Der Norden
Deutschlands hat es uns angetan, deswegen befinden wir uns mindestens
einmal im Jahr an Ost- oder Nordseeküste um in dieser ganz
besonderen Atmosphäre zu entspannen und die gesunde Meeresluft zu
tanken. In einem anderen Beitrag hatten wir bereits versucht zu
erklären, warum wir uns im Norden so wohl fühlen. An einem
bestimmten Merkmal können wir dies gar nicht unbedingt festmachen,
Schuld daran sind mehrere Faktoren: Die Menschen im Norden erscheinen
uns entspannter als im Süden, der Dialekt hat was sehr herzhaftes,
die endlosen Weideflächen der Schafe geben den Gedanken genügend
Raum zum Umherschweifen, die zahllosen Dünen machen Lust auf
stundenlange Wanderungen egal bei welchem Wetter und die
reetgedeckten Häuser haben etwas sehr romantisches, dem man sich
einfach nicht entziehen kann.
Der diesjährige
Männertag bot bereits die zweite Chance in diesem Jahr für einen
Kurzbesuch in der Nähe von Hamburg, um erstens einen lieben Menschen
mit unserem Besuch zu beglücken und zweitens, uns einen langgehegten
Wunsch zu erfüllen. Gesprochen hatten wir darüber schon öfter,
schließlich läuft man in den verschiedenen Seestädten zwangsläufig
irgendwann an den Aushängen der Reedereien vorbei, aber bisher war
uns der Ausflug entweder zu teuer oder wir hatten einfach nicht
genügend Zeit dafür. Aber diesmal sollte es endlich klappen, wir
fuhren nach Helgoland!
Helgoland ist
Deutschlands einzige Hochseeinsel und befindet sich knapp 70km vom
Festland entfernt. Viele Wege mit
unterschiedlichen Transportmitteln führen nach Helgoland und so
entscheiden hier nur die eigenen Vorlieben, der Geldbeutel, die zur
Verfügung stehende Zeit und der Ausgangspunkt der Reise. So
schippert man entweder recht klassisch in 2-2,5 Stunden auf
Seebäderschiffen von Büsum, Bremerhaven und Cuxhaven inkl.
abenteuerlicher Ausbootung mit traditionellen Börtebooten (mehr dazu
später), fliegt von Heide/Büsum und Cuxhaven/Nordholz oder nimmt
die Schnellfähre von Hamburg über Wedel und Cuxhaven nach
Helgoland.
Wir entschieden uns
für die ruhige Anreise per Seebäderschiff mit der Reederei Adler &
Eils 9:30 Uhr von Büsum und zahlten für zwei Erwachsene 85,80 Euro.
Ein frühzeitiges Einchecken auf der „MS Funny Girl“ ist ratsam,
denn bei nur einem Ausflug pro Tag und supersonnigem Wetter
verspricht das Schiff voll zu werden. Sitzplätze gibt es auf dem
Schiff genügend aber hier kommt es sehr darauf an, wo und wie man
sitzen möchte. Im Innenraum direkt am Fenster mit Tisch (hier muß
man definitiv rechtzeitig da sein, denn die Plätze gibt keiner
freiwillig wieder auf), im Innenraum im hinteren Bereich auf
Holzbänken (die sogenannte Holzklasse, zusammen mit dem Gepäck der
Urlauber, die für mehrere Tage anreisen), unten (nennen wir es mal
das EG) und natürlich draußen, was bei einer Fahrt von 2,5 Stunden
anstrengend werden kann. Es gibt auch ein Sonnendeck mit
Sonnenliegen, für diese muß man aber extra zahlen. Für Verpflegung
auf der MS Funny Girl ist gesorgt aber man muß sich natürlich
darüber im klaren sein, daß man hier keine Supermarktpreise zahlt
sondern saftige Aufpreise zu entrichten hat, was aber bei dem
logistischen Aufwand auch verständlich ist.
Die Fahrt dauert
knapp 2 Stunden aber bis man seine Füße endlich auf Festland setzen
kann, vergehen nochmal mindestens 30 Minuten für das Ausbooten mit
den Börtebooten. Diese werden von erfahrenen Seemännern gesteuert,
die nach dem Wegbrechen der Fischerei einen neuen Erwerb im Tourismus
gefunden haben und die Touristen in ihren Booten ans Land bringen.
