Nach einem arbeitsreichen Freitag packen wir schnell ein
paar Klamotten, Lebensmittel und sonstige Notwendigkeiten zusammen und starten
mit dem Abklingen heftiger Regenschauer in ein Kurzwochenende auf Rädern. Das
Ziel ist klar und auch gar nicht so weit weg aber wir machen trotzdem einen
Zwischenstopp in Erfurt, weil wir es ruhig angehen lassen wollen. Dort parken
wir auf dem P+R Parkplatz neben Stadion und Thüringen Halle und genießen einen
warmen sonnigen Abend. Während Katja das Abendessen vorbereitet, erkunden Tommy
und Jamie die Umgebung und die umstehenden Wohnmobile und Kastenwagen und außerdem
fliegt auch regelmäßig der Zeppelin recht geräuschvoll über uns hinweg, den wir
bereits von der Autobahn aus erspäht haben. Anfänglich meint Jamie ganz
begeistert, dies sei ein Hubschrauber aber dieses Missverständnis klären wir
schnell auf, wobei ihm das Wort Zeppelin noch nicht über die Lippen kommt.
Samstagmorgen lassen wir es sehr ruhig und gemütlich angehen
und bekommen sogar frische Brötchen geliefert (Danke liebe Tanja!). Jamie
schaut begeistert dem Training der Eisschnellläufer auf Rädern zu, die draußen
ihre Runden drehen und als dies nicht mehr interessant genug ist, widmet er
sich wieder seinen Steinen. Wir haben immer ein Eimerchen im Ludwig so dass wir
für das Sammeln von Steinen in größeren Mengen vorbereitet sind.
Gegen 11 Uhr brechen wir auf in Richtung Bad Frankenhausen
in den Natur- und Geopark Kyffhäuser, wo wir zum Kyffhäuser Denkmal wollen. Katja
war vor ca. 15 Jahren das letzte Mal dort, Tommy und Jamie noch nie. Die
letzten Meter bergauf gehen aufgrund der Kurven und der Steigung nur schleppend
voran aber wir haben es nicht eilig. Im Gegensatz zu den Hundertschaften von
Motorrädern, die den ganzen Tag nichts Besseres zu tun haben als im Affentempo die
B85 hinauf- und dann wieder herunter zu donnern. Auf der Kelbra Seite des
Berges gibt es einen kleinen Parkplatz kurz vorm Ortseingang und dort stapeln
sich die Biker während ihrer kurzen Pausen.
2 Euro Parkgebühren (für 24 Stunden, wir hätten also dort
nächtigen können) sind vollkommen okay und wir machen uns fürs Mittag erstmal
über eine Thüringer Bratwurst her bevor wir den kurzen Aufstieg zum Denkmal
wagen. Jamie kann zwar wunderbar laufen hat aber gerade eine „Tragen“ Phase und
so trug meist Tommy den nicht mehr so leichten Jamie den Berg hinauf. Eintritt
kostet für Erwachsene 8,50 Euro und man füllt einen Zettel für die
Kontaktverfolgung aus. Nur in Innenräumen ist die Maske vorgeschrieben also im
Museum, Shop, Café etc. Wer den Denkmalturm des Kaiser-Wilhelm-Denkmals über immerhin
250 Stufen erklimmen möchte, soll die Maske auch tragen und ich frage mich, wer
die kollabierten Kletterer aus dem Turm entfernt.
Bereits im 12. Jahrhundert entstand hier die dreigeteilte
Reichsburg Kyffhausen, deren Bau während der Regierungszeit Friedrich I.
Barbarossa vollendet wurde. Mit dem Zusammenbruch des Stauferreiches um 1250
verfiel leider auch die Anlage, sie ist aber bis heute noch erkennbar. Auf dem
Areal befindet sich der mit 176 m Tiefe der tiefste Burgbrunnen der Welt, der
1936/37 wieder freigelegt wurde.
An der Ostseite des 81 m hohen Denkmals ist Kaiser Friedrich
I. Barbarossa als Sagenkaiser in Stein gemeißelt (6,5 m hoch), darüber reitet
Kaiser Wilhelm I. (10,5 m hoch). Laut Wikipedia war mit dieser Anordnung die
Botschaft des Denkmals eindeutig: Barbarossa war nicht wieder zurückgekehrt,
sondern durch einen besseren Nachfolger ersetzt worden. Hier wird
wahrscheinlich auf die Barbarossasage Bezug genommen, deswegen soll sie hier
ganz kurz wiedergegeben werden:
In einer Höhle des Kyffhäuserberges schläft Barbarossa
mitsamt seinen Getreuen, um eines Tages zu erwachen, das Reich zu retten und es
wieder zu neuer Herrlichkeit zu führen. Während er schläft, wächst sein Bart um
einen Steintisch. Bis jetzt reicht er bereits zweimal herum und wenn die dritte
Runde beendet ist, beginnt das Ende der Welt. Alle hundert Jahre wacht der
Kaiser auf und horcht, ob die Raben noch immer um den Berg kreisen. Tun sie
dies noch immer, schläft er für ein weiteres Jahrhundert.
Nach einer kurzen Kaffee-, Spielplatz- und Pinkelpause
machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Ludwig und beschließen, die Nacht
auf einem etwas weniger großen Parkplatz zu verbringen und fahren daher die B85
wieder runter. Dort haben wir auf dem Hinweg einen kleinen Wanderparkplatz
entdeckt, der Platz für ca. 6 Autos bietet und wo wir uns für den Abend und die
Nacht einrichten. Jamie kann dort wunderbar draußen in der Sonne spielen,
während drinnen das Essen vor sich in köchelt. Wir beobachten ganz aufgeregt
ein Rotkehlchen, Ameisen und lauschen den vielen Vögeln in den benachbarten
Bäumen. Bis ca. 21 Uhr donnern noch immer vereinzelt Motorräder in einem
halsbrecherischem Tempo die Straße rauf und runter und wir möchten nicht
wissen, wie viele hier bereits ihr Leben gelassen haben.
Auch in den Sonntagmorgen starten wir wieder ruhig und ohne
Eile aber nach und nach gesellen sich immer mehr Autos zu uns auf den Parkplatz
der bald keinen Platz mehr für die Wanderer und Gassigeher bietet und so packen
wir langsam zusammen und brechen auf in Richtung Heimat.
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