Donnerstag, 28. November 2024

Unsere Skandinavien Reise Teil 18 - Provinz Kalmar

 

eine kinderfreundliche Wanderung "Kevershäll" mit ganz vielen süßen Steintrollen

Direkt nach dem Aufstehen springt Tommy noch mal in den See und setzt sich super erfrischt an den Frühstückstisch. Seit ein paar Wochen schon fahren wir ein Camping Prospekt durch die Gegend, welches wir in Vaxholm in der Touristinfo gefunden haben und wo wir eine kleine Wanderung entdeckt haben, die direkt nach Jamies Geschmack sein könnte. Sie befindet sich in der Nähe von Mönsterås und nennt sich Kevershäll, weil es sich um die Besteigung eines Berges gleichen Namens handelt, der 63 Meter üdM liegt und den höchsten Punkt der Gegend darstellt. Von dort oben haben wir eine ausgezeichnete Weitsicht auf die Insel Öland, den umliegenden Wald und einige andere prägnante Objekte, deren Namen wir aber nicht kennen (eine riesige Fabrik, einige Kirchen, Türme etc). In den umliegenden Dörfern erzählt man sich viele Mythen und Geschichten über Kevershäll. Den Sagen zufolge haben Riesen, Trolle und andere Fabelwesen in Kevershäll ein Zuhause gefunden. 


Kinder verschiedener Schulklassen haben liebevoll gestaltete Trolle und Waldwesen entlang des Wanderweges versteckt und so lädt die Wanderung insbesondere Kinder, aber natürlich auch Erwachsene dazu ein, diese zu finden und sich an ihnen zu erfreuen. Am Anfang ruft Katja noch das Ziel aus, die Trolle zu zählen, um Jamie ein wenig bei Laune zu halten, aber bereits nach ein paar Minuten finden wir so viele von ihnen, dass wir das Zählen lieber sein lassen. Katja läuft aber noch mal zurück, um eine Tupperschüssel zu holen, denn auch hier wimmelt es nur so von reifen Blaubeeren. Leider wimmelt es aber auch von Mücken. Vielleicht gibt es sie ja nur deswegen, um die Blaubeerbestände der Wälder zu schützen und den Tieren und/oder Waldwesen zu überlassen, weil sie diese nicht mit uns Menschen teilen möchten??? 


Die Wanderung besteht aus mehreren Routen, die wir alle nicht verpassen wollen, da sie alle gewisse Highlights vorzuweisen haben. So laufen wir links hinauf, dann oben auf den Aussichtsturm, in der Mitte kurz runter zum Steintor (gelber Stern, siehe Karte oben), dann wieder hoch zum Turm und dann rechts runter zur Schneiderkammer (blauer Stern). In der Schneiderkammer soll sich vor langer Zeit ein Schneider niedergelassen haben, nachdem er aus dem Krieg flüchtete. Der Ort der gar nicht so großen „Skräddarekammaren“ ist eine imposante Felsformation, die einige Höhlen, Vorsprünge und tiefe Felsspalten in verschiedenen Größen zu bieten hat. Der Gipfel des Berges hat übrigens nie unter Wasser gelegen, auch wenn der Berg selbst vom Inlandeis geformt wurde. Dort oben stehen zahlreiche kahle und verdorrte Bäume, die dem ganzen einen surrealen Anschein geben, man fühlt sich unweigerlich in einen Endzeit Film versetzt. Nach dem Abstieg befinden wir uns dann wieder im Wald, umgeben von zahlreichen Blaubeerbüschen und natürlich auch wieder von unseren summenden Freunden. 


Irgendwie ist Katja die Einzige, die die Tupperschüssel mit Blaubeeren füllt, Jamie futtert sie selbst (er kann es nicht verleugnen, die Farbe seiner Lippen spricht eine eindeutige Sprache) und Tommy ist mit der Mückenabwehr beschäftigt. Zurück im Ludwig gibt es dann einen Snack für alle, wir sind fast 2 Stunden unterwegs gewesen. Allzu lange können wir allerdings nicht rumbummeln, es ist bereits kurz vor 16 Uhr und wir müssen noch einen Stellplatz finden. Wir haben bereits einen rausgesucht und dort ist nicht viel Platz, wir können also nur hoffen, dass es noch nicht zu voll dort ist. Bei unserer Ankunft eine knappe halbe Stunde später stellen wir fest, dass unsere Befürchtungen unnötig waren, es ist keine Menschenseele dort. Jedoch gibt es wieder viele Mücken und sie stürzen sich sofort auf Tommy, als er aussteigt, um Ludwig gerade auszurichten. Wir wagen es dann noch kurz, die Gegend zu erkunden und ein paar Bilder zu machen, sind dann aber recht schnell im Wohnmobil verschwunden, weil die schönste Gegend nichts hergibt, wenn man sie nicht draußen genießen kann. Hier stehen zwei Boote, die man sich sogar ausleihen könnte, um damit über den See zu schippern und seine Angel ins Wasser zu hängen, aber bei den Mücken kann man das doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen.  




