Bisheriges Inhaltsverzeichnis
1. Strände, Leuchttürme und Klippen
· Fanad Head und Fanad Lighthouse
· Downpatrick Head und Pul Na Sean Tinne (Loch des alten Feuers)
· Slieve League
· Kilkee Cliffs
· Silver Strand
· Kilmore Beach
2. Wasserfälle
· Assaranca Waterfall
· Glencar Waterfall & Devil´s Chimney
· Aasleagh Falls
3. Friedhöfe
· Corcomroe Abbey
· Timoleague Abbey
· Hill of Slane
4. Klöster
· Kells Priory in Callan
· Clonmacnoise
· Monasterboice
· Mellifont Abbey
· Three Castle Head – Dunlough Castle
· Ballysaggartmore in Lismore
· Castle Saunderson
6. Sonstiges
· Caves of Keash
· Glenveagh National Park
· Die Halbinseln des Südwestens
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6. die sonstigen Highlights
Caves of Keash
Die Keash Höhlen sind auch als „Caves of Keshcorran“ bekannt und befinden sich am Westhang des Keshcorran Bergs (Teil der Bricklieve Mountains) in der Nähe des Dorfes Keash im County Sligo. Es handelt sich um 17 aneinandergereihte Kalkstein Kammern, einige von ihnen auch miteinander verbunden und man vermutet, dass es vielleicht noch einige unentdeckte Höhlen geben könnte.
Die ersten gründlichen Untersuchungen der Höhlen fanden 1901 statt
und dabei entdeckte man zahlreiche Tierknochen, die mit Hilfe der
Radiokohlenstoffdatierung analysiert und auf etwa 10 000 v.Chr. datiert wurden.
Auch menschliche Knochen und Zähne gehören zu den Fundstücken; der jüngste Fund
stammt aus dem Jahr 1971, als das linke Schienbein eines Erwachsenen in einer
Wasserlache geborgen wurde. Datiert wurde der Knochen auf die Wende des 11.
Jahrhunderts, was mit einem Eintrag in den Annals of the Four Masters von 1007
n.Chr. übereinstimmt und besagt, dass Muireadhach, ein angesehener Bischof in
einer namentlich genannten Höhle erstickt wurde. Die Annalen des Königreichs
Irland (oder die Annalen der vier Meister) sind Chroniken der mittelalterlichen
irischen Geschichte und reichen von der Sinflut bis zum Jahr 1616 n.Chr.
Um die Keash-Höhlen ranken sich zahlreiche Überlieferungen und
alte Geschichten, in denen sie als "jenseitige" Orte beschrieben
werden, in denen übernatürliche Wesen leben. Wer sich für irische Folklore
interessiert, kann hier
einige der Sagen um die Keash Höhlen nachlesen.
Obwohl wir aufgrund einiger früherer Besuche ein wenig mit Irlands
Sehenswürdigkeiten vertraut sind, hatten wir keine Kenntnis von den Höhlen in
Keash und fanden diese eher zufällig bei unserer Recherche. Zu der Zeit hatten
wir recht viele Wasserfälle besichtigt und suchten nach etwas ausgefallenem,
damit unser kleiner Abenteurer eine neue Entdeckung machen kann. Die Höhlen von
Keshcorran gelten als Geheimtipp, nicht viele Touristen verirren sich nach
Keash und so muss man nicht mit Massen an Leuten rechnen.
Wir parkten im Ort
und folgten dem Keash Hill Trail und liefen die paar hundert Meter zum Start
des Wanderweges, der über ein privates Farmgrundstück führt. Nachdem man über
die Absperrung geklettert ist, hält man sich links und kurz danach beginnt
schon der kurze aber recht steile Aufstieg den Berghang hinauf. Man benötigt
für diese Wanderung gutes Schuhwerk, denn schon in trockenen Bedingungen läuft
es sich nicht ganz einfach aufgrund der Steile. Und oben angekommen gibt es
außer zu den ersten 3 Höhlen keinen wirklich gut ausgebauten Weg (dafür ein
Schild, dies sei das Ende des Keash Hill Trails), sodass man sich wie eine
Bergziege am Hang entlang hangelt, um zu den anderen Kammern zu gelangen. Der
Boden am Hang war teilweise matschig und somit rutschig und das ist auch das
Gefährliche an dem Weg da man aufpassen muss, nicht am Berghang auszurutschen
und seinen Halt zu verlieren.
