Mittwoch, 5. Oktober 2022

Unsere Großbritannien Reise: die Highlights in Schottland

 

Grey Mare´s Tail Nature Reserve (N 55.41785, W 3.28751)

Dieser fantastische Ort mitten in den Bergen Schottlands hat uns so gut gefallen, dass wir gleich zwei Nächte geblieben sind. Die Anfahrt ist abenteuerlich, aber das trifft auf mindestens die Hälfte unserer Highlights zu. Immer, wenn uns das Navi von der Hauptstraße runterholt, schwingt insgeheim die Sorge mit, wie eng die Straßen wohl werden und ob wir unseren Ludwig dort durchbugsieren können. Das war hier genauso. Die Bäume kamen immer näher, hin und wieder kratzte schon wieder ein Ast links oder rechts, meistens aber oben auf dem Dach. Als uns dann auch noch Holztransporter entgegen gedonnert kamen (die Jungs kennen kein Erbarmen, die fahren die Strecke definitiv zu oft am Tag!), keimten Zweifel auf, ob wir wirklich da hin sollten. Und ja, wir sollten da hin! 

Der Parkplatz lag mitten in den Bergen an einem kleinen Fluss, über den sich eine kleine Brücke bog (ach wie romantisch) und es war genügend Platz, sodass man sich nicht neben jemand anders quetschen musste. Wir entdeckten den Wasserfall (das ist der Grey Mares Tail) und nahmen diesen am nächsten Tag während einer ausgiebigen Wanderung genauer unter die Lupe. Oberhalb des sichtbaren Wasserfalls kommen noch 3 andere und wenn man oben noch weiterläuft, gelangt man zu Loch Skeen, aus dem das ganze Wasser entspringt, welches ins Tal fällt. Wir können dieses schöne Fleckchen Erde nur jedem wärmstens empfehlen, aber Vorsicht vor den Holztransportern!

South Queensferry

Während unserer ersten Schottland Reise vor 5 Jahren kamen wir kurz durch South Queensferry, ganz in der Nähe von Edinburgh und im damaligen Blogbeitrag hatte ich erwähnt, dass wir gern wiederkommen und uns den Ort etwas näher anschauen würden. (Gern noch mal hier nachzulesen).

Diesen Wunsch wollten wir uns nicht ausschlagen und so machten wir dort einen kleinen Zwischenstopp. Diesmal sollten wir auch erfahren, wie der Ort zu seinem Namen gekommen ist. Die Namensgebung geht auf das 11. Jahrhundert zurück, wo die gläubige Christin Königin Margaret, Frau von König Malcolm Canmore, auf ihren Pilgerbesuchen zu Dunfermline Abbey und St Andrews regelmäßig diese Gewässer (namens Forth) überquerte. Die Überfahrt wurde bekannt als „Queen´s Ferry“ und die jeweiligen Landepunkte im Laufe der Zeit als „North and South Queensferry“, wobei North Queensferry am anderen Ende des Forth zu finden ist und über die diversen Brücken zu erreichen ist.

Der Ort bzw. der Bereich am Wasser ist nicht sonderlich groß und so liefen wir ihn selbst mit unserem fusslahmen Kind und mit Kamera bewaffnet in kurzer Zeit ab. Wir liefen wieder zum kleinen Hafen, der auch diesmal sehnsüchtig auf die Flut wartete und im Schlamm steckende Boote preisgab. Leider fand man am Pier kaum Steine sodass Jamie enttäuscht wieder zurück zum Womo wollte. In der Ferne versuchte sich ein Dudelsackspieler und hoffentlich war er nicht auf Spenden angewiesen – er könnte ziemlich leer ausgegangen sein bei der dargebotenen Leistung. Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Beim Biker Treff inkl. Café und Shop für alles, was das Bikerherz begehrt (sprich alles mit Totenschädel, Skeletten und/ oder Motorrädern) findet man die öffentlichen Toiletten, die für Damen komplett pink angestrichen sind. Nun hatten wir wirklich das Gefühl, alles gesehen zu haben und konnten guten Gewissens weiterfahren.  


