Wir hatten es bereits
angekündigt, dass wir dem Thema Stellplätze, overnight parking oder wild
camping, wie es einige nennen, einen separaten Beitrag widmen. Also was sagt
das Gesetz, was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt?
Auf oder neben öffentlichen Straßen darf über Nacht nicht geparkt werden. Grund hierfür ist, dass der Straßenverkehr in keiner Weise blockiert, behindert oder gefährdet werden darf. Und in der Realität? Steht man auf einem Parkplatz etwas abseits der Straße, wo man nichts blockiert und wo es kein Schild gibt, das overnight parking verbietet, wird man höchstwahrscheinlich nicht gebeten, sich etwas anderes zu suchen. Das kommt aber auch auf den jeweiligen Bezirk an, die zuständigen Behörden etc.
Was nicht in öffentlicher Hand
verwaltet wird, gehört jemandem privat und da wird es schon schwieriger. Auf
privatem Grundbesitz darf man mit Genehmigung des Eigentümers parken, campen
und auch über Nacht stehen aber das Finden des Eigentümers ist nicht immer
leicht. Oder woher weiß ich, wem das Feld gehört, an dessen Rand ich gerne
stehen möchte? Viele Kommunen haben das overnight parking auf ihren städtischen
Parkplätzen komplett untersagt und machen es Wohnmobilen generell sehr schwer,
überhaupt einen Parkplatz auch tagsüber zu finden, weil Höhenbeschränkungen vor
den Einfahrten angebracht sind. Bei Parkplätzen ist es relativ einfach,
herauszufinden was man darf und was nicht, denn es ist klar und deutlich
ausgeschrieben. Und wenn da steht, no overnight parking oder „no motorhomes
from 11pm to 6am“ (also keine Womos von 23:00 – 06:00 Uhr) dann sollte man sich
daran halten weil für den Fall eines Verstoßes bereits Art und Höhe der Strafe
mit angeschrieben ist.
Leider haben solche Restriktionen meist eine Vorgeschichte. Erst neulich haben wir einen Zeitungsartikel über Wildcamper gelesen (hier waren Leute im Zelt gemeint), die es nicht für nötig hielten, ihren Müll mitzunehmen und ihre Notdurft einfach in der Natur verrichteten. Die Stadt denkt nun darüber nach, diese Stelle generell als Parkplatz zu sperren, worunter natürlich all die anständigen Leute leiden, für die solch ein Verhalten überhaupt nicht in Frage kommt. Darunter zu leiden haben dann auch die zahlreichen Reisenden in ihren Wohnmobilen. Was nicht heißen soll, dass diese Leute mit Heiligenschein unterwegs sind, denn leider gibt es auch unter den Wohnmobilisten Idioten, die Müll und andere Hinterlassenschaften zurücklassen.
Problematisch dabei sind sicherlich auch einige, nicht alle(!) Reisenden in den
umgebauten Lieferwagen, Handwerkerbussen, Sprintern etc die oftmals keine
Toilette an Board haben und sich aber auch gern auf solchen Plätzen aufhalten. Ich
frage mich sowieso immer, wie die das machen, schließlich ist nicht immer ein
öffentliches Klo in der Nähe. Durch
das Lesen in Foren kennen wir allerdings die Einstellung einiger Vertreter der
Vanlife Szene, wo man nicht verstehen kann, warum sich jemand daran stört, dass
man mit Spaten in den Wald geht und seine Notdurft vergräbt. Wenn das eine
Person macht, stört das Mutter Natur sicherlich nicht sonderlich, wenn aber
mehrere Dutzend am Tag an solch einem Parkplatz mit ihrem Spaten unterwegs sind
(und viele oft gar nicht erst buddeln sondern alles recht oberflächlich
geschieht, Toilettenpapier durch die Gegend fliegt und es meilenweit nach Klo
stinkt) dann ist das einfach nicht mehr okay.
Fakt ist, dass viele Campingplätze in England sehr teuer sind und wir nicht bereit sind, soviel Geld auszugeben. Wir haben uns mit einem Betreiber eines solchen Campingplatzes unterhalten (wo wir 48,60 Pfund für die Nacht bezahlt haben!) und er meinte, es kostet alles Geld und da macht der Platz angeblich nicht mal Gewinn (bzw. wird alles reinvestiert). England ist eine Campingnation, das Zelten stellt einen typischen Sommerurlaub für Familien dar. Und da die Campingplätze auch viel Platz für Zelte bieten, müssen sie natürlich auch die Ausstattung für dieses Klientel zur Verfügung stellen. Duschen und Toiletten 24 Stunden am Tag, Spülküchen fürs Reinigen des Geschirrs, Waschmaschinen und Trockner (die zahlt man allerdings extra). Die Stromkosten solch eines Campingplatzes sind sicherlich enorm. Die Plätze sind wegen der Sicherheit alle beleuchtet, Wohnmobile brauchen Strom und beim Zelten geht’s heutzutage auch nicht mehr ohne. Der letzte Stellplatz hatte sogar TV Anschlüsse für die Zeltplätze, damit man sich auch im Urlaub mit dem ganzen Müll berieseln lassen kann.
Wir haben
aber inzwischen das Gefühl, dass es einen Unterschied macht, ob man einen
Campingplatz erwischt, der mehr von den Einheimischen frequentiert wird oder ob
es sich um Plätze handelt, die in Touristhochburgen mehr von den Ausländern
gebucht werden. Auf dem letzten Campingplatz waren wir die einzigen Ausländer
und dort zahlten wir wesentlich weniger Stellplatzgebühr als zum Beispiel in
Folkestone. Dort übernachtet fast jeder, der von der Fähre kommt oder zur Fähre
will und da sind die Preise dementsprechend höher.
