Dienstag, 7. Januar 2025

Unsere Skandinavien Reise Teil 20 - unterwegs im westlichen Südschweden

 

Noch immer in der Nähe von Ystad- am Strand

Am nächsten Tag haben wir wieder super Wetter und einen schönen Sandstrand fast vor der Wohnmobiltür. Wir fahren knappe 3 Kilometer zum Strand und auf den geräumigen Parkplatz, der wie wir leider feststellen müssen, 20 Uhr verschlossen wird. Dort stehen wir bis zum Nachmittag und verbringen einen entspannten Tag am Meer. Katja bleibt vorerst im Ludwig und betreibt ein wenig Recherche für die nächsten Tage, Jamie und Tommy buddeln Löcher im Sand und sammeln Müll auf, der leider wieder zahlreich zwischen den Steinen zu finden ist. Später gesellt sich auch Katja zu ihren beiden Männern, wir erkunden den Strandabschnitt bis zum großen (stinkigen) Steg und laufen wieder zurück. Stinkig deswegen, weil der komplette Strandabschnitt links vom Steg übersäet ist mit nicht so dolle riechenden Algen und auch die linke Hälfte des Stegs damit bedeckt ist. Danach gibt es unseren Nachmittagssnack und wir bleiben bis circa 16 Uhr auf dem Parkplatz, bevor wir uns auf den kurzen Weg zu unserem heutigen Stellplatz machen. 

Dieser befindet sich ganz knapp vor einem Naturreservat, in dem das Abstellen von Wohnmobilen, das Zelten usw. verboten ist, aber man scheint darauf geachtet zu haben, Wohnmobillisten ebenfalls einen Stellplatz anbieten zu können. Zumindest scheint es so, denn überall sieht man Campingverbotsschilder und durchgestrichene Wohnmobile und Wohnwagen aber hier an dieser Stelle gar nichts. Der Park ist ein Tümmelplatz für Jogger und sonstige sportlich aktive Menschen, denn es gibt eine schöne Laufstrecke durch den Wald, Draußen-Fitnessgeräte, einen Spielplatz, Boulebahn und – was für ein klasse Service – ein Häuschen mit Toiletten, Umkleidekabinen und warmen Duschen, geöffnet von 6 bis 22 Uhr! Von der Stellplatzapp wissen wir, dass einige Camper nur für die Duschen hierher kommen und dann weiterfahren aber das finden wir dann doch etwas frech.

 
Sommerwetter pur, also zurück zum Strand! 

Da es wieder ein schöner Tag werden soll und die Zeit am Strand sehr schön war, machen wir das selbe heute nochmal. Nach Frühstück und Spielplatz fahren wir zum Strandparkplatz, verbringen den Tag an der Ostsee und Tommy und Jamie sammeln diesmal Steine. Blöderweise werden heute die Algen dort angespült, wo ein Großteil der Leute am Strand liegt. Wir müssen fast bis zum Ende des Strandes laufen (dort steht übrigens ein alter Bunker) um ohne Algendusche ins Wasser zu gelangen. Wir befinden uns ja hier an der Ostsee und wenn man mal nach dem morgendlichen Erwachen nicht mehr weiß, dass man sich in Schweden aufhält, könnte man sich dank des typischen „Ostsee Ambientes“ auch direkt irgendwo auf der anderen Seite (in Deutschland oder Polen) befinden. Man findet üppige Nadelwälder, übersäet mit dem typischen Ostseesand, dazwischen die Trampelpfade, die sich als Strandzugang etabliert haben und die zahlreichen Ferienhäuser, die besonders in den Sommermonaten bewohnt sind. Hier an der schwedischen Ostseeküste gibt es die kleinen bunten Strandhäuschen, die in mehreren Reihen hintereinander stehen und ihren Nutzern an heißen Strandtagen ein wenig Unterschlupf aber meist nicht sehr viel Platz bieten. 


