Bevor wir ins Landesinnere Irlands eintauchten, hielten wir uns noch
eine ganze Weile auf Küstenstraßen auf, um einsame Leuchttürme in
der tosenden Brandung aufzusuchen und zu genießen. Die Fahrten
dorthin sind oft zeitintensiv und auch die Nerven werden manchmal
über Gebühr strapaziert, wenn andere Fahrer mit den engen Straßen
nicht zurecht kommen. Aber wie heißt es so schön, man befindet sich
schließlich im Urlaub, nicht auf der Flucht, mit der nötigen
Gelassenheit verkraftet man also auch dieses kleine Übel.
Logischerweise verändert sich die Szenerie wenn man sich in Richtung
Landesinnere bewegt, denn dort waren Schlösser und Burgen einfach
praktischer als Leuchttürme. So hat man eigentlich nur noch die Qual
der Wahl beim Aussuchen der Sehenswürdigkeiten. Da wir in nur ganz
seltenen Fällen Eintritt in Schlösser begehren und uns eher auf das
Fotografieren beschränken, ist für uns ein wichtiges
Auswahlkriterium die Optik und die Frage, ob man ein gutes Foto von
der Ruine ergattern kann.
Hier
die Liste der Sehenswürdigkeiten auf unserer Reise durch den Süden
/das Innere des Landes:
1.
Mizen Head – Irlands südwestlichster Zipfel,
gelegen auf der Mizen Peninsula, zwischen Roaringwater Bay und
Dunmanus Bay im Atlantischen Ozean. Aufgrund der gefährlichen, oft
unterhalb der Wasseroberfläche befindlichen Felsen sind hier in der
Vergangenheit mehr als 200 Wracks auf Grund gegangen. Dieser
Landzipfel hat somit eine beträchtliche Anzahl an Leid und Elend
miterlebt und wäre dieser Teil besiedelt, so hätten die Bewohner
einen ganzen Sack voll Geschichten zu erzählen. Die Mizen Head Fog
Signal Station (also der Leuchtturm) wurde erst im Jahre 1909 in
Betrieb genommen und erst seitdem ist die Passage auch bei Sturm und
Nebel sicher zu durchqueren.
Einen
kleinen Vorgeschmack auf die rauen Kräfte der Natur erhielten wir
trotz des sonnigen Wetters, da es selbst auf dem Parkplatz so windig
war, daß man sich ohne Jacke (besser noch dicker Pullover drunter)
überhaupt nicht vom Auto fortbewegen wollte. Kaum auszumalen, wie es
sich dort bei einem richtigen Sturm anfühlt. Aufgrund des
Zeitmangels begingen wir die Bogenbrücke nicht, über die man vom
Besucherzentrum auf den allerletzten Zipfel der Halbinsel und zum
Leuchtturm gelangt.
2. Cobh
Cobh hat uns positiv überrascht, denn von Städten
halten wir normalerweise nicht so viel. Das Flair der überschaubaren
Stadt ist geschäftig aber nicht zu hektisch und selbst die vielen
Passagiere des vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffes vermochten
nicht die entspannte Atmosphäre zu stören. Sie hielten sich
vermutlich sowieso alle in der Kathedrale auf und kreuzten unseren
Weg somit nicht. Erkundigt hatten wir uns überhaupt nicht, wollten
wir doch eigentlich nur das bekannte Bild der Kathedrale mit den
schnuckeligen bunten Häusern im Vordergrund. Ja, sonst kritisieren
wir das immer bei den anderen, aber eigentlich war dies das einzige
Foto in diesem Urlaub, was aus diesem Grund heraus entstanden ist. Es
handelt sich um die Kathedrale St. Colman und das Foto hat
wahrscheinlich auch jeder schonmal gesehen, der sich mit Irland
beschäftigt hat. Die Stelle zu finden, wo das Foto entstanden ist,
war gar nicht so einfach, da man sich etwas erhöht befinden mußte
und sich dort eigentlich nur Mauern und Privatgrundstücke befanden.
Tommy fand die Stelle dann irgendwann und mußte das Fotografieren
für Katja übernehmen, da sie überhaupt nicht über die Mauer
schauen konnte. Wie haben das nur all die anderen Fotografen
hinbekommen?
Das Parken ist in Cobh total einfach und fair
geregelt: direkt hinter der Kathedrale befindet sich ein kostenfreier
Parkplatz, dieser ist sogar ausgeschrieben.