Allerdings sind wir auf Campingplätze angewiesen, ab und zu müssen wir dort übernachten, weil Wäsche gewaschen werden möchte, wir Frischwasser benötigen und die Entsorgung eine Katastrophe in UK ist. Im Rest von Europa gibt es ein gutes Netz an Entsorgungsstellen wo man sein Schmutzwasser ablassen, die Toilette entsorgen und Frischwasser auftanken kann. Oftmals gegen Gebühr aber das ist ja okay. In England sind solche Stellen Mangelware. Wir haben eine Liste mit Entsorgungsstellen in Europa gefunden, die auch einige Plätze in England aufweist, aber diese haben bisher nicht in unsere Route gepasst. Oder wir hatten gerade anderweitig entleert und benötigten diese gerade nicht. Als wir in Tintagel auf einem Campingplatz nachfragten, ob wir unsere Toilette entleeren dürfen, verneinte der Mitarbeiter und meinte, vor Covid war das alles möglich aber jetzt möchte es der Manager nicht mehr. Muss man nicht verstehen aber eben akzeptieren.
Nach ein bisschen Online
Recherche fanden wir das Pendent zum deutschen „Landvergnügen“: Britstops. Das
Konzept ist leicht erklärt. Lokale Anbieter bieten kostenfreie Stellplätze auf
ihren Grundstücken und im Gegenzug gibt man dort ein wenig Geld aus; im
Hofladen, im Pub, in der Eismanufaktur etc. Somit soll den Reisenden die lokale
Vielfalt nähergebracht und Verständnis und Wertschätzung der regionalen
Produkte und Traditionen geweckt werden. Das Einkaufen dort ist keine Pflicht
aber es wird als Gegenzug zum freien Stellplatz natürlich erwartet.
Wir haben die Mitgliedschaft bei Britstops erworben und bekamen ein Buch (später auch eine App) in dem die teilnehmenden Anbieter verzeichnet sind. Leider sind dies zu 90% Pubs. Die Pubkultur in England ist bemerkenswert, es scheint wirklich ganz normal zu sein, nach der Arbeit noch für ein Bier im Pub vorbeizuschauen. In den letzten Jahrzehnten sind die Pubs auch immer familienfreundlicher geworden so dass man inzwischen in den meisten Pubs auch mit Kindern gern gesehen ist. Nun sind die Pubs aber auch recht teuer, so dass wir bisher nur 2x dort gegessen haben. Das letzte Abendessen schlug mit 55 Pfund zu Buche, was immerhin 65 Euro ausmacht. Schon ne Menge Geld für 2,5 Personen. Meistens trinken wir nur ein Bier und Radler, wenn wir uns nicht damit rausreden können, dass unser quengeliges Kind ins Bett gebracht werden muss aber auch da kommt man unter 10 Pfund (12 Euro) nicht weg.
Und so nutzen wir Britstops, wo
es nicht anders geht, bemühen aber auch andere Quellen zum Finden eines
Stellplatzes. Wir nutzen inzwischen 5 verschiedene Apps, um overnight
Stellplätze zu finden. Meist handelt es sich um kleine Parkplätze an wenig
frequentierten Straßen oder Orte wo das Übernachten explizit erlaub ist
(Raststätten, Parkplätze gegen Gebühr, Wanderparkplätze). Diese zu finden ist
nicht immer leicht und in einigen Gegenden gibt es weniger davon als in
anderen. Oberste Devise für uns ist immer, dass der Platz einen sicheren
Eindruck macht. Wenn wir kein gutes Gefühl dabei haben, fahren wir weiter. Und
so gab es bisher auch keine Zwischenfälle oder unschöne Situationen. Oft hat
man Straßenlärm aber manchmal auch das Rauschen des Meeres.
Folgende Seite fanden wir zur Beurteilung der rechtlichen Situation in England bezüglich overnight parking, wild camping ganz hilfreich: https://www.startrescue.co.uk/breakdown-cover/motoring-advice/safety-and-security/can-i-park-overnight-what-the-law-says
In Wales ist die Situation nicht
anders als in England. Jetzt sind wir in Schottland und dort ist vieles
einfacher. Man findet kaum Verbotsschilder für das Übernachten und deswegen ist
das Land auch so beliebt bei den Urlaubern. Gleich am ersten Tag sahen wir
daher auch vermehrt Deutsche, die wir bisher auf unserer Reise selten gesehen
haben. Auch bei den Engländern ist Schottland aufgrund der entspannteren Stellplatzsituation
sehr beliebt und in Gesprächen mit einheimischen Reisenden bekamen wir öfter
die Frage gestellt, warum wir denn gerade nach England gekommen sind, wo doch
alles so kompliziert sei. Wir antworten dann immer wahrheitsgemäß, dass England
auch sehr schöne Ecken zu bieten hat und das lässt den Gegenüber dann doch auch
wieder strahlen. Man hört eben doch gern positives über sein Heimatland.
.... Und eines gibt es über die Stellplätze abschließend zu sagen: Egal wie abgeschieden man glaubt zu stehen, am morgen steht immer mindestens ein anderes Auto auf dem Parkplatz und es steigt jemand mit seinen Hunden für die morgendliche Gassirunde aus….
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen