hier sind die Teile 1 und 2 über Dänemark und die beiden anderen Teile 3 und 4 über Norwegen...
von Trondheim zum Eisbaden in Grong
Irgendwie haben wir geschlafen und sind, was nicht überraschen dürfte, früh wach. Wir brechen wieder auf Richtung Norden und halten in der größeren Stadt Steinkjer zum Vervollständigen unserer Vorräte. Als wir an einem Biltema vorbeikommen (der mit den schwedischen Preisen) halten wir dort auch nochmal und schauen nach einer Angel. Vom Angeln haben wir zwar keine Ahnung aber irgendwie gehört es ja schon zum Klischee des Nordenurlaubs dazu, dass man seine Angel auswirft, und so sind wir nun stolze Besitzer eines Anfänger-Angel-Sets. Tommy hat die heutigen Stellplatzoptionen ausgekundschaftet und wir fahren die erste an. Auch dort steht leider wieder ein Schild, dass der Platz bitte nicht für längeres als eine Rast genutzt werden sollte. Der nächste wäre erst 15km entfernt aber da der Nachmittag noch jung ist, begeben wir uns erstmal an eine Badestelle, kurz hinter dem Ortsausgang Grong.
Tommy und Jamie werfen sich sofort in ihre Badesachen und
auch Katja ist hoch motiviert, da sie ihre Haare waschen möchte (natürlich ohne
Shampoo oder dergleichen). Im Nachhinein betrachtet fragen wir uns, warum man
diese Stellen eigentlich als Badeplatz ausweist, denn das Wasser ist so
fürchterlich kalt, dass dort kein Mensch wirklich lange ausgelassen baden kann.
Katja versuchte es mehrfach, aber mehr als die Füße hat das Wasser nicht
gesehen. Der Wille war da, aber die Füße verkrampften sich regelrecht bei den
niedrigen Temperaturen. Tommy und Jamie sind nicht so kälteempfindlich und
hielten sich eine ganze Weile am Wasser auf, Tommy irgendwann kurzzeitig auch
mal im Wasser. Katja wusch derweil ihre Haare im Ludwig. Danach gings zurück in
die Stadt und als Übernachtungsplatz entschieden wir uns für den Schotterplatz
an der Straße. Dort stand noch ein anderes deutsches Wohnmobil und wir hatten
einfach keine Lust, noch weiterzufahren. Außerdem hatte Katja am Abend ein
wichtiges Seminar und brauchte eine gute Internetverbindung und hier war sie
gegeben.
Wie üblich verlief die Nacht ruhig und der Verkehr auf der Straße setzte nicht allzu früh wieder ein. Den ganzen Abend hatten wir noch Reiseführer und Straßenkarten gewälzt und haben beschlossen, unsere Reise in den Norden über Schweden fortzuführen. Das nächste Ziel sind zwar die Lofoten (also Norwegen) aber man kommt dort auch über einen Schlenker nach Schweden hin. Während der Fahrt genießen wir spiegelklare Seen, Berghänge und deren Ausläufer mit kleinwüchsigen Nadelbäumen und ausgeprägte Sumpfgebiete. Von den hohen Bergen rauschen dank der Schneeschmelze zahllose Wasserfälle. Man möchte an jeder Ecke anhalten und Bilder machen.
Irgendwann fahren wir ganz unspektakulär über die schwedische Grenze und weil hier kein Verkehr herrscht, können wir sogar mal anhalten und das „Ortseingangsschild“ fotografieren. Auf der schwedischen Seite ist die Straße sofort besser markiert und generell in einem besseren Zustand und als wir an der ersten Tankstelle vorbeikommen, fallen wir fast vom Glauben ab. Zum Vergleich: in Norwegen durchschnittlich 2,10€ für den Liter Diesel, in Schweden nur 1,65€. Das ist einer der Gründe, warum wir einen Abstecher nach Schweden machen, unser Geldbeutel wird es uns danken.
Unser Übernachtungsziel befindet sich in der Nähe von Risede und wir verlieben uns sofort. Es handelt sich um einen Picknickplatz mit mehreren Lichtungen, die jeweils eine eigene Feuerstelle haben. Ein Trockenklo ist vorhanden (neudeutsch Plumpsklo) und genug Holz sowieso. Wir suchen die für uns schönste Stelle aus und die zwei Männer beginnen sofort mit der Reinigung der Feuerstelle und der Neubeschaffung von Feuerholz. Katja bereitet den Teig fürs Stockbrot vor und am Abend gibt’s ein typisches Essen vom Lagerfeuer. Gegen die zahlreichen Mücken veranstaltet Katja ein wenig Hockuspockus und sie scheinen uns tatsächlich in Ruhe zu lassen. Wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt, ist Jamie heute Abend nicht ins Bett zu bekommen!