Cobh hat eine interessante Geschichte als
Flottenstützpunkt und Auswandererhafen; von hier verließen ca. 2,5
Millionen der insgesamt 6 Millionen irischen Auswanderer ihre Heimat
(lt. Wikipedia). Besonders bekannt ist Cobh durch seine enge
Verbindung zur RMS Titanic, die während ihrer Jungfernfahrt mit Cobh
(damals noch Queenstown) am 11. April 1912 ihren letzten Hafen vor
ihrem Untergang anlief. Um diesem tragischen Unglück und den hier an
Board gegangenen Passagieren zu huldigen, findet jedes Jahr eine
Gedenkfeier im Hafen statt.
3. Rock of Cashel und Hore Abbey (irisch: Carraigh
Phádraig) Das beeindruckende Monument wurde auf einem 65m hohen
Berg errichtet, der bereits im Altertum als Sitz von Feen und
Geistern verehrt wurde. Grund für die Errichtung der Burg dürfte
aber die wichtige strategische Bedeutung gewesen sein, da man sich
einen guten Überblick über das umliegende Land verschaffen konnte.
Die Geschichte dieses Ortes ist geprägt von kriegerischen
Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Clans, dem Einwirken der
Kirche (der heilige Patrick machte die Festung im 5. Jahrhundert zum
Bischofssitz) und sicherlich auch der ein oder anderen Machtintrige.
Wer sich näher dafür interessiert, wird sicherlich im Internet
fündig.
Die sich in direkter Nachbarschaft befindliche
Hore Abbey wurde ursprünglich von Benediktinern gegründet und
bewohnt. Als 1272 der Erzbischof von Cashel von seinem gewaltsamen
Tod träumte, herbeigerufen durch die Benediktiner, lies er den Orden
aus der Abtei vertreiben und siedelte stattdessen Zisterziensermönche
an. Die Auflösung des Klosters erfolgte um 1540. Die
Ruine ist frei zugänglich sofern man sich an den grasenden Kühen
vorbeitraut, die Touristen gleichgültig beäugen.
4. Hook
Peninsula / Hook Lighthouse
Wieder ein
Leuchtturm, diesmal mit dem Prädikat „ältester funktionstüchtiger
Leuchtturm der Welt“, was in der Informationsbroschüre des
Tourismusverbandes mit der Beschreibung „man glaubt, daß er einer
der…… ist“ relativiert wird. Eigentlich ist es auch vollkommen
egal, allein die Tatsache, daß der Turm im frühen 13. Jahrhundert
gebaut wurde und noch immer im Einsatz ist und wir dies heutzutage
mit unserer auf Gewinnmaximierung und Kostensenkung fixierten
Pfuscherei-Bauwirtschaft nicht
mehr hinkriegen, spricht schon Bände. Heute
stehen die Gebäude keine
100 Jahre mehr oder wir schaffen es erst gar nicht, Bauvorhaben zu
beenden.
Auf dem Weg
zur Hook Halbinsel passiert man neu errichtete Trailer Parks wo man,
so vermuten wir zumindest, ohne ein Grundstück erwerben zu müssen,
in einem mobilen Heim Unterkunft findet, nur um ein paar Kilometer
weiter durch komplett verwaiste Ortschaften zu fahren, wo die Häuser
zerfallen und den Kräften der Natur anheim fallen. Wir haben nicht
viel entdecken können, wovon man in dieser Region leben kann und die
Fischerei wird es wohl nicht mehr sein. Da kommt der Tourismus um den
Hook Leuchtturm ganz gelegen, bietet es doch einigen wenigen Personen
aus dem Umland eine Arbeit und Einkommen. Das dort befindliche Café,
Souvenirshop und angebotenen Führungen sind gut organisiert und die
Fish&Chips haben uns wohl gemundet. Was
wir eigentlich viel häufiger hatten tun wollen und doch wieder
aufgrund der Fülle der Sehenswürdigkeiten nicht getan hatten, war
einfach mal auszuspannen und Lokalität und Wetter auf uns wirken zu
lassen. So saßen wir eine ganze Weile im Auto, lauschten der
Brandung und machten ein kleines Nickerchen; dort am ruhigen Ende der
Welt – oder zumindest am Ende der Hook Halbinsel.
