mit der Fähre nach Schweden
Gleich nach dem Aufstehen gehen Tommy und Jamie nochmal ins Wasser, während Katja ihre Haare wäscht. Wohl erfrischt sitzen wir anschließend am Frühstückstisch und genießen die Ruhe und den Ausblick auf den Baggersee. Dann brechen wir auf, die Fähre verlässt Vaasa 14:30 Uhr. Wir stoppen kurz für Mädesüß, denn wie vermutet wächst beim See keiner. Anschließend stoppen wir erneut an der Tankstelle. Dann geht’s aber wirklich los. Punkt 12:30 Uhr erreichen wir das Terminal der Wasalinie und dieses wird auch gerade geöffnet. Während man normalerweise zum Einchecken immer an die kleinen Kassenhäuschen ranfährt und dort seine Boardingpässe erhält, funktioniert das hier alles automatisch. Man scannt oder gibt händisch seine Buchungsnummer ein, bestätigt die bei der Buchung bereitgestellten Informationen zu Passagieren und Fahrzeug und bekommt für jeden einen Zettel ausgedruckt, den allerdings niemand sehen will. Auf dem Zettel fürs Fahrzeug steht die Reihe, in der man parken soll und dann beginnt die Warterei.
Irgendwann ist die aber auch vorbei, wir fahren in den großen Bauch, stapfen dann die Treppen mehrere Etagen vom untersten Fahrzeugdeck hoch zu den Aufenthaltsdecks und dort beginnt die Suche nach einem Platz mit Steckdose. Davon gibt es reichlich. Irgendwie finden wir nichts, wo man sich hinsetzen und seine mitgebrachten Dinge verspeisen kann und so kommt es, wie erwartet, als wir unseren Zitronenkuchen auspacken. Wir werden höflich gebeten, dies hier im Restaurant Bereich nicht zu essen, das können wir alternativ dort tun, wo sich Kinderspielecke und die Information befinden. Witzig nur, dass dies ein winzig kleiner Bereich ist und der ist natürlich überfüllt, weil dort überall Eltern sitzen, die auf ihre Kinder warten oder diese beaufsichtigen, die sich in der Spielecke umherwälzen. Naja, wir sind ja nicht blöd und begeben uns abwechselnd mit unserem Thermobecher und dem Kuchen dorthin. Die Fährüberfahrt soll 4 Stunden dauern und weil wir nicht direkt in Umeå sondern etwas außerhalb übernachten möchten, und es spät werden könnte, entscheiden wir uns zum Ende der Überfahrt hin, im Restaurant zu essen, dann wäre das Thema Abendbrot erledigt. Das Angebot ist ganz okay, das Essen leider trotz Warmhaltebuffet kalt aber was solls. Was die Dauer der Fährüberfahrt angeht, schaff es Tommy übrigens, das Schiffspersonal an der Information zu verwirren (das kann er gut!), denn offiziell auf deren Seite heißt es, die Fahrt dauert 4 Stunden. In der Bestätigungsemail steht aber was von Ankunft 17:30 Uhr, also nur 3 Stunden. Das hängt natürlich mit der 1 Stunde Zeitverschiebung in Finnland zusammen. Aber wann kommen wir denn nun tatsächlich an? Und werden die Uhren auf dem Schiff während der Überfahrt umgestellt?
15 Minuten vor Ankunft dürfen wir runter aufs Fahrzeugdeck, wir schließen gleich unser Gas wieder an und geben das heutige Ziel ins Navi ein. Auf der Suche nach unserem Stellplatz schießt unser Navi wieder den Vogel ab. Katja kann sich ganz genau erinnern, als Ankunftszeit 18:11 Uhr gesehen zu haben und als sie das nächste Mal wieder drauf schaut, sind es plötzlich 18:35 Uhr. Was ist passiert? Tommy muss irgendwie die Abfahrt verpasst haben und anstatt uns einfach wenden zu lassen, führte „sie“ uns einmal mit der Kirche ums Dorf. Katja wundert sich über die Schilder Willkommen in Umeå, das hatten wir doch bereits? Dann beginnt auch Tommy, die Umgebung wiederzuerkennen, ja da sind wir doch schonmal langgefahren. Dann landen wir auf einem Reiterhof, Kilometerweit von unserem Ziel entfernt. In der Zwischenzeit nervt jemand hinten auf der Rückbank und fragt, wann wir endlich da sind. Genervt geben wir die Koordinaten in Google Maps ein und fahren die nächste Viertelstunde ohne Navi. Wir stehen an einem kleinen Stellplatz bei „Hällristningar“, wo man 1984 die nördlichsten Felsmalereien in Schweden gefunden hat. Man schätzt die Norrfors Zeichnungen auf ein Alter von 7000 bis 3000 Jahre, vermutlich wurden sie von Jägern und Sammlern gezeichnet, um Begebenheiten aus ihrem Leben zu erzählen oder wünschenswerte Ereignisse niederzuschreiben. An diesem Teil des Flusses fand man bis zu 100 Tierzeichnungen, überwiegend von Elchen. Die Mücken haben sie ja damals vergessen zu erwähnen, wir fragen uns warum….