kurze Stadtbesichtigung in Kalmar 

Obwohl wir gestern den ganzen Tag mit prallem Sonnenschein gesegnet waren, war unsere Hausbatterie am Abend platt, deswegen ziehen wir es in Erwägung, vielleicht eine neue zu besorgen. In Kalmar (unserem heutigen Ziel) gibt es eine Gelegenheit dazu. Katja hat die Stellplatz Situation in der Stadt ausführlich gestern Abend studiert und unser präferierter Platz direkt am Wasser bietet nicht viel Platz, so dass man früh da sein muss. Wir stellen uns also für heute mal wieder einen Wecker und sind doch tatsächlich kurz nach 09:30 Uhr bereit zur Weiterfahrt. Im Ort kaufen wir noch fix was ein, dann geht’s weiter nach Kalmar, der Namensgeber des Bezirkes, in dem wir uns momentan befinden. Tommy möchte die Hausbatterie noch ein wenig beobachten, deswegen geht’s dann doch nicht zu Biltema aber wir sind ja noch ein paar Tage in der Umgebung. Den ausgesuchten Stellplatz erreichen wir und wir erhaschen tatsächlich den letzten Platz (es gibt nur 3), müssen aber den Schweden vor uns bitten, ein Stück zu seinem Vordermann aufzuschließen damit wir mit unserem Hinterteil nicht den Weg für andere versperren. Das tut er natürlich gern, Katja unterhält sich noch ein bisschen mit ihm übers paddeln, weil er gerade mit seinem SUP beschäftigt ist und er erzählt, dass er damit bereits die ganze Stadt umrundet hat. Hier der Teil ist aber immer etwas windig (heute auch) und er schaut ein wenig besorgt zu der kleinen Insel Grimskär herüber, die er mit dem Board zu erreichen gedenkt. Nach einer ganz kleinen Verstärkung packen wir unsere Sachen, schnappen das Laufrad und laufen in die Stadt hinein, vorbei am Schloss Kalmar mit seiner 800 Jahre alten Geschichte. Im 13. Jahrhundert ließ man um den 1180 errichteten Verteidigungsturm eine Burganlage bauen, die sie zur damals modernsten Festung Schwedens machte. Lange Zeit diente das Schloss wegen seiner strategischen Lage nahe der Grenze zu Dänemark als starke Verteidigungsanlage. 

In die Burg hinein gehen wir nicht, das Außengelände hätte uns zwar interessiert, das Innenleben nicht unbedingt und mit Jamie ist das mit den Eintrittsgeldern immer so eine Sache, weil er schnell das Interesse verliert. Um die Burg herum finden wir einige Spielgeräte, die für Jamie interessanter sind und während Katja schonmal einen Abstecher ins Touristbüro macht, darf Jamie noch ein wenig Pirat spielen. Dann treffen wir uns wieder am Gästehafen, Katjas Rucksack ist gefüllt mit Broschüren und Prospekten und sie staunt beim Betreten der Touristinfo nicht schlecht, als sie einen riesigen Bundesadler entdeckt und liest, dass es sich hier auch um ein deutsches Honorarkonsulat handelt. Aber zum Glück ist die Nachlass Sache für sie jetzt erstmal abgeschlossen, wir brauchen keinen Konsul mehr. 