5. Kilkenny:
irgendwo haben wir gelesen, daß Kilkenny das irische Rothenburg
o.d.Tauber sei. Nun gut,
mit Rothenburg kann es sicherlich nicht ganz mithalten, aber wir
verstehen wo der Vergleich herkommt. Die Innenstadt ist ganz
schnuckelig und hat mit Schloß, Brauerei und Kirchen einiges zu
bieten. Bei der Zahl der Souvenir- und Geschenkeläden hat Rothenburg
aber definitiv die Nase vorn. Neben
dem Schloß statteten wir der St. Canice´s Cathedral einen Besuch ab
und liefen ein wenig zwischen den Grabsteinen umher. Die den Toten
gebürtige Ruhe konnten wir leider nicht genießen weil es eine
Gruppe deutscher Schüler vorzog, zwischen den Grabsteinen Fangen zu
spielen. Überhaupt sind wir während unserer zwei Wochen sehr vielen
Schulklassen verschiedener Nationalitäten begegnet, dies war uns in
anderen Urlauben nicht so stark aufgefallen.
Kilkenny ist
vorallem auch für sein gleichnamiges Bier bekannt, obwohl es in
Irland ursprünglich unter dem Namen Smithwick´s vertrieben wurde.
Kilkenny war damals eine stärkere, für den Export produzierte
Variante des Smithwick´s, inzwischen erhält man aber beide Marken
in Irland. Es muß wohl nicht erwähnt werden, daß man neben Touren
durch die Brauerei auch einen eigenen Souvenirladen finden kann, der
sich voll und ganz dem lieben Bier widmet.
6. Rock of
Dunamase
Nahe der Stadt
Port Laoise liegt auf einer Anhöhe ein sehr historischer Ort, dessen
Ruinen teilweise über tausend Jahre alt sind. Der Rock of Dunamase
ist relativ schlecht ausgeschildert und zu finden, was vielleicht
daran liegt, daß man dort keinen Eintritt zahlt und sich deshalb das
Interesse daran, viele Touristen dort herumtrampeln zu sehen, in
Grenzen hält. Aber das ist natürlich nur eine Vermutung
unsererseits. Laut Wikipedia war dieser Ort bereits dem Gelehrten
Ptolemäus bekannt, der ihn in seiner berühmten Karte aus der Zeit
um 150 n.Chr. als
Dunnum bezeichnete.
Dieser Ort
könnte Geschichten über Geschichten erzählen über die Dinge, die
sich dort zugetragen haben. Angefangen bei den ersten vorkeltischen
Siedlern aus der Bronzezeit, die Kelten und die plündernden
Wikinger. Irgendwann errichtete jemand eine Burg und diese ging durch
die Hände vieler bekannter irischer Familien, sicherlich nicht immer
friedlich. Oliver Cromwell soll die Burg 1650 erobert und
Schützengräben für seine Truppen errichtet haben, die noch heute
zu erkennen sind. Lange Jahre war die Anhöhe Militärzone, da sie
eine ideale Verteidigungsposition darstellte.
Von
diesem kriegerischen Hintergrund ist heute zum Glück nicht mehr viel
zu erkennen. Die Ruinen ruhen recht friedlich auf der Anhöhe,
Schaulustige kommen und gehen und niemand scheint sich so wirklich
für diesen Ort zu interessieren. Nur das Wetter nagt an der Substanz
und trägt seinen Anteil am weiteren Zerfall bei. Soll man um diesen
Ort trauern, der schon so lange das Leben der Menschen in der einen
oder anderen Art beeinflußt hat, dessen Geschichte so weit
zurückgeht, wie sich Menschen auf anderen Kontinenten nicht mal
vorstellen können, weil ihre eigene Geschichte höchstens 2-300
Jahre zurück reicht? Auch wenn durchaus beim Anblick von Ruinen ein
wenig Wehmut aufkommt, weil hier früheres Leben ein Ende gefunden
hat, so hatten wir doch das Gefühl, daß man hier seinen Frieden
damit schließen kann. Im Grunde ist der Mensch so klein und
unbedeutend; wer weiß was in ein paar hundert Jahren an diesem Ort
vorzufinden sein wird.
