Heute
morgen konnten wir uns endlich mal ein wenig Zeit mit dem Aufstehen
und Frühstücken lassen denn wir hatten keine großen Entfernungen
zurückzulegen. Ziel war Wanaka und vorher wollten wir noch ein paar
Dinge in Queenstown machen, schließlich waren wir nicht nur zum
Einkaufen hergekommen.
Geplant war ein Abstecher zu Deer Park
Heights, eine kleine Erhebung kurz vor Queenstown, von der man
erstens eine tolle Aussicht über den Ort und das angrenzende Umland
hat und welches außerdem bekannt für seine Rolle in Herr der Ringe
wurde, weil man dort oben sehr viele Szenen für die 3 Filme gedreht
hat. Ich war vor vielen Jahren schon oben gewesen und wollte mit
Tommy nochmal hin.
In der Touristinfo von Arrowtown erfuhr ich auf
Nachfrage, daß Deer Park Heights seit 10 Jahren für die
Öffentlichkeit gesperrt ist und man nur noch mit Privattouren
Zutritt bekommt. Wenn man mag und flüssig genug ist, kann man 500
NZD aufwärts für Übernachtung und Tour buchen. Ähm,
nein Danke! Hier spiegelt
sich ganz deutlich eine Entwicklung wieder, wie man sie überall im
Land beobachten kann; findige Geschäft- und Privatleute versuchen
sich ein Stück am lukrativen Tourismuskuchen abzuschneiden. Daran
ist ja grundsätzlich erstmal nichts auszusetzen, schließlich muß
sich ja jeder seine Brötchen verdienen. Außerdem handelt es sich in
diesem Falle um Privatgelände und dem Eigentümer dürfte nicht
gefallen haben, so viele Leute durch sein Land trampeln und fahren zu
sehen (es hält sich ja leider auch nicht jeder an ausgewiesene
Straßen). Gegen eine geringe Gebühr für
die Erhaltung der Infrastruktur ist auch
gar nichts
einzuwenden, aber allen
Interessierten und Fans den Zutritt komplett zu verweigern und vom
Geldbeutel abhängig zu machen, ist nicht okay.
Es
gibt noch andere schöne Ecken in der Stadt
und so liefen wir ein wenig durch die
Queenstown Gardens, bevor
wir uns noch einen Kaffee und Muffin gönnten und anschließend auf
den Weg nach Wanaka machten. Um Zeit zu sparen, fuhren wir wieder
über die Crown Range und wunderten uns bereits zum zweiten Mal über
die lebensmüden Fahrradfahrer. Die Straße windet sich steil den
Berg hinauf bis sie mit 1076 Metern den höchsten Punkt erreicht. Es
ist extrem kurvig und selbst unser kleiner Mazda konnte teilweise
nicht schneller als 30km/h fahren. Die Straße ist in diesen Kurven
meist so eng, daß zwei Wohnwagen oder ein entgegenkommender LKW
schon enorme Platzprobleme auslösen können, von abgesperrten
Teilabschnitten nicht zu sprechen, wo mal wieder Geröll auf die
Straße gepoltert ist und nicht gleich weggeräumt wird. An diesen
Stellen haben schon unerfahrene Autofahrer ihre liebe Not und dann
verlassen sich die Fahrradfahrer darauf, daß sie bei all diesen
Extremen (steile Kurven, eventueller überdimensionaler
Gegenverkehr, Verengung der Fahrbahn)
nicht übersehen werden?!?!? Mir wäre das
zu heikel. Ich kenne die Unfallstatistiken in diesem Bereich nicht,
würde mich aber nicht wundern, wenn es dort schon öfter mal zu
schlimmen Verletzungen von Fahrradfahrern gekommen wäre. Man muß
sein Glück und seine Unversehrtheit nun wirklich nicht auf diese
Weise herausfordern!
In
Wanaka checkten wir am Nachmittag im YHA ein und weil das Wetter so
schön war, machten wir uns auch gleich wieder auf den Weg runter zum
See. Uns fiel eine gewisse Touristendichte auf, deren Ziel wir
alsbald ausgemacht hatten. Ein paar hundert Meter am Wanaka See
entlang steht schon seit vielen Jahren ein einsamer Baum im Wasser,
der bereits auf unzähligen Fotografien und Gemälden verewigt wurde.
In Zeiten von social media und hashtags hat dieser Baum (#wanakatree
oder #thatwanakatree) Berühmtheit erlangt und weil heutzutage
scheinbar nur noch solche Aktivitäten als sinnvoll gelten, die man
aufgrund von Fotos bei Facebook, Instagram etc belegen kann, schlappt
nun jeder Depp mit seinem Smartphone bewaffnet die paar Meter bis zum
Baum (keinen Meter weiter!), steht dort selfie-schießend im Weg
herum und entschwindet alsbald wieder ins Stadtinnere, um dort
einzukaufen, in den Pub zu verschwinden oder ins Auto einzusteigen
und weiterzufahren.
Weiter zum nächsten hashtag. Wir können über
sowas nur den Kopf schütteln. Und nein, dies ist keinesfalls eine
übertriebene Wahrnehmung unsererseits; wir teilen diese Beobachtung
mit vielen anderen Menschen, die diese
Oberflächlichkeit tagtäglich beobachten und nicht nachvollziehen
können. Hauptsache ich war da und kanns per Foto beweisen und
Hauptsache ich habe recht viele von diesen Beweisfotos; auf das
Erleben an sich kommt es gar nicht mehr an.
Egal, wir liefen
jedenfalls weiter am See entlang und begegneten immer weniger
Menschen. Der Hunger trieb uns allerdings irgendwann wieder zurück
in die Jugendherberge, wo wir kochten und beim Essen einen
wunderschönen Sonnenuntergang mit blutrot gefärbten Himmel
beobachten konnten. Beim Kochen in solch einer Gemeinschaftsküche
kann man übrigens auch ganz wunderbar Menschen beobachten und
studieren und was man dort erlebt, würde wahrscheinlich für ein
komplettes Buch ausreichen. Da wir ein solches allerdings nicht
schreiben möchten, können sie wenigstens noch als lustige Anekdoten
herhalten.
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