Tommy erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch
Tommy spricht schon seit längerem
davon, vielleicht ein SUP Board zu kaufen und hat eins im Angebot gefunden – in
Oulu. Wir haben die Nacht drüber geschlafen und entschieden, nochmal nach Oulu
zurückzufahren, um das Board zu kaufen. Also machen wir uns auf den Weg und
fahren gleich noch eine ABC Tankstelle an, weil viele von ihnen das Entleeren
von Camping Klo Kassetten anbieten. Diese allerdings nicht. Danach geht’s ins
Sportgeschäft, wir kaufen SUP Board und Schwimmweste für Jamie, kaufen noch
eine Kleinigkeit ein und dann geht’s zurück zur gleichen Badestelle Muhos
Kirkkosaari, wo wir gestern schon gestanden haben. Dort wird das Board
aufgepumpt und getestet und anschließend für gut befunden. Stellplatztechnisch
sind wir heute faul und fahren einfach die 300m zurück auf den betonierten
Platz, bevor man die Schotterstraße zur Badestelle herunterfährt. Dort wird es
den Einheimischen hoffentlich nichts ausmachen und so verbringen wir dort die
Nacht. Ausgemacht hat es den Einheimischen nichts, aber besonders
rücksichtsvoll sind sie auch nicht. Meistens sind es Jugendliche, die bis
Mitternacht zur Badestelle fahren (Auto, Motorroller, Fahrrad) und es ganz
witzig finden, besonders lautstark an einem Wohnmobil vorbeizuziehen.
Ausflug auf die Insel Manamansalo
Am Morgen, als wir gerade fertig sind und aufbrechen wollen beginnt ein Unwetter, Unmengen von Regen fällt vom Himmel und es gewittert. Zwischendurch gibt es immer wieder Schlecht-Wetter-Pausen und die Sonne kämpft sich durch, aber leider hält das nicht ewig an. Unser Ziel heute ist die Insel Manamansalo im See Oulujärvi, der zu den größten Finnlands gehört. Auf den Informationstafeln liest man u.a. dass man stellenweise auf dem ältesten Grundgestein in der gesamten Europäischen Union wandelt. Wir haben die Insel von der 22 kommend einfach über die Landverbindung erreicht und werden sie später am anderen Ende über eine kurze Fährverbindung wieder verlassen. Auch hier verkehrt dann wieder eine der gelben kostenlosen Fähren und diese soll kleiner sein als in Hailuoto. Für heute checken wir erstmal auf dem Campingplatz Manamansalon Portti ein und haben die Wahl zwischen Wasserplätzen und zwischen den Bäumen.
Kulinarischer Tag auf Manamansalo
Da wir am Vortag nicht so viel machen konnten und es heute ein schöner Tag werden soll, verlängern wir unseren Aufenthalt. Tommy und Jamie schmeißen sich gleich in ihre Badesachen und paddeln auf dem Wasser umher, Katja besorgt im kleinen dazugehörigen Supermarkt noch ein paar Eier, weil sie heute Morgen beim Frühstück die Zitronen so angelächelt haben und sie spontan entschlossen hat, einen Zitronenkuchen zu backen. Dabei möchte Jamie natürlich helfen und so bereiten wir gemeinsam den Teig vor. Zum Glück erübrigt sich auch die Frage, wohin mit den Resten in der Schüssel, denn ein hilfsbereiter Jamie schleckt die Schüssel fast schranksauber. Tommy paddelt in der Zwischenzeit allein auf dem Wasser umher. Als der Kuchen fertig und abgekühlt ist, gibt es eine wohlverdiente Kaffee- und Kuchenpause.
