Unser zweiter Campingausflug des Jahres führte uns wieder
ins tiefste Bayern vorbei an Inzell, wo wir erst vor ein paar Wochenenden zuvor
genächtigt hatten. Diesmal sollte es aber noch ein wenig weiter zu unseren
Nachbarn nach Österreich gehen und zwar nach Zell am See. Tommy kennt sich hier
ein wenig aus und so hatte er einen Campingplatz auf der Schüttdorf Seite
gebucht; dort war weniger los als auf den Plätzen näher am Geschehen und näher
am Ort aber wir wollten ja sowieso unsere Ruhe und so genossen wir die
behagliche Atmosphäre auf dem kleinen Campingplatz.
Wir beglückten das Panorama
Camp am Seeuferstr. 196, 5700 Zell am See mit unserer Anwesenheit und zahlten
für drei Nächte insgesamt 70,50 Euro (23,50 Tagessatz enthält 12,20 für zwei
Erwachsene, 2,10 für zweimal Ortstaxe und 9,20 für den Stellplatz). Die sanitären
Anlagen waren anstandslos sauber und die Betreiberfamilie herzlich und
jederzeit hilfsbereit und zu einem Schwätzchen bereit.
Erst vor 3 Wochen waren
wir ja in Inzell „gleich um die Ecke“ gewesen und hatten die Nacht noch gut
gefroren, was sich diesmal glücklicherweise nicht wiederholte. Die Nächte waren
wesentlich wärmer und für mich freilich vom Gefühl her noch immer kühl, aber
für Tommy durchaus „oben ohne“ tauglich. Gerade abends hatten wir beim Kochen
aufgrund des starken Windes allerdings so unsere Probleme weil der Kocher gern
mal ausging. Aber zumindest blieb es trocken.
Für die zahlreichen Gipfelbesteigungen mittels Bergbahnen
und Gondela waren wir leider ein paar Wochen (teilweise nur ein paar Tage) zu
früh, da diese alle noch geschlossen waren. So erkundeten wir Zell am See und
flanierten ausgiebig am Ufer entlang. Auch die Großglockner Hochalpenstraße
sollte eigentlich erst ein paar Tage später eröffnen, dies wurde aber aufgrund
des fantastischen Wetters zu unserem Glück vorgezogen. Und so standen wir in
einer langen Auto- und Motorradschlange an der Mautstation in Fusch und
begehrten Zufahrt. Die Aussicht war phänomenal, verschlechterte sich allerdings
mit zunehmender Höhe aufgrund der umherirrenden Wolken. Umherirrend wirkten
auch viele der Radfahrer, die lethargisch in die Pedale tretend den Berg zu
erklimmen versuchten, was bei dem erhöhten Verkehrsaufkommen (erster Tag der
Saison) absoluter Wahnsinn ist!
Einen Parkplatz an den Aussichtspunkten und Raststätten zu
ergattern war nicht immer einfach, weil es viele Besucher trotz der hohen
Besucherdichte nicht verstanden hatten, daß sie nicht alleine sind und man eben
keine zwei Parkplätze belegen kann. Die Edelweißspitze (2.571m) war ein
beliebter Ausflugsort da sie vom Parkplatz aus recht gut zu erreichen ist und
wir fotografierten auf dem Weg nach oben wie die Weltmeister. Ziel des heutigen
Tages war eigentlich der Großglockner gewesen (3.798m) aber kurz vor der
Kaiser-Franz-Josefs-Höhe war die Straße wegen noch immer akuter Lawinengefahr
gesperrt. Umkehren wollten wir noch nicht, deswegen machten wir einen Abstecher
nach Heiligenblut, wo die Hochalpenstraße endet. Dort überraschte uns dann
allerdings doch der Regen weswegen wir nicht lange blieben.
Gerade mal eine Viertelstunde von Zell am See entfernt liegt
Kaprun am Fuße des Kitzsteinhorns. Der Ort zieht die Besucher magisch an, egal
zu welcher Jahreszeit und das liegt am hervorragenden Angebot an Freizeitaktivitäten
für jung und alt. Ein Ausflug auf den Gletscher gehört auf alle Fälle auch dazu
und wir hatten an unserem letzten Tag das Glück, daß man bis hoch auf den
Gipfel konnte. Am Tag zuvor waren die Lifte wegen des starken Windes
geschlossen gewesen.
Ein recht bizarrer Anblick erwartet den sommerlich
gekleideten Besucher auf dem Parkplatz, wenn er dort neben den
Wintersportbegeisterten sein Auto parkt, die sich gerade in volle Montur
schmeißen, sich die Skibrille aufsetzen und mit Skiern oder Snowboard bewaffnet
in Richtung Gletscherbahn watscheln. Andere hingegen fahren im Minirock, kurzen
Hosen und Flipflops hinauf und haben sich ganz offensichtlich keine Gedanken
über die Witterungsbedingungen in 3000 Meter Höhe gemacht (Kitzsteinhorn
3.203m). Wir wählten das Mittelmaß und trugen zumindest festes Schuhwerk und
hatten eine warme Jacke im Rucksack.
An der ersten Station angekommen muß man die Bahn wechseln
und so stapften wir durch tiefen Schnee um das Transportmittel zu wechseln.
Hier oben kamen wir uns als Fußgänger vollkommen fehl am Platz vor und waren
eigentlich nur damit beschäftigt, den Wintersportlern nicht vor die Bretter zu
laufen oder unter diese zu geraten. Die Aussicht war schon recht anschaulich,
sollte aber noch viel atemberaubender werden. Nach einem weiteren Stop steigt
man in die Gipfelbahn, die den Besucher zur Gipfelwelt 3000 bringt. Dort
befinden sich ein Restaurant, ein Kino und die Nationalpark Gallery, die sich
im Berg des Kitzsteinhorns befindet. Durch den Berg hindurch führt ein 360
Meter langer Stollen zu „Top of Salzburg“, der Panorama Plattform. Auf dem Weg
durch den Stollen kann man sich informieren über den Nationalpark Hohe Tauern, gefundene
Kristalle und Edelsteine, die Geographie der Region, das Thema Permafrost und
die Gletscher im Nationalpark.
Der Stollen führt bergab und zwar recht steil
und das macht sich besonders auf dem Rückweg bemerkbar. Darüber denken aber die
wenigsten nach, die mit ihren Skistiefeln den Gang nach unten (später nach
oben) donnern um die Aussicht auf der höchsten Aussichtsplattform Salzburgs zu
genießen. Die Fernsicht an diesem Tag war phänomenal da sich kaum Wolken am
Himmel befanden. Erfahrungsgemäß knipsten wir wieder wie die Weltmeister und
bereuten es, uns so wenig mit den Gipfeln und ihren Namen auszukennen. Den
Großglockner konnten aber selbst wir Amateure recht gut erkennen. Den Stollen
wieder hinauf zur Gipfelwelt hatte ich arg zu kämpfen, die dünne Luft und mein
Asthma machten mir stark zu schaffen und ich war froh, diesen Weg in normalem
Schuhwerk gehen zu können, nicht in überdimensionalen Skistiefeln, in denen man
sowieso nicht gescheit laufen kann.
Wir hatten Hunger und hatten heute noch eine lange Heimfahrt
zu überstehen, deswegen erkämpften wir uns einen Platz im überfüllten
Gipfelrestaurant, schlugen uns den Bauch voll und fuhren anschließend den Berg
wieder hinab um dann wieder mit den für die Mondlandung gekleideten
Wintersportlern zurück zu unserem Auto zu laufen und die Heimreise anzutreten.