Dafür ist der Ausblick von den Höhlen auf das umliegende Land
fantastisch und absolut belohnend nach dem steilen Aufstieg. Die Höhlen sind
unterschiedlich begehbar. Die großen sind definitiv lohnenswert und sogar
miteinander verbunden. Eine Taschenlampe mitzubringen, ist eine gute Idee, weil
man dann auch die hinteren Bereiche auskundschaften kann, die nicht genügend
Tageslicht bekommen. Einige von den kleineren Kammern sind wirklich extrem
klein und werden nach hinten immer enger, so dass man sich fragen darf, was
sich weiter hinten befindet. Vielleicht gibt es noch einige bisher unentdeckte
Verbindungen zwischen einzelnen Kammern ganz einfach deswegen, weil man nicht
hinkommt.
Für Besucher mit mindestens mittelmäßiger Fitness und sicherem Tritt sind die Höhlen sehr zu empfehlen. Schon allein deswegen, weil man für sie (noch) keinen Eintritt bezahlt und man den Ort meistens für sich allein genießen kann. Für uns waren die Höhlen definitiv ein Highlight und wir erinnern uns immer wieder gern an das Entdecken der Höhlen zurück. Und die vielen Brombeeren entlang der wenig befahrenen Straße zum Start der Wanderung waren ein willkommener Bonus!
Glenveagh National Park
Der Glenveagh-Nationalpark liegt im Herzen der Grafschaft Donegal,
inmitten der wilden und zerklüfteten Landschaft der Derryveagh Mountains. Die
unberührten Lebensräume und die geschützte Tierwelt sowie die Wanderwege, die
zum beeindruckenden viktorianischen Schloss und den Gärten am Lough Veagh
führen, machen Glenveagh zum idealen Ausflugsziel für Naturliebhaber. Glenveagh
ist mit seinen 170 qkm der zweitgrößte Nationalpark Irlands.
Das Schloss Glenveagh Castle wurde vom anglo-irischen
Geschäftsmann Kapitän John George Adair (1823-1885) 1873 erbaut und ging in den
1970er Jahren auf den irischen Staat über, obwohl es der damalige Besitzer noch
bis 1982 als Teilzeitwohnsitz nutzte. 1984 öffnete der Park für die
Öffentlichkeit und seitdem kann dort jeder die Flora und Fauna genießen.
Der Park beherbergt die größte Rotwildherde Irlands, und im Jahr 2001 wurde der ehemals vom Aussterben bedrohte Steinadler wieder im Park angesiedelt.
Es gibt 6 ausgewiesene Wanderwege verschiedener Längen und
Schwierigkeitsgrade sodass ein Besuch im National Park nicht langweilig wird.
Kurz beschrieben sind sie hier.
Wir entschieden uns am ersten Tag für den Derrylahan Nature Trail, einen 2km
langen Spaziergang, der eine ganze Zeit lang am See entlang führt, bevor er
teilweise recht steil ins Gelände abbiegt. Da wir am späten Nachmittag
unterwegs waren, hüllte die bald untergehende Sonne die Szene in warmes
orangenes Licht und wir konnten uns gar nicht satt sehen an diesem
wunderschönen Panorama. Das erste Stück der
Kurzwanderung führt durch einen
Wald vorbei an einer speziell für Kinder angelegten Spielfläche mit
Outdoorküche und Lernhütte. Vermutlich finden dort Lernveranstaltungen mit
Rangern des Nationalparks statt. Da wir fast 3 Tage im Nationalpark
verbrachten, kamen wir einige Male an der Küche vorbei und hatten unsere liebe
Not, Jamie zur Rückkehr zum Wohnmobil zu bewegen, selbst bei heftigen Schauern.
Natürlich besuchten wir auch das Schloss und da wir die Strecke
mit Jamie nicht laufen wollten, nahmen wir den Shuttle Bus vom Besucherzentrum
(kostet pro Person 3 Euro für hin und zurück), der uns innerhalb von 10 Minuten
zum Schloss brachte. Es gab auch keinen Protest, als wir Jamies Laufrad mit an
Board nahmen. Am Schloss angekommen, inspizierten wir die großzügig angelegten
Gärten, dessen Gemüse oft an Mitarbeiter oder im Ort verschenkt wird, weil
niemand mehr im Schloss wohnt. Außerdem machten wir uns auf die kurze aber
steile Wanderung zum Viewpoint (Aussichtspunkt) von wo man eine herrliche
Aussicht auf das Schloss, den See und das umliegende Gebirge genießen kann. Mit
Laufrad war das alles halb so wild und von Jamie gab es gar nicht so viele
Beschwerden. Nach einer sehr steilen Abfahrt wieder unten angekommen, gabs dann
ein kleines Picknick und unsere kleine Raupe Nimmersatt war erstmal wieder
befriedigt. Die Fahrt zurück im Shuttle Bus fuhr der selbe Fahrer wie zuvor und
so quatschten wir noch ein wenig mit ihm.