Und wieder ein Stellplatz mit Mücken
Vor der Abreise gehen wir nochmal alle zusammen runter auf den kleinen Holzsteg und laufen die paar Meter zu den Felszeichnungen. Auch wenn Jamie das noch nicht einordnen kann, möchten wir, dass er es mal gesehen hat. Danach geht’s weiter, erstmal zurück nach Umeå, weil Katja eine neue Festplatte für ihre vielen Fotos benötigt, und Tommy hat einen Elektronikladen ausfindig gemacht. Leider befindet der sich mitten in der Innenstadt und dort sind Parkplätze rar, besonders für unsere Größe. Nachdem wir zweimal durch die entsprechende Straße gefahren sind und sich nichts am Straßenrand ergeben hat (die zahlreichen Parkhäuser sind ja nun mal tabu), ziehen wir von dannen und halten unsere Augen offen. Am Kreisverkehr möchte uns das Navi gern an der 1. Ausfahrt runterschicken und dann wären wir auch sofort auf der richtigen Straße aber leider ist diese blockiert und so müssen wir wieder durch die halbe Stadt durch. Aus unserer 1,5 Stunden Fahrt wird eine 2 Stunden Fahrt. Irgendwann verschwinden Mädesüß und rote Lichtnelken am Straßenrand und wir befinden uns wieder im Lappland, wo es nur die Farben grün und weiß zu geben scheint (weiß von den Birken und den verstreuten Felsbrocken in den Wäldern).
Ab und zu fahren wir durch kleinere Ortschaften, die durch sehr viel nichts dazwischen miteinander verbunden sind. Unseren Stellplatz erreichen wir nach einem kurzen Abstecher durch den Wald und er wird bei Google sogar als „Strand von Borgsjö“ bezeichnet, weil der See tatsächlich einen meterlangen Sandstrand aufzuweisen hat. Es gibt eine Umkleidekabine, Feuerstelle und das übliche Trockenklo. Bei den Trockenklos kennen sich die Schweden aus, die Löcher, in denen all die Ausscheidungen verschwinden, sind sehr viel tiefer als anderswo und deswegen riecht es auf diesen Klos ganz selten. Um diese Höhe zu erreichen, muss man mancherorts aber tatsächlich den Thron erstmal besteigen. Wir sind lange Zeit alleine, erst gegen 21 Uhr kommt ein älteres Paar, packt seine Campingstühle aus und nutzt die Feuerstelle, während wir uns im Ludwig verschanzen und auf Mückenjagd gehen.
Trappstegsforsen - der "schönste" Wasserfall Schwedens
Kurz bevor wir heute Morgen fertig sind mit Aufräumen und Abreisefertig werden, verkündet Jamie, dass er nochmal raus möchte an den Strand. Na toll, unser Kind hat ein tolles timing! Als er dann endlich angezogen ist und einen Fuß nach draußen setzt, beginnt es zu regnen. Noch besser! Drei Minuten später klopft es an der Tür, er wäre jetzt fertig mit draußen spielen. Supi! Dann brauchen wir diesmal keine Überredungskünste, um ihn in den Ludwig zurückzubeordern. Wir fahren weiter und bemerken sofort, dass wir in Schweden sind. Erstens begegnen uns mehr Wohnmobile als in den letzten Wochen und es sind auch mehr Deutsche darunter. Als wir hinter einem Deutschen Wohnmobil herfahren und uns ein weiteres entgegenkommt, meint Katja zu Tommy, dass dies ja schon fast eine Zusammenrottung von Deutschen wäre. Wir haben den Reiseführer gewälzt und einige sehenswerte Ziele auf dem Vildmarksvägen gefunden („Schwedens schönste Touristenstraße“) und sind deshalb auf dem Weg dorthin. Erinnert Ihr Euch noch an Königin Frederika Dorotea Vilhelmina, die Namensgeberin von gleich 3 Ortschaften hier in der Gegend? In Vilhelmina waren wir bereits am 26. Mai, vor fast 6 Wochen (Katja hat extra im Tagebuch nachgeschaut) und hier haben wir das erste Mal in Schweden eingekauft. Diesmal fahren wir an die Tankstelle, um aufgrund der wenigen Tankstellen im Lappland nicht irgendwann mit leerem Tank in der Pampa rumzustehen.