Bye Manamansalo
Der Wetterbericht hat ausnahmsweise mal Recht, der Regen beginnt um Mitternacht, hält sich die ganze Nacht durch und begleitet uns bis zum Abend. Vermutlich wegen des beruhigenden Geräuschs von Regentropfen auf dem Wohnmobildach und weil es nicht so warm und hell im Ludwig ist, schlafen wir sehr lange und werden erst 10 Uhr wach. Bis wir dann gefrühstückt haben, abfahrbereit sind und uns um Ver- und Entsorgung gekümmert haben, ist es bereits 12:30 Uhr. Zum Glück fahren wir keine Mammutstrecken, das wäre sonst sehr ärgerlich, so spät wegzukommen. Wie bereits schon erwähnt, ist Manamansalo über eine Fährverbindung im Südwesten mit dem Festland verbunden. Als Katja bei Google liest, dass es sich um eine Kabelfähre handelt, zweifelt sie kurz, ob die auch für Wohnmobile geeignet ist, liest nochmal kurz im Reiseführer und ja, die Autoren sind auch mit der Fähre gefahren, wird also passen. Bevor wir auffahren dürfen, müssen wir noch knappe 10 Minuten warten (sie verkehrt im Halbestundentakt) und dann wundern wir uns nicht zum ersten Mal, was diese Fähren alles transportieren können. Wir haben gelesen, dass es 10 Autos sind, bei uns waren es 2 große Wohnmobile, 1 PKW mit Wohnanhänger, 1 Transporter und 2-3 PKW. Das Auffahren ist Millimeterarbeit und es ist niemand da, der beim Einweisen behilflich ist. Es gibt nur den Kapitän und der sitzt oben in seinem Führerhaus und winkt und dirigiert. Die Fahrt dauert schlappe 5 Minuten und wir sehen das Kabel links vor uns, wahrscheinlich hat es mehrere Funktionen und dient unter anderem auch der Führung.
Am anderen
Ufer angekommen, geht’s munter weiter, wir stoppen irgendwann in einem Dorf
wegen frischem Brot (hätte ja Katja eigentlich auch noch backen können, oder?!)
und fahren anschließend noch 100km zum heutigen Stellplatz. In der App sind
zwar massenhaft Park- und Rastplätze angegeben aber die liegen ausnahmslos alle
an oder in der Nähe der Straße und so wählen wir einen, wo wir die Hoffnung
haben, dass es irgendwann ruhig wird. Es regnet immer noch und so verbringen
wir den späten Nachmittag und Abend im Ludwig. Erst als Jamie dann endlich im
Bett liegt, scheint sich auch der Regen auszuruhen. Der Straßenlärm lässt
ebenfalls nach und als wir uns schon fast an die Ruhe gewöhnen, erscheinen ein
paar Jugendliche auf dem Parkplatz, die auf ihre Kumpels warten, um ihren
Reifen zu wechseln (ja, kurz nach 23 Uhr macht man das hier in Finnland). Da Warten
mit Musik weniger Langeweile verspricht, beweisen sie ihren schlechten
Musikgeschmack und zappen durch ihre fürchterliche Playlist. Die Kumpels
scheinen sich glücklicherweise auf das Reifenwechseln zu verstehen und so ist
die Ruhestörung nach nicht allzu langer Zeit beendet.
Unsere letzte Nacht in Finnland - und was für ein schöner Stellplatz!
Ein neuer Tag bricht heran und es
hat aufgehört zu regnen. Wir haben gestern Abend noch für Mittwoch (also in
zwei Tagen) die Fähre von Vaasa (Finnland) nach Umeå (Schweden) gebucht, was
noch knappe 245km von uns entfernt liegt. Deswegen fahren wir heute etwas mehr
als sonst und sind 2,5 Stunden unterwegs. Eigentlich keine besonders große
Strecke, aber die Fragen häufen sich, wann wir denn endlich da sind. Die erste
halbe Stunde quälen wir unseren Ludwig über die selben schlechten Straßen, wie
wir sie bereits die letzten Tage befahren. Einige Bodenwellen sind so heftig,
dass unser Hubbett vorne stark ins Federn gerät und wir froh sind, dass es
befestigt ist. Dafür ist es landschaftlich und botanisch sehr ansehnlich: die
Blühwiesen am Straßenrand verfolgen uns schon seit ein paar Tagen, immer mit
wechselnden Pflanzen. Heute sind es vor allem Mädesüß und Disteln, der
Farbwechsel von Weiß und Violett passt wunderbar zusammen. Katja möchte gern
ein wenig Mädesüß sammeln und trocknen aber an unserem Stellplatz wächst
natürlich keiner. Da müssen wir wohl morgen nochmal kurz irgendwo am
Straßenrand anhalten. Wir haben einen kleinen Baggersee irgendwo im
Niemandsland rausgesucht, in dem wir natürlich auch baden. Das SUP Board kommt
zum Einsatz und da der See nicht besonders groß ist, kann Tommy mit Jamie im
Gepäck wunderbar drumherum paddeln.