Fazit: ein Besuch im National Park lohnt sich besonders wenn man auf seine Kosten achten möchte. Sofern man nicht an einer Führung im Schloss interessiert ist und die 3,5km vom Besucherzentrum dorthin zu Fuß zurücklegen kann (alles flach und auch gut mit dem Fahrrad machbar), muss man für den Besuch kein Geld ausgeben. Das Außengelände von Schloss Glenveagh kann ebenfalls ohne Eintritt angeschaut werden. Und die Wanderungen und die dabei gewonnenen Eindrücke sowie Ausblicke auf das Umland sind sowieso unbezahlbar.
Die Halbinseln des Südwestens
Der Südwesten Irlands ist geprägt von seinen Halbinseln, genannt Peninsulas und sie alle ringen um den Titel der schönsten und spektakulärsten Sehenswürdigkeit in diesem Teil des Landes. Jede dieser scenic ring roads hat etwas ganz Besonderes und ist für sich gesehen einzigartig; man kann sie nicht wirklich miteinander vergleichen. Viele haben ihren Favoriten und bevorzugen zum Beispiel den Ring of Kerry, den bekanntesten der scenic drives, andere hingegen zum Beispiel Dingle oder Beara weil sie nicht so überlaufen sind wie der Ring of Kerry. Wie immer gilt auch hier: das ist Geschmackssache und jedem das seine. Die Halbinseln von Norden nach Süden sind Dingle, Iveragh (King of Kerry), Beara, Sheep´s Head und Mizen.
Wir möchten ein paar Informationen zu jeder der Halbinseln geben, um dem Leser einen kurzen Überblick zu ermöglichen.
Dingle Peninsula
(weil ich die Fotos von damals nicht dabei habe, benutze ich hier ein paar Fotos aus dem Netz, speziell von der Seite https://www.rabbies.com/en/blog/12-reasons-visit-dingle-peninsula-ireland)
Dingle Peninsula ist die nördlichste der 5 Halbinseln und gilt
als Alternative Nummer eins zum benachbarten Ring of Kerry. Vermutlich bekam
die Halbinsel diesen Titel aufgrund der geographischen Nähe und weil es
einfacher für Alternativen suchende Touristen ist, dies in der unmittelbaren
Umgebung zu tun und keine mehrstündige Fahrt auf sich zu nehmen. Schließlich
haben die meisten Urlauber einen straffen Zeitplan und daher nicht so viel
Zeit, kilometerweit woanders hin zu fahren, nur um andere Touristen zu meiden,
die ebenfalls keine Zeit haben.
Wir haben Dingle 2019 einen Besuch abgestattet und waren damals im
Mietwagen unterwegs, was auf der kurvigen und teils engen Küstenstraße, dem
Slea Head Drive, einem Wohnmobil vorzuziehen ist. Der Ausblick auf die
zerklüfteten Felsen zur einen und die Berge zur anderen Seite mit ihrem
saftigen Grün, das einen farblich hervorragenden Kontrast darstellt zum Meer
und seiner tosenden Brandung war atemberaubend. Eigentlich kommt man gar nicht
vorwärts, weil man ständig anhalten und Bilder machen möchte oder zumindest
einfach nur den Blick in die Ferne schweifen lassen möchte, um all die
Eindrücke zu genießen. Leider gibt es gar nicht so viele Möglichkeiten zum
Anhalten und das kann gerade in der Hochsaison zum Problem werden, denn es sind
unendlich viele Touristen unterwegs, die natürlich alle Bilder machen wollen.
Und so wird auch einfach mal so gestoppt, ohne eine Parkbucht oder einen
entsprechend breiten Seitenstreifen. Dass man damit den Verkehr blockiert,
stört die wenigsten.