Wir sind der einstimmigen Meinung, dass wir uns mal wieder ein Eis gönnen könnten und tun dies auch sofort. Da aber noch etwas mehr Hunger da ist, besorgt Tommy noch einen nahrhaften Nudelsalat und wir futtern ihn gemeinsam auf einer Parkbank. Danach erkunden wir die Stadt weiter und genießen das sommerliche Wetter. Auf dem Rückweg kommen wir irgendwie nochmal am Spielplatz in der Nähe des Schlosses vorbei und Jamie ist ganz hin und weg. Katja seilt sich gegen 17 Uhr ab und macht sich schon mal allein auf den Weg zum Ludwig, um dort das Abendessen vorzubereiten, ihre zwei Männer kommen dann nach. Nach dem frühen Abendessen bleibt noch etwas Zeit für Abendbeschäftigung und dann geht’s für Jamie ins Bett. Mit dem Meerrauschen wird es heute hoffentlich nicht so lange mit dem Einschlafen dauern.




Schloss Borgholm auf der Insel Öland 

Den Wecker brauchen wir heute Morgen nicht, denn für das frühzeitige Aufwachen sorgt die Umgebung. Der Parkplatz ist direkt neben einer Swedish Agro Fabrik, dem Hersteller landwirtschaftlicher Produkte und da hier im Minutentakt LKWs und Tanklaster ein und ausfahren, vermuten wir, dass hier Dünger oder Futtermittel hergestellt werden. Die LKWs hupen, um sich Eintritt zu verschaffen und naja, das Hupen erfolgt recht häufig. Umso früher sind wir abreisefertig und tun dies mit einem weinenden Auge, denn der Himmel ist grau und ab und zu tröpfelt es bereits. Wir haben uns darauf eingestellt, denn wir haben den wechselhaften Wetterbericht seit Tagen im Auge, aber ärgerlich ist es trotzdem. Schließlich fahren wir heute auf die Insel Öland, dem Sommer-Ferien-Paradies der Schweden mit kilometerlangen weißen Sandstränden und das macht bei Sommerwetter eben mehr Spaß als im Regen. Wir überqueren die mehr als 6km lange Ölandbrücke und schon sind wir drüben und stoppen erstmal an einem Rastplatz, um unsere Toilette zu leeren. Während Tommy mit Ludwig´s WC Kassette beschäftigt ist, schmeißt Katja mal kurzerhand seine heutige Planung über den Haufen. Er hatte Trollskogen als Ziel eingegeben, ganz oben an der nördlichen Spitze Ölands (man kommt ungefähr mittig von Kalmar von der Brücke) und bis auf ein paar Ausnahmen gibt es nur zwei größere Verkehrsrouten über die Insel, einmal im Westen und zum anderen im Osten. Gleich dort hoch zu fahren ohne jeglichen Zwischenstopp und uns dann dort oben für entweder Westen oder Osten runterwärts zu entscheiden, würde bedeuten, die andere Seite der Insel nicht sehen zu können. 

Katja gibt Schloss Borgholm als neues Ziel ein, was sich als gute Schlechtwetter Variante entpuppt. Wir entscheiden uns heute, mal Eintritt zu zahlen und uns die Ruine von innen zu betrachten. Der Preis ist okay, 120 SEK für einen Erwachsenen, 30 SEK für Kinder von 5 bis 11 Jahren. Es findet gerade eine Ausstellung von Unterwasserbildern statt, wohl in Zusammenarbeit mit dem National Geographic, die können wir uns dann auch gleich noch anschauen. Und für Kinder gibt es, je nach Altersstufe, verschiedene Rätsel und eine Suche nach versteckten Dracheneiern, mit der wir Jamie wunderbar bei Laune halten können. Allerdings zweifeln wir bereits an unseren Sucher Fähigkeiten, denn wir finden eine ganze Weile nichts. Dann geht es Schlag auf Schlag und Jamie kann es gar nicht schnell genug gehen, so dass die gestressten Eltern überhaupt nicht zum Fotografieren kommen. Was allerdings bei dem teilweise sehr starken Regen auch nicht möglich ist und keine zufriedenstellenden Bilder hervorbringt. Die Ausstellung ist ein wenig enttäuschend, denn die Bilder sind zwar wunderschön, aber nicht sehr zahlreich und irgendwann hat Jamie sowieso das Interesse verloren, weil der Magen knurrt. Wir können ihn gerade noch dazu überreden, im Shop an der Schatztruhe sein Glück zu versuchen, wo man den bei der Schatzsuche errechneten Code eingeben muss. Zu Jamies Überraschung öffnet sich die Truhe und er kann sich eine Süßigkeit aussuchen. Kein schlechter Nachmittag, wenn man bedenkt, dass es vorher wieder Theater gegeben hat, weil Jamie bei dem ach so blöden Regen überhaupt nicht raus wollte. Nun geht’s aber erstmal zurück zum Ludwig zur Raubtierfütterung und allgemeinen Zeitverreib und zum späten Nachmittag hin passiert etwas, womit wir heute überhaupt nicht mehr gerechnet hätten. Die Sonne zeigt sich! 