Tommy konnte einen Blick in die ein oder andere Hütte erhaschen, und sah Tische und Stühle, manchmal eine Couch, Regale zur Aufbewahrung diverser Utensilien oder als Lagerräume genutzte Hütten mit Sonnenschirmen und Strandequipment. Wenn man keine großen Ansprüche an eine Behausung hegt, kann man hier sicherlich auch die ein oder andere Nacht verbringen, eine Kaltwasserdusche gibt es auf der Promenade auch. Auch heute verlassen wir so gegen 16 Uhr den Strand, müssen unseren kaputten Jamie aus seinen nassen Badesachen schälen, waschen, abtrocknen und umziehen und dann fahren wir der Einfachheit halber auf den selben Stellplatz vor dem Naturreservat, machen vorher aber noch einen kleinen Abstecher in den Supermarkt. Heute nutzen wir auch mal die kostenfreien Duschen im Fitnesspark, um uns die ganzen Algen vom Körper zu waschen und unsere Badesachen abzuspülen.

 

Kletterpartie im Nimis im Königreich Ladonien

Jamie und Katja erwachen, weil recht früh schon Autos an uns vorbeifahren, was ungewöhnlich ist, denn wir stehen bis hinten, wo niemand weiter fahren kann. Wir lunsen aus dem Fenster und sehen, dass sich jemand ganz dicht hinter uns gestellt hat. Mit ganz dicht ist ein Meter gemeint. Da wir vorne auf einen Block gefahren sind, um gerade zu stehen, bedeutet dies, dass wir uns nicht rückwärts rollen lassen können, um vom Block runterzukommen. Es werden immer mehr Autos und als wir dann recht bald aufgestanden sind, hat man bereits einen Pavillon an der Boulebahn errichtet. Da scheint also etwas stattzufinden. Wir sind beim Frühstück, als ein Herr an unsere Tür klopft und bestätigt, dass ein Boule Wettkampf stattfinden soll, hier so circa 30 Autos parken sollen und ob wir das Wohnmobil nicht wegfahren könnten. Wir einigen uns mit ihm, dass wir wenigstens noch fix unser Frühstück beenden können. Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass wir gern rückwärts fahren würden, was aber nicht geht und ein paar Minuten später ist der Platz hinter uns frei. Bevor sich wieder jemand da hin stellt, rollen wir schon mal vom Block. Das Frühstück können wir nicht mehr beenden, denn inzwischen werden es immer mehr Autos und die parken alle links und rechts des Weges. Katja meint, dass es wohl besser wäre, das Frühstück irgendwo anders zu beenden. Wegräumen müssen wir ja die Sachen trotzdem alle, wir können beim Fahren nichts auf dem Tisch stehen lassen und als wir schon fast so weit sind, parkt ein Herr ganz demonstrativ sehr dicht vor uns. Als Katja ihn bittet, damit noch zwei Minuten zu warten, bis wir rausgefahren sind, wird er ziemlich unhöflich, ihm wäre es erlaubt hier zu parken, uns nicht und er fährt nirgendwo hin. Nun gut, er ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, wir kommen auch so raus aber nett war es natürlich nicht, zumal es überhaupt nicht verboten ist, hier zu parken. Insgeheim wünschen wir ihm Impotenz, einen fetten Schwarm Mücken und die Affenpocken und fahren vor zum Supermarkt, wo wir auf dem benachbarten Parkplatz unseren Ludwig erstmal richtig abreisefertig machen und dann fix noch ein Brot kaufen. 


Dann fahren wir eine längere Strecke, weil wir die Großstädte an der Westküsten erstmal auslassen wollen und sich unser Ziel nördlich von Helsingborg befindet. Zwischendurch füllen wir Frischwasser auf, leeren unseren Grauwassertank und fahren wieder einen Umweg für Latrinenentsorgung, denn es gibt zwar einige Rastplätze auf der Strecke, aber kaum einer bietet die Möglichkeit, sein Wohnmobil Klo zu leeren. Danach geht’s Richtung Höganäs und dort beim zweiten Anlauf auf den richtigen Parkplatz Himmelstorp, weil wir eine ganz besondere Wanderung planen. Denn wir besuchen heute das Königreich Ladonien und hier die Holzkonstruktionen von Lars Vilks, bekannt unter dem Namen Nimis. 1980 begann er damit, im Naturreservat Kullaberg mit angeschwemmten Holz Skulpturen zu bauen, die über die Jahre immer größer und umfangreicher wurden. Erst nach zwei Jahren erfuhren die Behörden von diesen Bauwerken und eine Reihe von Gerichtsverfahren nahmen ihren Lauf, währenddessen der Bau der Türme und Verbindungstunnel weitergeführt wurde. Für Nimis wird nirgendwo Werbung gemacht, es erscheint kein Hinweis auf den Wanderschildern und Wegweisern und man findet den Weg eigentlich nur aufgrund seiner Beliebtheit weil ein reger Besucherandrang dorthin besteht. Erst ziemlich zum Schluss findet der aufmerksame Wanderer gelbe „N“ auf Bäume gemalt und kann sich in Sicherheit wähnen, auf dem richtigen Weg zu sein. Was bis dahin noch eine gemütliche Wanderung war, wird dann recht beschwerlich, der Weg nach unten führt über Stock und Stein und die Abstände zwischen den zahlreichen Wurzeln sind teilweise so klein, dass man mit dem Fuß keinen wirklich guten Tritt bekommt. Aber wir können uns glücklich schätzen, dass das Wetter in den letzten Tagen so vorbildlich sommerlich war, bei Regen möchten wir diesen Weg nicht laufen, schließlich werden die Steine und vor allem die Wurzeln rutschig und der Weg hinab damit sehr gefährlich. Irgendwann steht man dann vor dem offiziellen Eingang zum Nimis und dort beginnt die Klettertour durch den Holztunnel. 