Aufgrund der Tatsache, dass Dingle als Alternative zum Ring of
Kerry gehypt wird, ist es dort inzwischen auch schon fast zu voll und
überlaufen und manche Touristen suchen inzwischen bereits nach Alternativen von
der Alternative. Grundsätzlich gilt, dass man während der Hochsaison gute
Chancen hat, Hinz und Kunz unterwegs anzutreffen, was man in der Nebensaison
gut vermeiden kann. Leider ist dies nicht jedem Urlauber möglich. Dann sollte
man zumindest versuchen, die Panoramastraße entweder sehr früh oder später am
Nachmittag zu fahren, um die Touristenbusse in der Tagesmitte zu meiden. Und
wenn all dies erfolglos war, dann braucht es einfach Geduld und
Improvisationstalent. Wenn man gerade in einen kleinen Stau geraten ist, weil
die Verkehrsteilnehmer weiter vorne mit fotografieren beschäftigt sind,
fotografiert man eben einfach mit. Oder man fotografiert die Fotografen, dabei
können ebenfalls sehr witzige Bilder entstehen. Dann hat man später gleich
einen Fotobeweis für seine Anekdoten.
Highlights auf Dingle sind neben Drehorten für diverse Filme die
Fahan Bienenkorb Hütten, einige fantastische Strände, die eisenzeitliche
Befestigungsanlage Dunbeg Fort, Gallarus Oratory (ein bootförmiges Bethaus,
entstanden Ende des 8. Jahrhunderts), frühchristliche Kapellen, heilige
Brunnen, der westlichste Punkt Irlands Dunmore Head, Kilmalkedar Church und die
aus dem 5. Jahrhundert stammende Reask Klostersiedlung, wo außer Fundamenten
allerdings nichts mehr zu sehen ist. Und selbstverständlich darf der
Namensgeber nicht fehlen: die Küstenstadt Dingle ist ebenfalls einen Besuch
Wert und neben zahlreichen Pubs und Restaurants gibt es hier hübsche bunte
Häuserfassaden und einen geschäftigen kleinen Hafen, von dem regelmäßig
Bootstouren starten, um die Umgebung und die maritime Tierwelt, insbesondere
Delfine, zu beobachten.
Iveragh Peninsula:
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(Das 1. Bild habe ich bei https://www.earthtrekkers.com/driving-ring-of-kerry-ireland/ ausgeliehen)
Diese Halbinsel ist geprägt vom Ring
of Kerry, der die Hauptattraktion des Countys Kerry darstellt. Die 179 km lange
Panoramaküstenstraße wird als eine der schönsten Panoramastraßen der Welt
gehypt oder als der Inbegriff eines Irland-Roadtrips. Deshalb trifft man dort
generell auf mehr Touristen, Touristenbusse und volle Parkplätze bei den
verschiedenen Attraktionen. Und Attraktionen gibt es dort reichlich.
Von der
Skellig Ring Road aus hat man einen herrlichen Blick auf die Skellig Rocks,
wovon Skellig Michael die größte der beiden unbewohnten Inseln ist und 11,6km
westlich der Iveragh Halbinsel liegt. Sie kann von Portmagee aus mit Boot
erreicht werden und wurde 1996 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes
aufgenommen. Bekannt ist Skellig Michael besonders bei Star Wars Fans denn dort
sehen Fans Luke Skywalker wieder.
Auf Skellig Michael steht das bekannteste, aber auch am schwersten zugängliche Kloster Irlands, welches im 7. Jahrhundert gegründet wurde und einer handvoll Mönchen in Steinhütten (bekannt als Bienenkorbhütten) ein Zuhause bot. Der Besuch auf der Insel ist stark wetterabhängig, denn wenn der Wind zu stark bläst, kann dort nicht angehalten und die Besucher nicht ausgeschifft werden. In der richtigen Jahreszeit kann man auf Skellig Michael übrigens auch Papagaitaucher beobachten sowie auf der kleineren Little Skellig mit etwa 27.000 Brutpaaren eine der größten Basstölpelkolonien der Welt.
Weitere Highlights des Ring of Kerry sind: Valentia Island, Cahergal
Stone Fort, Portmagee, das Fischerdörfchen Kells, Cahersiveen, Caherdaniel, Killarney National
Park and Muckross House, die Stadt Kenmare, Torc Wasserfall, Ross Castle,
Ladies View, Gap of Dunloe, Moll´s Gap, Rossbeigh Beach und vieles mehr.