Zum Glück gab es ein frühes Abendbrot, so dass wir danach nochmal für einen Abendspaziergang hinausgehen und die Burg im Abendlicht genießen können. Parken darf man übrigens auf dem Schlossparkplatz, tagsüber kostenlos und von 18 bis 9 Uhr zahlt man 100 SEK. So viele Freisteher Möglichkeiten gibt es in Borgholm nicht, deswegen bleiben wir hier. Der ein oder andere kennt das Schloss vielleicht aus dem Musikvideo von Roxettes „Listen to your heart“, das bei einem ihrer Konzerte in der Ruine aufgenommen wurde.


zwei Tage Campingplatz: Tag 1 Waschtag ....... 

Wir brechen nach dem Frühstück auf und während der Fahrt überlegen wir, was die beste Vorgehensweise für heute ist. Wir wollen ja immer noch nach Trollskogen und heute ist das Wetter wieder schön. Auf der anderen Seite möchte Katja unbedingt mal wieder waschen, damit sich nicht wieder so viel Dreckwäsche ansammelt wie beim letzten Mal, was sich stets als logistische Herausforderung darstellt, gerade wenn man einen Zeitraum buchen muss und in dieser Zeit so viel Wäsche gewaschen und idealerweise auch getrocknet bekommen muss. Das Waschen können wir nur auf einem Campingplatz erledigen und heute bietet sich aufgrund des guten Wetters eine hervorragende Gelegenheit, weil ein Teil der Wäsche draußen trocknen kann. Also macht Tommy den Vorschlag, gleich auf den Campingplatz zu fahren und heute einen Faulenzertag einzulegen.


Gesagt, getan – wir fahren auf den Campingplatz, den Katja schon rausgesucht hatte (das Angebot ist riesig auf Öland) und kurz vor 12 Uhr checken wir ein. Katja fragt nach Waschen und es ist ein Zeitraum frei von 12-15 Uhr (es gibt nur 2 Möglichkeiten am Tag, nicht besonders viel: 9-12 und 12 bis 15 Uhr) und so nimmt sie diesen gleich. Während sich Tommy um den Ludwig kümmert und ordentlich hinstellt, alles an Strom anschließt usw., kümmert sich Katja, mit Jamie im Schlepptau, um die erste Waschladung. Die Waschmaschine ist nicht besonders groß, also werden es mehrere Ladungen werden, bis 15 Uhr sind beide Maschinen (also auch der Trockner) gut beschäftigt und sogar Jamies Lieblingskuscheltier, der Bello, bekommt eine Fahrt in der Achterbahn. Die Wäsche auf dem Wäschetrockner wedelt freudig im Wind hin und her und bis zum angekündigten Regen um 17 Uhr können wir alles trocken von der Leine nehmen. In der Zwischenzeit hat sich eine kleine Familie aus Halle neben uns gesellt und die kleine Nele (1,5 Jahre) versucht mit Jamie Fußball zu spielen. In der Hochsaison zahlt man hier für die Duschmarken, wir haben aber 6 Stück umsonst bekommen und so gehen wir alle noch duschen und dann gibt’s Abendbrot.



 ...... Tag 2 Fahrradtour! 

Der Tag beginnt sonnig, zieht sich aber recht bald zu. Trotzdem haben wir uns entschlossen, Fahrräder für die Erwachsenen zu mieten und einen kleinen Ausflug zu machen. Wir überlegen hin und her, ob es Jamie auf seinem Laufrad bis Trollskogen schaffen wird, die Angaben variieren von 6-8km einfacher Weg und dort wäre ja auch noch ein Rundweg von knapp 5km zu bewältigen. Letztenendes fahren wir nicht nach Trollskogen und fahren einfach so in der Gegend umher, sammeln Brombeeren am Wegesrand und trotzen dem ein oder anderen kleinen Regenschauer. Es ist unsere erste gemeinsame Fahrradtour, da Katja zu Hause bei den vielen Bergen nie besonders viel Lust verspürt, ihre geplagte Lunge auszupowern. Aber hier macht es Spaß, es ist flach und Jamie kommt gut hinterher. Auf dem Rückweg stoppen wir nochmal fix im ICA in Byxelkrok für Brot und eine Kleinigkeit fürs Abendbrot und dann geht’s erstmal wieder auf den Campingplatz. Nach einem Snack machen Tommy und Jamie nochmal los und erkunden den Hafen. Insgesamt hat Jamie 20km zurückgelegt und so hätten wir es vielleicht sogar bis nach Trollskogen und zurück geschafft, aber man weiß es halt nie vorher. Auf jeden Fall ist ihm das Einschlafen heute nicht besonders schwer gefallen, er hat sogar zugegeben, müde zu sein.