Es ist steil, viele der Holzbretter haben dem Gewicht der zahlreichen Besucher bereits vor vielen Jahren nachgegeben und es wurden einfach neue Bretter darüber gezimmert. Überall schauen Nägel heraus, so dass man auf Kleidung und generell auf sich achten muss, um nirgendwo hängen zu bleiben. Zwischendurch fehlen Stufen und man muss sehr große Schritte machen und sich an den alten Holzbalken am Rand festhalten. Das klingt alles schlimmer als es wirklich ist, wir haben die Kletterei mit Jamie gemacht, und es ist nichts passiert. Wir haben ihm vorher erklärt, dass er aufpassen muss und haben während der Kletterei ein wachsames Auge auf ihn geworfen und das reicht vollkommen aus. Man kann die Tour mit kleinen Kindern machen, sofern sie natürlich schon selbst laufen und trittsicher sind. Die meisten Kinder sind wahrscheinlich sowieso fitter als manch Erwachsener. Unten angekommen, gibt es ein Belohnungspicknick, dann schauen wir noch zu dem anderen Bauwerk am Strand, genannt Arx und dann machen wir uns an den Teil, der weitaus anstrengender ist, nämlich den Aufstieg. 




Wieder durch die klapprige und enge Holzkonstruktion durch, über Stock und Stein und steil bergauf bis zum normalen Wanderweg und dort angekommen, kann man wieder durchatmen und sich über eine normale Wanderung zurück zum Parkplatz freuen. Dort dürfen wir leider, wie überall sonst in dieser Gegend, von 22 bis 6 Uhr nicht parken und so müssen wir noch einen Stellplatz suchen. Wir haben zwei zur Auswahl und fahren sie ab. Der Golfplatz Parkplatz ist unsere zweite Wahl und wir kommen hierher zurück, wenn der andere nicht mehr frei sein sollte. In Svanshall am Hafen gibt es 5 Bezahl- Stellplätze mit Blick auf die Ostsee und ein Parkplatz ist noch frei. Den Ausblick nehmen wir dankend an, erkunden noch ein wenig den kleinen Hafen und dann ist es auch schon wieder Zeit fürs Abendessen.

 


UFO Absturzstelle und Leuchtturm Morups Tånge

Beim Aufwachen ist alles anderes als gestern. Kein blauer Himmel mehr, alles grau. Der Sommer hat sich wohl erstmal verabschiedet. Wir lassen uns viel Zeit mit dem Fertigwerden, schließlich haben wir auch noch keinen wirklichen Plan für heute. Der entsteht im Laufe des Aufräumens und so fahren wir los nach Ängelholm, wo am 18.05.1946 Gösta Carlsson ein abgestürztes UFO im Wald beobachtet haben will. Es gibt ein Grab, wo zwei tote Besatzungsmitglieder während der Reparaturarbeiten abgelegt wurden und eine kleine Nachbildung des UFOs, das mit Ringen umgeben ist, welche die Originalgröße des Raumschiffes abbilden sollen. Da es gerade zu regnen begonnen hat, bleiben wir nicht lange, aber als wir zum Wohnmobil zurückgekehrt sind, ist es wieder halbwegs trocken. 