Noch ein Tag am See
Es gefällt uns so gut, dass wir einen zweiten Tag bleiben. Zu tun
gibt es hier nicht wirklich etwas und ohne Kind würden wir einfach nur am See
sitzen und die Ruhe genießen. Mit Kind verläuft der Tag komplett anders und so
versuchen wir ihn abwechselnd zu beschäftigen. Entweder sammelt/sägt er Holz
mit Tommy, sammelt Tannenzapfen und reinigt die Feuerstelle oder er hilft Katja
beim Schneiden der Äpfel damit der Campingofen Omnia (eine schwedische
Erfindung, wie passend!) mal wieder zum Einsatz kommen darf. Tommy packt bei
der Gelegenheit unsere neu erworbene Angel aus aber hat Probleme bei der Anwendung.
Irgendwie fliegt der Haken beim Auswerfen nicht so weit. Angelexperten zu Hause
und Youtube Tutorials werden zu Rate gezogen aber lösen lässt sich das Problem
vorerst nicht. Gern wären wir noch ein paar Tage länger geblieben, aber
irgendwann wird es schwierig, einen fast Fünfjährigen davor zu bewahren,
entweder in den kalten See oder ins Feuer zu fallen und so ziehen wir nach
einer zweiten absolut ruhigen Nacht weiter, mit dem Wunsch, irgendwann nochmal
zurückzukommen.
Heute geht’s nach Lappland und wir sehen bereits das erste Mal fressende Rentiere direkt am Straßenrand, die sich durch den dünnen Verkehr nicht aus der Ruhe bringen lassen. In Vilhelmina gibt es einen Einkaufsstopp. Der Ort wurde 1799 nach der schwedischen Königin Friederike Dorothea Wilhelmine von Baden umbenannt. Sie muss sehr beliebt gewesen sein, denn andere Orte der Region erhielten die Namen Dorotea und Frederika. Katja kommt ganz entzückt vom Einkaufen wieder (die Männer plündern in der Zeit den Keksvorrat) denn bei den Preisen macht das endlich wieder Spaß. Wir verabschieden uns noch von unserem Müll und dann geht’s noch ein paar Kilometer weiter nach Badviken, wo wir die Nacht verbringen werden.
Es handelt sich
wieder um eine viel zu kalte Badestelle aber Jamie und Tommy spielen trotzdem
ausgelassen am Sandstrand und hinterlassen zahlreiche Meisterwerke aus Sand.
Katja sitzt im Campingstuhl und wälzt den Reiseführer für Nordschweden. Hier
stehen bereits ein zum Wohnmobil umgebauter französischer Reisebus, eine
Deutsche mit ihrem Mini-Wohnanhänger in Pink und es kommt noch ein
holländisches Paar dazu, das am liebsten gleich auf dem Strand parken möchte.
Als Jamie bereits schläft, unterhält sich Katja mit der Norwegerin aus dem Womo
nebenan und es stellt sich heraus, dass sie eigentlich ausgewanderte
Holländerin ist. Sie erzählt, dass die Lofoten im Juli richtig voll sind und
man kaum einen Platz mit dem Wohnmobil findet, weswegen wir uns nun wieder ein
bisschen mehr beeilen, dorthin zu kommen.
durch Lapplands Einöde nach Slagnäs
Bevor wir am nächsten Tag
loskommen, möchte Jamie unbedingt nochmal am Strand spielen. Bei der
Gelegenheit saugt Katja mal wieder den Ludwig durch und macht ihn
abreisefertig, während Jamie und Tommy abermals den Strand beackern. Dann
geht’s weiter. Das Lappland ist heute nicht so spektakulär, die Fahrt ist recht
eintönig. Die Menschendichte ist gering, somit gibt es nicht sehr viele
Ortschaften, die der Monotonie des Fahrens etwas entgegenzusetzen haben. Dazwischen
gibt es einfach nur Straße und links und rechts Bäume. Dann mal wieder ein See
und dann wieder Bäume. Um Übermüdung vorzubeugen, hat man beim Bau der Straße
darauf geachtet, viele Parkmöglichkeiten zu errichten und so könnte man
ranfahren und ausruhen. Kurz nach 14 Uhr erreichen wir unser Ziel, den
Campingplatz in Slagnäs, geführt von einem deutschen Auswanderpaar. Wir checken
ein, genießen unser obligatorisches Heißgetränk und Jamie springt auf dem
Spielplatz herum. Da man hier auch angeln kann (die Saison hat allerdings noch
nicht begonnen), führt Tommy dem Besitzer unsere Angel vor und lässt sich
beraten beziehungsweise die beste Wurftechnik zeigen. Dabei bekommen wir eine
neue, bessere Angelschnur geschenkt, die sich beim Abwickeln nicht sofort verheddert
und siehe da, sie fliegt gleich viel besser. Der Campingplatz bietet WLAN an
und so sitzt Katja am Abend im einsamen Gemeinschaftsraum und kümmert sich um
„ihren Lernkram“.