Die restlichen Unterkünfte dürfen natürlich auch nicht fehlen:
Bijoux
By The Lee, 20 North Main Street, Cork, Irland, 90 Euro für ein
ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück
In
Cork etwas halbwegs bezahlbares für eine Nacht zu finden, ist nicht
einfach. Wir haben lange auf booking.com suchen müssen und
letztenendes doch nur dieses B&B gefunden. Daß es nicht mit
einem 4 Sterne Hotel mithalten wird, war uns klar, aber dennoch war
die Unterkunft enttäuschend. Die meisten der angepriesenen
Dienstleistungen und Ausstattungsmerkmale waren überhaupt nicht
vorhanden. Obwohl wir ein Doppelzimmer gebucht hatten, war nur ein
Duschhandtuch vorhanden und dieses auch noch dreckig. Das WLAN
funktionierte überhaupt nicht, auch wenn man sich direkt neben den
Router stellte. Die Wände sind extrem hellhörig. Das Frühstück
ist self-service, man nutzt also alles, was sich im Kühlschrank
befindet (oder auf der Anrichte steht) und versucht, sich daraus
etwas eßbares zu zimmern. Wir aßen nur eine Kleinigkeit, um
überhaupt was im Magen zu haben und frühstückten dann lieber
unterwegs in einem kleinen süßen Café. Das Bijoux wird als B&B
beworben, was es definitiv nicht ist, da schon das
Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt. Da hatten wir während
unser Reise bessere und preiswerte B&Bs. Die Unterkunft sollte
als Hostel ausgewiesen werden, dann weiß man ungefähr, was man zu
erwarten hat. Allerdings ist auch dafür der Preis viel zu hoch und
muß definitiv runter.
Unsere
Schulnote für das Bijoux By the Lee: eine 3,0
Palm
Grove B&B, Dualla Road, Cashel, Irland, 84 Euro für ein
ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück
Die
Unterkunft liegt zwar direkt an der Hauptstraße, man hört aber
trotzdem keinen Verkehrslärm. Sie ist ein wenig abgelegen und für
die meisten wird es daher zu weit sein, in die Stadt zu laufen.
Abends macht das allerdings auch keinen Sinn, denn wir haben bereits
18 Uhr keinen Pub mehr finden können, der noch Abendessen anbietet
und mußten uns mit dem Supermarkt begnügen. Wir wurden zuvorkommend
empfangen und führten beim Frühstück eine nette Unterhaltung mit
der Eigentümerin.
Wir
empfanden das Badezimmer als sehr kalt und auch das Zimmer selbst
wollte sich trotz laufender Heizung nicht aufwärmen.
Die
Einrichtung ist schon etwas älter, aber trotzdem gepflegt.
Merkwürdig ist, daß das Bad kein Waschbecken besitzt sondern sich
im allgemeinem Schlaf-/Wohnraum befindet. Milch für Tee/Kaffee gabs
frisch, konnte allerdings nicht gekühlt werden.
Unsere
Schulnote für das Palm Grove B&B: eine 2,5
Launard
House, 2 Maidenhill, Kells Road, Kilkenny, Irland, 79 Euro für ein
ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück
Wir
wurden sehr nett empfangen. Die Informationsmappe auf dem Zimmer mit
Sightseeing Tipps empfanden wir als sehr hilfreich, das sieht man bei
den wenigsten B&Bs. Die Einrichtung von Zimmer und Bad wirkt
vielleicht ein bißchen altbacken durch die vielen Holzelemente, aber
uns hat es nicht gestört und es war sauber und stilvoll.
Wir
hatten uns sehr auf die Pancakes am Morgen gefreut, da man sowas
normalerweise nicht in Irland bekommt; sie waren allerdings ein wenig
kalt aber trotzdem eine willkommene Abwechslung.
Unsere
Schulnote für das Launard House: eine 2,0
Killossy
B&B, Mullacash North, Killashee, Naas, Irland, 90 Euro für ein
ensuite Doppelzimmer inkl. Frühstück
Die
Lage war uns weniger wichtig, da wir am nächsten Tag zum Dubliner
Flughafen mußten, der ca. 50km entfernt ist und in weniger als 1
Stunde erreichbar ist. Letztenendes wollten wir nur das Chaos in
Dublin vermeiden und eine letzte ruhige Nacht verbringen.
Wir
wurden sehr nett von der Gastgeberin sowie Hund und Katze empfangen.
Das Zimmer ist sehr modern und sauber und wir hatten sogar einen
Balkon, auf dem wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. Zu
beanstanden gab es rein gar nichts, wir waren wunschlos glücklich.
Beim Frühstück wird auf individuelle Wünsche eingegangen.
Ohne
Navigation ist das Anwesen unter Umständen schwierig zu erreichen,
hier hatten wir wieder das Phänomen, daß uns google maps in die
richtige Richtung lotste, das Navi das Autos allerdings nicht.
Unsere
Schulnote für das Killossy B&B: eine 1,0
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