Argyll Forest Park: Ardgartan (N 56.194677, W 4.791286)

Der Argyll Forest Park ist der älteste Britanniens, den man ausgiebig zu Fuß oder auf dem Fahrrad erkunden kann. Laut Broschüre vom Forestry and Land Scotland begegnet man hier einigen der größten Bäume in Britannien sowie einer artenreichen Tierwelt wie Eichhörnchen, Rotwild und Damtier, Otter und Steinadlern. 

Vom Parkplatz aus, den wir als Schlafplatz ausgewählt hatten, begaben wir uns zum Abendspaziergang auf den kurzen Riverside Trail, der uns auf seinen 2,4km durch Buchen – und Eichenwälder entlang dem Fluß Croe führte. Wir fühlten uns wie in einem Zauberwald dank des moosbedeckten Waldbodens, der sonderbaren Wuchsform einiger Bäume und vor allem aufgrund der zahlreichen kleinen Türchen, die in Baumstämmen und Wurzeln versteckt und liebevoll angemalt waren. 

So kann man seiner Phantasie freien Lauf lassen und den mitlaufenden Kindern Geschichten von kleinen Kobolden, Elfen und Feen erzählen, die friedlich im Wald leben und es lieben, Schabernack mit kleinen Kindern zu treiben. Findet man dann noch kleine Höhlen unter Wurzeln und großen Steinen, ist das Staunen perfekt und man könnte sich wartend vor einem dieser Löcher wiederfinden, weil doch irgendwann auch mal ein Kobold herauskommen müsste.



Highlands – Glencoe

Die schottischen Highlands sind weltberühmt und kein Schottland Urlaub ist perfekt ohne einen Ausflug in diese Bergregion. Glencoe ist für diesen Besuch der perfekte Anlaufpunkt, weil es einfach über die Hauptverkehrsader A82 zu erreichen ist und die Fahrt dorthin durch atemberaubend schöne Täler durch imposante Berge und Gebirgsketten führt. Das ein oder andere Loch schiebt sich ins Blickfeld und die Seen Schottlands sind ein Wunder in sich. Wenn Schottland irgendwann mal das Wasser ausgeht, ist der Rest der Welt schon längst vertrocknet! 

Beliebt sind die Highlands nicht nur wegen ihrer natürlichen Schönheit sondern besonders bei Outdoorfans fürs Wandern, Mountainbike fahren und fürs Klettern. Denn eine große Anzahl von Wanderungen sind nur für wirklich erfahrene Kletterer empfohlen, weil es keine vorgefertigten Routen gibt. Nicht umsonst spricht man in den Beschreibungen mancher Wanderungen davon, dass es „scrambling abilities“ erfordert, also die Fähigkeit, entlang einer steinigen instabilen Gebirgskette entlang zu krabbeln. Das ist definitiv nichts für die Tagesausflügler, die ihre Turnschuhe überziehen und meinen, mal fix auf einen Berg zu klettern um dort ein Selfie zu machen.

Wer sich für Geschichte interessiert, speziell für die lokale Geschichte, kommt an Glencoe nicht vorbei, denn hier fand am 13.02.1692 das Massaker von Glencoe statt, wo sich Regierungstruppen und Mitglieder bzw. Befürworter des MacDonald Clans gegenüberstanden.

Lower Falls, Ben Nevis Region (N 56.76985, W 5.03361)

Wir wollten auch wandern, können dies aber mit einem 3jährigen nicht in dem Ausmaß tun, wie noch in 2017, wo wir ein kleines Stück des West Highland Ways gelaufen sind. Ein wenig Recherche gab die Lower Falls preis, die sich in der Ben Nevis Region befinden (Ben Nevis ist mit 1345 Metern der größte Berg in Großbritannien) und befindet sich in der Nähe von Fort William. 