Danach geht’s noch eine gute Stunde auf dem Vildmarksvägen entlang zum heutigen Ziel, dem Trappstegsforsen, dem „schönsten Wasserfall Schwedens“ (der Texter fürs Prospekt war nicht besonders kreativ). Hier fällt der Kultsjöån unter wildem Getose über unzählige Treppenabsätze ins Tal hinab und bietet ein dramatisches Schauspiel. Hier stehen bereits einige Wohnmobile und wir haben Glück, denn ein Auto verlässt gerade seine Lücke und so parken wir in erster Reihe mit Blick auf den Wasserfall. Da wir geplant haben, hier die Nacht zu verbringen, ist dies perfekt, so müssen wir nicht später nochmal umparken. Es regnet gerade mal nicht, also ziehen wir uns an, schnappen die Kameras und gehen auf Erkundung. Wer auch immer heute für das Wetter zuständig ist, er oder sie lässt uns eine knappe Stunde zum Fotografieren, bevor der nächste heftige Regenschauer kommt und wir in den Ludwig flüchten. Ein Heißgetränk haben wir uns bereits bei der Tankstelle in Vilhelmina to go gegönnt, deswegen gibts bei Ankunft keine Snackpause.
Wir entscheiden uns daher für ein frühes Abendessen
in der Grillkoja und probieren einen Rentier Burger. Während der Wartezeit
springt Jamie begeistert durch die vielen Pfützen und das Wasser tropft während
des Essens nur so von seinen Klamotten herab, so dass wir eine kleine Pfütze in
dem Imbiss hinterlassen. Katja zieht dann nochmal kurz mit Kamera los und
fotografiert den Wasserfall von der anderen Seite, aber sie gibt ziemlich
schnell auf, denn sie wird belagert von winzig kleinen Viechern, die kleiner
und noch lästiger sind als Mücken. Auch Tommy versucht es später nochmal, aber
auch er muss sich irgendwann geschlagen geben.
Weiter auf dem Vildmarksvägen zum Hällingsåfallet
Abgesehen vom tosenden Lärm des Wasserfalls verläuft die Nacht ruhig, aber es ist ziemlich frisch. So ab 9:30 Uhr, als wir gerade beim Frühstück sitzen, beginnt der Besucherandrang erneut einzusetzen, mal wieder haben wir keine Ahnung, wo die Leute so früh schon herkommen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen, alle glotzen irgendwie blöd, selbst diejenigen, die selbst im Wohnmobil unterwegs sind, scheinen mit dem Bild, dass hier jemand in Ruhe frühstückt, nicht ganz klar zu kommen. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, im Gegenteil: Jamie spielt vorne in seiner Spielecke, Tommy kehrt den Ludwig aus, Katja ist noch mit dem Spülen beschäftigt. Der Haushalt muss schließlich erledigt werden, auch im Wohnmobil. Nach dem Aufbrechen halten wir nochmal kurz in Saxnäs beim örtlichen Anglerverein, dort steht gerade ein schwedisches Wohnmobil und füllt seinen Frischwassertank. Wir füllen nur unsere beiden 6 Liter Flaschen, weil wir heute Abend mal wieder Trinkwasser filtern müssen und das machen wir ungern aus unserem Frischwassertank wo man nach so langer Zeit nicht sicher sein kann, was da alles drin rumschwimmt.