Später am Nachmittag lassen sich einige finnische Familien blicken, aber irgendwie haben die hier alle die komische Angewohnheit, nach spätestens 20 Minuten wieder zu verschwinden. Die kommen, gehen ins Wasser, planschen eine Weile und dann packen sie gleich alles wieder zusammen und sind verschwunden. Morgen müssen wir nochmal 90km bis zum Fährterminal fahren und dann heißt es Abschied nehmen von Finnland und Hello again Sweden!
Finnland, unser Fazit
Finnland hat es uns nicht einfach gemacht, der Anfang war nicht leicht. Was vielleicht auch daran liegt, dass wir im Lappland gestartet sind und das hat zwar sicherlich auch seine Reize, wird aber nach ein paar Tagen langweilig, weil es immer wieder das selbe ist: lange Straßen, Sümpfe, Seen, kleine Birken und Flaschenbürstenkiefern so weit das Auge reicht. Und nicht zu vergessen natürlich die Mücken, die nicht einzeln sondern in Schwärmen auftreten. Manchmal haben wir uns regelrecht im Ludwig verschanzt und trauten uns nicht nach draußen. Die Fenster waren verschlossen und trotzdem jagten wir die Viecher auch im Fahrzeug. Die kleinen Dachluken im Bad und im Schlafbereich besitzen kleine Luftschlitze, durch die die Mücken mühelos hindurchkommen und so lagen wir öfter in der Nacht wach und hörten „Hundertschaften“ von eingeschlossenen Mücken zwischen Dachluke und Fliegengitter – ein Geräusch, das einen irgendwann wahnsinnig macht! Wir waren kurz und dran, unseren Finnland Aufenthalt abzukürzen und noch vor dem Bottnischen Meerbusen in Höhe Tornio nach Schweden abzuhauen. Zum Glück haben wir es nicht getan, denn je weiter südlich man kommt, desto weniger Mücken gibt es. Tatsächlich haben wir einige Tage komplett ohne Mücken erlebt.
Und ist man Lappland irgendwann entkommen,
darf man zwar keine landschaftlichen Wow- Momente wie in Norwegen erwarten,
aber landschaftlich reizvoll ist Finnland trotzdem – eben auf seine ganz eigene
Weise. Wer das Element Wasser liebt, kommt hier voll auf seine Kosten und wer
gerne wandert, wird sich ebenfalls nicht langweilen. Was man Finnland hoch
anrechnen muss, ist der Service auf den vielen Rastplätzen. Hier findet man
regelmäßig Trockenklos, Grillhütten und Holzvorrat fürs Feuer. Sprachlich ist
es nicht einfach, denn die Sprache erschließt sich nicht einfach mal so, man
schnappt nicht einfach mal was auf. Außer Hallo und Danke kann Katja noch immer
nichts sagen. Auch die Straßenschilder erschließen sich nicht, etwas was in
Schwedisch und Norwegisch anders ist. Man liest es und hat eine Ahnung, was es
bedeutet, die Ähnlichkeit zum Deutsch ist sehr hoch. Wir hatten trotzdem eine
schöne Zeit, etwas mehr als 2 Wochen waren wir hier und werden uns gern an
unsere Erlebnisse hier zurückerinnern. Kiitos Suomelle ja näkemiin (Danke an
Finnland und auf Wiedersehen)!
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