Also gleich noch ein Abstecher an den nahegelegenen Strand (der eigentliche Grund für den großen Parkplatz hier), der heute keine Badegäste aufzuweisen hat. Dann fahren wir noch ein ganzes Stückchen weiter Richtung Norden, an Halmstad vorbei zum Leuchtturm Morups Tånge. Laut Schildern darf man dort gar nicht mit dem Wohnmobil parken, aber wie soll man sonst bitteschön dort hinkommen? Wir parken trotzdem, trotzen dem bescheidenen Wetter und machen im Regen unsere Bilder. 


Danach gibt’s einen Nachmittags Snack und anschließend fahren wir zu unserem heutigen Stellplatz: wieder direkt an der Ostsee am Windpark Falkenberg und mit echt beschissenem Wetter. Nach dem Abendessen regnet es sich ein, es windet immer heftiger und manch anderes Wohnmobil nimmt das zum Anlass, den Platz zu verlassen. Die haben ganz offensichtlich noch nicht in Irland Urlaub gemacht!

 


Nichts zu tun und bescheidenes Wetter - also ein Faulenzertag

Nun ja, die Nacht war nicht so angenehm, es hat ein wenig geschunkelt, aber das ist nicht der eigentliche Grund, warum wir schlecht geschlafen haben. Wir haben vergessen, wie laut Wind sein kann und wie sehr dieses Geräusch vom Schlafen abhalten kann. Jamie ist kurz nach 5 Uhr munter, schläft aber zum Glück nochmal ein, weil es draußen noch dunkel ist. Als wir erneut erwachen, ist es nach 9 Uhr, die Sonne scheint, es regnet nicht mehr und der Wind hat ebenfalls nachgelassen. Wir haben keine Eile, frühstücken und dann macht es sich Jamie in seiner Spielecke mit all dem Lego bequem und macht den Eindruck, diesen Ort heute nicht mehr verlassen zu wollen. Wir lassen ihn gewähren, erstens weil wir sowieso keine Pläne für heute haben und weil wir ihn auch nicht immer antreiben wollen, sich etwas mit uns anzuschauen oder spazieren zu gehen. Da gibt es nämlich oft Streit, weil er das eigentlich gar nicht möchte, weil es ihn nicht interessiert oder weil er ja angeblich nie zum Spielen kommt und seine Interessen auch nie berücksichtigt werden. Also verbringt er den Tag im Ludwig. Irgendwann macht sich Katja zu Fuß auf den Weg zum Einkaufen. Wir brauchen eigentlich nichts wirklich dringend, außer vielleicht Brot oder Brötchen aber die ganze Zeit drinnen hocken will sie auch nicht und so läuft sie die 2km dorthin und wieder zurück. 


Nach ihrer Rückkehr gibt’s ein Heißgetränk. In der Zwischenzeit hat es sich schon wieder zugezogen und tröpfeln tut es auch immer mal wieder. Tommy möchte sich auch ein wenig die Beine vertreten und so geht er mal die Umgebung auskundschaften. Der Wind wird immer heftiger und inzwischen sind wir das einzige Wohnmobil weit und breit. Wir überlegen, ob wir noch so eine Nacht direkt am Wasser verbringen wollen oder nicht lieber irgendwo etwas geschützter stehen wollen und entscheiden uns, die paar Meter zum nahegelegenen kostenpflichtigen Stellplatz am Lövstavikens Fyr zu fahren. Da hätten wir wenigstens Strom und die Toilette müsste morgen sowieso geleert werden. Na gut, so parken wir um und da Katja eine Waschmaschine entdeckt, haut sie schnell noch die Dreckwäsche in die Maschine und später in den Trockner. Als wir die fertige Wäsche abholen wollen, ist das Servicehaus leider nicht mehr zugänglich, so dass die Wäsche die Nacht verknitternd im Trockner verbringt.

 


kleiner aber feiner Stadtbummel in Varberg

Als Katja am Morgen von Jamie geweckt wird, holt sie erstmal die Wäsche. Gestern war sie bestimmt trocken, aber die Nacht im Trockner hat sie etwas klamm werden lassen. Also passiert, was Katja eigentlich vermeiden wollte: Im Ludwig hängt wieder jede Menge Wäsche zum Trocknen herum. Sie geht duschen und die Männer bereiten das Frühstück vor. Der Regen setzt wieder ein und das nicht gerade wenig. Bis wir alles fertig verräumt haben und Ver- und Entsorgung erledigt ist, haben wir schon wieder die Mittagszeit erreicht, aber uns treibt niemand an. Wir fahren noch mal schnell zum Coop und holen Brot, dann entscheiden wir uns für einen Besuch in Varberg. Kurz nachdem wir aufgebrochen sind, stoppt der Regen und blauer Himmel kommt zum Vorschein, das ist ja fast nicht zu glauben! 


An der Feste in Varberg gibt es sehr beliebte kostenlose Wohnmobilstellplätze und wir ergattern den Vorletzten. Wenn Jamie auch sonst nichts mitbekommt beim Fahren, aber den Spielplatz auf dem Weg dorthin hat er sofort gesehen und möchte ihn auch unbedingt sofort aufsuchen. Wir machen einen Deal, dass wir wenigstens die Festung und das Kaltbadehaus anschauen wollen und weil es dort leckere Waffeln im Café gibt und wir bisher noch keine probiert haben, lässt er sich dazu überreden. Das Warten ist aber auch schon wieder unerträglich lang und er weiß mal wieder nichts mit sich anzufangen. Um den Familienfrieden zu wahren, gehen Katja und Jamie anschließend auf den Spielplatz, während Tommy noch ein wenig im Hafen fotografiert. Leider dürfen wir auf dem Festungsparkplatz nicht über Nacht stehen bleiben, deswegen geht’s anschließend zum auserwählten Stellplatz an einem Fußballplatz. Dort ist bei unserer Ankunft viel los, aber die gehen ja auch irgendwann mal nach Hause. Wir essen und als es nach 19 Uhr nicht weniger, sondern noch mehr Autos geworden sind und die Anzeigentafel des Stadions darauf schließen lässt, dass hier gerade ein Spiel angepfiffen wird, verdünnisieren wir uns lieber und fahren noch zwanzig Minuten in den Wald. Dort haben wir unsere Ruhe.

 


ein kleiner Abstecher nach Halmstadt

Einen Großteil der Nacht haben wir vom Regen unsere Ruhe, aber am Morgen begrüßt er uns stürmisch und in seiner vollen Pracht. Nachdem wir aufbrechen, stoppen wir ein paar Meter weiter bei der dortigen Schaf-Farm und schauen mal durch ihren Shop, Flohmarkt, Café usw., fühlen die unterschiedlichen Wollarten und bestaunen rätselnd die alten Werkzeuge, deren Einsatzgebiet wir manchmal nur erraten können. Eigentlich möchte Jamie Schafe streicheln, die lassen sich aber bei dem Regen nicht blicken und so kommt er auch um das lästige Händewaschen herum. 


Wir fahren weiter nach Halmstad, weil uns bei dem Wetter nichts besseres einfällt. In der Stadt lässt es sich mit dem Regen besser arrangieren, weil man zur Not auch mal irgendwo nach innen flüchten kann. Wir staunen allerdings nicht schlecht, als sich der Regen verzieht und blauer Himmel zum Vorschein kommt. So war es doch gestern auch…… also wenn das zur Gewohnheit wird….. wollen wir nicht meckern. In Halmstad angekommen, parken wir auf einem Parkplatz in der Nähe des alten Schlosses, haben drei Apps zum Zahlen zur Auswahl und zahlen nur 4 SEK pro Stunde (zwei von den drei hat Katja auf ihrem Handy und hier sind die Preise ausnahmsweise mal gleich). 


Wir laufen ein wenig in der Stadt umher, Jamie ist auf dem Laufrad unterwegs, und wir lassen die Stadtatmosphäre auf uns wirken. Ein richtiges Ziel haben wir nicht, wir lassen uns treiben, folgen interessanten Fotomotiven und landen, wie sollte es anders sein, in einem Café. Später geht’s zurück zum Parkplatz, auf dem wir nicht bleiben dürfen und fahren noch ein paar Kilometer aus der Stadt zum beliebten Tylösand, wo wir einen großen, fast leeren Parkplatz vorfinden. Vor ein paar Wochen noch, als es wärmer war, wäre hier sicherlich der Teufel los gewesen, weil sich alle am Strand gebrutzelt hätten, aber bei den momentan herbstlichen Temperaturen hat sich das erledigt. Zum Schauen laufen wir runter zum Strand und genießen die letzten Sonnenstrahlen, Jamie wirft sich in die Wellen und läuft somit nass zum Ludwig zurück und nur kurze Zeit später kommt der nächste Regenguss vom Himmel.



Montag, 6. Januar 2025

Die Rauhnächte für Eltern kleiner Kinder – ein Balanceakt zwischen Anspruch und Realität

 

Die Rauhnächte haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen beziehungsweise sind wieder verstärkt ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Es handelt sich um die Tage zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen, wobei es Abwandlungen und somit verschiedene Zeitpunkte gibt, wo man seine 12 Tage Rückzug und Innenschau beginnt. Wo genau die Ursprünge liegen, kann man heute nicht mehr sagen, aber als sicher gilt, dass es sich um den Übergang vom Mond- zum Sonnenkalender handelt und da der Mondkalender mit 354 Tagen kürzer ist als der Sonnenkalender, bleiben 11 Tage/ 12 Nächte übrig, die als „außerhalb der Zeit“ stehend als Tage des Übergangs angesehen wurden. Diese Tage wurden seit jeher als magisch und geheimnisvoll empfunden und als eine Phase des Innehaltens, des Übergangs und der Besinnung, in der das Alte losgelassen und das Neue begrüßt wird, mit speziellen Ritualen begangen.

Man spricht davon, dass sich die Türen zur Anderswelt in dieser Zeit öffnen und Geister, Ahnen und übernatürliche Wesen leichter in unsere Welt treten können. Daher ist es leichter, Botschaften zum Beispiel in Form von Träumen zu empfangen. Früher, ohne elektrischen Strom, verbrachte man seine Abende generell im Kerzenschein und fühlte sich vielleicht auch der Geisterwelt näher als heute. Das Räuchern diente dem Reinigen des Hauses und dem Vertreiben von bösen Geistern und schlechten Energien.

Es gibt Menschen, die ihre Rauhnächte mit der Wintersonnenwende, dem 21.Dezember beginnen, der längsten Nacht des Jahres. Danach braucht es drei Tage für die Rückkehr des Lichtes und diese drei Tage enden am 24. Dezember. Deswegen beginnt für viele in dieser Nacht die Zeit der Rauhnächte. Es beginnt die Zeit diverser Rituale und Bräuche und hier gibt es keine starren Vorgaben. Jeder sucht sich aus, was ihn am meisten anspricht. Jeder dieser besonderen 12 Tage/ Nächte steht für einen Monat des neuen Jahres und die Theorie besagt, dass die Träume in der Nacht einen wichtigen Bezug haben zum jeweiligen Monat des kommenden Jahres. Also der Traum vom 24./25. Dezember steht für den Januar, der Traum vom 25./26. Dezember für den Februar usw.

Wir wollen hier keine endlose Abhandlung über die Rauhnächte verfassen, denn es gibt zahllose Beiträge zu diesem Thema im Internet, Bücher, begleitete Rauhnächte, Meditationen, ebooks, Workbooks zum Notieren der Gedanken, Träume und anderer Auffälligkeiten. Das Angebot ist groß und jeder darf sich das für ihn passende heraussuchen. Wir wollen hier einen kurzen Abriss darüber geben, wie wunderbar praxisfern die meisten dieser Rituale sind und wie schwierig es ist, die idealisierten Vorgehensweisen in die Praxis des Familienalltags mit einem Fünfjährigen umzusetzen. Das soll die Bedeutung der Rauhnächte für uns nicht schmälern, wir praktizieren sie ja trotzdem, wir wollen aber all denen Mut machen, die es ebenso wenig perfekt hinbekommen wie wir und uns allen trotzdem stolz auf die Schultern klopfen, weil wir uns mit dem kommenden Jahr beschäftigen, über unser Leben nachdenken, Ziele setzen und generell versuchen, in die Stille zu kommen.  

Wie begeht man also die Rauhnächte? Man liest oft, dass man sich einen kleinen Altar erstellen kann, geschmückt mit Kerzen, einer Schale gefüllt mit seinen Wünschen (sofern man das 13 Wünsche Ritual durchführt), einer Schale in der die Wünsche jeden Abend verbrannt werden sowie weiteren Gegenständen, die einem etwas bedeuten (Engelsfiguren, wichtige Steine, Fotos) oder gefundenen Naturalien (Steine, kleine Wurzeln, Muscheln). Hier beginnt bereits das Dilemma. Glückwunsch an alle, die solch eine Stelle in ihrem Heim finden, wo man Dinge ungestört für 12 Tage liegen lassen kann, ohne dass sie mindestens einmal am Tag von kleinen Kinderhänden hinweggefegt werden. Unsere Gläser mit den Wünschen wurden bereits am zweiten Tag durchwühlt, die Feuerschale auf den Kopf gedreht und der Inhalt auf dem Teppich verteilt.

Ähnlich erging es der Räucherschale mit dem Räucherwerk (meist weißer Salbei, Weihrauch oder andere spezielle Kräutermischungen) welche ebenfalls einer äußerst neugierigen Inspektion unterzogen wurde.

Man sagt, dass die Anderswelt besonders über die Träume mit uns kommuniziert und deswegen sind gerade die Träume dieser 12 Nächte ganz besonders wichtig für die Vorbereitung auf das neue Jahr. Idealerweise reflektiert man während des Aufwachens über das nächtlich Erlebte oder sinniert über tiefgründige Fragen, die es einem ermöglichen, über sich, sein Leben, seine Ziele nachzudenken und Wünsche zu manifestieren – idealerweise noch bevor man seine Augen geöffnet hat, denn hier befindet man sich auf der Schwelle zwischen Traumwelt und Realität. Auch ist es die beste Zeit, sich an seine Träume zu erinnern, weil bei vielen die Erinnerungen nach dem Erwachen sehr schnell verblassen. Wie sehnt man sich bei diesen Vorstellungen an ein Leben ohne Kind zurück, wo das Aufwachen tatsächlich eine halbe Ewigkeit dauern durfte und man sich getrost dreimal umdrehte, bevor man die Augen aufschlug. Die Realität sieht zumindest bei uns ganz anders aus, wenn unser Fünfjähriger ins Bett gesprungen kommt und sofort erklärt, dass ihm langweilig sei und er jetzt aufstehen möchte, was natürlich nur in Begleitung eines Erwachsenen geschehen kann (kindliche Logik halt). Wie war das mit der Kontemplation vor dem Erwachen? Oder dem Aufschreiben der Träume in das Tagebuch, welches man sich vorsorglich neben das Bett gelegt hat? Da kann man schon zufrieden sein, wenn das Buch nicht während der schlimmsten Langeweile des Jahrhunderts als Malvorlage verwendet wurde.  

Okay, nächster Versuch. Während des Tages achten wir auf Gedanken, mögliche Hinweise unsere Träume betreffend, plötzliche Eingebungen oder irgendetwas, was vielleicht als Zeichen gedeutet werden könnte, dass uns hier jemand oder etwas Dinge über die Zukunft mitteilen möchte. Wir notieren diese Hinweise und können sie später zusammen mit den Träumen interpretieren oder Rückschlüsse auf den entsprechenden Zeitraum des neuen Jahres ziehen. Am Abend, wenn das Kind endlich im Bett liegt, schaut man auf die leere Tagebuchseite des heutigen Tages und versucht, sich noch krampfhaft an irgendwelche Dinge zu erinnern, die vielleicht als Hinweis interpretiert und notiert werden könnten. Oder Moment mal, war das gestern, als die Nachbarskatze ständig von draußen in unsere Wohnung glotzte? Und hat das irgendwas zu bedeuten? Und wenn ja, was?

Noch so ein toller Vorschlag: Yoga und Meditation können in der Zeit des Übergangs bei der Reflexion helfen. „Durch das Meditieren können Sie sich auf neue Ziele vorbereiten, alte Muster loslassen und sich auf das kommende Jahr einstellen. Nutzen Sie diese Zeit für Selbstreflexion.“ (1). Wann habe ich das letzte Mal Yoga gemacht, wie ging das nochmal? Und Meditation habe ich schon seit Jahren auf meiner „Gute Vorsätze Liste fürs neue Jahr“, was aber nie geklappt hat. Aber dieses Mal wird’s ganz bestimmt, da bin ich sicher…. Gleich nach dem Aufräumen, wenn der Haushalt erledigt ist, und das Traumtagebuch von letzter Nacht geschrieben wurde und ich mir noch einige Zeichen von heute (oder vorgestern) notiert habe und ich nicht erschöpft auf dem Sofa eingeschlafen bin….

Es gibt auch reichlich Aberglaube und urtümliche Ansichten, die mit der heutigen Zeit nicht vereinbar sind und zumindest von uns so nicht praktiziert werden. So sollte während dieser Zeit keine Hausarbeit erledigt und vor allem keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden, weil sich die Dämonen darin verfangen könnten oder die Wäsche stehlen, um sie als Leichentuch für den Besitzer zu verwenden. Okay, Unterwäsche dürfen wir dann waschen, darin kann man schlecht eingewickelt werden, Bettwäsche kann tatsächlich bis nächstes Jahr warten. Ebenfalls für die Dämonen, allerdings für deren Vertreibung, sollen Kerzen im Haus und an den Fenstern aufgestellt werden, aber auch dieser Brauch ist bei uns gestrichen. Nicht nur wegen des Nachwuchses sondern auch, weil wir im Dachgeschoss wohnen und wenig Fensterbretter haben. Hoffentlich nutzen das die Dämonen nicht schamlos aus…. Die Nachbarn haben zu Silvester auch wieder reichlich Lärm veranstaltet, so dass sich die Dämonen hoffentlich spätestens in dieser Nacht so ordentlich erschreckt und verzogen haben.

Wer nach dem Lesen dieser bewusst humorvoll gehaltenen Rückschau auf die vergangenen Rauhnächte Lust verspürt, es beim nächsten Mal auch mal auszuprobieren, hat eine Menge Zeit, sich auf die nächsten 12 Nächte „außerhalb der Zeit“ vorzubereiten. Literatur dazu gibt es reichlich, entweder digital im Internet oder auch in Form von gedruckten Büchern. Die Möglichkeiten der Ausgestaltung der Rauhnächte sind schier unendlich und können flexibel angepasst werden an das individuelle Maß an Engagement, die spirituelle Ausrichtung, die zur Verfügung stehende Zeit, die Bedeutung die man den zu gewinnenden Erkenntnissen beimisst und sind durchaus auch abhängig vom Durchhaltevermögen, der Motivation und Ausdauer der Teilnehmer.

Wer seine Wohnung durch Räuchern von Altem reinigen möchte und die nötigen Utensilien nicht parat hat, darf sich bereits im Vorfeld um die Beschaffung alles Notwendigen kümmern, um nicht in der zweiten Dezemberwoche ganz verschreckt festzustellen, dass ja gar nichts zum Räuchern da ist.

Ansonsten können wir alle Interessierten nur ermutigen, es einfach mal zu probieren. Es kann doch eigentlich nichts schief gehen (außer man hat Kinder – dann bitte den realistischen Erfahrungsbericht von oben beherzigen) und im Idealfall stellt man am Ende des Jahres fest, dass einige der im Tagebuch notierten Hinweise doch irgendwie eingetroffen sind, zu beobachten waren oder in irgendeiner Weise im neuen Jahr unbewusst Berücksichtigung gefunden haben. Im Idealfall hat man sich tatsächlich Dinge zu Herzen genommen, die man sich im Tagebuch von der Seele geschrieben hat; hat Verhaltensweisen gehändert, die man als nicht mehr dienlich und änderungswert definiert hat, hat einen guten Vorsatz in die Tat umgesetzt oder eine schlechte Angewohnheit abgelegt. Es geht nicht darum, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung perfekt in die Tat umzusetzen oder Anleitungen in workbooks fehlerfrei umzusetzen. Seid kreativ, findet Eure eigenen Rituale und Bräuche, tut die Dinge, die für Euch praktikabel sind, Sinn machen und sich gut anfühlen. Niemand wird Euch dafür bestrafen, wenn Ihr Euren eigenen Weg findet und geht. Auch nicht die Dämonen. Diese Innenschau, Selbstreflexion und Neuausrichtung macht Ihr für Euch und nur für Euch!

Als wir das erste Mal die Rauhnächte begangen haben, waren wir sehr nervös, wollten nichts falsch machen, lasen ständig nach, wann wir was wie zu machen haben. Inzwischen lachen wir über Pleiten, Pech und Pannen, schreiben diesen Blogartikel und gehen vor nach dem Prinzip: „fake it until you make it!“ – also vortäuschen bis man es schafft. In diesem Sinne, viel Spaß bei den nächsten Rauhnächten und – ein kleiner Tipp- viel Spaß beim immer mal wieder Lesen des Rauhnachtstagebuchs im laufenden Jahr. Manchmal ist man ganz erstaunt über die Dinge, die man vor ein paar Monaten notiert hat…..


(1) Quelle