchs ganze Land karrt und einfach auf den Hof gestellt bekommt, was man bestellt hat.

Laut Recherchen gibt es inzwischen nur noch zwei Anbieter hier auf der Insel, die deutsche Flaschen auffüllen. Einer soll in Belfast sein, den anderen (CALOR höchstpersönlich) haben wir selbst aufgesucht, und zwar in Whitegate, in der Nähe von Cobh. Falls das jemand mal suchen sollte, hier die Koordinaten (N 51.818382 W 8.254982), da es nicht einfach zu finden ist. Nicht in der Ölraffinerie nachfragen, denn dort ist man falsch – allerdings ist das Personal an der Pforte bereits auf Nachfragen eingestellt und beantwortet diese souverän und mit Humor. Aufgefüllt haben sie unsere Flasche übrigens auch nicht, aber sie tauschten die deutsche Flasche leer gegen voll. Das Problem ist hier nicht die Nationalität der Gasflasche sondern der Verschluss, deshalb ist sonst niemand an unseren Flaschen interessiert. Die 6kg Propan Flasche haben wir denen auch gleich überlassen, ohne monetäre Gegenleistung aber das war uns egal. Erstens hatten wir ja auch nichts dafür bezahlt und zweitens waren wir einfach nur froh, schonmal eine Flasche leichter zu sein. Wir sind also inzwischen bei 4 Gasflaschen von ursprünglich 2.

Mit dem Tausch der großen 11kg Flasche löste sich rein zufällig auch ein weiteres Problem, welches uns zunehmend zu schaffen machte. Unsere Heizung wollte einfach nicht funktionieren und wir fanden den Grund dafür nicht. Bei zunehmend geringer ausfallenden Temperaturen kein Zuckerschlecken! Nachdem wir zur Fehlerbehebung wirklich alles ausprobiert hatten, schlossen wir einfach mal die große Gasflasche an und testen die Heizung. Und Voila! Sie funktionierte. Eine Erklärung haben wir dafür nicht, haben aber den Adapter in Verdacht, der zwischen irische Flasche und deutschen Anschluss geschaltet ist. Vielleicht lässt der nicht genug Gas für die Heizung durch? Zum Kochen und für den Kühlschrank reicht es allerdings. Das soll noch einer verstehen...

Und falls sich jetzt noch jemand fragt, wie wir die ganze Gassituation bei unserer Abreise auflösen wollen, dem sei erklärt, dass natürlich unser Ziel darin besteht, eine oder beide irische Gasflaschen auf der Insel zu belassen. Deswegen ist tagsüber für den Kühlschrank die kleine 4,5kg Flasche angeschlossen (der Kühlschrank läuft jetzt meistens den ganzen Tag über Gas, weil wir aufgrund der kurzen Fahrtstrecken nicht genügend Strom auf die Innenraumbatterie bekommen und diese nicht ausreicht um den Kühlschrank zu betreiben) und abends schließt dann Tommy die große 11kg Flasche an, damit wir heizen können und morgens nicht bei einstelligen Temperaturen erwachen. Bevor wir aufbrechen, wird dann wieder die 4,5kg Flasche für den Tag angeschlossen und so geht das Spiel nun noch bis zu unserer Abreise Ende November. Das Gas in den großen Flaschen ist uns momentan heilig, weil wir nur damit heizen können! 

 

Anschluß deutsche Flasche:  


    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 so sieht der Anschluß einer englischen Flasche aus; der Adapter für unseren Schlauch steckt bereits        an der Flasche:

1 Kommentar:

  1. Man sollte auf solchen Reisen auf alles gefasst sein und das ist wichtig, gute Einfälle und keine linken Hände haben.

    AntwortenLöschen