eine landschaftlich reizvolle Wanderung bei Trollskogen  

Ein neuer Tag bricht an und heute soll es weitergehen. Da wir gestern beim Verlängern des Stellplatzes nochmal Duschmarken bekommen haben, lassen wir es krachen und gehen vor dem Frühstück nochmal duschen. Trotzdem haben wir 2 Marken übrig und geben sie brav zurück. Erstaunlich, wie lange es dann doch immer dauert, bis wir Ludwig abreisefertig haben nach zwei Tagen Campingplatz. Noch fix verabschieden von Patricia, Marian und Nele (Euch noch eine schöne Reise!) und es geht nach Trollskogen. Innerhalb weniger Minuten sind wir dort, fahren auf den großen Wohnmobil Parkplatz und überall fallen uns die Schilder „Daytime parking“ auf. Für die Nacht ist das also nix. Blöd eigentlich, das Informationszentrum ist aus Budgetgründen an Wochenenden und Feiertagen geschlossen. Das Geld könnte man kurzerhand durch eine faire Übernachtungsgebühr für Wohnmobile einnehmen. 


Es ist ein sonniger Tag, wir schnappen uns die Kameras und das Laufrad und los geht’s. Es stehen verschiedene Wanderwege zur Verfügung, wir wählen den längsten mit knapp 4,5km. Verschiedene Glanzpunkte (Prospekt!) dürfen wir auf unserer Wanderung bewundern: längst überwucherte alte Grenzmauern; das Wrack des 1926 bei Unwetter gesunkenen Schoners Swiks, dessen Besatzung den Unfall glücklicherweise überlebte; einen wunderbar beruhigenden Geröllstrand aus Kalk- und Sandstein, auf dem man zwar nicht besonders gut vorankommt, aber sich einfach mal hinsetzen und dem Wellenrauschen zuhören kann; skurrile alte Eichen (teilweise bis zu 900 Jahre alt), die zahlreichen Pflanzen, Tieren und Pilzen einen wichtigen Lebensraum bieten; gut ein Dutzend alter Gräber aus der Eisenzeit, die man archäologisch noch gar nicht erkundet hat und die krummen Kiefern, deren Leben im mageren Boden und den harschen Wetterbedingungen alles andere als einfach ist, was man an ihren teils wirklich bizarren Wuchsformen ablesen kann. Hinzu kommen üppige Strandwiesen, auf denen im Sommer Kühe weiden und die den Wanderern schon mal etwas auf die Pelle rücken können, aber nicht gefährlich sind. Diese Wiesen sind besonders, ihre Pflanzen mögen die ständige Wurzelnässe und Wat- und Entenvögel finden hier zur Brutzeit gute Nistplätze. Mit Erholungs- und Fotopausen benötigen wir 3 Stunden für die Wanderung und da wir nicht viel zu Essen dabei hatten, kümmern wir uns nach der Rückkehr zum Ludwig erstmal um unserer leibliches Wohl. 


Als wir endlich weiterfahren, ist es schon 16 Uhr und wir wollen noch zum Langen Erik, dem Leuchtturm, der an der nördlichsten Spitze von Öland steht. Zum Glück ist er nur ein paar Minuten entfernt und auch dort erkunden wir die Gegend und nehmen ein paar fotografische Erinnerungen mit. Dort wäre ein toller Platz zum Übernachten aber die Schilder mit dem Parkverbot von 23 – 6 Uhr sind nicht zu übersehen und so fahren wir weiter. Inzwischen sind wir dreimal an der Stelle vorbeigefahren, die wir gestern schon als Übernachtungsplatz für heute ausgeguckt haben. Sie ist ein rarer Fund auf Öland, wo alle Parkflächen fürs Übernachten gesperrt sind, aber hier findet sich überhaupt kein Schild.



