Als wir Mitte April von zu Hause starten, setzt gerade wieder eine Kaltfront ein, deswegen haben wir es gar nicht so eilig, in den noch kälteren Norden zu gelangen und lassen uns Zeit. Wir besuchen den Tier – und Saurierpark in Germendorf, verbringen zwei entspannte Tage auf dem Stellplatz in Peenemünde, wollen eigentlich Rostock einen Besuch abstatten aber das fällt wegen dem Regenwetter aus (da macht der Stadtbummel keinen Spaß) und unseren letzten Stopp machen wir in Lübeck. Dort tauschen wir noch unsere fast leere Gasflasche und endlich geht es nach Dänemark.
In Tønder verbringen wir zwei Nächte am Festivalgelände, für das der Ort auch über die Landesgrenzen hinweg bekannt ist. Am zweiten Tag besucht uns Silke, eine gute Freundin aus Norddeutschland, die den Großteil des Sommers in Dänemark auf einem Campingplatz in Sønderborg verbringt und extra zu uns rübergefahren kommt, um den Tag mit uns zu verbringen. Liebe Silke, nochmals vielen Dank dafür! Das ganze Wochenende haben wir direkt hinter dem Museum auf einem verwaisten Parkplatz verbracht und wundern uns nicht schlecht, als wir Montagmorgen die Jalousien öffnen und in einem Meer aus Autos stehen. Wir quälen uns aus den Betten und parken fürs Frühstück fix mal um, damit die letzten zwei Parkplätze auch noch gefüllt werden können.
Danach geht es nach Ribe, der angeblich ältesten Stadt Dänemarks, wo wir auf einen total überfüllten Womo Stellplatz treffen, der netterweise auch von PKW gefüllt wird. Wenn man die Beurteilungen auf Google über Stellplätze liest und die PKW Fahrer (oftmals zurecht) über die Wohnmobilfahrer schimpfen, müssen sie sich wirklich nicht wundern. Es gibt nun mal mehr Plätze für PKW als für Womos, da muss man ihnen nicht die wenigen Plätze aus Bequemlichkeit auch noch zuparken. Nun ja, wir finden einen Platz in der Nähe einer Schule, laufen in den alten Ortskern und genießen die entspannte Atmosphäre. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und unsere Gaumen verlangen nach einer Kleinigkeit zu essen. Beim Bäcker um die Ecke wird dieser Laune stattgegeben und mit unseren Errungenschaften ziehen wir an einen kleinen Platz am Wasser, den wir so hygellig finden, dass wir nur schwer wieder fortkommen. Aber wir müssen zu unserem Ludwig zurück, weil wir an der Schule nicht stehen bleiben können und verlassen Ribe. Wir fahren in Richtung Esbjerg und finden einen kleinen See, an dem wir, trotz der Hauptstraße in der Nähe, eine ruhige Nacht verbringen.
Der nächste Tag belohnt uns wieder mit viel Sonne und wir fahren die wenigen Kilometer bis nach Esbjerg, einer wenig spektakulären Großstadt im Westen Dänemarks. Eigentlich sind wir nur für die vier neun Meter hohen sitzenden Statuen aus weißem Beton gekommen, die im Industriehafen am Sædding Strand raus aufs Meer schauen. Sie heißen Mennesket ved havet, der Mensch am Meer und sie schildern die Begegnung des reinen, unverdorbenen Menschen mit der Natur. Wir fahren heute nicht weiter, verbringen lieber die Zeit am Strand mit Sammeln von Muscheln und Steinen (davon haben wir einfach noch nicht genug) und beim Bauen von Sandburgen. Wir haben Zeit, da wir Tickets gebucht haben für das Legoland zwei Tage später und dies ist weniger als 70km von unserem Standort entfernt.
Am nächsten Morgen haben wir den Wecker gestellt, um pünktlich zur Öffnung von Legoland vor Ort zu sein (das wäre 10 Uhr). Ein paar Minuten vor Legoland stecken wir im Verkehr fest und schieben es noch auf die zahlreichen Baustellen und die einhergehenden Verkehrsbehinderungen. Ein wenig später fahren wir auf der Parkplatzsuche an Legoland vorbei und uns fällt fast die Kinnlade herunter. Standen da gerade tatsächlich hunderte von Menschen vor dem Eingang?!? Wir fahren auf den riesigen Parkplatz, der schon gut gefüllt ist. Und da fällt es uns wie Schuppen vor den Augen, es ist der 1. Mai! Verdammt, das hatten wir beim Buchen total übersehen. Und ja, es ist ein internationaler Feiertag.
Wir stellen fest, dass wir auf den
falschen Parkplatz gefahren sind, weil es für Womos keine großen Stellflächen
gibt und wir nicht alles blockieren wollen. Was tun? Wir sehen einen
Mitarbeiter in seiner knallgelben Warnweste und Katja läuft mit ein paar Fragen
zu ihm. Ja, wir können auf dem
angrenzenden Parkplatz parken aber um dort
hinzugelangen, müssen wir das Parkticket für P1 lösen (75 DK) und dieses Ticket
kann man nur einmal nutzen. Würde also bedeuten, dass wir beim Rausfahren von
P2 nochmal ein Ticket lösen müssten. Der nette Herr meinte nur, das ist kein
Problem, drücken Sie dann einfach den Service Knopf und sagen „CampingCar“ und
ich lasse Sie dann raus. Das scheint wohl öfter zu passieren. Wir parken,
laufen zum Eingang und mit knapp 30 Minuten Verspätung sind wir dann auch
endlich im Legoland.
Die Massen sind inzwischen weg, es hatte sich wohl nur gestaut, weil die auch alle Punkt 10 Uhr im Park sein wollten. Tja und dann sind wir drin und wissen überhaupt nicht, wo wir anfangen sollten. So viele Eindrücke prasseln auf uns ein, all die nachgestellten Szenerien aus verschiedenen dänischen Städten und Jamie ist total hippelig und zerrt Katja von einer Szene zur nächsten. Irgendwann beruhigt er sich (da war auch ein Eis im Spiel) und wir fahren mit der Legobahn, dann mit der Safaribahn und anschließend geht es auf den Aussichtsturm, von dem man einen tollen Überblich über den gesamten Park erhält. Jamie bekommt die Aufgabe, das Piratenland zu finden und von oben den Weg auszukundschaften. Die Fahrgeschäfte für die Kleinen klappern wir alle ab, fahren mit der Eisenbahn Tresine, löschen nebenbei noch ein Feuer und erkunden im Laufe des Tages weite Teile des Parks (wie wir später feststellen, leider nicht alles). Viele der großen Fahrgeschäfte können wir gar nicht nutzen, weil Jamie noch zu klein ist und es für ihn viel zu schnell gewesen wäre. Wie gut, dass dort am meisten los ist- die Wartezeiten betragen teilweise bis zu 45 Minuten. Der Park schließt um 18 Uhr, aber die Fahrgeschäfte stellen ihren Dienst bereits um 17 Uhr ein um die Leute zum baldigen Verlassen des Parks zu animieren. Wir warten das größte Gedränge ab (zum Glück gibts ja noch einen Spielplatz) und irgendwann nach 18 Uhr laufen wir glücklich aber müde zu unserem Ludwig. Katja macht sich bereit, nochmal „CampingCar“ in die Sprechanlage sagen zu müssen, aber die Schranke öffnet sich auch so. Komisch, das Ticket funktioniert doch eigentlich nur einmal. Bis zum heutigen Stellplatz müssen wir noch eine halbe Stunde fahren und Katja bespaßt Jamie auf der Rückbank, damit er nicht kurz vorher einpennt.
Als wir Jelling verlassen wollen,
ist an ein Frühstück nicht zu denken. Ein Spezialkran steht genau vor unserem
Ludwig und macht sich an die Arbeit, das Wikingerschiff auf seinen Hänger zu
verfrachten, um ihm einen Tapetenwechsel zukommen zu lassen. Natürlich geht das
nicht von jetzt auf gleich und außerdem müssen noch alle möglichen Utensilien
aufs Schiff geladen werden, angefangen vom Ruder, den zahlreichen Paddeln, die
Schutzschilder und einiges mehr. Die ganze Aktion dauert mehr als eine Stunde
und Jamie sitzt begeistert vorne auf dem Amaturenbrett und will keine Sekunde
verpassen.
Das Wetter hat umgeschlagen und es ist stark bewölkt. Kann man machen nichts und so beginnen wir unsere Trolljagd. Wir begeben uns in den Osten des Landes und dort sehen wir Ben Chiller und Sigurd. Noch ein paar Kilometer weiter und wir begutachten Simon & Anine. Näheres zu deren Standort und Hintergrundinfo gibt es in einem separaten Beitrag.
Wir müssen Tanken und Einkaufen
bevor wir uns aufmachen zu unserem heutigen Stellplatz, einem
kleinen künstlich
angelegten See namens Egå Engsø, etwas nördlich von Aarhus. Da wir heute noch
nicht viel Bewegung bekommen haben, beschließen wir, die komplette Runde um den
See zu laufen, was immerhin 5,3km sind. Jamie sitzt zum Glück auf seinem
Laufrad, sonst hätte er es wohl nicht geschafft. Der See ist ein Vogelparadies
und außerdem sehr beliebt bei Joggern, Radfahrern und Spaziergängern. Gleich zu
Beginn des Rundweges gibt es eine große Feuerstelle und Schutzhütten, in denen
man mit seinen Schlafsäcken übernachten kann. Eine tolle Idee für eine
Schulkasse, eine große Familienfete oder sonstige Zusammenkünfte.
Anschließend fahren wir die
Straße wieder zurück und halten an der Kalø Slotsruin. Die Burg wurde bereits
im Mittelalter erbaut und Teile des Damms zwischen Festland und Insel, auf der
sich die Burg Kalø befindet, stammen noch aus dieser Zeit! Sie ist mit groben
Steinen gepflastert und das Laufen ist nicht besonders angenehm, weswegen sich
links und rechts Seitenstreifen gebildet haben, wo man die Strecke wesentlich
einfacher zurücklegen kann. Nicht auszumalen, wie die Kutschen und Pferdekarren
damals mit den Herrschaften (aua, der Popo!) oder allem Notwendigen über diese
Steine geholpert sind. Wer Superlative mag, kann sich in sein persönliches
Guinnes Buch der Rekorde schreiben, mit ca. 500 Meter auf Dänemarks längster
noch erhaltener mittelalterlichen Straße gewandelt zu sein.
Die Lage der Burg war strategisch sehr gut gewählt, schließlich gab es nur eine Verbindungsstraße vom Festland (und so holprig wir die ist, war die vielleicht nicht mal für Pferde besonders gut zu begehen) und man genoss einen ungestörten Blick ins Umland. Ihre Geschichte wollen wir nur kurz anreißen: Im 14. Jahrhundert führte der dänische König zahlreiche Kriege, die durch stetig steigende Steuereinnahmen finanziert wurden. Es kam wie es kommen musste, die Bauern setzten sich zur Wehr, aber der Aufstand wurde niedergeschlagen. König Erik Menved ließ zum Machterhalt Zwangsburgen bauen, um weitere Aufstände schneller unterdrücken und Steuern besser eintreiben zu können. Kalø war eine dieser Burgen und die armen Bauern mussten sie auch noch selbst errichten, was 1313 begann. Immer wieder erwähnt wird die folgende Geschichte und sie soll auch hier kurz wiedergegeben werden. Der berühmteste Gefangene auf der Burg war Gustav Wasa, der an Kämpfen gegen den dänischen König Christian II. in Schweden beteiligt gewesen war. Nach einer Schlacht sollte Gustav 1518 Verhandlungen mit dem König führen, doch dieser ließ den Verhandlungsführer, also Gustav, festnehmen und auf Burg Kalø bringen. Ein Jahr später floh Gustav Wasa als Kutscher verkleidet von der Halbinsel und wurde zwei Jahre später König von Schweden.
Jamies Beine sind schon wieder kaputt, deswegen ist an Laufen nicht mehr zu denken. Es hat sich sowieso eingeregnet und so hängen in unserem kleinen Badezimmer wieder alle nassen Sachen zum Trocknen. Wir fahren nach Randers, weil wir uns hier einen wenig spektakulären aber dafür kostenfreien Stellplatz rausgesucht haben und gehen noch ein bisschen durch die Stadt spazieren.
Eigentlich haben wir es auf die FoodHall unweit von unserem Parkplatz abgesehen, aber Google hat eben nicht immer Recht, die angegebenen Öffnungszeiten stimmen überhaupt nicht, denn die Halle ist geschlossen. Blöd, weil wir doch eigentlich gar nicht kochen wollen heute. Wir laufen noch kurz über die „berühmte“ blaue Brücke, die früher mal eine Eisenbahnbrücke war und dann geht’s ab in unseren Ludwig, zum erneuten Trocknen unserer Regenklamotten.
Beim Aufwachen am nächsten Tag
erwartet uns ein Dejavu. Wir sind wieder umzingelt von Autos, obwohl gestern –
ach ja, es war ein Sonntag – nichts los war auf dem Parkplatz. Es ist Montag
und die Pendler haben sich den nächsten Platz zur blauen Brücke und somit über
den Fluss und in die Stadt gesucht und das war um unseren Ludwig herum. Aber
wenigstens waren sie so nett und haben genug Platz zum Rausfahren gelassen.
***Ende von Teil 1***
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