Der Ring of Kerry hat sanfte grüne Hügel zu bieten, die unterbrochen werden von der zerklüfteten Küste und weißen Stränden, bunten irischen Städten sowie einen Nationalpark, der sich durch landschaftlich reizvolles Gebirge, vorbei am höchsten Berg Irlands (der Carrauntoohil mit 1039 Metern in den MacGillycuddy´s Reeks) schlängelt.
Ich (Katja) besuchte Irland das erste Mal im März 2005 und war
damals natürlich auch auf dem Ring of Kerry, konnte aber leider aus Zeitgründen
nicht alles erkunden. An Ladies View erinnere ich mich noch sehr genau und
deshalb möchte ich kurz darauf eingehen, was in 17 Jahren passiert ist.
Damals
handelte es sich lediglich um ein kleines Schild am Wegrand, welches wir nur
deshalb erblickten, weil wir aufgrund der tollen Aussicht sowieso stehen
blieben und fotografierten. Außer einem breiten Seitenstreifen und ganz viel
Aussicht gab es dort nichts. Inzwischen hat man dort einen Parkplatz sowie ein
kleines Café /Souvenirladen errichtet aber von der Aussicht ist irgendwie nicht
mehr viel geblieben. Wahrscheinlich werden die Büsche nicht mehr so exzessiv
wie damals zurückgeschnitten, was sicherlich gut für die Natur ist, aber der
Reiz dieses Aussichtspunktes hat darunter gelitten.
Tourbusse dürfen übrigens nur entgegen dem Uhrzeigersinn fahren, deswegen gilt die generelle Empfehlung, im Uhrzeigersinn zu fahren, um nicht hinter einem Bus stecken zu bleiben, denn bei all dem Verkehr ist das Überholen bei den teils engen Straßen kaum möglich.
Beara Peninsula:
Der Ring of Beara ist eine 140km lange
Panoramaküstenstraße, die je zur Hälfte in den Countys Kerry und Cork liegt.
Wer gerne wandert, kann den 200km langen Fernwanderweg „Beara Way“ erkunden.
Der Ring of Beara ist erheblich weniger stark befahren als der Ring of Kerry
auf der Nachbarhalbinsel. Das ist natürlich schon deswegen sehr angenehm, weil
man nicht auf so viele andere Besucher trifft und gerade in der Nebensaison
oftmals fast allein auf der Straße unterwegs ist. Was auch notwendig ist, denn
die Straße ist sehr schmal und streckenweise auch sehr steil und da möchte man
nicht zu viel Verkehr, vor allem keinen Gegenverkehr, antreffen.
Auf so viele
Besucher ist man auch gar nicht vorbereitet, es gibt nicht so viele Stellen zum
einfach mal Ranfahren und Bildermachen, was wir im Wohnmobil schmerzhaft
erfahren mussten. Wir quälten unser Wohnmobil die engen und steilen Straßen
entlang und beteten das ein oder andere mal jeder still vor sich hin, dass wir
es bitte den Berg hinauf schaffen werden. Da waren wir äußerst dankbar, nur ein
einziges Mal auf Gegenverkehr zu treffen und das war kurz nach einem steilen
Berg, wo wir eine Stelle zum Anhalten und Fotografieren gefunden hatten.
Bei jedem der Scenic Routes gibt es Empfehlungen, in welche
Richtung man die Strecke fahren sollte, aber uns war es egal. Wir fuhren von
Kenmare nach Glengarriff und in Castletownbere, der Hauptstadt der Halbinsel,
entschieden wir uns, den Ring abzukürzen und der Küstenstraße nicht weiter
Richtung Süden zu folgen, weil wir uns nicht sicher waren, wie viel schlimmer
die Straße noch werden würde und ob wir uns und unserem Womo dies wirklich
antun möchten.
Es wäre noch interessant gewesen, bis runter zu Dursey Island zu
fahren, um in Ballaghboy Irlands einzige Seilbahn rüber zur nur 10 qkm großen Insel
zu nehmen oder um wenigstens einen Blick auf die Insel zu erhaschen. Aber die
Seilbahn wird gerade restauriert und ist deshalb außer Betrieb. Hoffentlich
haben die wenigen Einheimischen eine alternative Transportmöglichkeit gefunden;
irgendwo habe ich gelesen, dass die Strömung dort sehr stark und für Boote eher
ungeeignet ist.