nochmal Kalmar, diesmal für die Dinosaurier - Ausstellung 

Die Nacht war trotz der Straßennähe ruhig und besonders lange wollen wir heute sowieso nicht schlafen, da wir nach Kalmar zurückfahren und die Dinoausstellung besuchen möchten, die gestern eröffnet hat. Wir haben Jamie noch nichts davon erzählt und wollen ihn überraschen. Blöderweise ist bereits der Parkplatz mit Dinos verziert, die Einfahrt wird von zwei T-Rexen bewacht, da können wir es nicht mehr verheimlichen. Auch wenn Jamie sonst nix mitbekommt, aber das sieht unser Dinofan natürlich sofort! Wir verbringen 3,5 Stunden in der Ausstellung und der Begründer Roland Wiberg ist vor Ort und stellt sich den Fragen der Besucher. Tommy plaudert ein wenig mit ihm, erfährt dass es Rolands Kindheitstraum war, ein Dinosaurier Museum ins Leben zu rufen und spricht von den Herausforderungen dieses Vorhabens. Zuerst dachten wir noch, dass es sich um eine Wanderausstellung handelt, aber ziemlich schnell begreifen wir, dass dies logistisch überhaupt nicht zu stemmen wäre: schon allein das Auseinandernehmen der lebensgroßen Skelette, das Verpacken, Transportieren und wieder Aufbauen würde schon mehrere Monate in Anspruch nehmen. Und da sind die ganzen Fossilien und anderen Fundstücke noch nicht aus den Vitrinen genommen, verpack und wieder ins Glas gelegt. Das Museum gibt es seit 2013, aber es ist nicht dauerhaft geöffnet. Während der Pausen erfolgen immer wieder Umbauten, neue Exponate werden integriert, das Konzept überarbeitet etc. Roland verrät uns, dass sie ein neues Skelett gekauft haben, welches zukünftig einen neuen Platz im Museum finden wird. Wer mehr über den Mann hinter der Ausstellung erfahren möchte, kann dies in diesem englischen Artikel tun, zur Not gibt es Online Übersetzungsprogramme.



Anschließend müssen wir mal wieder was einkaufen, unser Kühlschrank ist verdächtig leer. Und dann plagt uns der Hunger, schließlich haben uns die Dinosaurier ganz gut beschäftigt. Wir fahren aber noch zu unserem heutigen Stellplatz, direkt an der Öland Brücke und dort fallen wir über das Baquette her. Jamie möchte den Ludwig trotz des schönen Wetters heute nicht mehr verlassen, das waren genug Eindrücke für diesen Tag. Also gehen Tommy und Katja getrennt auf Erkundungs- und Fototour und dann zaubern wir unser Abendessen.



wir nähern uns den Elchen..... 

Da wir direkt unter der Öland Brücke stehen, sind wir früh wach, denn der Verkehr bricht hier nie komplett ab. Nach dem Frühstück springt Tommy mal kurz in die kalte Ostsee und erfrischt geht es weiter. Wir haben heute einige organisatorische Dinge abzuarbeiten. Erstens wollen wir uns eine neue Hausbatterie für den Ludwig kaufen, weil unsere oft sehr früh schlapp macht. Das darf sie aber auch, denn sie hat bereits einige Jahre auf dem Buckel und sie ist eigentlich nur eine Starterbatterie, die wir damals getauscht hatten. Wir fahren zu einem Batterieexperten in Kalmar, der die Batterie misst, uns mitteilt, dass es die falsche für den eingesetzten Zweck ist und uns gleich die neue anschließt. Dann geht’s zur Tankstelle, wo wir Ludwig mit Wasser und Diesel befüllen. Und auf dem Weg zum heutigen Ziel steuern wir gleich noch einen Rastplatz an und leeren die WC Kassette.



Wir haben einen Stellplatz in der Nähe von Kosta ausgesucht, weil wir dort morgen den Elchpark besuchen möchten. Beim Abbiegen von der Straße fallen uns zahlreiche Warnschilder auf und Katja springt aus dem Ludwig und beginnt, diese mühsam ins Übersetzungsprogramm einzutippen. Der Stellplatz entpuppt sich als inmitten eines Militär Truppenübungsplatzes gelegen und laut Schild besteht Gefahr für Leib und Leben. Nun gut, wir haben tatsächlich keine Lust, dass uns die Munition um die Ohren fliegt, deswegen fahren wir weiter direkt bis zum nahe gelegenen Elchpark, auf dessen Parkplatz wir die Nacht verbringen. Es wäre zwar noch genügend Zeit, diesem heute einen Besuch abzustatten, aber die Fütterung der Tiere findet 10 Uhr und 12 Uhr statt und das haben wir bereits verpasst. Also steht der Besuch morgen an und heute vertreiben wir uns die Zeit, testen schon mal den Spielplatz und so kriegen wir den Tag auch rum.



Elchpark bei Kosta 

Wer oft Tiere in Zoos und Wildparks fotografiert, weiß dass die Fütterung der beste Zeitpunkt dafür ist, weil sie dann alle aus ihren Verstecken hervor kommen. Wir stehen bereits ein wenig früher als 10 Uhr vor dem Elchpark und begehren Eintritt, müssen aber noch warten. Als wir dann drin sind, laufen wir schnell dem Buggy hinterher, der die Eimer mit dem Trockenfutter durch die Gegend fährt. Und dann heißt es warten. Allmählich kommen sie ganz gemächlich, schon fast majestätisch, angetrabt und begeben sich in die Unterstände, wo sie ihre Futtertröge finden und wo der Besucher von der anderen Seite direkt auf den Teller gucken kann. So ganz geheuer ist es den Tieren nicht, auch wenn sie es natürlich gewohnt sind, aber dass sie Wild- und Fluchttiere sind, merkt man ihnen definitiv an, da sie ständig auf der Hut sind, auf unbekannte Geräusche reagieren und auch mal ganz schnell ein paar Schritte zurückweichen, wenn ihnen etwas nicht ganz geheuer erscheint. Beim Fressen kann man sie dann streicheln, aber irgendwie erscheint uns das nicht angebracht, denn sie haben ja gar keine andere Wahl: fressen und streicheln lassen oder nicht fressen und warten, bis die Menschen weg sind. Der Park hat drei große Gehege und wir laufen um sie herum. Wie vermutet, sehen wir die meisten Tiere nicht, da sie im Schatten unter den Bäumen liegen (sie sind Wiederkäuer) und gut getarnt sind. Es gibt drei Hochtürme, auf denen man in die Gehege reinschauen und sich einen guten Überblick verschaffen kann, aber wenn die Tiere unter den Bäumen liegen, bringt der erhöhte Ausblick nicht viel. Wir machen noch einen Abstecher ins kleine Museum, das die Gefahren der Elche in der Wildnis präsentiert: Bär, Wolf und Mensch. 



Und danach ist es schon wieder 12 Uhr und wir erleben die zweite Fütterung des Tages, diesmal mit Birkenästen, die sie laut Aussage des Inhabers sehr gern fressen. Auch hier kommen sie nochmal alle angelaufen und es bieten sich schöne Fotomotive. Jamie wird es aber irgendwann langweilig, er kann es eben nicht verstehen, warum man so lange daneben stehen und fotografieren muss und dann wird er entweder quengelig und oder extrem nervig. So schauen wir uns noch die anderen Nutztiere im Park an, machen einen kleinen Abstecher durch den Shop und landen unweigerlich wieder auf dem Spielplatz, wo wir noch etwas Zeit verbringen, bevor wir am Ludwig eine kleine Snackpause einlegen und dann die 40km zum heutigen Stellplatz zurücklegen. Wir stehen wieder an einer Badestelle, die bei Deutschen sehr beliebt ist, denn 80% der Besucher sind aus Deutschland. Wir gesellen uns zu einer Berliner Familie in den Sandkasten und verbringen dort den Nachmittag, Tommy landet zwischendurch unweigerlich im See (er könnte auch Seentester in Schweden werden….) und als die andere Familie essen kocht (ihr Sohn ist erst 2,5 Jahre) bekommen wir auch Jamie unter Protest ins Wohnmobil. Das waren heute viele Eindrücke für ihn, deswegen schläft er früh ein.