Dabei sind durchaus eine handvoll Leute beteiligt, schließlich
stehen bei Betreten und Verlassen des Bootes jeweils zwei Personen
bereit, die den Passagieren nicht nur sprichwörtlich unter die Arme
greifen. Die kleineren Börteboote fahren ganz dicht an die
Seebäderschiffe heran, werden aber nicht vertaut und so gibt es
natürlich allerhand Bewegung in den Booten.
Gegen 12 Uhr
betraten wir Helgoland und stellten fest, daß uns gar nicht soviel
Zeit zum Erkunden der Insel blieb, schließlich wollten wir bereits
15 Uhr wieder auf das Schiff gebracht werden um dort wieder einen
Tisch zu bekommen. Abreise von Helgoland ist 16 Uhr. Man erkennt
sofort, wer welches Ziel in Helgoland verfolgt; entweder kommt man
für die Natur und läuft auf den Dünen entlang zur Attraktion der
Insel, der Langen Anna oder man bleibt in Hafennähe, sucht sich ein
Restaurant und schlendert später durch die zahlreichen Geschäfte.
Helgoland gehört nicht zum Zollkodex der EU und somit zahlt man auf
der Insel keinen Zoll oder Mehrwertsteuer. Der Reiz der Insel besteht
für uns definitiv nicht darin, sich mit Hochprozentigem, Zigaretten
oder Parfüm einzudecken, aber das muß jeder mit sich selbst
ausmachen.
Wir hatten eine
große Herausforderung zu meistern, denn für den Spaziergang zur
Langen Anna und der dort befindlichen Tölpelkolonie sowie einen
kleinen Abstecher zu den herrlich bunt angemalten Hummerbuden im
Hafen blieben uns nur 3 Stunden und das ist nicht viel. Zumindest
nicht, wenn man ständig die Kamera vorm Gesicht hat. Und eine
Kleinigkeit essen wollten wir ja auch noch.
Im Übrigen ist
Helgoland sehr geschichtsträchtig und wurde erstmals 700 n.Chr.
urkundlich erwähnt. Der Seeräuber Klaus Störtebeker erlitt in den
Gewässern vor der Insel im Jahre 1401 eine schwere Niederlage und in
den Jahren danach wechselten die Herrschaftsverhältnisse auf der
Insel regelmäßig. Mal gehörte sie zu Deutschland, dann zu Dänemark
und später wurde sie sogar britische Kronkolonie. Im Ersten
Weltkrieg mußte die Bevölkerung ihre Insel von 1914 bis 1918
verlassen und 4000 Mann Marinebesatzung weichen. Die Nazis planten
den Bau eines Hafens nördlich der Düne, der die gesamte deutsche
Flotte hätte aufnehmen können, aber dazu kam es nicht. Im April
1945 wurde Helgoland durch einen englischen Fliegerangriff fast
vollständig zerstört. Den Rest erledigten die Alliierten dann im
April 1947 als sie die unterirdischen Militäranlagen mit der bis
dahin größten nichtnuklearen Detonation der Welt sprengten und
Helgoland infolgedessen sein heutiges Aussehen bekam.
Wer das Heilbad
Helgoland länger genießen möchte, kann natürlich das
Übernachtungsangebot nutzen und über Nacht bleiben, allerdings
empfiehlt sich in den Sommermonaten dringend eine Reservierung,
schließlich kann man nicht einfach auf den Nachbarort ausweichen,
sollten keine Betten mehr verfügbar sein.
Das Heilbad lädt
vor allem Allergiker, Asthmatiker und Personen mit chronischen
Atemwegserkrankungen dazu ein, die jod- und sauerstoffhaltige
Inselluft weitab vom Festland zu genießen. Auf der Insel gibt es so
gut wie keine Autos und die Luft ist daher abgasfrei.
Unser Fazit: Für
Natur- und vor allem Vogelliebhaber ist Helgoland ein Traum, die
Tölpelkolonie bei der Langen Anna ist nur so übersät von Nestern,
wo die Vögel teilweise direkt am Zaun und somit direkt vor der Linse
sitzen.
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