Auch wenn wir nicht den kompletten Ring of Beara gefahren sind,
haben wir die Schönheit der Insel in seinen zahlreichen Facetten miterleben
dürfen. Das Wetter war an diesem Tag sehr wechselhaft und so genossen wir zum
einen idyllische Ausblicke auf blauen Himmel, das Meer und die umliegenden
Berge, nur um ein paar Minuten später mitanzusehen, wie graue Wolken die
komplette Szenerie verdunkelten, der Regen runterschüttete und die Aussicht auf
fast null reduzierte. In diesen Momenten ist man froh, nicht auf dem Wanderweg
unterwegs zu sein. Leider haben wir aufgrund der wenigen Stopp- und
Parkmöglichkeiten für unser Wohnmobil keine längeren Fahrpausen machen können,
um einfach mal bei einem kleinen Spaziergang die Umgebung auf uns wirken zu
lassen. Wenn wir nochmal nach Irland kommen, würden wir den Ring of Beara gern
im Auto erleben, um ein wenig flexibler zu sein und die Sehenswürdigkeiten
bestaunen zu können.
Sheep´s Head Peninsula:
Die schmale Halbinsel ist
eingebettet zwischen Beara und Mizen Head und ihre Küste ist genauso zerklüftet
und spektakulär wie die der Nachbarn. Und sobald man die wenigen Ortschaften
verlassen hat, werden die Straßen immer enger. Zwangsläufig überlegt man sich im Wohnmobil,
ob man die gesamte Strecke fahren kann (was man ja leider nie vorher weiß) oder
ob es nicht besser ist, umzukehren oder zumindest abzukürzen. Es gibt zwar
einige Informationen zu Sheep´s Head im Internet, aber über den Zustand der
Straßen schreibt selten jemand, weil die meisten Touris eben doch im Auto
unterwegs sind. Zumindest die ganzen Reiseblogger. Deswegen fahren wir meistens
auf gut Glück und lassen uns überraschen.
Wir fuhren im Uhrzeigersinn und
starteten in Ahakista mit dem Air India Memorial Garden zum Gedenken an den
Absturz eines Air India Fluges am 23. Juni 1985. Die Boing 747 wurde auf ihrer
Montreal-London-Delhi Strecke durch eine Bombe in einer Höhe von 9.400 Metern
gesprengt und stürzte in den Atlantik. Insgesamt kamen 329 Menschen ums Leben
(280 Kanadier, 27 Briten. 22 Inder).
Nicht lange danach hielten wir uns rechts
und quälten unseren Ludwig den steilen Berg hinauf zum Seefin Viewpoint, womit
wir die Umrundung der Halbinsel extrem abkürzten. Die Auffahrt zum
Aussichtspunkt ist im Wohnmobil unserer Größe grenzwertig, wir hatten Glück
ohne Gegenverkehr unterwegs zu sein, denn hätten wir abbremsen müssen, hätten
wir es vielleicht nicht weiter geschafft. Aber es ging alles gut und oben
angekommen, genossen wir die atemberaubende Aussicht auf die Bantry Bay im
Norden und die Dunmanus Bay im Süden. Der Seefin Rücken trennt zwei
kontrastreiche Landschaften und man kann sich gar nicht entscheiden, welche
schöner ist. In Richtung Bantry Bay ist das Gelände steil, felsig und
windgepeitscht, während die nach Süden
gerichteten Hänge in Richtung Dunmanus
Bay ein grüner Flickenteppich aus Feldern sind. Der Einfluss des warmen
Golfstroms ist hier deutlich spürbar, wo er zum ersten Mal auf Land
trifft.
Wer viel Zeit mitbringt, kann vom Aussichtspunkt einige Wanderwege bestreiten und /oder den kompletten Sheep´s Head Way, ein 88km langer Wanderweg, laufen. Die Wanderung wurde zum besten Wanderweg Irlands gewählt und für den Abschluss benötigt man etwa vier Tage.
Wir machten uns auf den Rückweg und kamen an einigen Häusern vorbei, deren Einwohner man um die tolle Aussicht nur beneiden kann. Wie so oft in Irland war die Straße so eng, dass es für zwei Autos nicht gereicht hätte, aber der seltene Gegenverkehr traf immer dann auf uns, wenn es Stellen zum Ranfahren gab. Da hatte jemand seine schützende Hand über uns gelegt!
Auch für diese Halbinsel gilt: Vom Charme und der Schönheit haben wir nur einen Bruchteil sehen können, weil wir mit dem Wohnmobil nicht sehr flexibel sind, wenn es ums Hinkommen und Parken geht. Sollte es ein nächstes Mal geben, dann nur im Auto. Wer Touristenmassen nicht mag und lieber alleine unterwegs ist, kommt hier voll auf seine Kosten.
Mizen Peninsula:
Die Halbinsel ist vor allem bekannt für
Mizen Head, den südlichsten Punkt vom Festland Irlands und den dort
befindlichen Leuchtturm, der über eine lange Brücke zu erreichen ist. Bei
meinen Recherchen musste ich allerdings verwirrt feststellen, dass sich ein
anderer Ort, nämlich Brow Head in der Nähe von Crookhaven, den Titel des
südlichsten Punktes des irischen Festlandes zugesteht. Wie üblich streitet man
sich um einen nichtssagenden Titel, aber im Tourismus zählt jeder Titel, der
zahlungskräftige Besucher anlockt.
Wie auch bei den anderen kleineren
Halbinseln ist Mizen nicht für seine großzügig angelegten Straßen bekannt – es
ist eng und kurvig und überholen ist kaum möglich. Das haben wir 2019 leidvoll
erfahren müssen, als der vor uns fahrende Besucher langsam und extrem unsicher
unterwegs war und wir fast verzweifelten, weil wir einfach nicht an ihm
vorbeikamen.
Im Wohnmobil kommt einem alles noch viel enger vor und so waren
wir froh, kaum auf Verkehr zu treffen. Allerdings fuhren wir auch nicht zum
Mizen Head sondern zum Three Castle Head, was wir hier schon einmal ausführlich behandelt haben.
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass man an all diesen locations auch heiraten kann. Ich kann mir wahrlich besseres vorstellen als sich an einem windigen (an guten Tagen) beziehungsweise stürmischen Ort (die meiste Zeit des Jahres) das Ja-Wort zu geben, aber vielleicht bin ich da einfach zu altmodisch. Zumindest sollte man sich von der Idee verabschieden, im klassischen Hochzeitskleid zu erscheinen, denn das fliegt einem alles um die Ohren. Was auf Hochzeitsbildern gut ins Szene gesetzt vielleicht sogar seinen Reiz hat…..
Für Star Wars Fans dürfte Mizen Head ebenfalls von Interesse sein da in den zerklüfteten Höhlen und Minenschächten der Umgebung einige Szenen für „Die letzten Jedi“ gedreht wurden. Wer sich mehr für die Star Wars Drehorte in Irland interessiert, findet hier einige Anregungen.
Fazit: Im Internet gibt es viele Vergleiche zwischen den verschiedenen Panoramastraßen, vor allem zwischen Kerry und Dingle und Empfehlungen für die eine oder andere. Wie bereits erwähnt, darf das jeder selbst entscheiden, jeder hat andere Vorlieben, mehr oder weniger Zeit in seinem Urlaub, reist zu verschiedenen Jahreszeiten und stört sich an Touristenmassen oder nicht. Aus meiner Erinnerung heraus waren die Straßen im Gebirge vom Ring of Kerry damals wesentlich schmaler sodass dort definitiv auf die veränderten Besucherzahlen reagiert wurde. Wer sich unsicher fühlt im Linksverkehr und auf engen Straßen sollte lieber den Ring of Kerry besuchen. Am besten man meidet die Mittagszeit, denn da sind irgendwie alle unterwegs, beziehungsweise sind dann auch die Touristenbusse vor Ort, die teilweise längere Anfahrten zu bewältigen haben.
All jenen Besuchern, denen die Zeit nicht im Rücken sitzt, können wir empfehlen, sich die Highlights der verschiedenen Halbinseln im Internet anzuschauen, denn Fotos gibt es jede Menge. Dann sucht Euch vielleicht eine der Halbinseln aus und fahrt diese komplett. Von den anderen Halbinseln könnt Ihr punktuell ein oder zwei Highlights anfahren, sofern diese nicht an entgegengesetzten Punkten der Halbinseln liegen. Dann habt Ihr von allem etwas gesehen. Und wenn Ihr, wie wir, sehr viel Zeit zur Verfügung habt, könnt Ihr auch alle Panoramastraßen abfahren und Euch darüber freuen, keinen Kompromiss eingegangen zu sein.
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