Ein entspannter Tag am See 

Der nächste Morgen beginnt ganz gewöhnlich, Tommy hüpft vor dem Frühstück in den See und nach dem Essen sind wir dabei, Ludwig abreisefertig zu machen. Tommy möchte Jamie ein paar Bewegungen aus dem Karate beibringen und so gehen die zwei nochmal runter zur Liegewiese, während Katja im Ludwig aufräumt. Danach geht sie auch nochmal runter zum Wasser, hält den Finger rein und meint, dass es ja gar nicht so kalt sei. Sie verkündet, heute auch mal wieder ins Wasser gehen zu wollen und erstaunt und zugleich erfreut kommen die beiden Männer mit, um sich ebenfalls badetauglich umzuziehen. Das Reingehen dauert dann doch länger als erwartet denn (das hätte sie natürlich wissen müssen) im extrem flachen Bereich ist das Wasser natürlich warm, kühlt aber mit der Tiefe auch schnell ab. Aber gut, jetzt ist sie einmal umgezogen, jetzt zieht sie es auch durch. Und dann kommt eines zum anderen, Tommy und Katja sehen sich kurz an, die Feststellung „da können wir ja eigentlich auch noch ne Nacht hierbleiben, oder?“ wird anstandslos bejaht und so bleiben wir und verbringen einen sehr sonnigen Tag am See. Da wir kein Brot mehr haben, verschwindet Katja am Nachmittag im Wohnmobil, um einen Brotteig vorzubereiten, der dann am Abend gebacken wird. Andere Badegäste kommen und gehen und die Stelle scheint sehr beliebt zu sein. Keine weiteren Vorkommnisse sind für diesen Tag zu vermelden, außer dass wir mit einem angenehmen Brotduft ins Bett gehen.



 Växjö - die angeblich grünste Stadt Europas

Heute soll es weiter gehen, aber wir haben keine Eile. Nachdem wir aufgebrochen sind, steht mal wieder Haushalt an, also erstmal über kleine Umwege einen Rastplatz angefahren um das Klo zu leeren (es gab andere auf dem Weg, aber dort ist keine Latrinenentleerung vorhanden), dann zur nächsten OK Q8 für Frischwasser und bei der Gelegenheit bekommt Ludwig mal wieder eine richtige Wäsche. Es ist wieder ein heißer Tag, er freut sich sicherlich auch mal, komplett abgeduscht und abgeschrubbt zu werden. Danach noch fix was einkaufen und ab geht’s in die Innenstadt von Växjö. Tommy hat etwas über „die grünste Stadt Europas“ gelesen und wir sind gespannt. Vom Parkplatz aus (Parken sehr günstig für 10 SEK pro Stunde, wieder per App) laufen wir in die Innenstadt, bekommen aber nicht sehr viel Grün zu sehen. Alternativ finden wir Eis und das kann man bei dem Wetter durchaus vertreten. Blöderweise sind wir in der shopping -lastigen Innenstadt gelandet, da hatte man für Grün nicht so besonders viel Platz, vielleicht gibt es die Parks ja anderswo. Oder wir sind auf besonders geschicktes City-Marketing hereingefallen. Aber egal, es ist sowieso schon kurz nach 17 Uhr und Jamie ist zu nichts mehr zu gebrauchen. 


Wir laufen zurück zum Ludwig, steuern unseren nicht weit entfernten Stellplatz an der Schlossruine Kronoberg an und müssen dort feststellen, dass der Ort sehr beliebt ist. Tommy hatte gelesen, dass es dort ein Café gibt, welches aber nur am Wochenende geöffnet hat und die Ruine selbst wurde vor Jahren schon wegen Einsturzgefahr geschlossen und man kann sie nicht besichtigen. Deswegen macht es keinen Sinn, dass soviele Leute hier sind. Es sei denn…… dass das Café doch geöffnet hat und ja, so ist es. Auf dem Parkplatz herrscht reges Treiben, es ist eigentlich nur Platz für PKWs, aber wir finden einen Platz, wo wir mit Überhang parken können. Wir können ja später noch umparken und gehen jetzt erstmal auf Entdeckungstour. Auch später ergibt sich keine Gelegenheit zum Umparken, erst als Jamie dann bereits seine Einschlafgeschichten bekommt, werden gegen 20:30 Uhr die favorisierten Plätze frei und da wollen wir dann auch nicht mehr umparken. So bleiben wir stehen wo wir sind und freuen uns, den Parkplatz nun endlich für uns allein zu haben.



1 Kommentar:

  1. Sehr interesant geschrieben.Vorallem das mit den Elchen war sehr interesant. Die anderen Berichte und Bilder sind natürlich auch gut geschrieben. Jamie hatte aber nicht so viel Glück,waren doch nicht sooo viele Spielkameraden da. Grüße M.Zachariae

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