Die Anfahrt zum Parkplatz ist, mal wieder, ein Abenteuer da die Straße sehr eng und hügelig ist und auch sonst die Qualität des Straßenbelags sehr zu wünschen übrig lässt. Aufgrund der Straßenverhältnisse erwarteten wir einen winzig kleinen Parkplatz und wurden eines besseren belehrt: neu angelegt für eine durchaus große Anzahl von Autos, sogar an Reisebusse war mit extra großen Parkbuchten gedacht. Die Wohnmobile werden in UK immer etwas stiefmütterlich behandelt, aber es gab immerhin auch 5 Womo Buchten, allerdings ziemlich eng und man ärgert sich dann immer, wenn dort ein Camper mit gerade mal 5 Metern Länge steht, der problemlos auch auf einem PKW Stellplatz hätte stehen können. Es gibt Picknicktische und sogar zwei Toiletten (eine davon war allerdings abgeschlossen und in der anderen war das Toilettenpapier alle, aber sowas haben wir ja an Board).


Zu den Wasserfällen muss man gar nicht lange laufen, denn sie befinden sich direkt an der Straße. Die ist natürlich wieder extrem eng und wenn man dort auf der Brücke steht und die imposanten Wassermassen beobachtet muss man aufpassen, dass das Hinterteil nicht zu weit auf die Straße ragt. Wir haben die Wanderung zu Paddy´s Bridge gewagt und zwar am rechten Flußufer des Nevis entlang für 1,6km. Wenn wir Steine fanden, wurden diese in den Fluss befördert, fanden wir Brombeeren landeten sie in unserem Bauch (mehrheitlich in Jamies Bauch). Nach der Hälfte der Strecke fanden wir uns von den Bergen umgeben und sahen auch einige Wasserfälle, die sich ihren Weg ins Tal suchten. An der Brücke angekommen, mussten sehr viele Steine dran glauben denn wir wechselten uns mit dem Fotografieren ab und in der Zwischenzeit muss Jamie immer beschäftigt werden. Zurück zum Parkplatz ging es dann auf der linken Seite des Nevis und dort führt eine enge Straße weiter in die Berge hinauf, die (wie weiter unten ausgeschrieben) nicht für Womos und größere Fahrzeuge geeignet ist. Es gibt zahlreiche Ausweichbuchten und in diese mussten wir uns regelmäßig flüchten, denn der Verkehr war echt enorm. Ich hoffe, dass sich einige Lauffaule beim Anblick eines 3 Jährigen geschämt haben, der diese Strecke zu Fuß zurückgelegt hat! Die Strecke auf der Straße ist kürzer als durchs Gelände, wer also laufen will aber trotzdem nicht so viel Zeit hat, sollte die linke Seite des Flusses wählen.

Die Seen Schottlands

Bei seiner Reise durch Schottland kommt man unweigerlich an unzähligen Seen (genannt Loch) vorbei und wenn man die Route nicht auf der Karte mitverfolgt, bleiben sie namentlich meistens unbekannt. Manche der Seen sind riesig, Loch Ness zum Beispiel ist 37km lang und an der tiefsten Stelle 230 Meter tief. Es ist zwar nicht das größte Loch von der Oberfläche her aber vom Volumen. Es enthält so viel Wasser wie alle Seen in England und Wales zusammen! Der größte See ist Loch Lomond mit 56 qkm. Haben wir Parkmöglichkeiten entlang der Lochs gefunden und haben diese Zugang zum See ermöglicht, haben wir diese oft genutzt. Zum Fotografieren und natürlich auch zum Steine schmeißen. Und gelegentlich haben wir auch Brombeeren gesammelt. In der Gestaltung unserer Aktivitäten sind wir flexibel. Positiv an Loch Ness ist mir aufgefallen, dass es bei jeder Parkmöglichkeit auch Mülltonnen gab. Das ist nicht selbstverständlich und dementsprechend sehen die Parkplätze und die Uferbereiche leider oft aus.

 

Da uns die Isle of Skye besonders gut gefallen hat, gibt es hierfür einen separaten Blogeintrag.



























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