
Geweckt wurden wir
von unterschiedlichen Tiergeräuschen und nicht alle von ihnen waren
einwandfrei zu identifizieren (Schafe und Kühe sind unstrittig, das
andere Geräusch wurde eventuell von vorbeiziehenden krähenden
Vögeln verursacht; wissen werden wir es nie). Trotz der recht
frischen Temperaturen während der Nacht erwärmte die Morgensonne
unsere Glieder recht schnell und versüßte uns das Frühstück –
daran könnte ich mich wirklich gewöhnen! Wir verbrachten noch ein
wenig Zeit in St. Peter Ording und fuhren anschließend nach Husum und dort noch
ein Stück weiter auf die Halbinsel Nordstrand wo sich Tommy nach dem
aufregenden Vormittag erstmal auf einem Badesteg in der Sonne
ausruhte und ich samt Kamera durchs Watt spazierte und fasziniert die
Lahnungen betrachtete (wie man diese Zäune aus Holzpfählen und
Reisig nennt, wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, lernte dies
aber später im Museum). Diese Zäune beruhigen die Strömung bei
Flut so daß sich Schwebeteilchen im Wasser absetzen und somit
langsam aber Stück für Stück zur Verlandung beitragen und das vom
Meer „geraubte“ Land zurückholen.

Anschließend fuhren
wir auf unserer Suche nach einem Campingplatz noch ein bißchen auf
„Nordstrand“ umher und landeten nach einigen Umwegen schließlich
im Ort „Oben“. Dort nächtigten wir auf einem recht
überschaubaren Campingplatz direkt unter dem Deich. Das erste Mal
schmunzelten wir über den trockenen Humor des Besitzers als er uns
beim Einweisen in unsere „Parklücke“ aufforderte, „Nicht
rumeiern hier, das ist Wembley Rasen“. Das zweite Mal mußten wir
lachen als er uns am Morgen einen Tipp für die Weiterreise gab und
uns Rømø in Dänemark empfahl (ca. 100km entfernt). Er meinte, daß
er dort alle jungen Leute hinschicke weil dort mehr los sei als auf
seinem Campingplatz, den er aufgrund der Altersstruktur seiner Gäste
als „betreutes Wohnen“ bezeichnete („betreutes camping“ würde
auch ganz gut passen…). Eigentlich wollten wir nach Pellworm und
von dort eine Fähre auf die Halligen nehmen aber wir waren ja
flexibel.

In Lakolk (auf Rømø)
steppte nun auch nicht gerade der Bär und man hatte das Gefühl, daß
sich dort die Saison bereits dem Ende neigt. Trotzdem bietet der
Campingplatz alles was das Abenteuerherz begehrt und das allerbeste
ist der Strand, der SPO aufgrund seiner Breite ernsthaft Konkurrenz
macht. Auch dort parkten viele Autos und einige am Himmel fliegende
Drachen kamen uns bekannt vor. Wir vermuten, daß die Drachenflieger
nach dem Zusammenpacken in SPO nach Dänemark weiterreisten um hier
ihr Glück zu versuchen – und es auch zu finden, denn der Wind war
ausreichend, wovon die Drachendichte in der Luft eindeutig zeugte.
Tommy traute sich auch mal kurz ins Wasser, hielt es aber aufgrund
der einstelligen Wassertemperaturen nicht lange aus. In Rømø
spricht man übrigens auch Deutsch und hat sich damit wunderbar auf
die hohe Urlauberdichte aus Deutschla

nd angepaßt (deutsche Urlauber
waren auf dem Campingplatz zahlenmässig haushoch in der Überzahl).
Ausgeschrieben sind dort zwar die Preise logischerweise in Dänischen
Kronen, man akzeptiert aber auch den EURO, so daß man nicht mal Geld
tauschen muß.
In dieser Nacht
wurden wir das erste Mal von starkem Regen heimgesucht aber dieser
lies in der zweiten Nachthälfte nach. Außerdem war es generell
nicht mehr so kalt wie die Nächte zuvor. Am Morgen (es war schon
Mittwoch) wurden wir dann zur Abwechslung mal von schnatternden Enten
auf dem nahegelegenen Teich geweckt, die das sanfte Meeresrauschen in
der Ferne um einiges übertönten. Den ganzen Morgen überlegten wir
unsicher unsere nächsten Schritte und wogen unsere Möglichkeiten
ab.

Schon ganz zu Beginn des Urlaubs hatten wir festgelegt, auch
wieder nach Flensburg zu fahren, aber ist es gerechtfertigt, nur für
das überaus leckere Fischbrötchen und den himmlisch guten
Bananencremekuchen in der Danish Bakery diesen Umweg auf sich zu
nehmen? Wir entschieden uns dann doch für Flensburg (ja, immer diese
pulsiven Entscheidungen, furchtbar!) und der dicke Schlumpf kämpfte
sich die ganze Fahrt über durch dichten Regen. Hatte uns das Glück
der letzten Tage mit dem Wetter etwa verlassen? Pünktlich mit
unserem Eintreffen in Flensburg stoppte der Regen sodaß wir auch
gleich zur Fischbude im historischen Hafen gehen konnten um unser
Mittag zu uns zu nehmen. Ein kleiner Spaziergang durch die Innenstadt
später landeten wir viel zu früh für Nachtisch in Migge´s Danish
Bakery (Norderstr. 9, 24937 Flensburg) und mußten mit Erschrecken
feststell

en, daß es den leckersten Kuchen der Welt, den
Bananencremekuchen, ausgerechnet heute nicht gab. War das überhaupt
möglich?!?! Natürlich tat Tommy´s Einwand, daß wir doch extra nur
für den Kuchen aus Thüringen herkommen seien, für den Moment
nichts zur Sache, hätte man so schnell sowieso nichts backen können,
aber Ihr seht, wie groß unsere Verzweiflung war. Schweren Herzens
(aber doch recht schnell überzeugt vom auch sonst überaus großen
und ansprechenden Angebot) entschieden wir uns für Alternativen und
wurden nicht enttäuscht.
Danach schafften wir es gerade noch
rechtzeitig zurück zum Auto, bevor der nächste sinnflutartige Regen
über uns hereinbrach. Das Glück hatte uns also noch nicht ganz
verlassen. Wir wollten aufgrund von Verabredungen am Freitag in
Bremerhaven sein, deswegen machten wir uns auf die Reise Richtung
Süden. Wir landeten wieder in Husum, was ich mir nochmal genauer
anschauen wollte aber auch hier schüttete es aus Kannen. Der
Wetterbericht verhieß nichts gutes für die Nacht, im Gegenteil, er
kündete Starkregen und Sturmböen an. Ein Wetter, bei dem man auf
keinen Fall im Zelt schlafen möchte. Nach einer schier end- und
erfolglosen Suche nach einem Hotelzimmer irgendwo im Umkreis (in
Flensburg wäre was frei gewesen, aber da kamen wir doch gerade her!)
fanden wir ein Zimmer in Tönning und so fuhren wir schon das zweite
Mal in diesem Urlaub in diesen charmanten kleinen Ort.

Und auch diesmal war
uns das Glück hold, denn trotz der mauen Lage auf dem Markt der
verfügbaren Hotelzimmer ergatterten wir ein Goldstück im Hotel New
Hampshire Nordfriesland (Westerstr. 24, 25832 Tönning) für 82 EURO
die Nacht (ohne Frühstück). Das Zimmer war äußerst geräumig und
bot neben dem Doppelbett eine Sitzecke mit Sesseln und Tisch, eine
weitere (Fernseh) Ecke mit Sofa, ein Bad doppelt so groß wie das
üblich ist und Möglichkeiten zum Kochen von Tee/Kaffee. Wir nahmen
das komplette Zimmer in Beschlag um mal wieder unsere Taschen aus-
und danach wieder organisiert einzupacken (eigentlich zwecklos aber
egal), Akkus zu laden, ausgiebig zu duschen etc. Auch mal ganz schön,
vorallem wenn man an die Alternative hinsichtlich der
Wettervorhersage denkt.
Den Sonnenuntergang
verbrachten wir am Eidersperrwerk, etwas außerhalb von Tönning. Die
Eider mündet in Tönning in den Purrenstrom an dessen Ende sich das
Sperrwerk befindet. Dahinter befindet sich das Wattenmeer der
Nordsee. Das Wetter war nun wieder erstklassig und wir fragten uns,
ob wir das Hotel überhaupt brauchen würden. Die Mitarbeiter des
Aussichtspavillon am Parkplatz des Sperrwerkes waren schon am
Zusammenpacken aber Tommy erhaschte noch zwei leckere Fischbrötchen
zum Abendbrot, die wir zum Glück nicht mit gierigen Möwen teilen
mußten.
Gegen Mitternacht
wurde ich aufgrund des gegen die Fenster prasselnden Regens wach und
schlief friedlich in meine Bettdecke gekuschelt wieder ein – ja,
das Hotel war die richtige Entscheidung gewesen!
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