Dann geht’s weiter den Vildmarksvägen entlang und Schwedens schönste Touristenstraße ist in einem ganz schön schlechten Zustand: üble Schlaglöcher, abgefressener Straßenrand, streckenweise wellige Hubbelpiste und Bodenwellen, die unserem Ludwig sicherlich weggetan haben. Gepaart mit den Autofahrern, die 20km/h langsamer vor uns fahren als erlaubt ist – des Fahrers Geduldsfaden ist dem Zerreißen nahe. Die Straße führt allmählich ins Gebirge hinauf und nach einem kurzen finalen Anstieg befinden wir uns auf dem Stekenjokkvägen. Man spricht von Schwedens höchstgelegener Asphaltstraße und hier oben ist es ziemlich karg. Hier wachsen keine Bäume, die Berge tragen teilweise noch immer Schnee und überall liegen durch Schmelzwasser gefüllte kleine Seen. Für Fotos stoppen wir am Stekenjokk, 867 m.ü.M., einem beliebten Parkplatz, gerade auch für Wohnmobile und einige haben sicherlich auch eine kühle Nacht hier verbracht.
Wir fahren allerdings weiter und die Straße trägt uns hinüber von Lappland nach Jämtland, irgendwann geht es wieder bergab und links und rechts der Straße wird es allmählich wieder grüner und Büsche und Bäume prägen erneut das Bild zu beiden Seiten der Straße. Wir fahren durch Gäddede und Tommy kommt der Ort bekannt vor. Später finden wir heraus, dass wir hier zum ersten Mal von Norwegen über die Grenze gekommen sind, als wir anschließend zwei tolle Tage an dem kleinen See verbracht haben, aber der liegt in einer anderen Richtung. Am Ortsende Gäddede biegen wir zu unserem heutigen Ziel ab und uns erwarten 21km feste aber nicht ganz zweispurige Schotterstraße zu den Parkplätzen des Hällingsåfallet.
Wir nehmen den oberen und von dort sind es nur 200m zu den oberen Aussichtspunkten dieses beeindruckenden Wasserfalls, wie er mit ohrenbetäubendem Getöse 45m in den dort schmalen Canyon und in den Fågelsjön stürzt. Viel Zeit verbringen wir hier mit Schauen, Staunen und Fotografieren und Jamie ist mal wieder im Erzählmodus. Zurück zum Ludwig schaffen wir es gerade rechtzeitig, denn es kommt ein kleiner aber langer Hagelschauer herunter und so verbringen wir den Rest des Tages mit Spielen.
Ein Abstecher nach Strömsund und dem Dunderklumpen
Der Parkplatz befindet sich am Ende der Straße, hier kommt niemand einfach mal so her, nur zum Anschauen des Wasserfalls. Dementsprechend ruhig sind die Nacht und der Morgen und wir schlafen lange. Dann allerdings setzt ein reger Besucherstrom ein und es ist vorbei mit der Ruhe. Gerade als Tommy unseren Ludwig abfahrbereit machen will (Stützen einfahren, vom Block runterfahren) kommt mal wieder eine gewaltige Regenladung herunter, leider nicht die letzte heute. Wir knattern die 21km auf der Schotterstraße zurück und wir haben weitaus mehr Gegenverkehr heute als gestern. Da wir aufgrund des bescheidenen Wetters sowieso keine Zwischenstopps machen möchten, fahren wir 2,5 Stunden auf der 342 bis nach Strömsund, wo der Vildmarksvägen für uns endet. Wir fahren ein wichtiges Ziel an, den neu geschaffenen Rastplatz gleich hinter der Brücke, denn dort gibt es eine Latrine, wo man seine Wohnmobil Klokassette leeren kann. Grauwasser kann man hier leider nicht leeren und weil die Latrine sehr beliebt ist, sparen wir uns mit dem Eimer hin und her zu laufen und den Tank händisch zu leeren.
Es regnet gerade mal nicht, deswegen nutzen wir die Gelegenheit, uns die Beine zu vertreten und laufen über die Brücke (gerade eine riesige Baustelle) auf die andere Seite des Wassers. Hier steht eine Art Heimatmuseum und dort findet man die Figur des „Dunderklumpen“ des Autors Beppe Wolgers, der zu Lebzeiten in Strömsund lebte. In der deutschen Version heißt das ganze „Der zauberhafte Spielzeugdieb“ und wir haben noch nie davon gehört. Eine Art Rummel hat hier stattgefunden und wird gerade abgebaut und für Jamie ist es unverständlich, warum er denn nicht mit dem Karussel fahren kann. Ach ja, was lieben wir diese ewigen Diskussionen! Da wir auf dem Rastplatz direkt an der Straße und in Baustellennähe nicht über Nacht stehen bleiben wollen (und übrigens auch nicht dürfen), fahren wir noch knappe 6km weiter heraus aus der Stadt und stehen nun am Russfjärden direkt an einem Wehr. Eine zugewucherte Eisenbahnlinie haben wir auf dem Weg hierher überquert und die alte Eisenbahnbrücke ebenfalls bereits inspiziert und sind fasziniert darüber, dass sie noch in Benutzung sind: der Zug ist bereits an uns vorbeigefahren. Ein Geheimtipp ist die Stelle nicht, denn wir sind nicht allein und einigen Autofahrern beliebt es wohl nicht, den Platz nicht für sich allein haben zu können, denn sie verschwinden alle wieder.
eine Badestelle im Regen
Der nächste Tag ist recht
unspektakulär. Erstmal fahren wir nochmal am selben Rastplatz vorbei wie
gestern und weil man ja nie weiß, wann man wieder die Gelegenheit dazu hat,
leeren wir die Klokassette gleich nochmal. Danach fahren wir Richtung Großstadt
Östersund, biegen aber kurz vorher ab, weil es uns zu einem Badestrand zieht
und dort, in Alsen stehen wir am See Alsensjön. Wir haben gerade den Platz
inspiziert, unseren Nachmittagssnack draußen auf der Picknickbank beendet und
Tommy und Jamie beginnen gerade damit, sich die Frisbeescheibe zuzuwerfen, da
setzt mal wieder Regen ein. Jamie und Tommy bleiben noch eine Weile draußen und
suchen Unterschlupf im Holzlager aber irgendwann kommen auch sie in den Ludwig
zurück. Natürlich lässt der Regen irgendwann nach aber da können wir Jamie
nicht mehr davon überzeugen, nochmal nach draußen zu gehen. Also wird es wieder
ein Nachmittag im Ludwig, Jamie weiß nicht so recht, was er mit sich anfangen
soll und wir geben uns Mühe, ihn mit allen möglichen Beschäftigungsversuchen
bis zum Abendbrot bei Laune zu halten.
Insel Frösön bei Östersund
Ein neuer Tag beginnt und wir weihen Jamie gleich in unsere Pläne für heute ein. Tommy´s Kamera ist letztens beim Wasserfallfotografieren ins Wasser gefallen und das Objektiv hats ganz offensichtlich nicht überlebt. Somit braucht er ein neues. Katja braucht bald eine neue Fotofestplatte, weil ihre aktuelle an ihre Kapazitätsgrenze gerät. Also möchten wir einen Elektroladen aufsuchen. Danach versprechen wir Jamie, geht es an eine schöne Badestelle. Tommy hat zwar die Adresse ins Navi eingegeben, aber die Madame führt uns in ein Wohngebiet. Nach dem Tommy nochmal auf Google nachschaut, verkündet er, dass sich unser tolles Garmin Navi um 15km vertan hat, die dürfen wir nun wieder zurückfahren. Na super! Dort im Laden finden wir zwar eine externe Festplatte aber das Angebot an Sony Objektiven hält sich sehr in Grenzen. Der Verkäufer versucht zu helfen und empfiehlt uns den Fotoladen im angrenzenden Einkaufszentrum, aber Tommy googelt den Laden und findet heraus, dass es sich um einen Fotografen handelt. Der verkauft keine Kameras oder Objektive. Da müssen wir wohl weiter suchen. Wir tanken noch und dann geht’s auf zur Badestelle und zwar erst nach Östersund und dort auf die angrenzende Insel Frösön, die über eine Brücke zu erreichen ist.
Hier gibt es auch eine
Feuerstelle und die wird zeitgleich mit unserem Erscheinen von einer indischen
Großfamilie in Beschlag genommen, sie entzünden nämlich beide vorhandenen
Feuer. Das eine Feuer wird so riesig aufgeschichtet, dass wir uns fragen, ob
die dort einen ganzen Elch zubereiten möchten, aber letzten Endes landen dort
doch nur Topf und Kessel drauf. Der Strand hier ist sehr beliebt, es ist ein
ständiges Kommen und Gehen und später kommen dann noch ein paar Vans dazu, die
ganz offensichtlich auch die Nacht hier verbringen möchten. Der Wetterbericht
sagte zwar super Badewetter für heute voraus, aber es ist trotzdem kühl. Das
Wasser ist sowieso kalt. Katja bleibt im Ludwig und wäscht ihre Haare, Tommy
und Jamie schnappen sich das Sandspielzeug und gehen an den Strand, und werden
dort auch gleich von vielen Kindern umzingelt, die dann alle zusammen spielen.
Als es zu kalt wird, kommen sie zum Aufwärmen zurück und es gibt Käffchen.
Später gehen wir nochmal alle raus, weil Katja auch mal schauen will und so
verbringen wir ja doch noch einen schönen Tag am Wasser. Der Abend ist
herrlich, die Sonne scheint voll in die Frontscheibe hinein und wärmt unseren
Ludwig wunderbar auf. Eine willkommene Abwechslung vorallem für Katja, denn die
letzten Abende (und natürlich auch die Nächte) war es wieder recht frisch im
Ludwig gewesen, teilweise nur 16 Grad beim Zubettgehen.
Sightseeing in Östersund - wir lernen das Ungeheuer von Storsjö kennen!
Uns gefällt es hier so gut, dass wir noch zwei weitere Nächte hier verbringen. Den einen Tag fahren wir nach Östersund hinein und machen einen kleinen Stadtbummel. Mehrere Male sehen wir einen kleinen Dino, jedes Mal anders bemalt und offensichtlich zum Besteigen durch Kinder gedacht und Jamie macht mehrmals davon zu Fotozwecken Gebrauch. Wir lesen später im Reiseführer, dass wir auf das Pendent zum schottischen Nessie von Loch Ness gestoßen sind, dass es aber mit der Vermarktung noch etwas happert. Bei dem Monster handelt es sich um das Ungeheuer vom Storsjö, dem Storsjöodjuret. Sichtungen gibt es wohl, aber nichts offizielles, vorsichtshalber hat man das Ungeheuer unter Naturschutz gestellt und um den See soll es Beobachtungsstellen geben. Wer genug Zeit und Muße hat, kann sich hier auf die Lauer legen und geht vielleicht in die Annalen der Geschichte ein als Erster, der eine ordentliche Fotografie oder ein Video von dem noch namenlosen Ungeheuer beisteuern kann.
Tommy hatte den Wunsch geäußert, sich mal wieder gepflegt in ein Café zu setzen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen und so sind wir unter anderem auf der Suche nach eben dieser Location. Nebenher suchen wir eine prepaid SIM Karte mit Datenvolumen, was es in Norwegen so zu ordentlichen Preisen mit halbwegs brauchbarem Datenvolumen nicht gibt. In Finnland haben wir es aufgrund der Kürze der Zeit gar nicht erst versucht. Beim zweiten Anlauf werden wir fündig, Katja kommt 10 Minuten später mit einer SIM Karte in der Hand zurück, die aber online noch aufgeladen werden möchte. Das macht sie nebenher im Café, das sich gleich neben dem Telia Laden befindet. Da es Probleme gibt („die Nummer ist nicht gültig“) kann sie gleich noch mal in den Laden gehen und bekommt dort auch prompt Hilfe. Das tolle in Schweden (in Norwegen war das auch so) ist, dass hier wirklich jeder gut Englisch spricht und man solche Dinge unkompliziert regeln kann.
Der Wetterbericht hatte für
heute ab 15 Uhr Regen angesagt. Es ist schon etwas später und es regnet noch
nicht, aber man merkt, dass Regen aufzieht. Also machen wir uns langsam wieder
auf in Richtung Parkplatz. Bevor wir wieder zu unserer Badestelle fahren,
kaufen wir noch fix im Lidl ein und dann wundern wir uns, warum denn heute so
viele Übernachtungsgäste auf „unserem“ Parkplatz stehen, denn inzwischen regnet
es und es dürfte ja eigentlich niemanden hierher ziehen. Am Ende sind es 10
Fahrzeuge, die hier die Nacht verbringen, die Nacht vorher war es die Hälfte.
Das Problem mit dem Kamera-Objektiv für Tommy hat sich nach langem Hin und Her
gelöst, er war in Kontakt mit einem Laden in Umeå und die schicken es jetzt
nach Östersund zur Abholung in einer Postfiliale. Das war gar nicht so einfach,
denn das geht eigentlich nur mit schwedischer Adresse und schwedischer
Kreditkarte aber sie haben sich letzten Endes darauf eingelassen, das Objektiv
gegen Bezahlung vor Ort und gegen Vorlage des Reisepasses zu verschicken. Der
Versand soll mehrere Tage dauern, mal sehen wie viele Nächte wir hier
verbringen werden.
Noch eine Nacht an der Badestelle in Frösön
Der Regen prasselt die ganze Nacht auf uns herab und Katja ist sich nicht sicher, ob der Wetterbericht Recht behalten wird (er sagte nur 15% Regenwahrscheinlichkeit für den Tag voraus). Aber, wir haben Glück, der Tag beginnt trocken und wird sogar zum Nachmittag hin richtig sonnig. Die erste Ausfahrt auf dem SUP erfolgt noch unter etwas grauem Himmel aber am späten Nachmittag knallt die Sonne regelrecht herab. Auf dem Parkplatz herrscht wieder ein reges Treiben mit zahlreichen sich abwechselnden Badegästen. Wir bekommen endlich mal wieder die Mehrheit unserer elektronischen Geräte übers Solar geladen und die Badesachen sind noch am selben Tag wieder trocken und hängen nicht noch am nächsten Tag in der Gegend rum. Erst am späten Abend, so kurz vor 23 Uhr kommt der Regen und plätschert wieder beruhigend auf unser Womo Dach. Und am Vormittag erhält Tommy die Nachricht, dass das Objektiv bereits eingetroffen ist, es kann in der Postfiliale abgeholt werden. Weil wir unseren Parkplatz bei dem regen Treiben nicht aufgeben wollen, holen wir das Objektiv morgen und fahren dann auch gleich weiter.
Tännforsen- Schwedens "größter" Wasserfall (?)
Als wir aufwachen, hat es zwar aufgehört zu regnen, aber es ist sehr windig. Es kommen zwar keine Badegäste aber dafür treiben sich die Windsurfer auf dem Wasser herum. Wir brechen auf und haben einige Stopps vor uns: Frischwasser an der Tankstelle aufnehmen, neues Objektiv in der Postfiliale abholen (hat super funktioniert!), Brot kaufen und an einer der Rastplätze entlang der E14 entsorgen. Dann geht’s unserem heutigen Ziel entgegen, dem Tännforsen, dem größten Wasserfall Schwedens. In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass man solche Angaben nicht immer ganz ernst nehmen kann, ein jeder schmückt sich gern mit Attributen wie „der größte“, „der schnellste“, „der höchste“, „der tiefste“ etc. Der Tännforsen ist 60m breit und hat eine Fallhöhe von 38m. Wenn die Angaben richtig waren, so ist der Hällingsåfallet von vor ein paar Tagen 45m hoch. Nun ja, der Tännforsen wird schon seit über 150 Jahren von Touristen heimgesucht und das hat ihm wahrscheinlich auch „das Leben“ gerettet, sonst wäre er schon längst für die Stromversorgung Schwedens in ein Wasserkraftwerk umgewandelt worden. Die Firma Vattenfall hätte sich bestimmt gefreut. Hier gibt es auch eine Pilgerunterkunft für Wanderer auf dem Olavsleden, dem Olavsweg, den man als den nördlichsten Pilgerweg der Welt bezeichnet (schon wieder so ein Attribut) und der als Ziel Trondheim hat. Wer mehr über den St. Olavs Seeweg erfahren möchte, kann hier nachlesen.
Wir erkunden den Wasserfall auf den diversen Wanderwegen, die zu Aussichtspunkten führen, die den Tännforsen von verschiedenen Perspektiven bestaunen lassen: noch vor dem Herabstürzen, direkt neben der Absturzkante und unten am Fluss, wo man den Nebel so wunderbar ins Gesicht gesprüht bekommt. Das Gebiet um den Tännforsen herum ist Naturreservat und man kann sogar noch etwas lernen oder sein vorhandenes Wissen auffrischen. In regelmäßigen Abständen finden sich Informationstafeln mit Bildern und Beschriftungen verschiedener Pflanzen; die Namen in verschiedenen Sprachen, die Beschreibung leider nur auf Schwedisch. Aber Katja und Jamie lesen jede einzelne Tafel und freuen sich, bekannte Pflanzen zu entdecken oder etwas neues zu lernen. Jamies Gedächtnis ist wirklich klasse, er erinnert sich an viele Pflanzen, die wir schonmal mittels Pflanzenbestimmungsapp ermittelt haben. Die Übernachtungsmöglichkeiten in der Umgebung sind begrenzt, deswegen bleiben wir heute Nacht hier auf dem Parkplatz, gegen eine Gebühr von 210 SEK. Der Strom ist nicht mit inbegriffen aber wir können WC und Dusche nutzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen