Was tun, wenn sich
die bessere Hälfte übers Wochenende mal wieder dem Verein
verschrieben hat und im Rahmen des Sports nach Lübeck fährt, um
sich dort zwei Tage lang auszutoben? Zu Hause bleiben und Trübsal
blasen oder einfach mitfahren? Wer mich kennt, weiß natürlich, daß
für mich nur die zweite Variante in Frage kommt, zumal ich bisher
Lübeck noch nie einen Besuch abgestattet hatte und mich die Bilder
bei einer oberflächlichen Google Image Suche sehr ansprachen.

Zugegeben, die lange Fahrt von Thüringen nach Lübeck an einem
Freitag Nachmittag schreckte mich etwas ab denn es gibt sicherlich
bessere Reisezeiten für eine Strecke von knapp 500km aber Tommy
fährt gern und unsere Handys sind vollgestopft mit Musik. Reisen an
einem Freitag Nachmittag sind nicht automatisch von kilometerlangen
Staus bedroht denn wir kamen wunderbar ohne große Verzögerungen
durch. Lediglich kurz vor Hamburg staute es sich mal kurz weil es die
Deutschen trotz Fahrschule einfach nicht in ihr Hirn bekommen, wie
ein Reisverschlußverfahren effektiv funktioniert. Aber ich will
nicht überheblich sein und meckern, ich wußte es früher ehrlich
gesagt auch nicht. Wenn ich es recht bedenke weiß ich noch gar nicht
mal, ob dies wirklich Thema in der Fahrschule war. Egal, darüber
kann man sich mal an anderer Stelle den Kopf zerbrechen.
Gegen 19 Uhr
erreichten wir die Jugendherberge in Lübeck und checkten in unser
Zimmer ein. Leider gibt es in dieser Herberge keine Doppelzimmer und
so mußten wir mit einem 6 Bettzimmer Vorlieb nehmen. Mit seinen 3
Doppelstockbetten, 6 Schließschränken sowie zwei Waschbecken war
das Zimmer recht geräumig und bei unserer Ankunft war es nur von
einer Person bewohnt. Sollte es vielleicht so bleiben? Man darf ja
mal träumen….
Wir warteten den
heftigen Regenschauer ab und machten uns auf den Weg auf eine kleine
Entdeckungstour durch Lübeck. Von der Jugendherberge aus erreicht
man das Stadtinnere bequem in ca. 10 Minuten Gehzeit. Da
Entdeckungstouren auf leeren Magen keinen Spaß machen, suchten wir
uns erstmal was zu essen und landeten bei
Peter Pane, einem leckeren
Burger Restaurant mitten in der Stadt mit vielfältiger Auswahl auch
für Vegetarier.

Beim anschließenden
Schlendern durch die Altstadt suchte ich mir Objekte heraus, die ich
am nächsten Tag fotografieren würde. Hauptziel war allerdings, die
Turnhalle zu finden, in der Tommy in den nächsten zwei Tagen
trainieren sollte. Um die Odysee kurz zu fassen; wir fanden sie nicht
beziehungsweise konnten wir die Halle, die wir fälschlicherweise als
unser Ziel identifiziert hatten aufgrund einer Baustelle und
zahlreichen Absperrungen nicht erreichen. Tommy schaffte es dank
eines Telefonats mit seinem Trainer am nächsten Tag trotzdem,
rechtzeitig zur richtigen Halle zu gelangen und wie es der Zufall
will, waren wir am Vortag sogar daran vorbeigelaufen, hatten sie aber
nicht als Turnhalle erkannt. Wie sagt man so schön, shit happens.
Während also Tommy
zwei Tage lang in dieser Turnhalle schwitzte und Kalorien verbrannte,
erkundete ich fotografierend die Stadt, genoß das tolle Wetter,
machte eine kleine Bootsfahrt durch die zahlreichen Wasserstraßen
Lübecks (Trave), erfuhr dabei eine Menge über die Geschichte und
Gepflogenheiten der Stadt und erklomm anschließend noch den
Aussichtsturm St. Petri für herrliche Aussichten über die Stadt. Am Abend des Samstag
zogen wir sogar noch mal beide mit unserem equipment los und schossen
ein paar Fotos bei Nacht; solche Bilder mache ich besonders gern!
Ich mag die
Architektur der Stadt und die Altstadt Lübecks ist nicht ohne Grund
seit 1987 Teil des UNESCO Welterbes. Die typischen Backsteinhäuser
in den teils recht engen Gassen vermitteln einen gepflegten Eindruck.
In den Fenstern sieht man recht häufig die für die Region typische
Dekoration (Rettungsringe, Möwen, Boote und Leuchttürme) und die
meisten lokalen Geschäfte sind verspielt und liebevoll eingerichtet.
Ich spreche nicht von den Läden, die man überall findet; die
Ladenketten die sich wie Heuschrecken durchs Land ziehen und
jeglichen lokalen Charakter vermissen lassen aber dies kritisiere ich
in jeder deutschen Stadt. Mancherorts ist es so schlimm, daß man gar
nicht genau weiß, wo man sich eigentlich genau befindet weil man
überall die gleichen Läden sieht und nichts typisch einheimisches
mehr übrig geblieben ist oder man diese Perlen suchen muß.
Sicherlich versteht der ein oder andere Leser, was ich meine.

Diese
Perlen findet man in Lübeck größtenteils am Wasser (an der Trave),
die sich wie ein Ring um die Innenstadt zieht. Dort liegen nicht nur
historische Schiffe (teilweise Museumsschiffe) vor Anker, sondern
dort sind auch urige Cafe´s und Kneipen beheimatet, sonderbare Läden
und Flohmärkte. Dort zieht es mich hin, wenn ich die Atmosphäre
einer Stadt einfangen möchte und auch in Lübeck wurde ich nicht
enttäuscht. Eine besonders interessante Ecke ist zum Beispiel das
Gebiet um die Media Docks; ein Stück Land zwischen Trave und
Stadtgraben, wo man den Strandsalon errichtet hat, ein größeres mit
Sand aufgeschüttetes Areal. Zum Entspannen stehen allerlei Sitz- und
Liegemöglichkeiten zu Verfügung; von Liegestühlen, Strandkörben
und bunt zusammengewürfelten Polstermöbeln oder wer nach
Erfrischung trachtet, kann sich auch in den kleinen Pool begeben.
Eine Bühne sorgt für Live-Unterhaltung und der angrenzende
Volleyballplatz läßt Sportlerherzen höher schlagen. Nebenan stehen
alte verlassene Kräne die früher zur Ent- und Beladung der Schiffe
betrieben wurden und vermitteln das Gefühl, daß jederzeit ein
Frachter vorbeigefahren kommen könnte, um nebenan entladen zu
werden.
Hier übrigens ein
besonders schönes Bild von oben, gefunden bei Wikipedia
Um nochmal zur
Jugendherberge zurück zu kommen, hier kommt natürlich auch eine
kurze Beurteilung über unsere Unterkunft. Hier die Details: Am
Gertrudenkirchhof 4, St Gertrud, 23568 Lübeck. Für zwei Nächte
und zwei Personen haben wir insgesamt 82,80 EUR gezahlt (also etwas
über 20 EUR pro Person pro Nacht). Die Jugendherberge ist recht groß
und wird deswegen auch recht gern von größeren Gruppen genutzt
(dafür sind sie ja auch da). Der Zustand der sanitären Anlagen war
okay und ich fand es sehr praktisch, Dusche und WC in einem zu haben
und nicht ständig hin und her wechseln zu müssen. Frühstück war
inbegriffen und reichhaltig. Auswählen konnte man zwischen Brot und
Brötchen, verschiedenen Obstsorten, Wurst und Käse und natürlich
auch Marmelade, Honig und Schokoaufstrich. Müsli, Saft, Milch, Tee
und Kaffee gab es auch. Wenn bestellt, konnte man sich auch ein
Frühstück mitnehmen. Hätten wir es drauf ankommen lassen, hätten
wir uns sicher auch eine der Papiertüten schnappen und etwas
schmieren und mitnehmen können.

Daß wir Idioten im
Zimmer hatten, die von Rücksicht nichts verstanden, kann man der
Jugendherberge natürlich nicht zum Vorwurf machen, aber Schlaf
bekamen wir nur sehr wenig. Dabei kann ich noch nicht mal sagen,
welche Variante ich bevorzugte. Variante 1, wo sie endlich schliefen,
dabei aber laut schnarchten oder Variante 2, wo sie auch nach
Mitternacht ständig aus dem Zimmer gingen, vorher ihr Schließfach
am Schrank öffneten (dabei fiel jedesmal (!) lautstark eine Münze
in den Auswurf), dieses wieder verschlossen, nur um es nach dem
Eintreten wieder zu öffnen und zu schließen. Da lernt man Geduld
und Beherrschung!
Am Sonntag sollte es
schon wieder Richtung Heimat gehen aber nicht bevor wir einen kleinen
Abstecher ans Meer gemacht hatten. Über Bad Schwartau (Name klingt
bekannt? Da kommt die Marmelade her) gings mit einer Vielzahl anderer
Tagesausflügler an den Timmendorfer Strand, wo wir unsere Füße mal
wieder im Ostsee-Wasser baden wollten. Blöd nur, daß man dort ohne
finanzielle Gegenleistung überhaupt nicht mehr ans Wasser kommt. Das
Zahlen der Kurtaxe hätte ich mir noch gefallen lassen aber man
wollte nur fürs Betreten des Strandes nochmal zusätzlich eine Art
Nutzungsgebühr (zusätzlich zur Strandkorbmiete versteht sich).
Sorry, aber für mich riecht das nach Abzocke! Der Strand gehört
niemandem, er wurde von niemandem errichtet (außer natürlich der
Zaun drumherum) und auch das Meer gehört niemandem. Wieso kann sich
jemand das Recht herausnehmen, dafür eine Nutzungsgebühr zu
verlangen? Irgendwann zahlen wir dann wirklich noch für die Luft,
die wir zum atmen brauchen. Der Badetag am Strand kann so für eine
Familie zu einer größeren finanziellen Ausgabe werden und in
unseren Augen ist dies falsch! Wir haben unsere Füße schließlich
doch im Wasser gehabt und natürlich haben wir dafür nichts gezahlt.
Wäre ja noch schöner!

Der Norden hat
einfach etwas anziehendes, was ich nicht in Worte fassen kann. Ist es
das Klima, das Lebensgefühl, die Freiheit die man verspürt, wenn
man aufs Meer hinausblickt? Ich kann es nicht beschreiben und
vielleicht macht gerade dies den Reiz aus. Fakt ist, daß ich bald
wieder Gelegenheit dazu haben werde, dieses Gefühl genauer zu
durchleuchten, denn unser nächster Trip in den Norden steht schon
recht bald an. Und wir werden natürlich berichten.
Eure Katja
P.S. In Lübeck
wurden Tommy und ich von einem jungen Musiker angesprochen, der CDs
seiner Band verkaufte. Sie kommen aus Estland und leben u.a. auch von
ihren Plattenverkäufen. Sie nennen sich
Illumenium und einige ihrer
Songs sind richtig gut. Hört einfach mal rein, wenn es Euch
interessiert.