Am nächsten Tag steht bereits der nächste Grenzübertritt an, momentan geht’s Schlag auf Schlag. Wir fahren auf der 95 und passieren zahlreiche Seen, darunter auch den 30km langen Sädvvájávrre, dessen Eisschicht streckenweise noch nicht lange zerbrochen ist. An den wirklich fotogenen Stellen können wir leider nicht halten, aber für ein paar Fotos reichts trotzdem.
In Jäckvik wird nochmal zu schwedischen Preisen getankt und eingekauft und dann sind wir schon fast wieder in Norwegen. Vorher halten wir aber noch kurz am Polcirkel Silvervägen, am Polarkreis auf der schwedischen Seite und wundern uns nicht das erste Mal heute, was es für eine Bewandtnis mit den vielen Campingplätzen hier in der Gegend hat. Es handelt sich um riesige Caravancamps, jeder Anhänger parkt dicht an einer Hütte. Sie scheinen noch nicht bewohnt zu sein, da das Gebiet bis vor kurzem wahrscheinlich noch im Winterschlaf steckte, aber es scheint wohl auch niemand mit seinem eigenen Caravan hier vorbeizukommen. Oder es sind Dauercamps, die den ganzen Sommer über immer wieder von den selben Personen bewohnt werden. Wie dem auch sein, wir laufen umher und knipsen ein paar Erinnerungsfotos, legen eine kurze Snackpause ein und dann geht es auch schon weiter.
Beifahrerin Katja ist heute vorbildlich im Einsatz und koordiniert Smartphone, SLR und GoPro für Fotos und Videos während der Fahrt und beschwert sich nicht nur einmal über die saudreckige Windschutzscheibe! Es sind noch 36km bis zur norwegischen Grenze und die vorbeiziehende Landschaft ist einfach traumhaft. Mehrmals vernehmen wir vom jeweils anderen ein „Oooh“ und „Ach ist das schön“ während Jamie mit Spielen beschäftigt ist, damit wir eine lange Strecke ohne viele Beschwerden zurücklegen können. Nach dem wir den Tunnel auf der 77 verlassen, biegen wir links auf die E6 ab und fahren die letzten 30km zu unserem heutigen Ziel, dem Arctic Circle Centre, also dem Polarkreis auf norwegischer Seite. Wir stöbern ein wenig durch den Souvenirshop, Jamie geht seiner neuen Lieblingsbeschäftigung nach (schmückt sich mit Wikingerschwerten und -helmen und schaut grimmig) und wir schauen uns im „Kino“ einen kurzen Erklärfilm über den Polarkreis an. Nachdem wir zweimal mit Französisch nichts anfangen können, fragen wir an der Kasse nach der deutschen Version und diese wird uns auch sofort vorgespielt.
Danach geht’s nochmal für Fotos nach Draußen auf den Hügel
mit all den fremdgestapelten Steintürmchen, was inzwischen sogar verboten
wurde. Hier handelt es sich schließlich um wichtiges Kulturgut der Sami (früher
nannte man sie Lappen) und die hatten für solche Steinhaufen nichts am Hut. Mit
ihrer Kultur hat das wenig zu tun und warum jeder auf die Idee kommt, irgendwo
Steine zu stapeln, haben wir uns bereits anderenorts gefragt. Lasst die Dinge
doch bitte einfach so, wie Ihr sie vorgefunden habt, das ist eigentlich ein
Grundsatz beim Reisen. Das Übernachten auf dem großen Parkplatz ist für
Wohnmobile erlaubt und dies wird von vielen Reisenden in Anspruch genommen. Da
um uns herum noch viel Schnee liegt, lassen wir uns hinsichtlich nächtlicher
Temperaturen überraschen. Tommy schaut heute interessehalber mal nach der Fähre
auf die Lofoten und stellt entsetzt fest, dass sie bereits für mehrere Tage
ausgebucht ist. Wir beeilen uns mit unserer Buchung und nehmen, was noch zu
kriegen ist: 3 Tage später 7 Uhr in der Früh. Jetzt haben wir uns extra beeilt
und Kilometer geschrubbt und nun können wir die nächsten paar Tage erstmal Ruhe
einkehren lassen.